Probestunde gratis: ja oder nein?

  • Ersteller des Themas Pianojayjay
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Auch wenn Probestunde kostenlos oft gemacht wird ist es schädlich: Man fragt sich, warum man sich so anbidern muss, nur im Schüler zu gewinnen. Für mich als Klavierlehrer ist es eindeutig: Ich wertschätze meine Arbeit und möchte dafür bezahlt werden; von der ersten Stunde an. Dieses gesunde Selbstbewusstsein zeigt den Eltern der Kinder auch, dass sie es mit jemanden zu tun haben, der hinter seiner Arbeit steht und den man ernst nehmen kann und nicht jemand, der einem etwas unterjubeln will. Insofern, liebe Kollegen, seid mutig und verlangt das, was eure Arbeit wert ist.
 
Von Grundsätzlich kostenfreien Probestunden würde ich auch Abstand nehmen. Natürlich könnte ich jetzt sagen, meine Tonträger kommen auch vorbei und messen mein Treppenhaus aus und sagen mir später ob sie meinen Flügel durch die Wendeltreppe bekommen und zu welchem Preis, aber jegliche Vergleiche hinken da einfach.
Das wäre dann eher vergleichbar mit einem Telefonat, dass ich natürlich nicht in Rechnung stellen kann.
Ist ja die Frage, was ist eine Kennenlernstunde und vor allem für wen ist die?
Hock ich mich als Lehrer in den Sessel und sag "zeig mal was du so kannst!" Oder hör' ich zu und versuch aus dem wenigen Input, den Schüler, mit etwas, was Ihn weiterbringt, zu entlassen.

Für mich wäre eine Kennenlernstunde keine Option.
1. Der organisatorische Aufwand überwiegt die eigentliche Leistung
2. Eine Stunde reicht für ein Kennelernen nicht aus
3. Es darf Unterricht-nehmenden ruhig auch mal klar werden, dass gute Leistung ihren Preis hat.

Eine Probezeit mit einmonatiger Kündigsfrist, halte ich für sinnvoller oder aber wenn es nicht anders machbar ist, würde ich den Einzelstunden-Preis verlangen, der ja meist höher ist, und bei Vertragssschluss verrechnen.
 
Klavierunterricht und auch Klaviere stimmen sind Dienstleistungen welche bittschön bezahlt werden. Ist man mit dem Dienstleister nicht zufrieden, gibt es Mittel und Möglichkeiten dies zu beheben.
Auch ich hatte kurioserweise mal einen "Auftrag" bekommen, doch erst einmal kostenlos Probe zu stimmen, ob man mich dann als Klavierstimmer öfter bestellt - gehts noch?
Ich kann nur jeden Klavierlehrer raten die sogenannte Probestunde zu kassieren und in Aussicht zu stellen diese Stunde beim Abschluß eines gültigen Unterrichtsvertrages anzurechnen.

LG
Henry
 
oder sag einfach, "spielen sie Schönberg", der passt in jede "waldmeister-stimmung"
kriegt eh keine Socke mit, was man da produziert..
 
Ich würde meine Tochter nie zu einem neuen Klavierlehre schicken, ohne nicht vorher eine Probestunde - ich nenne es Kennenlernstunde - zu vereinbaren. Ob ich die Stunde bezahlen muss oder nicht, entscheidet der Anbieter.

warum muß ich jetzt an Goucho Marx denken? "Ich würde nie Mitglied in einem Club der mich als Mitglied akzeptiert."
 
Eine kostenlose Probestunde gebe ich auch nicht. Ich gehe nach der Devise, was Unterricht ist, wird bezahlt, alles was Kennenlernen ist, gehört zum zwischenmenschlichen dazu, was wir als Lehrer-Schüler auf beiden Seiten brauchen.
Warum es bei dem Wort Probestunde fast schon unumgänglich ist, dazu zu sagen, das diese bezahlt wird, um Missverständnisse vorweg zu nehmen, kann ich allerdings auch nicht so ganz nachvollziehen.
Daher Sind Begriffe wie Probegespräch und ein Kennenlernen wohl besser.
Ich nehme mir für ein (kostenloses) Kennenlernen dann zwischen 15-30min Zeit um sich...ja kennenzulernen. Schüler und Lehrer müssen sehen, ob sie sympatisieren und vor allem bei Kindern/Jugendlichen kommen dann meist auch die Eltern mit, damit sie wissen, wo sie ihr Kind wöchentlich hinschicken. Dafür habe ich absolutes Verständnis.
Daraufhin vereinbare ich 4 Wochen Probezeit. Denn 15min. reichen nur für den ersten Eindruck und dienen v.a. der Sicherheit der Eltern.
Kommt man über die Musikschule an den Lehrer ist das sicher anders, ich spreche vom rein privaten Kl Unterricht.
 
