Neuer, talentfreier Vorschüler- Fahrplan gesucht

M

marcusn

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19. Juni 2022
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Hallo,

wir Ihr seht bin ich neu hier und werde bald 60, auf dem Niveau eines "Vorschüler".
Vielleicht könnt Ihr mir einen Rat gegeben, ob in meinem Fall ein Klavierunterricht überhaupt förderlich und sinnvoll ist.

Vorweg noch was Persönliches:
Bei mir liegt eine Behinderung aus dem autistischen Spektrum vor, wurde leider erst vor einigen Jahren festgestellt. Mein Leben lief entsprechend.
Das soll jetzt auch nicht das Thema hier sein, ich befürchte aber, dass das ggf. mit eine Ursache war die zur Kündigung auf Grund Talentlosigkeit des bisher einzigsten Klavierunterricht nach nur ca. 2 Monaten führte und mich bei einem möglichen Unterricht ggf. ebenfalls einschränken könnte.

Vorgeschichte:
Als Kind und Jugendlicher hatte ich für einige Jahre zwei Blasintrumente (Violin- und Baßschlüssel) gelernt.
Auf der Blockflöte konnte ich jedenfalls bis zu meinem Musikunterricht immer meine Lieblingslieder aus dem Gedächtnis heraus nachgespielen, Transponieren war damals kein Problem, spielte so lange bis die Melodie aus meinen Gedächtnis wieder passte.
Im späteren Musikunterricht (Gruppen) gab es Musik von Telemann und Co und das Spielen machte mir Spaß. Laut Lehrer damals hätte ich Talent, jedenfalls konnte ich die kleinen Heftchen leicht durcharbeiten.
Dennoch liebäugelte ich immer mit einem Klavier / Flügel / Orgel, diese Faszination läßt mich bis heute nicht los, auch die Liebe an der Musik.

Vor wenigen Jahren kaufte ich ein einfaches e-Piano (Hammermechanik). Schnell merkte ich, dass ich keine Fortschritte machte, außer "Klimpern" brachte ich mangels Technik und Unterricht nichts zustande.
Ich benötigte etwa ein Jahr bis ich den Mut und Überwindung aufbrachte einen Kontakt zu einem KL herzustellen. Als Vorbereitung übte ich einige Wochen lang ein ganz kleines Menuett ein.
Die Situation war für mich mit einem sehr hohen Stresslevel, Angst und Unruhe verbunden, da alles ungewohnt war: Neuer Raum, "richtiges" Klavier, ganz anderer Klang und ein anderes Tastengefühl und zudem ein mir fremder Pianist dicht an meiner Seite, der immer auf meine Finger schaute. Das Vorspiel geriet zum Fiasko.

KL fragte im Unterricht auch Vieles aus der Musiktheorie ab, die ich zum Glück größtensteils immer beantworten konnte.
(Therorie ist eigentlich kein Problem für mich, das kann ich auch gerne in Büchern nachlesen)
Er schlug zum Einstieg ein "einfaches" Stück über 2 DIN-A4 Seiten vor.
Das überraschte mich doch, da ich davon ausging, dass er mit mir als Anfänger erst Tonleitern, Grundübungen und ähnliches üben würde.
Das Stück war beidhändig, mit Melodien / Variationen auf beide Hände verteilt. Die Melodie der rechte Hand war teilweise auf 2 Oktaven verteilt. Ich war damit leider überfordert, gerade mit beiden Händen und Fingern, die ich nicht "asychnron" (räumlich und zeitlich im Takt) bewegen konnte.

Ich übte beinahe täglich, diverse Fingersätze für Sprünge über die zwei Oktaven wollten einfach nicht reingehen. Der Kopf verstand immer sofort, meine Finger (ver)spielten immer was anderes.
Bei jedem Termin scheiterte ich im Vorspiel, der KL überging das und machte mit immer neuen Zeilen weiter, als ob er in einer für ihn festgelegten Zeit das Stück zu Ende bringen wollte. Der Druck wurde immer größer für mich, ich bekam beim Livespielen "Blackouts", oft ging nicht mehr, wollte am Liebsten einfach nur schreiend den Raum verlassen. Er wurde auch ungeduldig, wenn ich mich wiederholt verspielte, bzw. ich wieder an einem Fingersatz scheiterte.
Zugleich meinte er wenige Termine später imn Unterricht, dass ich kein Talent hätte und noch einmal gegen Ende (bei "Kündigung"), dass ich wahrscheinlich nicht so schnell über das Niveau einfacher Kinderlieder herauskommen würde.

