Klavier unterrichten?!

K

KateCookie

Guest
Hallo :-)

Ich stecke in einem kleinen Dilemma und bräuchte vielleicht mal ein paar Meinungen...

Ich spiele seit circa 15 Jahren Klavier, hatte bisher drei verschiedene Lehrer und habe jeweils extrem unterschiedlichen Unterricht bekommen - wobei ich von einem Unterrichtsstil sagen kann, dass es schlechter Unterricht war (Auf die Haltung der Hände wurde gar nicht geachtet etc). Habe am Anfang überwiegend Klassik gespielt, dann modernere Sachen und im Moment geht es Richtung Jazz, wobei auch so ziemlich alle anderen Richtungen dabei sind. Einige Jahre hatte ich zusätzlich zu einer halben Stunde Praxis auch Theorieunterricht.

Die Musikschule, bei der ich Unterricht nehme, hat mich gefragt, ob ich nicht auch Unterricht geben will. Und da wären wir bei dem Dilemma: Eigentlich finde ich, dass Klavierlehrer/innen studiert haben sollten, bevor sie jemanden unterrichten, aber andererseits wurde ich ja von dem Leiter der Musikschule gefragt und der und meine Lehrerin halten mich für geeignet genug. Ich könnte mir durchaus vorstellen, motiviert Unterricht zu geben, aber ich möchte Schüler nicht verkorksen, weil ich falsch unterrichte.
Und jetzt weiß ich auch nicht, was ich tun soll...

Vielen Dank schon mal :-D
 
Ich las neulich ein Interview des Bassisten Ralf Gauck, der zwar kein Studium abgeschlossen (wohl jedoch sowohl in Europa als auch in den USA begonnen) hat, aber ein gefragter Lehrer ist. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, sagte er, dass es beim unterrichten mehr darauf ankäme, was man kann, als einen formellen Nachweis zu liefern.
Durchaus richtig, dass jemand, der sein Studium abbricht, nicht automatisch ein Versager ist. Mir sind etliche Fälle bekannt, in denen bereits vor dem Examen Studierende in Festengagements übernommen wurden und daraufhin auf den formellen Abschluss verzichten konnten: Opernsänger zum Beispiel, die direkt den Sprung von der Hochschule an die Staatsoper geschafft haben. Es gibt solche Karrieren, aber sie sind selten und eher beispielsweise im Jazz oder in der Popularmusik denkbar.

Ist jetzt ein Lappensammler sowas wie ein Lumpensammler?
Nein, das ist einer, der Führerscheine einkassiert.
Motto: Der Führer war ein armes Schwein, er hatte keinen Führerschein!

Nur eine andere Bezeichnung für Musikstudent. :lol::schweigen:
Der ist kein Lappensammler und auch kein Lumpensammler, sondern ein Scheine-Sammler! (Natürlich sind keine Banknoten gemeint!)

LG von Rheinkultur
 
Jetzt gab es viele Posts - und viele Gedanken und Überlegungen, aber @KateCookie hat sich noch nicht wieder gemeldet. Hm. Ob sie im Urlaub ist?
 
Jetzt gab es viele Posts - und viele Gedanken und Überlegungen, aber @KateCookie hat sich noch nicht wieder gemeldet. Hm. Ob sie im Urlaub ist?
Urlaubs- respektive Flautezeit dürfte auch an der Musikschule herrschen, an der diese Lehrtätigkeit erfolgen sollte, da die dort erfolgende Terminplanung vermutlich auf die Ferienzeiten der Grund- und weiterführenden Schulen abgestimmt ist. Des weiteren lassen sich unsere Rückmeldungen durchaus auf den Punkt bringen: Verboten ist eine solche Lehrtätigkeit keineswegs, aber in künstlerischer Hinsicht eine sehr fragwürdige Angelegenheit, von der wiederholt nachdrücklich abgeraten wurde. Gut möglich, dass die Erstellerin dieses Fadens daraus schon ihre Schlüsse gezogen und sich entsprechend entschieden hat. @Stilblütes Name ist als Beispiel für Unterrichtsaktivitäten lange vor Ende des Studiums genannt worden - aber der von ihr erreichte künstlerische Leistungsstand war von Anfang an ganz sicher um Lichtjahre jenseits des Repertoires der Fragestellerin anzusiedeln. Vermutlich hat @Stilblüte bereits im Grundschulalter schwierigere Literatur als diese Stücke souverän bewältigt.

