Musik und Gehirn

diese Handlungsalternative ist in meinem Falle ausgesprochen unrealistisch, weil:

- ich aus dem Alter, in dem man noch mit Gummibärchen belohnt werden könnte längst heraus bin,
- ich niemals so gut spielen werde, dass irgendjemand mir eine Gage dafür zahlen würde, und schon gar nicht ein Klavierlehrer,
- ich andererseits aber auch nicht so schrecklich spiele, dass mir ein Klavierlehrer Geld dafür zahlen würde, damit ich sofort damit aufhöre!

Liebe Debbie,

du brauchst gar nicht weiter zu schreiben, weil ich mit dir da völlig einig bin!

Das war aber hier nicht das Thema!

Es geht hier um die Gummibärchenmethode, also um regelmäßige materielle Belohnungen und Formen von Lob bei Kindern mit dem Zweck, sie zu motivieren. Bei Erwachsenen die Gummibärchenmethode anzuwenden, scheint mir uneffektiv. :D Da müsste es schon ein Porsche oder die neue Gucci-Kollektion sein! :D:D Wir reden hier also nicht von Erwachsenenunterricht, also wenigstens ich nicht. :D

Liebe Grüße

chiarina

P.S.: Und Beispiel 3 sollte natürlich das positive (=richtige) Beispiel sein für Anerkennung oder Lob. Im Gegensatz zu den zwei (erheblich) schlechteren Formen in Beispiel 1 und 2.
 
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Also wenn ich das hier so lese, dann bin ich doch sehr froh, dass ich immer recht fleissig übe..... andernfalls nämlich käme meine Lehrerin noch auf die Idee, darüber nachzudenken, ob und womit sie mich motivieren und belohnen könnte.... HILFE!!!! :D :D

LG, Sesam

P.S. Das Ende vom Lied könnte dann sein, dass sie das Klavierlehrerdasein an den Nagel hängt - und ein Psychologiestudium beginnt :D
 
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andernfalls nämlich käme meine Lehrerin noch auf die Idee, darüber nachzudenken, ob und womit sie mich motivieren und belohnen könnte.... HILFE!!!!

:D - willst du etwas kein Haribo??? :shock:

Aber du bringst mich auf eine neue Idee - die Anti-Gummibärchen-Methode. Je weniger man übt, desto mehr Gummibärchen muss man essen! ^^

Pädagogik-Studium reicht für all dies völlig aus!!! :cool: :D
 
Liebe Debbie,

du brauchst gar nicht weiter zu schreiben, weil ich mit dir da völlig einig bin...

Liebe chiarina,

ich schreibe aber trotzdem weiter....


... weil ich eine dreizehnjährige Tochter habe, die bereits seit fünf Jahren Klavierunterricht hat!

Nachdem ich den Faden nun bis zum aktuellen Stand verfolgt habe, kann ich deine Position eigentlich recht gut nachvollziehen und auch unterstützen.

Allerdings:
sind Kinder und Jugendliche, die Klavierunterricht genießen, doch auch in vielfältigen anderen "Erziehungsumwelten" unterwegs! Meine jüngste Tochter (die o.g. Dreizehnjährige, die Klavierunterricht hat), erhielt z.B. bereits im Kindergartenalter und darunter von unserem Kinderarzt kleine Salzbrezeln, wenn sie sich bei einer altersgemäßen Regeluntersuchung gut verhalten hatte. In der Grundschule gab es dann Fleißstempel mit Enten und Bären, die Omas offerierten öfter mal einen Fünfeuroschein fürs gute Zeugnis....