Nach ca. einem Monat lobte er zudem regelmässig vor / in meinem Untericht einen neuen Schüler (der war vorher dran), wie wundervoll und talentiert er sei und dass er ihn gerne intensiver fördern möchte. Das von mir einzübende Stück war im zweiten Monat durch, ohne dass ich das Gefühl hatte das sicher spielen zu können.
Der Untericht endete nach ca. zwei Monaten, "ob ich mit einer Beendigung einverstanden wäre", er würde gerne mit seinem neuen Schüler intensiver und länger üben.

Ich war ziemlich "fertig", wenn ich zugleich seine Expertise "kein Talent" überhaupt nicht in Frage stellen möchte!
Jedenfalls rührte ich mein e-Piano ein halbes Jahr gar nicht mehr an, bis mir von E. Satie die Gymnopedie No. 1 in den Sinn kam und ich aus "Trotz" die Noten einfach kaufte. Nach ca. einem halben Jahr (nicht jede Woche und nicht täglich geübt) konnte ich das Stück doch irgendwie "spielen", allerdings nur auswendig, weil ich so schnell die Noten im Orignaltempo nicht erfassen kann und ich mich entweder nur auf den Violinschlüssel, oder nur auf den Bassschlüssel konzentrieren kann.
Es klingt nicht schön bei mir, eher hölzern, kein Vergleich wie eine Aufnahme von Olga Scheps. Man hört immer bei mir, dass meine ganzen Konzentration noch bei der Findung der richtigen Tasten liegt und nicht bei der Musik. Aber irgendwie hatte ich es doch geschafft.

Ist-Zustand:
Konktrete Ziele habe ich eigentlich keine, meine Vorlieben liegen z.B. im Barock (nicht nur), vielleicht weil ich auch in der Musik stetig auf der Suche nach Mustern und Strukturen bin.
Ich möchte auch niemanden etwas vorspielen, kein konkretes ("Pop")-Stück aus der Neuzeit auf Teufel komm heraus einüben, um mir oder jemand anders was zu beweisen. Es gibt auch keinen Zeithorizont. Eigentlich möchte ich nur ein wenig meine Finger, Gedächtnis- und Musikverständnis trainieren und vor allem Freude beim eigenständigen Spielen haben.

Bei Satie jedenfalls meine ich einiges gelernt zu haben und bei mir kam seit sehr vielen, langen Jahren wieder eine sehr große Freude auf Musik wieder mit meinen Händen zu erzeugen und Akkorde klingen zulassen.
Jetzt übe ich aus Not heraus die No. 3, fällt mir etwas leichter. Ich schaue bei den Akkorden und Takten nicht mehr so auf die einzelnen Töne, sondern beachte die Gesamtstrukur: Also z.B. die Zusammensetzung der Akkorden aus Terzen, Quarten oder Quinten: Betrachte jeweils den untersten Ton und greife entsprechend.
Aber ob das die richtige Technik ist weiß nicht, bitte mir nicht böse sein wenn nicht, hätte das gerne lieber einen Lehrer in Ruhe gefragt.

Nebenbei:
Ich habe Spass mich z.B. stundenlang mit Tonleitern zu beschäftigen, auf Fingerübungen oder Ähnliches. D.h. wo andere keinen "Bock" auf sowas haben und lieber ein Stück so schnell wie möglich Spielen möchten, könnte man mich von Woche zu Woche auch mit sowas beschäftigen lassen. Nur, ich weiß halt nicht was ich üben kann und sollte, was sinnvoll ist und was nicht und vor allem was mich ein wenig weiterbringen würde.

Kürzlich habe ich mir "Beyer - Vorschule im Klavierspiel" und "Der praktische Czerny" gekauft, der Anfang sieht für mich machbar aus, habe ich aber noch nicht versucht.
Vielleicht ist das was für den Anfang und ein systematischer Einstieg. Allerdings würde ich hier nicht meine Fehler beim Vergreifen hören, was ich bei Satie sofort bemerke, da ich ja eine gespeicherte Referenz in meinen Ohren habe.

Damit wäre ich wieder bei einem Unterricht....
Ich weiß natürlich, dass "Ferndiagnosen" unseriös sind, vielleicht hat jemand einen Fahrplan / Idee im Kopf, wie es mit mir weitergehen könnte?

Vielen Dank!
 
Das ist aber sehr schade, dass du an so einen ungeduldigen KL geraten bist. Du möchtest Musik machen, du hast Freude daran, und dann fühlst du dich geprüft und unter Druck gesetzt. Das tut ja richtig weh beim Lesen. Das muss weg!

Ich würde dir jemand als KL wünschen, der auf deine Wünsche eingeht und dir an den Stellen hilft, wo du Hilfe brauchst. Wenn du nicht beide Notenschlüssel gleichzeitig im Griff hast und auswendig spielst - dann ist das doch völlig ok!