LG von Rheinkultur
 
Urlaubs- respektive Flautezeit dürfte auch an der Musikschule herrschen, an der diese Lehrtätigkeit erfolgen sollte, da die dort erfolgende Terminplanung vermutlich auf die Ferienzeiten der Grund- und weiterführenden Schulen abgestimmt ist. Des weiteren lassen sich unsere Rückmeldungen durchaus auf den Punkt bringen: Verboten ist eine solche Lehrtätigkeit keineswegs, aber in künstlerischer Hinsicht eine sehr fragwürdige Angelegenheit, von der wiederholt nachdrücklich abgeraten wurde. Gut möglich, dass die Erstellerin dieses Fadens daraus schon ihre Schlüsse gezogen und sich entsprechend entschieden hat. @Stilblütes Name ist als Beispiel für Unterrichtsaktivitäten lange vor Ende des Studiums genannt worden - aber der von ihr erreichte künstlerische Leistungsstand war von Anfang an ganz sicher um Lichtjahre jenseits des Repertoires der Fragestellerin anzusiedeln. Vermutlich hat @Stilblüte bereits im Grundschulalter schwierigere Literatur als diese Stücke souverän bewältigt.

LG von Rheinkultur

Ja, das Niveau für 10-15 Jahre Unterricht (kommt natürlich auf die Lehrer und auf eventuelle Unterbrechungen an) fand ich auch nicht besonders hoch.

Mein dezentes "Hm" heißt übersetzt so viel wie: War es dann doch vielleicht ein Fake?

(Übrigens eine interessante Frage: Wer erkennt wann in welchem Kontext ein Fake als solches, sicher oder mit Einschränkungen?)
 
Verboten ist eine solche Lehrtätigkeit keineswegs, aber in künstlerischer Hinsicht eine sehr fragwürdige Angelegenheit, von der wiederholt nachdrücklich abgeraten wurde.
Es tauchte noch gar nicht der Aspekt des Grades der Qualifikation auf -abgesehen von Sonderförderung besonders begabter Talente in staatlichen Programmen (Jungstudent) -gibt es durchaus Gründe für den Anfängerunterricht andere Qualifikationen zu erwarten als fur einen ambitionierten Fortgeschrittenen. Immerhin ist dieHeranführung an das Notenlesen und umsetzen ein Hauptbestandteil, neben dem Erlernen wie man übt usw. und ein überqualifizierter Lehrer wird Beruf als frustrierend erleben. Und bei jüngeren Schülern ist der Nachahmungstrieb noch besonders ausgeprägt. Wenn es ihm richtig vorgemacht wird, macht er es so nach.
 
Ja, das Niveau für 10-15 Jahre Unterricht (kommt natürlich auf die Lehrer und auf eventuelle Unterbrechungen an) fand ich auch nicht besonders hoch.
Ich glaube hier wird völlig verkannt, welchen Level durchschnittliche Klavierschüler in der Masse haben. Die angegebenen Kompetenzen dürften gängig sein, und sind bei solidem Grundwissen und Grundkönnen durchaus zu achten. Der Punkt ist, kann jemand auf diesem Level sich selbst passende Literatur auswählen und allein bearbeiten. Diese Kompetenz ist höher zu bewerten, als ein Level höher aber nur mit Vorarbeit und Führung mit Lehrer.
 
Ich glaube hier wird völlig verkannt, welchen Level durchschnittliche Klavierschüler in der Masse haben. Die angegebenen Kompetenzen dürften gängig sein, und sind bei solidem Grundwissen und Grundkönnen durchaus zu achten.

Huh? ich hoffe doch sehr, dass ich nach 15!!! Jahren Unterricht deutlich mehr drauf haben werde als Claire de Lune, ein bissel Mozart und Yiruma...
 
(1) Immerhin ist dieHeranführung an das Notenlesen und umsetzen ein Hauptbestandteil,
(2) neben dem Erlernen wie man übt usw. und ein überqualifizierter Lehrer wird Beruf als frustrierend erleben.
(3)Und bei jüngeren Schülern ist der Nachahmungstrieb noch besonders ausgeprägt. Wenn es ihm richtig vorgemacht wird, macht er es so nach.
@elli
ich habe deine Anmerkung thematisch unterteilt:
zu (1) das notenlesen könnte notfalls bei halbwegs fortgeschrittenen Ex-Schülern (Niveau a la #4) gelernt werden, fraglich aber ist, ob die "Qualifikation" Ex-Schüler zu sein dafür ausreicht zu wissen, wie man 5-7 jährigen Kindern, die gerade erst lesen lernen, das Zeichensystem der Notennotation erklärt... siehe dazu, was @thepianist73 angemerkt hatte
(2) eine unqualifizierte Lehrkraft in Sachen Klavier zeichnet sich u.a. dadurch aus, dass er/sie spieltechnisch schlichtweg zu wenig kann und zu wenig weiß (so jemand beherrscht weder alle nötigen Anschlagsweisen noch die nötigen geschmeidigen Bewegungsarten, geschweige denn, dass so jemand das alles erklären und vermitteln kann) und dann hat jeder Anfänger da schlechte Karten*)...
(3) ...ärgerlich wenn der Nachahmungstrieb eben nicht dort angewendet wird, wo etwas richtig vorgemacht wird (siehe (2))...