Dies nur als Hintergrundinformation! Ich habe mich dann auch im Laufe der Zeit gefragt, wie ich als Mutter meine Tochter am besten davon überzeugen kann, dass regelmäßiges Klavierüben am sinnvollsten ist. Gummibärchen und Salzbrezeln als Anreizmittel kamen mir dabei überhaupt nicht in den Sinn! Ganz am Anfang hatte meine Tochter mal neben der Klavierschule ein Spielband, in dem man für jedes Stück, das man erfolgreich abgeschlossen hatte, einen bunten Glitzersticker (der sich ganz hinten im Heft befand) dann auf eine dafür vorgesehene Leerstelle auf der Notenseite kleben durfte. Diese Sticker haben meiner Tochter gut gefallen, aber ich glaube, dass sie für sie rein symbolischen Wert hatten. Sie hat sich immer gefreut, wenn sie das Stück richtig gut spielen konnte - und der sticker hat ihre Zufriedenheit einfach symbolisiert.

Als die schulischen Anforderungen im Laufe der Zeit größer wurden, wurde die Zeit für das Klavierspielen dann auch knapper. Hinzu kam, dass ihre Freundinnen entweder nur Flöten oder überhaupt kein Instrument spielten. Die Flöten spielten und spielen zwar regelmäßig im Gottesdienst, müssen dafür aber außerhalb der Proben in der Kirche kaum üben - das ist kein Vergleich mit dem Üben eines Klavierschülers, der weiterkommen will. Ein paar vereinzelte Schulfreundinnen haben sich an Streichinstrumente gewagt. Diese sind im Schulorchester hochwillkommen. Das KLavier aber überhaupt nicht, da man es ja wirklich erst mal sehr gut beherrschen muss, um andere Instrumente zu begleiten!...

Meine Tochter hat das Klavierspielen vor fünf Jahren auf ausdrücklichen eigenen Wunsch begonnen. Im Laufe der Zeit gab es Höhen und Tiefen. Ich habe mich immer gefragt, wie ich am besten damit umgehe. Sicherlich ist es auch nicht förderlich, dass ich selbst noch als Spätanfänger Klavierspielen lerne. Mit Beginn der Pubertät möchte man doch seinen eigenen Weg gehen und den Eltern zeigen, dass man eigenständige Interessen hat! Wenn man sich dann die gleiche "Freizeitbeschäftigung" aussucht wie Vater oder Mutter, dann ist das doch für ein Kind bzw. einen Jugendlichen grundsätzlich ein wenig fragwürdig!

Daher habe ich in den Zeiten, in denen meine Tochter das Klavierspielen euphorisch betrieb großes Interesse gezeigt, viel zugehört und mit ihr über ihre musikalischen Vorlieben gesprochen. Allerdings gab es bisher auch andere Zeiten, in denen ganz andere Dinge im Vordergrund standen und das Klavierspielen in den Hintergrund trat. In diesen Zeiten habe ich weder gesagt "dann hör doch auf damit, wenn du jetzt keine Lust mehr dazu hast", noch Bestechungsversuche mit Geld oder Sonstigem unternommen, sondern einfach dafür gesorgt, dass meine Tochter trotz all der unzähligen Dinge, die sie gerade viel mehr beschäftigten, regelmäßig und in Ruhe üben konnte. Ich habe versucht, zu vermitteln, dass Klavierspielen dann am meisten Spaß macht, wenn man regelmäßig übt! War oder ist das falsch??? Ich weiss es nicht! Jedenfalls hat es meine Tochter offenbar begriffen.

Vor einiger Zeit (nach Sommerferien mit vierwöchiger USA-Reise) gab es hinsichtlich des regelmäßigen Übens noch mal Gewöhnungsschwierigkeiten. Da habe ich gesagt - als sie das Stück, das sie ja vier Wochen nicht angesehen geschweige denn gespielt hatte: Wenn du nicht mehr Klavierspielen willst, dann kannst du doch aufhören, niemand muss Klavierspielen lernen! Da hat sie mich ganz entrüstet angeschaut und fast geweint. Aufhören kommt für sie gar nicht in Frage!

LG

Debbie digitalis
(die bisher keine pädagogische Fachliteratur gelesen hat!)
 
Ich habe versucht, zu vermitteln, dass Klavierspielen dann am meisten Spaß macht, wenn man regelmäßig übt! War oder ist das falsch??? Ich weiss es nicht! Jedenfalls hat es meine Tochter offenbar begriffen.