Ich hatte eine KL, mit der habe ich gemeinsam Stücke gesucht, die zu mir passen, sie hat mir vorgespielt und gezeigt, wie es geht, und wir haben uns gemeinsam über diese schönen Stücke gefreut. Ich habe ewig lange gebraucht für alles, aber es hat mir immer Spaß gemacht.

Für mich hört es sich an, als sei ein KL für einige Zeit das Richtige für dich, nur eben nicht so einer wie der, den du zuletzt hattest. Ich würde mich noch einmal um Unterricht bemühen.
 
Ich kann mich da nur anschließen, such dir einen anderen Klavierlehrer.
die ich zum Glück größtensteils immer beantworten konnte.

Das ist schon irgendwie ganz falsch. Ich bezahle für die Stunden. Klar versuche ich zu lernen, aber wenn ich etwas nicht kann, dann muss er es mir halt nochmal erklären. Es ist ja nicht so, dass man beim Klavierunterricht (Schul-)Noten bekäme und ein Klassenziel erreichen müsse.

Such dir einen anderen Lehrer, sag ihm gleich, dass du es langsam angehen möchtest und dann wird das auch.

(Und lass dir nicht einreden, dass du zu alt wärst, das bist du nicht).

Und wenn du bereits beidhändig spielen kannst, bist du nicht auf dem Niveau eines Vorschülers. Ich kam in den Unterricht mit "ich kenne die Noten des Violinschlüssels" und wir haben erst mal einige Wochen geübt, bis wir das erste beidhändige Stück in Angriff genommen haben.

Ansonsten möchte ich noch erwähnen, dass man halt nur diesen Körper hat, und der ist so wie er ist. Entweder man übt und lernt, so schnell es halt geht: dann kommt man vorwärts, vielleicht auch langsam, aber man lernt.

Oder man hält sich nicht für begabt genug, dann lernt man halt nicht.

Bei der ersten Variante kann man am Ende auf jeden Fall besser spielen als bei der zweiten...
 
Zuletzt bearbeitet:
Herzlich Willkommen bei den Klavierverrückten. Ich habe einen Tag vor meinem 55 Geburtstag meine erst Klavierstunde habt. Mein Vorwissen bestand darin daß ich die Noten lesen und die C-Dur Tonleiter spielen konnte. Es ist also wirklich nicht zu spät für dich, denn du kannst viel mehr als ich damals.
Ich vermute jedoch, dass das Stück, das Du zur Zeit spielst, sehr schwer - evtl. zu schwer - für dich ist. Auch finde ich es unmöglich von deinen Klavierlehrer (KL), dass er sagt: Er möchte lieber talentiertere Schüler unterrichten. Das grenzt schon an Frechheit. Kurz, du bist an eine KKL (Kack-Klavierlehrer) geraten. Lass dir bitte nicht davon die Freude am Spiel nehmen. Ich brauche auch oft länger. Das liegt aber nicht daran, dass ich unbegabt bin, sonder daran, dass ich durch meinen Beruf manchmal nicht bzw. nicht ausreichend zum Üben komme. Na und, was ist daran schlimm? Dann dauert es halt länger. Damit muss mein KL zurecht kommen, das ist sein Job. Dir würde ich den Rat geben, sich dir einen anderen KL. Der erste war nicht der richtige für dich.
 
Hallo Marcus! Ich kann mich nur den Vorrednern anschließen . Was heisst denn zu alt ? Weißt Du wann ich angefangen habe ? Ich war 70 J. Na und ? Aber einen Lehrer , der Geduld und Ruhe ,vielleicht auch Humor besitzt ,sollte man schon haben . Ich hatte solche . Auch wie lange ein Stück dauert ,ist doch völlig egal . Ich bin jetzt seit 2 Monaten an einem Stück dran. Kann es immer noch nicht richtig . Na und ? Dann mach ich eben noch mal 2 Monate dran .
Ich kann Dir nur raten , such Dir nen neuen KL , der nicht so ein ungeduldiger KKlehrer ist.
Bleib dran , lass Dir nicht den Spass an der Musik nehmen .
Vielleicht schreibst Du mal , wie es mit Dir weitergegangen ist , ja ?
Liebe Grüsse :super::bye:
 
Ehrlich gesagt kann ich immer gar nicht nachvollziehen, wieso sich jemand das freiwillig antut, sich auf so einem superniedrigen Level superlangsam durch Simpel-Stücke durchzumühen, die man dann nicht mal fehlerfrei vorspielen kann, weil man so aufgeregt ist. Mir persönlich würde das null Spaß machen, es sei denn, ich wüsste, es ist nur eine relativ kurze Periode, durch die ich durch muss, und danach wird's besser.