wer freilich nicht mehr erwartet und will, als 4-5 beliebte "Lieder" irgendwie auf irgendwelchen Tastengeräten klimpern zu können, der sollte für diesen Wunsch nicht Muttis Geldbeutel strapazieren, sondern ökonomisch geschickter vorgehen: da Mutti ohnehin schon daheim Internet zahlt, kann man sich die für dergleichen passenden "Tutorials" reinziehen :-)

_______________________________
*) die typischen Folgen von untauglichem Unterricht lassen sich problemlos aufzählen:
- zu viel Druck in den Tastenboden
- zu viel Anstrengung
- unbewegliches Handgelenk
- zu viel verspannte Fingerarbeit
- zu wenig Armführung
- keine Ahnung von der Funktionsweise der Tastenmechanik
- keine Fähigkeit zur Anschlagsdifferenzierung
- eckige, holprige, oftmals verkrampfte Bewegungen, sowieso zu viel Muskel(ver)spannung(en) (Nacken, Schulter, Unterarm usw.)
...und all das "lernt" man ja... kein Wunder, dass dann bei mehr Ambitionen die Lust vergeht, wenn man sich diesen scheußlichen Horrorkatalog jahrelang abgewöhnen muss und dabei die vertane Zeit bejammert...
 

im Grundschulalter hab ich doch im Dreck gespielt :heilig:
Ein Glück, dass ich noch ein zweites Mal auf den Text geschaut habe. Zuerst habe ich nämlich "im Grundschulalter hab ich noch Dreck gespielt" gelesen und überlegt, wie der Vorname von Herrn Dreck, dem großen unbekannten Komponisten, lauten könnte. Denn dieser Zuname ist bei mir mit dem bedeutenden deutschen Kulturträger Freddy Dreck verbunden, der ein Zeitgenosse von Bata Billich und Rex Dildo war:
http://www.drbobl.de/News.html

LG von Rheinkultur
 
die typischen Folgen von untauglichem Unterricht lassen sich problemlos aufzählen:
- zu viel Druck in den Tastenboden
- zu viel Anstrengung
- unbewegliches Handgelenk
- zu viel verspannte Fingerarbeit
- zu wenig Armführung
- keine Ahnung von der Funktionsweise der Tastenmechanik
- keine Fähigkeit zur Anschlagsdifferenzierung
- eckige, holprige, oftmals verkrampfte Bewegungen, sowieso zu viel Muskel(ver)spannung(en) (Nacken, Schulter, Unterarm usw.)
...und all das "lernt" man ja... kein Wunder, dass dann bei mehr Ambitionen die Lust vergeht, wenn man sich diesen scheußlichen Horrorkatalog jahrelang abgewöhnen muss und dabei die vertane Zeit bejammert...

THIS!!!!!! :pokal::idee:
 
Zu mir in den Unterricht sind 90 % der Eltern mit Sätzen gekommen wie: "Es soll hauptsächlich Spaß machen". Niemand hat zu mir gesagt: "Mein Kind soll gut auf dem Klavier werden".
Ein solcher Unterricht wäre eine Mischung aus Bespaßung und Beschäftigungstherapie - Hauptsache, die Zeit ist irgendwie ausgefüllt und die lieben Kleinen sind beschäftigt und man muss sich darum nicht weiter kümmern. Wenn man sie vor der Glotze parkt, ist Passivität angesagt - aber hier müssen sie die Finger bewegen, also aktiv sein. Beruhigend für das Gewissen der Erziehungsberechtigten.

Hand aufs Herz: Wenn die "Lernziele" so aussehen, könnten tatsächlich Hobbypädagogen wie Hausfrauen oder Rentner mit ausreichend Tagesfreizeit "Klavierstunden" erteilen. Da geht es zu wie in einem Sportverein, der sich in seine Vereinssatzung schreibt, dass garantiert keiner ins Schwitzen gerät. Eine solche Erwartung geht am Wesen des Sporttreibens komplett vorbei, bei dem es eben ohne Schweiß nicht geht.

LG von Rheinkultur
 

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