Den Spiegel-Artikel kann man getrost eher als Märchen einordnen. Die zugrundeliegende Studie hat gezeigt, dass die Antworten des Hirnstamms auf einzelne Töne von 0,3 Sekunden Dauer bei den Probanden, die früher ein Instrument gespielt hatten, größer waren als bei Probanden, die nie ein Instrument gespielt hatten. Aus Forschungssicht ist das natürlich ein interessantes Ergebnis, es hat aber nichts damit zu tun, dass diese Probanden Geräusche "gezielter verarbeiten" könnten oder "Störgeräusche besser ausblenden und relevante Töne - in einer Unterhaltung die Sprache - verstärken" könnten. In der Studie wurden überhaupt keine Störgeräusche präsentiert; es wurden sowieso keine komplexen Geräusche präsentiert, sondern einfache Töne. Das soll jetzt nicht heißen, dass es nicht sinnvoll sein kann, ein Instrument zu lernen, aber die Behauptungen des Artikels sind meilenweit von der zugrundeliegenden Studie entfernt.