Ich finde auch die Motivation "ich werde alt und will mit Musikmachen meine Finger und meinen Kopf am Laufen halten" fragwürdig. Denn es ist, let's face it, eine letztlich aus Angst geborene Motivation. Bisschen so wie Midlife Crisis, wenn man sich nochmal zeigen will, dass man sehr wohl noch coole Chicks klarmachen kann.

Auch wenn es sehr gut möglich ist, dass obiger KL keine gute Methodik hat und Du mit einem besseren KL besser vorankämst und sicherer spieltest, so kann ich jeden KL verstehen, der auf so einen Schüler wie Dich nicht so Bock hat. Denn man weiß schon, dass das auf jeden Fall mal wieder eine sehr mühsame Angelegenheit wird und man sich dauernd Frust-Äußerungen des Schülers wird anhören müssen. Da ein KL kein Therapeut ist und keine Verpflichtung hat, jeden X-Beliebigen zu unterrichten, ist es sein gutes Recht, Dich nicht (mehr) unterrichten zu wollen. Ich an seiner Stelle hätte mir bloß einen netter erscheinenden Grund ausgedacht, den er Dir nennt, um Dich rauszuwerfen (z.B. Zeitmangel, whatever) und auch auf Aussagen wie "talentfrei" verzichtet.
 
Er schlug zum Einstieg ein "einfaches" Stück über 2 DIN-A4 Seiten vor.
Das überraschte mich doch, da ich davon ausging, dass er mit mir als Anfänger erst Tonleitern, Grundübungen und ähnliches üben würde.

Ich war ziemlich "fertig", wenn ich zugleich seine Expertise "kein Talent" überhaupt nicht in Frage stellen möchte!
Jedenfalls rührte ich mein e-Piano ein halbes Jahr gar nicht mehr an, bis mir von E. Satie die Gymnopedie No. 1 in den Sinn kam und ich aus "Trotz" die Noten einfach kaufte.

Ich stelle diese Expertise "kein Talent" schon in Frage. Zum einen, weil dieser Lehrer offenbar "kein Talent" zum Unterrichten hat (gleich ein viel zu schweres Stück), zum anderen, weil er nicht einmal die Grundregeln der Höflichkeit und des Respekts im Umgang mit seinen Mitmenschen kennt. Dieses Beispiel zeigt, wie kontraproduktiv der falsche Lehrer sein kann (das Instrument ein halbes Jahr lang nicht mehr angerührt).

Fazit: Sei froh, dass du ihn los bist, wenn er dir nicht gekündigt hätte, hätte er vermutlich noch mehr Unheil angerichtet, ehe du selbst die Reißleine gezogen hättest.

Ich würde mir einen anderen Lehrer suchen und ggf. auch bei zweien oder dreien eine Probestunde machen und nur zu dem gehen, bei dem ich ein wirklich gutes Gefühl und nicht vornehmlich Zweifel hätte.
 
Ehrlich gesagt kann ich immer gar nicht nachvollziehen, wieso sich jemand das freiwillig antut, sich auf so einem superniedrigen Level superlangsam durch Simpel-Stücke durchzumühen, die man dann nicht mal fehlerfrei vorspielen kann, weil man so aufgeregt ist. Mir persönlich würde das null Spaß machen, es sei denn, ich wüsste, es ist nur eine relativ kurze Periode, durch die ich durch muss, und danach wird's besser.

Ich weiß nicht, aber ist es nicht normal, dass ein Anfänger seine Simpel-Stücke auf anfänglich superniedrigen Level nicht fehlerfrei vorspielen kann (wir sprechen hier von gerade mal ca. zwei Monaten Klavierunterricht, das sind maximal 10 Stunden)? Es gilt doch auch hier "Aller Anfang ist schwer!"

Und weiß man als Anfänger überhaupt, wie lange die Periode ist, durch die man "durch muss" oder ist da nicht auch eine gewisse Unsicherheit im Spiel?
 
@marcusn
Zunächst mal hallo bei Clavio.

Vielleicht solltest du dir einen weniger ambitionierten KL suchen. Also einen, der primär ein Interesse daran hat, dich weiter zu bringen.
Interesse jemanden weiterzubringen, war bei deinem KKL ja definitiv vorhanden ... er wollte seine Zeit nur lieber "lohnender" investieren und sich daher auf einen Schüler konzentrieren, der vielleicht irgendwann mal auf großen Bühnen steht oder bei einer Preisverleihung dann seinem KL dankt.
Das wäre dann ein Substitut für die subjektiv als "mangelnd" empfundene Bekanntheit des KL.