Liebe Debbie,

ich kenn' vieles, was du schreibst. :p Ich habe ja auch einen gerade 15- und 17jährigen Sohn. :p

Auf jeden Fall ist das genau richtig und man ist als Lehrer froh, wenn die Eltern diese Haltung unterstützen. Ansonsten gilt, dass man möglichst immer zu gleichen Zeiten (nach den Hausaufgaben, vor dem Abendessen......) üben sollte, so dass das Üben zum Ritual wird. In der Pubertät weicht sich das aber oft auf.

Danke für deinen interessanten Erfahrungsbericht!!!

chiarina
 
....Mesdames....

...bitte: das harmlose Gummibärchen ist nun wirklich nicht das böse goldene Kalb der Heiligen Schrift :D:D:D:D (Fachliteratur hierzu ist, wie man oft sagt, heilig)

...so ne winzige Anerkennung ab und zu in Form eines Gummibären wird niemanden dazu verleiten, nur wegen der Gummibären zu üben, egal ob 8 oder 80 Jahre alt (sooo doof ist kaum wer)
 
...bitte: das harmlose Gummibärchen ist nun wirklich nicht das böse goldene Kalb der Heiligen Schrift :D (Fachliteratur hierzu ist, wie man oft sagt, heilig)

...so ne winzige Anerkennung ab und zu in Form eines Gummibären wird niemanden dazu verleiten, nur wegen der Gummibären zu üben, egal ob 8 oder 80 Jahre alt (sooo doof ist kaum wer)

:kuss::kuss::kuss: - danke!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Das sag ich ja die ganze Zeit!!!!!!!!!!!!!!!! Aber das Schlimme ist (wie ich finde), dass so viele Lehrer (ja, und auch Eltern) das denken!!!!

Liebe Grüße

chiarina
 
Mir fällt gerade auf -- auch wenn ich die ganze Zeit von Belohnung und Eltern und Lehrern geredet habe, habe ich bei er "Gummibärchenmethode" eigentlich immer eine Einzelperson vor dem geistigen Auge, die sich beim Klavierspielen selbst belohnt :p
D.h. in regelmäßigen Zeit- oder Leistungsabständen zur Abwechslung und Versüßung des Lebens und Übens ein Gummibärchen aus einer Gummibärchenreihe verspeist, die irgendwo auf dem Klavier hockt :)
Nun kann man natürlich wieder sagen "aber es ist doch schon Belohnung genug, wenn man wieder was geschafft hat". Das mag zwar so sein, dennoch gibt es auch beim Üben Dinge, die echt anstrengend sind und um die man sich drückt. Bei mir jedenfalls gibt es sowas -- Bachfugen auswendiglernen gehört zum Beispiel dazu...
Ich übe zwar nicht mit Gummibärchen, aber manchmal setze ich mir trotzdem kleine Abwechslungsziele - und sei es nur SMS schreiben, Haare kämmen, aufs Klo gehen, Schokolade essen...
 
Mir fällt gerade auf -- auch wenn ich die ganze Zeit von Belohnung und Eltern und Lehrern geredet habe, habe ich bei er "Gummibärchenmethode" eigentlich immer eine Einzelperson vor dem geistigen Auge, die sich beim Klavierspielen selbst belohnt :p

:D - das meinte ich natürlich nicht. Solche regelmäßigen Belohnungen, die ich meine, werden von Eltern oder Lehrern o.ä. an Kinder verteilt und haben wie viele Formen des Lobes einen ganz klaren Zweck. Der besteht in der Hoffnung, dass dadurch das Kind motiviert wird, sich mehr anzustrengen oder immer wieder so ein gutes Ergebnis zu bringen. Wenn also Eltern ihrem Kind für gute Noten Geld geben, wollen sie damit dem Kind zeigen, dass sie selbst gute Noten wichtig finden und belohnen und sie hoffen, dass das Kind dann motiviert ist, weitere gute Noten zu schreiben.