Bei mir gibt es außschließlich eine kostenlose und unverbindliche Kennenlern-Stunde. Ich will wissen, ob die Leute zu mir passen! Danach entscheide ich mich, ob ich die Leute haben will...

In dieser Kennenlernstunde kann man gut heraus bekommen, was die Leute wollen (nach 3 Monaten Beethovensonaten und jugendmusiziert-Erfolge?! Oder eher Improvisation in Richtung Jazz? Theoretisches Hintergrundwissen ja/nein? Dressierte Affen?)
Und die Leute können sich auch einen Eindruck machen, was ich anbiete und was nicht. Manchmal passt das eben auch mal nicht.

Danach gibt es selbstverständlich immer auch noch 3 Monate Probezeit!
 
Gestern war ich in genau dieser Situation, Viola.
Ich hatte meine erste Stunde bei einer neuen Lehrerin, da mein vorhergehender Lehrer langfristig keine Zeit mehr für mich hat.
Dies wäre keinen Beitrag wert, wenn ich nicht danach komplett aufgewühlt gewesen wäre. Ganz anderer Ansatz, die Probleme (hoffentlich irgendwann) zu lösen, die meinem Spiel innewohnen. Ob das wohl gutgehen kann? Ich betrachte mich als völlig offen für einen anderen Weg und dennoch merke ich diese Problematik des Erwachsenen, dass er psychisch und physisch kein unbeschriebenes Blatt mehr sein kann, und wenn er es sich noch so sehr wünschte (wie ein Kind von Neuem zu beginnen ...).
 
Da wünsche ich gutes Durchhaltevermögen bei dieser Umstellung.
Natürlich hat jeder Lehrer einen anderen Ansatz, und Dinge auf denen er bestehen will oder muss.
Allerdings finde ich, dass es zur pädagogischen Kunst gehört, instrumentaltechnische Revolutionen sozusagen sozialverträglich abzufedern, den Schüler da abzuholen, wo er steht ( manchmal haben Lehrer ihrerseits Schwierigkeiten, dorthin zu kommen) und ihn sanft wenn auch bestimmt ins Neuland zu geleiten.
Außerdem gibt es bei j e d e m Schüler positive Aspekte, bei denen man ansetzen kann ohne das bisher Gelernte oder Gewohnte komplett über den Haufen zu werfen.
Es prallen innerhalb der Pädagogenszene mitunter Weltanschauungen aufeinander, wo dies gar nicht nötig wäre. Jedes Konzept beihaltet einen wahren Kern ( naja, da gibts Ausnahmen), das Problem ist, was jeweils ausgeschlossen wird und bei einer allzu großen Radikalität zu Irritationen führen kann.
Man kann Schriften über Methodik und Didaktik studieren und findet diametral sich widersprechende Ansichten , auch in neuester Literatur.
Wenn ich nur an den hiesigen Faden über Fingerhochhaltung, Nichthochhaltung etc. denke oder an den neulich verstorbenen Peter Feuchtwanger, der teilweise angegriffen wurde und andererseits eine fast sektenartige Jüngerschar um sich hatte.
Einfach mal abwarten und sehen was passiert...
 
Gestern war ich in genau dieser Situation, Viola.
Ich hatte meine erste Stunde bei einer neuen Lehrerin, da mein vorhergehender Lehrer langfristig keine Zeit mehr für mich hat.
Dies wäre keinen Beitrag wert, wenn ich nicht danach komplett aufgewühlt gewesen wäre. ....

Dieses "komplett Aufgewühltsein" - das kann man als Lernende auch in positive Energie umwandeln. Es gibt Kunden, die suchen, wollen und brauchen genau DAS! Ich kann das im übrigen nicht anbieten. Bei mir wird alles (!) differenziert erklärt, warum man etwas so und oder nicht so "besser" tun könnte. Gemeinsam Suche nach Verbesserung des Spiels.

In Deinem Fall lohnt ein kleiner Blick hinter die Kulissen der Beziehung zwischen Lehrkraft und Proband. Was ist da passiert?