Vielleicht hat man da bei jemandem,. der als KL bereits einen Namen hat, mehr Glück ... vielleicht gerät man aber auch an hauptamtliche Imagepfleger, die ihre Zeit auch nur ungern mit älteren Schülern verbringen, weil die eben etwas anstrengender sind (weniger leicht formbar, eigene Meinung u.s.w.).

Blöde Erkenntnis: Für einen KL bist du die Arbeit ... und das bedeutet, dass die "Prozessoptimierung" auch mal auf deine Kosten geht.

Dein KKL hat dir ein zu schweres Stück gegeben (offensichtlich warst du damit überfordert), hat ungefähr 0 Minuten in die Lösung der Probleme seines Schülers investiert und sich stattdessen auf sein Problem konzentriert ... "wie werde ich diesen Schüler, der einfach nicht so funktioniert, wie ich das für meinen Unterricht brauche, wieder los".
Aus psychologischer Sicht könnte man das als gescheiterte Akkomodation betrachten ... es war deinem KKL einfach nicht möglich, seine Methodik auf dich anzupassen. Das ist nicht schlimm, denn genau wie Topf und Deckel müssen halt auch Lehrer und Schüler einigermaßen zusammen passen.
Dass du deine Tasten dann eine Weile nicht angefasst hast, ist aber mMn absolut unvezeihlich .. und dieser Vorwurf geht nicht an dich, sondern an deinen KKL, dem es scheinbar drauf ankommt, sich auf den Lorbeeren anderer ausruhen zu können (und Leute zu unterrichten, die schon Klavierspielen können). Daran, Grundlagen zu vermitteln, hat so jemand kein Interesse.

Bitte frage bei deinem nächsten KL, ob und wie viel Erfahrung er mit Anfängern hat ... auch mit Spätanfängern ... denn das ist für dich in deiner Situation um einiges wichtiger, als seine pianistischen Fähigkeiten. Jemand der Liszt im Schaf spielt, kann trotzdem methodisch vollkommen unbedarft sein, wenn es darum geht, anderen "Alle meine Entchen" zu vermitteln.

Ebenfalls solltest du mehr als deutlich auf deine individuelle Situation und die damit zusammenhängenden Probleme hinweisen. Ihm die Geschichte von deinem letzten KL zu erzählen, schadet wahrscheinlich auch nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bin echt überrascht, was für Vollpfosten manche KL zu sein scheinen.

Da kommt als Schüler ein Mensch, der analytischen Verstand besitzt und hier Übungen und Technik als allerersten Einstieg erwartet (und mal nicht Amélie), und dann kommt der KL damit nicht ansatzweise klar. So k*cke darf nicht einmal ein KKL sein...

Da hätte es fast mehr Sinn, einen Klavierstudenten oder einen halbwegs gut spielenden Freund für eine feste Anzahl (z.B. 10) Klavierstunden verbindlich gegen Geld zu engagieren, um erstmal einen Anfang zu setzen.

Die Sache mit der Aufregung muss schon irgendwann weniger werden: die Klavierstunde ist keine Prüfung, sondern eine Trainingseinheit - falls dieser Vergleich mit Training im Sport weiterhilft. (Im Sporttraining werden Missgeschicke und schlechte Zeiten akzeptiert, aber im Klavierunterricht nicht?!)
 
Die Sache mit der Aufregung muss schon irgendwann weniger werden: die Klavierstunde ist keine Prüfung, sondern eine Trainingseinheit
Mein Klavierlehrer meint: schadet nicht, wenn du ein wenig aufgeregt bist, dann kannst du gleich die Vorspielsituation ein wenig üben ;-)

Ansonsten nehme ich ihm ab und an mal ein Stück zu Hause auf (in aller Ruhe) damit er hört, wie ich spiele, wenn ich nicht aufgeregt bin.

Es braucht einen guten, geduldigen Klavierlehrer und dann dann spielt sich das über Wochen auch auf ein vernünftiges Niveau ein.
 

Auch von mir ein herzliches Willkommen!
Da hast Du einfach Pech gehabt, bist an den Falschen geraten. Ich muss @hasenbein widersprechen: Doch, ein KL kann auch mal Therapeut sein.
Durch die seelische Nähe - von der körperlichen möchte ich mal schweigen - ist die Beziehung des Instrumentallehrers zu seinem Schüler eine total andere, als die einer Mathematiknachhilfe, um ein drastisches Gegenbeispiel zu nennen.
Ob meine Schüler verstehen, was ich ihnen beibringen möchte, kann von einzelnen Worten oder Bildern abhängen. Manchmal fällt der Groschen von einem Moment auf den anderen. Als Lehrer sollte man da die entsprechende Feinfühligkeit haben und spüren, was ein Schüler will und braucht.
Ich unterscheide hier sehr zwischen Hobby- und Profiaspiranten. Ein Student weiß, worauf er sich einlässt, ein Hobbyspieler möchte sich einfach mit schöner Musik umgeben. Die Aufgabe des Lehrers ist, genau das zu fördern und die Fähigkeiten eines Einzelnen herauszulocken.
Ich finde, ja, es gibt besonders begabte Schüler, ich habe in 2357 Jahren Klavierunterrichtgeben vielleicht 1-1,5 Fälle erlebt, bei denen es sehr schwierig war, das Musische zugänglich zu machen.
Also möchte ich Dir unbedingt Mut zusprechen. Alter spielt keine Rolle, es zählt allein der Wille! ;-)
 