Darum geht's. Und wieso mir dieses Thema wichtig ist, liegt daran, dass ich ähnliche Erfahrungen wie Debbie gemacht habe:

Allerdings:
sind Kinder und Jugendliche, die Klavierunterricht genießen, doch auch in vielfältigen anderen "Erziehungsumwelten" unterwegs! Meine jüngste Tochter (die o.g. Dreizehnjährige, die Klavierunterricht hat), erhielt z.B. bereits im Kindergartenalter und darunter von unserem Kinderarzt kleine Salzbrezeln, wenn sie sich bei einer altersgemäßen Regeluntersuchung gut verhalten hatte. In der Grundschule gab es dann Fleißstempel mit Enten und Bären, die Omas offerierten öfter mal einen Fünfeuroschein fürs gute Zeugnis....

Alle Freunde meines Sohnes bekommen Geld für gute Noten. In der ersten Klasse wird mit Smilies gearbeitet (leider gibt es - allerdings selten - immer noch Lehrer, die mit traurigen Smilies arbeiten).................... . Es gibt sogar Erziehungsprogramme, die ähnlich funktionieren.

Wir gehen, wenn es Zeugnisse gibt, immer ein riesiges Eis essen zur Feier des Tages, egal wie das Zeugnis ist. Ich habe überhaupt nichts gegen Belohnungen - ich habe aber etwas gegen ihren flächendeckenden Einsatz zu dem Zweck einer Beeinflussung/Manipulation von Verhalten. Das befriedigende Ziel von Neugier ist immer Wissen, nicht Vergnügen wie auch das befriedigende Ziel von Hunger Essen ist und nicht Vergnügen. Das Vergnügen ist eine Konsequenz der Befriedigung eines Bedürfnisses - wenn das Bedürfnis (im Fall von Gummibärchen eben Hunger) aber gar nicht vorhanden ist, kann das Vergnügen nicht das Verhalten motivieren. Will heißen: wenn ich ein Verhalten (gute Noten etc. ) motivieren will, das Neugier und Lernbereitschaft voraussetzt, wird das befriedigende Ziel Wissen sein, nicht Geld oder Gummibärchen.

Lob, Belohnungen, Tadel wirken, wie schon gesagt, auch sehr unberechenbar. Kinder sind keineswegs blöd und durchschauen viel. In diesem Text (allerdings etwas kompliziert zu lesen) steht Einiges darüber:

http://www.pedocs.de/volltexte/2010/1584/pdf/Hofer_Manfred_Zu_den_Wirkungen_von_Lob_und_Tadel_D.pdf

. Daher bin ich dafür, einfach authentisch zu sein und im Umgang mit den eigenen Kindern nicht bemüht didaktisch und pädagogisch motiviert zu agieren. Wenn man sich mit den Kindern über etwas freut, was ihnen gut gelungen ist, dann sollte man das aus vollstem Herzen tun und die Gummibärchen lieber wann anders mampfen. Man braucht zur Kindererziehung nur seinen gesunden Menschenverstand und viel Herz!

Liebe Grüße

chiarina
 
Daher bin ich dafür, einfach authentisch zu sein und im Umgang mit den eigenen Kindern nicht bemüht didaktisch und pädagogisch motiviert zu agieren. Wenn man sich mit den Kindern über etwas freut, was ihnen gut gelungen ist, dann sollte man das aus vollstem Herzen tun und die Gummibärchen lieber wann anders mampfen.
Genauso ist es. Und Gelegenheiten gibt es genug (oder sollte man doch schaffen können).

Auf der anderen Seite, ist es später im Berufsleben nicht auch so, daß Leistung monetär (und auch anders) honoriert wird?
Allerdings haben mittlerweile einige ernstzunehmende Studien gezeigt, daß rein finanzielle Anreize die Motivation senken können. (Vereinfacht gesagt: man macht wofür man bezahlt wird und geht dann nach hause.)

leider gibt es - allerdings selten - immer noch Lehrer, die mit traurigen Smilies arbeiten
Mit solchen?
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:D
 

Lob, Belohnungen, Tadel wirken, wie schon gesagt, auch sehr unberechenbar. Kinder sind keineswegs blöd und durchschauen viel. In diesem Text (allerdings etwas kompliziert zu lesen) steht Einiges darüber:

http://www.pedocs.de/volltexte/2010/1584/pdf/Hofer_Manfred_Zu_den_Wirkungen_von_Lob_und_Tadel_D.pdf

Liebe Chiarina,

vielen Dank für diesen interessanten link! Ich habe den Text ganz gelesen und die Studien und daraus ermittelten Erkenntnisse erscheinen mir sehr interessant°!