Als Erwachsene kann man darüber nachdenken, welche Ziele mit so einer "Aufwühlung" verfolgt werden könnten (Hypothesenbildung):

- Selbsterhöhung der Lehrkraft durch Erniedrigung des Schülers? - nicht gut. Spricht nicht für die Lehrkraft aber: wenn diese fachlich etwas zu bieten hat kann man sich bewusst entscheiden, diesen Aspekt zu erdulden.

- Beziehung herstellen durch Doppelbotschaften? Öffnet Manimpulationsmechanismen und einer Abhängigkeit Tür und Tor! Durchschaut man das, kann man wiederum die Lerninhalte heraus filtern und die anderen Aspekte abhaken, was auf Dauer zu Verwicklungen fürhern wird, da die Lehrkraft selbständige Probanden nicht dulden wird.

- zusätzliche Motivation durch Druckaufbau? - Wozu das? Kann man nicht selbst entscheiden was man wann in welcher Intensität erreichen will? Durch Nachfragen kann man allerdings auf fachlicher Ebene sehr gut heruas lösen, ob hinter dem Druck auch fachliches Wissen zum Vorschein kommt.
 

Letzten Donnerstag hatte ich also die zweite Stunde. Ich hatte mich akribisch schriftlich vorbereitet, um die Lehrerin in meinen Lernstand einzuführen. Das heißt, es ging mir in der zweiten Stunde nicht darum, ein ganzes Stück durchzuspielen, sondern auf den Punkt zu bringen, was bei mir meines Erachtens schief läuft seit längerer Zeit und (selbstverständlich) ihren Blick von außen darauf zu erfahren. Das lief sehr gut, muss ich sagen! Wir haben exemplarisch an bestimmten problematischen Stellen der Schumann-Fantasie gearbeitet, um eine gelöstere Ausführung und einen freieren Klang zu erreichen. Sie bemerkte die Probleme sehr genau und half mir, aus meiner festgefahrenen Situation herauszufinden. Beim Üben hat mich das in nur wenigen Tagen sehr gut weiter gebracht, wobei ich aber bemerke, dass die Anweisungen einige Tage meine Ohren und Arme führen, sich aber dieser Effekt doch recht schnell auch wieder abschwächt. Dann kommen die alten Tendenzen wieder langsam durch.

Also habe ich sie gebeten, mich weiter zu betreuen. Sie ist sehr lieb und kennt sich gut aus, hat aber eher wenig Erfahrung mit Erwachsenen. Die könnte sie nun mit mir machen. Auch Erwachsene sind interessante und dankbare Schüler, finde ich.
Ich habe ihr auch gesagt, dass sie noch - nach dem Clavio-Treffen in Zwickau - "nein" sagen darf, falls sie dann doch keine Lust hat. Aber das hoffe ich nicht, denn wir haben schon über den groben Fahrplan für die nächsten drei Jahre gesprochen.
 
welche Ziele mit so einer "Aufwühlung" verfolgt werden könnten (Hypothesenbildung):
Ach Du liebe Zeit!

Ich plädiere doch dafür, zunächst den Ball flach zu halten. Ein neuer Lehrer setzt sicher andere Schwerpunkte. Das würde ich als Chance betrachten. Wenn diese Situation auf jemanden einstürzt, der so reflektiert übt, wie ich das bei @Herzton erlebt habe, halte ich eine gewisse Verwirrung für völlig normal. Man muss sich einlassen, finden, hinterfragen.

Als Erwachsener hat man eher das Selbsbewusstsein, bei bestimmten Aspekten zu sagen: Ja, mag sein, lieber KL, dass Du Recht hast, aber die Gewohnheit X möchte ich (jetzt) nicht mehr ändern. Oder man sagt, stimmt, welch wertvoller Hinweis - dann arbeitet man von selbst dran. Sich jeweils zu entscheiden, kann aufwühlen, ist aber nicht schlimm, sondern am Ende sehr produktiv.

Für einen Lehrer, der sonst Kinder unterrichtet, kann das natürlich schwierig sein. Einerseits bekommt man vielleicht Gegenwind, dass der Schüler einen Rat nicht annimmt. Andererseits denke ich, dass der Lehrer den Schüler weniger motivieren muss. Der kommt schließlich aus freien Stücken und investiert sein eigenes Geld. Da kann man wohl von einer intrinsischen Motivation ausgehen.