Beim Aufnehmen bist Du nicht oder weniger aufgeregt? :super:

Nicht, dass ich das anzweifele, aber da gibt es dann das Rotlicht-Syndrom, wo selbst manche Profis in eine Art innere Spannung kommen.
 
Nicht, dass ich das anzweifele, aber da gibt es dann das Rotlicht-Syndrom, wo selbst manche Profis in eine Art innere Spannung kommen.

Eher nicht.

Entweder ich warte, bis ich mal gut durchgekommen bin und drück dann auf das Knöpfchen ... dann habe ich schon etwas Sicherheit.

Oder ich nehme mir halt einfach etwas mehr Zeit, dann ist es nicht schlimm, wenn der erste oder zweite Versuch nichts wird.

Ich glaub der Unterschied ist, dass das ja kein großer Akt ist, am EPiano eine Aufnahme zu machen.

Das ist ja kein großer Aufwand.
 
Beim Aufnehmen bist Du nicht oder weniger aufgeregt?
Ich bin beim Aufnehmen nicht aufgeregter, aber es ist trotzdem anders. Ich mache mehr Fehler - vermutlich, weil ich mit den Gedanken bei der Aufnahme bin und mich daher nicht voll auf das Stück konzentriere.
Es kann durchaus auch sein, dass mir Fehler stärker auffallen, denn während der Aufnahme achtet man mehr darauf und ärgert sich sich mehr darüber. Ohne Aufnahme spielt man einfach drüber.

Man könnte das Aufnahmegerät einfach immer mitlaufen lassen (zumindest in meinem Fall steht im selben Raum wie der Flügel auch ein PC mit brauchbarem Mikrophon). Dann vergisst man evtl. irgendwann darauf, dass die Aufnahme mitläuft. Man muss nur am Ende in der Aufnahme dann nach der Version suchen, die einem gefällt und die man speichern will.

Ich spiele auch anders, wenn eine Person aufmerksam zuhört (egal, ob KL, Verwandte, Freunde), im Gegensatz zu wenn eine Person einfach nur im Raum anwesend ist. Im letzteren Fall spiele ich (fast) wie wenn ich alleine bin.
 
Hallo,

ich möchte mich bei Euch sehr herzlich für die zahlreichen und sehr ausführlichen Antworten bedanken, auch für die Zeit die ihr mir mit Euren Kommentaren entgegen gebracht bat.

Zu @hasenbein möchte ich auf Grund seiner Aussagen direkter und persönlicher eingehen, der vielleicht selber ein KL ist:
Bitte glaube mir, ich war schon als Kind von Musik fasziniert, spätestens als mich ein Nachbar (Vater von einem Spielkamaraden) auf dem Dorf gelegentlich sonnstags zu seiner ehrenamtlichen Arbeit in eine Kirche mitgenommen hatte, weil er für ältere Menschen die Gottesdienste mit Mikrofonen und einer großen Bandmaschine mitschnitt und daheim nachbearbeitete. Er erklärte mir Grundlagen der Mikrofonierung und auch sonstiges Technisches, insbesondere die Kirchenorgel und den Organisten hatte es mir damals angetan und spürte den Wunsch auch eines Tages das zu können.

Wie es halt auf dem Dorf und als "Arbeiterkind" mit wenig Geld für die Familie zum Leben früher so war, blieb das alles ein Traum und es wurde später "nur" die Blockflöte. Mein Respekt und große Bewunderung galt schon immer Menschen die Instrumente (nicht nur Klavier) spielen können.
Mein Traum reifte deshalb schon viele Jahrzente und vor einigen Jahren entschloss ich mich den für mich schwierigen Schritt zu gehen.

Es ist keine "Midlife Crisis", auch nicht ein bissle und keine Bierlaune, eine Diagnose aus der Neurologie ist was ganz anderes. Beweisen muss ich mir und andereren Menschen in erste Linie auch nichts.