Was die paradoxe Rezeption von Lob und Tadel betrifft, die unter gewissen Umständen auftritt, so frage ich mich jedoch, wie man Ergebnisse, die man aus einer simulierten schulischen Situation offenbar gewonnen hat, auf den Klavierunterricht übertragen kann. Klavierspielen ist Hobby, keine Pflicht, es gibt kein Stoffpensum, das in einer festgelegten Zeit erarbeitet werden muss, es gibt keine "Klassenarbeiten", keine Noten und kein "Sitzenbleiben". Ausserdem gibt es in der Regel keine größere Gruppe, die gleichzeitig das Gleiche lernen muss und daher vergleichen kann: "Was sagt der Lehrer zu meiner Leistung, was sagt er zur Leistung von xyz?"

Dennoch glaube ich, dass einige Erkenntnisse dieser Studien auch auf den Klavierunterricht übertragbar sind! Zwar sehe ich es nicht so, dass ein Schüler, der für eine gute Leistung gelobt wird zwangsläufig denkt: "Aha, der Lehrer lobt mich jetzt, also glaubt er, dass ich sehr fleissig war und meine Fähigkeiten ausgereizt habe!" Andererseits sehe ich, dass unangemessenes und vor allen Dingen inflationäres Lob höchstwahrscheinlich das Gegenteil (der beabsichtigten Motivation) erzeugt! Wer lobt, wenn es eigentlich nichts zu loben gibt (sei es im Klavierunterricht oder anderswo) berücksichtigt nicht, dass der Schüler selbst ein eigenes Urteilsvermögen hat und sich auch selbst ein Urteil über sein Handeln bzw. seine Leistung bildet.

Wenn ich z.B. zu einem Kind, das an einem neuen Klavierstück noch herumstümpert, sage, dass das Stück doch schon toll klingt, so wird es mich irritiert anschauen und sagen: "das stimmt doch nicht, das klingt doch noch sch..., warum lobst du mich dafür???"

Unangemessenes und inflationäres Lob erzeugt daher m.E. allerhöchstens Mißtrauen gegenüber der Beurteilung durch den Lehrer - und das ist ja wohl nicht der Sinn der Sache. Wenn das Stück noch sch... klingt, wird das Kind auch keine Gummibärchen haben wollen!

Andererseits: welchen Schluss sollen wir daraus ziehen, dass Tadel unter gewissen Bedingungen l offenbar anspornen kann? Gilt das nur im Schulunterricht bzw. in der Gruppe??? Den Studien zur Folge hören Kinder aus dem Tadel z.T. heraus "Du kannst es doch besser, also mach es auch besser!"

Hierzu fällt mir spontan nur meine chinesische Freundin ein, mit der ich auch zusammenarbeite. Ihr Sohn ist zwar bereits dabei, sein Studium (keine Musik!) äußerst erfolgreich zu beenden, aber was sie mir aus früheren Zeiten erzählt hat ist schon interessant. Z.B. hat sie ihren Sohn nie für "eine Drei" gelobt; bei einer 1-minus hat sie gefragt, warum es keine Eins geworden ist. Als er, noch nicht lange in Deutschland war, im Grundschulalter, musste er Mandarin lernen, nicht nur die Sprache auch die Schrift! Sie hat ihm immer jede Menge zugetraut und dementsprechend auch viel von ihm verlangt. Als Kind lernte er Geige spielen mit Unterricht. Mit welcher Methode ist mir nicht bekannt. Jedenfalls hat die Mutter das Üben und den Unterricht regelmäßig verfolgt und unterstützt. Er wurde dann auch Konzertmeister an seiner Schule.