Nach einer Stunde gleich zu befürchten, die Verwirrung sei vom Lehrer vorsätzlich und mit eine "hidden Agenda" herbeigeführt, halte ich für übertrieben. Ich würde hier immer erstmal von (anfänglichen) Kommunikationsproblemen ausgehen. Offenbar konnte @Herzton mit der Situation ja auch gut umgehen.

@Herzton: Viel Erfolg mit dem neuen KL. Ich hör mir das in Zwickau ganz genau an!
 
Man muss sich einlassen, finden, hinterfragen.

Ja, so sehe ich die Sache auch. Sie hat die Probleme schnell richtig erkannt. Ihre Lösungsansätze unterscheiden sich aber naturgemäß von denen meines ehemaligen Lehrers. Da war aber mitnichten ein besonderer Hintergedanke vorhanden oder eine herablassende Art.
 
Bei Probestunden wird bei mir bereits aus der HP deutlich, dass sie vergünstigt, aber nicht gratis sind (, um Probestunden-Hopping zu vermeiden).
Im Einzelfall entscheide ich dann, ob ich die Stunde im Nachhinein verschenke, oder nicht.
Erscheint man in einem Villenvietel, muss sich durch schmiedeeiserne Tore, parkanlagenähnliche Vorgärten und bissige Jagdhunde ("die wollen nur spielen") bis zum Schüler vorarbeiten, wird natürlich nichts verschenkt..;-) (Die neue Jeans ist ja auch nicht gratis)...
Erkennt man aber im Gespräch, dass die Stunden den Eltern schon etwas wehtun, sieht das anders aus, und kann zumindest bei mir auch das Honorar um bis zu 10% beeinflussen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Moin!

ich habe da schon erlebt:
- Wing Chun Kung Fu: erster Monat kostenlos
- Saxophon: Probestunde kostenlos, beiderseitige Kündigung im ersten Monat möglich
- Gesangslehrerin: bei Vertragsabschluss kostenlos, sonst einen angemessenen Beitrag

Ich hätte aber kein Problem damit, für eine Probestunde zu bezahlen.

Grüße
Häretiker
 
darf ich mich bitte in diese Runde einbringen, obwohl meine Frage nicht unmittelbar zum Thema passt?

Ich hätte nun endlich die Möglichkeit, Unterricht zu bekommen. Aber die Unterrichtszeiten orientieren sich am allgemeinen Schulbetrieb, so dass ich in der Ferienzeit keinen Unterricht bekäme. Ist das bei Euch auch so? Wie kommt Ihr damit klar? Ich befürchte nämlich, dass ich in den großen Ferien viel Zeit ohne Kontrolle hätte und mir auf diese Art und Weise irgendetwas Fehlerhaftes angewöhnen könnte. Oder, dass ich das in der letzten Stunde Erlernte schnell wieder vergesse.
Sind meine Befürchtungen berechtigt oder sehe ich da Gespenster?

Zur Logistik: Der erste Monat gilt als Probezeit, während der man ohne Frist beiderseits kündigen kann. Ich finde diese Regelung schon gut, weil man oft in einer einzigen Stunde (eigentlich dauert ja die Stunde nur 45 Minuten) sein Gegenüber zwar einigermaßen einschätzen kann, aber sich "Eigenheiten" erst im Lauf der Zeit offenbaren.

Danke schon mal für Eure Antworten!
 
Mein erster Unterricht war in einer privaten Musikschule und während der Ferien war geschlossen. Es war furchtbar!

Mein zweiter Klavierlehrer hat nur ab und zu Auszeiten genommen – das war toll! So war ich nie mehr als zwei Wochen ohne Unterricht.

Ich befürchte nämlich, dass ich in den großen Ferien viel Zeit ohne Kontrolle hätte und mir auf diese Art und Weise irgendetwas Fehlerhaftes angewöhnen könnte.

Warum sollte das passieren? Keine Sorge! Ich habe seit drei Monaten keinen Unterricht und während dieser Zeit nur Fortschritte gemacht! Klar, ich habe ja auch fast fünf Jahre lang wertvolle Tipps bekommen. Allerdings habe ich nicht auf dem Schirm, ob Du Autodidakt bist.
 
Lieber @Peter,
könntest Du bitte die letzten Beiträge ( ab meiner Frage) in einen anderen Faden schieben, Danke!
 

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