Ich kam deshalb mit einer sehr großen Erfurcht zum Unterricht, hatte die Fragen des KL immer beantwortet, auch die initiale Frage nach der gewünschten Musikrichtung ("gerne aus der Klassik, vielleicht Barock"), ansonsten keine Forderungen an den KL und seinen Unterricht gestellt. Ich stellte mich auf einen qualifizierten Unterricht für 130€ ein.
Nörgeln und Meckern ist nicht meine Art, hatte meistens 5 Tage die Woche für mind. jeweils 1h geübt, um den Anforderungen des KL gerecht zu werden. Irgenwie ging es ja auch, auch wenn der KL sicherlich gemerkt hatte welche Mühen ich dabei hatte. Seine Kündigung nahm ich ohne Diskussionen hin.

Und ja, es ist natürlich Dein und anderen KL gutes Recht jederzeit Schüler, die nicht ihren Anforderungen entsprechen abzuweisen, oder erst gar nicht zuzulassen. Ich stelle das nicht in Frage, aber ich finde es war in meinem Fall bei meiner Hochmotivation nicht OK wie es gelaufen ist.
Vielleicht ist auch an @DerOlf Vermutungen etwas dran, ich fand später von meinem KL Bilder im Netz, wie er sich freudig imitten und im Kreise seinen jungen Schülern im Rahmen eines Musikwettbewerbes zeigte.

Wie @Tastatula anmerkte und auf meine Person bezgen, ein Profiaspirant werde ich niemals, diesen Anspruch stelle ich nicht an mich.
"..ein Hobbyspieler möchte sich einfach mit schöner Musik umgeben." trifft es imho für meine Wünsche sehr gut.

Je länger ich über Eure Worte nachdenke und immer wieder erneut durchlese komme ich zu einem ähnliche Schluss wie @Vanessa schrieb:
"Fazit: Sei froh, dass du ihn los bist, wenn er dir nicht gekündigt hätte, hätte er vermutlich noch mehr Unheil angerichtet, ehe du selbst die Reißleine gezogen hättest."

@StefanN
Das mit der Aufregung legte sich ein wenig im Unterricht, das angesprochende Rotlicht-Syndrom spielte sicherlich auch ein Rolle. Wenn ich mit Menschen über einen längeren Zeitraum vertraut werde habe ich auch weniger Angst.
An einen Musikstudenten habe ich auch schon gedacht, las aber bereits (hier??), dass das auch schlecht laufen könnte und nicht immer eine gute Idee sei(?)

@Charly70
Beidhändig zu Spielen fällt mir sehr schwer, meine Finger und Hände wollen sich immer zu Beginn synchron bewegen. Erst wenn ich Takt für Takt über, immer erst einzeln, schaffe ich es später diese miteinander zu verbinden. Ja Du hast Recht, wenn ich übe komme ich vorwärts, sonst hätte ich Saties Gymnopedie No. 1 nicht gepackt.
Und es gibt / gab Momente bei diesem Stück, wenn ich meine Finger und die Noten vor mir mit meinem Gedanken vergesse, dass sich meine Finger und Hände von selber wie von Geisterhand bewegen und aus dem statischen Greifen sich eine Dynamik (im Sinne der Amplitude) entwickelt.

@Monique
Ich werde mit Sicherheit versuchen einen neuen Anlauf zu starten, vielleicht nach den Sommerferien. Gerne würde ich berichten wie es mir ergangen ist. Natürlich wenn sich jemand findet, auch zeitlich gesehen.

Vielen Dank noch einmal an alle für die auch tiefer gehenden Erklärungen, die schönen und sehr aufmunternde Worte, die mir sehr gut getan haben und mich wieder aufgebaut haben!
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich kann mir nicht vorstellen, was einen KL dazu veranlasst, einen Schüler zu kündigen. Vielleicht hat er reichlich Schüler, genug Geld, zuwenig Freizeit und wollte einfach mal auslichten. Oder aber Du warst mit Abstand der unbequemste. Nicht jeder Mensch kann mit jedem, Ich kenne zwei Autisten, die agieren nicht immer ganz "normal" in den Augen anderer Menschen. Da braucht es etwas Einfühlungsvermögen und dazu war dein KL offenbar nicht in der Lage. Das sollte Dich nicht weiter belasten, es liegt nicht allein an Dir. Such Dir einen neuen KL, nimm ein paar Probestunden. Bei einem KL die Fähigkeiten als Lehrer zu beurteilen ist für einen Anfänger nicht einfach, aber was immer geht, ist erstmal zu gucken, ob die Chemie zwischen Lehrer und Schüler stimmt. Das macht eine Menge aus!