Ich will hier nicht asiatischen Erziehungsmethoden das Wort reden, die ich auch gar nicht richtig kenne. Allein diese Berichte meiner Freundin geben für mich Anlass zu der Frage, wie man ein Kind am besten fordert und fördert, ohne Gefahr zu laufen, die in dem von dir verlinkten Artikel paradoxen Reaktionen auf Lob und Tadel auszulösen!

So, jetzt habe ich lange genug vor der falschen Tastatur gesessen! Gleich ist Klavierstunde!

LG

Debbie digitalis
 
Das mag zwar so sein, dennoch gibt es auch beim Üben Dinge, die echt anstrengend sind und um die man sich drückt. Bei mir jedenfalls gibt es sowas -- Bachfugen auswendiglernen gehört zum Beispiel dazu...
Ich übe zwar nicht mit Gummibärchen, aber manchmal setze ich mir trotzdem kleine Abwechslungsziele - und sei es nur SMS schreiben, Haare kämmen, aufs Klo gehen, Schokolade essen...

Da fällt mir ein hervorragender Buchtitel ein: "Fuga ista - wenn Urinieren zur Belohnung wird"...
 
Hallo,
ich bin gerade (in Vorbereitung auf die Arbeit :D) auf das hier gestoßen. Vielleicht interessiert es ja den ein oder anderen. Von den letzten beiden Veranstaltungen dieser Art wurden, soweit ich mich erinnere, einige Vorträge in einer Sammelschrift veröffentlicht und sind somit käuflich zu erwerben.

An den Tagen der Veranstaltung bin ich in Prag bei einem kammermusikalischen Leckerbissen, sonst hätte ich eine Ü-Nachtungsmöglichkeit anbieten können.

LG, Sesam
 
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ich habe alle Beiträge gelesen ....

was mir aufgefallen ist, es wird sehr viel über Belohnungen geschrieben, viel wichtiger ist für mich aber die andere Seite. Im "wirklichen Leben" ist Kritik der normale Kommentar zu irgendwelchen nicht Leistungen.

Meistens wird man für Dinge kritisiert die man nicht / falsch/ schlecht /etc. ausgeführt hat - Lob, im Arbeitsalltag / Schule ? Da vermutet doch jeder direkt eine Hinterlist oder nicht ?

Loben will gelernt sein - ich tue mich da ab und an ein wenig schwer, damit ein Lob an z.B. Kollegen nicht als ironische Bemerkung abgetan wird.
Übrigens kommen meine Kollegen viel besser mit Gummibärchen klar (besser Brötchen oder Kuchen) als mit lobenden Bemerkungen.

Wie kritisiert man denn jetzt vernünftig (als Lehrer / Eltern) ? (hier jetzt speziell [Musik]Schüler, Jugendliche).

Die Kritik soll denjenigen ja nicht "fertig" machen, die soll aber auch nicht in ein "gut, dass wir drüber gesprochen haben" hinaus laufen.

Das finde ich viel schwieriger als ab und an mal ein Gummibärchen (oder Kinogutschein oder Fahrdienst oder ... , oder ...)
 
Hi searcher,

reden wir da noch vom Klavierunterricht?
Also, wenn ja, habe ich zum Thema Kritik einen festen Standpunkt. Und zwar gehe ich davon aus, dass jeder, der bei mir Unterricht nimmt, selbst gerne besser werden will. Das heißt für mich, dass ich niemanden vor den Kopf stoßend darauf hinweisen muss, dass er eine schlechte Leistung abgegeben hat, sondern dass meine Aufgabe darin besteht, dabei zu behilflich zu sein, den ureigenen Wunsch meines Schülers so gut wie nur irgend möglich zu erfüllen.

Ich kann ihm also sagen, was ich schon gut fand, und dann auf Probleme eingehen, indem ich ihn entweder frage, was ihm nicht passt, oder wo er noch Probleme hat, oder indem ich ihm Möglichkeiten aufzeige, wie etwas klingen kann, und ihn selbst entscheiden lasse, ob er in diese Richtung gehen möchte. Meistens möchte er, und dann kann ich mein Möglichstes tun, gemeinsam mit ihm in diese Richtung zu arbeiten.

