Die Oper ist sicher eine der absoluten Königsdisziplinen. Du musst es schaffen, das Publikum über mehrere Stunden permanent zu unterhalten. Ich denke das ist mit ein Grund dafür, warum wie Verdi sagte es zu allen Zeiten nur relativ wenig gute Opern gab. Drei Dinge sind in jedem Fall erforderlich…
1. Grundlagen
Die sind wohl immer notwendig, wenn man sich an etwas versuchen will. Harmonik, Kontrapunkt, Choralsatz, Orchestersatz usw. müssen perfekt sitzen. Da du dich schon an Sinfonien versucht hast nehme ich an, dass dieses Wissen vorhanden ist. Ist dir vertraut, was die menschliche Stimme im Stande ist zu leisten? Kennst du die einzelnen Stimmlagen? Wie schon richtig gesagt wurde, muss das auch singbar sein. Kennst du die kompositorischen Mittel einer Arie, eines Duettes, Terzettes, Quartettes und von Chören?
Ich nehme mal an, du willst eine deutsche Oper komponieren und natürlich beherrschst du diese Sprache, das allein reicht aber nicht. Mach dir genaue Gedanken über die Eigenheiten der deutschen Sprache. Zum Beispiel: Beim Ungarischen wird fast jede erste Silbe eines Wortes betont, die italienische Sprache verweilt relativ lang auf den Vokalen, im Spanischen haben die Konsonanten mehr Bedeutung, Französisch fließt und kommt mit sehr wenigen Akzenten aus. Deutsch ist unter anderem durch lange, schwere Worte gekennzeichnet. All diese Merkmale hörst du auch, wenn die Sprache gesungen wird, selbst bei instrumentalen Stücken hört man es (vergleiche hierzu z.B. Werke von Bartok, Verdi, Ravel und Wagner/Schumann/Schubert). Es geht also um die typische Sprachmelodie einer Sprache, die beachtet werden muss. Welche Wörter, welche Silben müssen durch Akzente oder bestimmte Tonhöhen betont werden, welche dürfen länger gehalten werden… Verdi griff nicht grundlos gerne ins Libretto ein, wenn ihm etwas nicht in die Musik passte. Auch die Beschäftigung mit deutschen Volksliedern ist hier sehr wichtig.
Tragödien müssen technisch anders gesungen werden, als Komödien und selbst da gibt es noch viele Unterschiede. Die Carmen wird ganz anders gesungen, als Don Pasquale oder die Meistersinger und Verdi hat sich lange darüber Gedanken gemacht, wie sein Falstaff zu singen ist. Warum?
Wie können Opern aufgebaut sein? Nummernoper, durchkomponierte Oper, Einakter…
2. Konzept
Du brauchst ein stimmiges Konzept, ein Grundgerüst für die Oper. Möchtest du eine durchkomponierte Oper oder eine Nummernoper schreiben? Möchtest du Leitmotive verwenden… Ist das Libretto stimmig und umsetzbar, passt der epische Aufbau? Wie schaffst du es, dass Publikum musikalisch und dramaturgisch permanent zu unterhalten? Hier gilt es sich anzusehen, wie die großen Komponisten das geschafft haben. Schau dir zum Beispiel den Rigoletto, La Traviata und Il Trovatore an, das sind für mich vollkommene Opern.
Rossini hat neununddreißig Opern geschrieben, trotzdem sind nur sehr wenige davon im Standardrepertoire. Warum? Sind die schlecht komponiert? ;)
3. Schöpferische Geist
Den muss man für eine Oper mitbringen und zwar im überdurchschnittlich hohen Maße.
Mein Vorschlag: Wenn du dich für ein Libretto entschieden hast, dann such dir eine Arie heraus und versuch mal, diese zu vertonen, das könntest du auch mit irgendeinem Gedicht für den Anfang probieren.
Soweit ein paar Gedanken von mir…
Viele Grüße!