Das man am Anfang überfordert ist, ist normal, auch dass man vor dem KL alles vermurkst, was zu Hause ganz passabel geklappt hat ist nicht selten. Aber dass ein KL dann ungeduldig wird und einen als talentlos bezeichnet, disqualifiziert ihn als Lehrer komplett. Es ist doch genau seine Kernaufgabe, Dir über solche Schwierigkeiten hinwegzuhelfen, zu ergründen, warum Du Dich immer wieder verspielst und Dir zu zeigen, wie man das hinbekommt. (Z.B. zunächst mal so langsam spielen wie nötig, damit das ohne verspielen klappt, Übergänge, wo es hakt separat üben, nicht immer alles auf einmal...) Mach Dir da bloß keinen Stress, Klavierspielen ist schwer, da fällt keiner nach zwei Jahren als fertiger Meister vom Hocker.
 
Lieber MarcusN,

ich habe mit Interesse die Schilderung deiner Problematik gelesen.
Und nein, es gibt keinen Grund, dich als endgültig gescheitert zu betrachten.
ich sage mit aller Vorsicht und Höflichkeit, obwohl mir dabei der Kamm schwillt: der Pädagoge, dem du dich anvertraut hast, ist keiner. Er hat keine Ahnung, wie man auf besondere Einzelfälle eingeht, sondern zieht nur seinen angelernten 0815-Stiefel durch. ( Leider hat ein Kommentator hier in ein ähnliches Horn gestoßen und dich einigermaßen runtergemacht. Bitte: nicht mal ignorieren).
Es gibt ganz andere Herangehensweisen. Die Fixierung aufs Notenlesen, wie es offenbar dein gewesener Klavierlehrer fordert, ist in deinem Fall im momentanen Stadium nicht zielführend. Wenn du auf der Blockflöte nach Gehör und Gedächtnis spielen konntest, müsste da einem einigermaßen erfahrenen Lehrer klar sein, wo er ansetzen muss. Nichts da von wegen "talentfrei".
Und: man muss sich nicht unbedingt ausschließlich mit dem Entziffern von Notentexten befassen und sich dadurch frustrieren lassen.
Und weil dem leider hier auch widersprochen wurde: ein therapeutischer Beifang im Unterricht ist durchaus legitim.
Ich habe eine 81 jährige demente Schülerin, die sich unterrichten lässt, um den dementiellen Prozess zu bremsen. Sind interessante Stunden... Why not?
Mein wirklich merkbar autistischer Schüler kann zwar seine kleinen Finger nicht bewegen. Aber er hört auf dem Weg zum Unterricht einen Song im Autoradio (nein, er fährt nicht selber) und spielt ihn anschließend astrein nach.

Ich würde an deiner Stelle niemals aufgeben.

Einen Fahrplan für deine pianistische Zukunft kann ich leider nicht aufstellen. So etwas geht nur direkt.
 
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Ehrlich gesagt kann ich immer gar nicht nachvollziehen, wieso sich jemand das freiwillig antut, sich auf so einem superniedrigen Level superlangsam durch Simpel-Stücke durchzumühen, die man dann nicht mal fehlerfrei vorspielen kann, weil man so aufgeregt ist. Mir persönlich würde das null Spaß machen, es sei denn, ich wüsste, es ist nur eine relativ kurze Periode, durch die ich durch muss, und danach wird's besser.
Das tut mir leid für Dich. Nur wer den Mut hat sich echten Herausforderungen zu stellen, weiss wie sich Erfolg anfühlt.
 
so einen Schüler wie Dich nicht so Bock hat. Denn man weiß schon, dass das auf jeden Fall mal wieder eine sehr mühsame Angelegenheit wird und man sich dauernd Frust-Äußerungen des Schülers wird anhören müssen.
... spricht offenbar ein Klavierlehrer, der auf Klavierunterricht anscheinend nicht so viel Bock hat? Ein paar Frustäußerungen des Klavierschülers pro Stunde gehören dazu, das ist ja kein Computer, sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut unterschiedlichen Charakters, und nein, falls jemand denkt wie mein KL, das hat auch nichts mit dem Entwicklungsstand eines Kindes zu tun (außer Soldaten, denen das gezielt abtrainiert a.k.a. unter den Teppich gekehrt wurde, hat jeder irgendwelche Relikte, wie auch unser aller Genom zu 98% oder so auch in der Drosophila zu finden ist). Aber auch meiner spricht mir jegliche Frusttoleranz ab, nachdem ich zuweilen meinen Frust bei ihm rausventiliere.

Aber tatsächlich: Der Gedanke, dass er dafür ja auch Geld kriegt, zieht leider nicht, solange ihm andere, leichtere Herausforderungsbündel mit Namen und ladungsfähiger Adresse das gleiche Geld geben könnten.

99% aller Menschen haben Schwächen, die 99% aller ihrer jeweiligen Mitmenschen früher oder später mehr oder minder schwer mitkriegen.
 
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