Ich kann aus zwei Gründen Kritik üben: um jemandem zu helfen, sich zu verbessern - dann gehe ich (in etwa) so vor wie oben beschrieben (und sei es, indem ich einem Freund sage "möchtest du den Brief wirklich so formulieren? Ich würde es, glaube ich, lieber anders machen, weil..."), oder um jemandem einen Dämpfer zu verpassen, wenn ich der Meinung bin, er wäre sich selbst gegenüber unkritisch, und mich das stört. In letzterem Fall ist es mir nicht nur egal, sondern vielleicht sogar ein Anliegen, dass derjenige sich vor den Kopf gestoßen fühlt ^^
 
Wie kritisiert man denn jetzt vernünftig (als Lehrer / Eltern) ? (hier jetzt speziell [Musik]Schüler, Jugendliche).

Die Kritik soll denjenigen ja nicht "fertig" machen, die soll aber auch nicht in ein "gut, dass wir drüber gesprochen haben" hinaus laufen.

Ich bin zwar kein Musiklehrer, unterrichte als Sportlehrerin und Trainerin aber ebenfalls Bewegungen. Ich bemühe mich, bei meinen Korrekturen den Fehler erst gar nicht als solchen zu benennen sondern gehe nur auf die von mir im Moment gewollte Zielbewegung ein.

Beispiel: Ein häufiger Fehler beim Eiskunstlaufen ist der Blick auf den Boden beim Absprung sowie eine allgemein unkontrollierte Kopfposition. Meine mögliche Korrektur: Ich stelle den Läufer in die korrekte Armposition (dabei taktile, verbale und visuelle Korrektur), erkläre ihm: Schaue bitte beim nächsten Versuch leicht nach rechts zwischen deine Arme und zwar sowohl beim Absprung als auch bei der Landung. Wenn Du hier auf diesem Bogen ansetzt, wirst Du also kurz vor dem Absprung Werbung xy sehen können.

Begründung: Der Schüler soll sich in seinem inneren Gespräch nicht zusätzlich darauf konzentrieren, was er NICHT machen soll, sondern lediglich Ressourcen für die Konzentration auf die zu erreichende Bewegung freischalten müssen.

Im Instrumentalunterricht würde ich es wohl ähnlich machen.
 
Ich bin zwar kein Musiklehrer, unterrichte als Sportlehrerin und Trainerin aber ebenfalls Bewegungen. Ich bemühe mich, bei meinen Korrekturen den Fehler erst gar nicht als solchen zu benennen sondern gehe nur auf die von mir im Moment gewollte Zielbewegung ein.

Begründung: Der Schüler soll sich in seinem inneren Gespräch nicht zusätzlich darauf konzentrieren, was er NICHT machen soll, sondern lediglich Ressourcen für die Konzentration auf die zu erreichende Bewegung freischalten müssen.

Im Instrumentalunterricht würde ich es wohl ähnlich machen.

Hallo Klimperline,

das ist ein interessanter Aspekt!

Allerdings kann ich aus der Erfahrung meines bisherigen Klavierunterrichts und teilweise auch aus den Erfahrungen in meinem Chor berichten, dass teilweise auch in etwa so Kritik geübt wird: wenn beim Klavierspielen bzw. Singen etwas klanglich noch nicht gelungen ist und noch zu wünschen übrig lässt, dann sagt meine KLin schon mal in etwa "So wie du es jetzt spielst hört es sich etwa so an, ich mache es jetzt mal ganz übertrieben vor. Es klingt bei dir natürlich längst nicht so, aber ein wenig in der Richtung". Wenn sie dann die übertriebene Version des eigenen verbesserungsbedürftigen Spiels vormacht, dann weiss ich genau, worauf sie hinaus will.

Diese Methode finde ich gar nicht schlecht, sie ist m.E. kooperativ und hilfreich.

LG

Debbie digitalis
 

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