Modernere Stücke für Anfänger

Hallo Pianomobile,

tut mir leid, wenn ich da einschreite. Vereinfachte Bearbeitung für das Klavier von originalen Klavierwerken läßt man aus klavierpädagogischer Sicht prinzipiell keinen Klavierschüler spielen. Ich habe mal erlebt, daß ein Schüler auf dem Klavier in einem Vorpiel den türkischen Marsch von Mozart in einer Leicht-Bearbeitung spielt. Das ist prinzipiell falsch. Was Klaviermusik betrifft sollte ein Klavierschüler nur das Original spielen, zumindest von der klasssischen Musik!! Das hat jetzt auch nichts mit Meinungen zu tun. Jeder großer Instrumentalpädagoge wird Dir das gleiche erzählen, daß man keine vereinfachten Bearbeitungen für das Klavier von originalen Klavierwerken spielen läßt!

Liebe Grüße, Mario


Seh ich genauso. Ausnahme: wenn mal ein für den Schüler (zu) grosser Akkord auftaucht, dann schaue ich, ob man irgendeinen Ton weglassen kann, damit es klappt und man es dennoch nicht so wirklich hört.
Ist aber selten und eine Notlösung.

Es gibt in der Literatur aber schon Stellen, wo man selber schauen muss.
Oder wie Margulis mal bei einer Stelle bei Rachmaninow gesagt hat (weiss leider nicht mehr welche): "Wer hier alle Töne spielt, ist selber Schuld!" :D
 
Jeder großer Instrumentalpädagoge wird Dir das gleiche erzählen, daß man keine vereinfachten Bearbeitungen für das Klavier von originalen Klavierwerken spielen läßt!

Dass jeder große Instrumentalpädagoge davon abrät, ist mir schon klar. Die sitzen aber meist nicht in gewöhnlichen Musikschulen und leben davon, dass sie ihre Schüler bei Laune halten.
Natürlich ist man bemüht bei Originalliteratur zu bleiben, aber wenn der kleine Seppi unbedingt nach zwei Monaten „Für Elise“ spielen möchte, so tu ich ihm den Gefallen. Seppi ist glücklich, Mama und Papa auch und die Oma obendrein. Solange die Einhaltung des Lehrplanes nicht gefährdet ist, sehe ich da kein Problem (man muss es ja nicht unbedingt ins Vorspielprogramm einbauen). Danach geht´s ohnehin wieder zurück zum Alltag.
 
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Von den Heumann-Arrangements halte ich natürlich auch nicht viel (besser gesagt: nichts). Aber was will man als klavierpädagogischer Dienstleister denn machen, wenn die (meist erwachsenen) Schüler mit "Freude, schöner Götterfunken" für sechs Finger ankommen oder der "Eurovisionsmusik". Mir sträuben sich dann innerlich die Nackenhaare. Aber was soll's! Ab und an muß man dem Affen Zucker geben.

Bei etlichen Schülern gibt's ja dann auch einen schönen Lerneffekt, wenn sie mitbekommen, wie dürftig diese Arrangements klingen und daß die Schwierigkeiten des Originals nicht nur eine Bosheit des Komponisten sind, sondern aus klanglichen Erfordernissen resultieren. Diese Schüler sind dann spätestens nach dem dritten Heumann für immer geheilt.

Aber ein ähnliches Problem stellt sich auch bei den Klavierausgaben der meisten Popsongs. Manchmal haarsträubend verquer und kompliziert gesetzt, daß es den Eindruck macht, da sei ein MIDI-File durch ein Notensatzprogramm gejagt worden. Und dann wieder so banal und simpel, daß es sich nur mit Keyboard und umfangreicher Soundbibliothek und Begleitautomatik ertragen läßt.

Nach dem Lamento noch drei Literaturtips:
  • Die Stücke von Mike Cornick (Universal Edition) - nicht ganz leicht, aber sehr stilsicher und klangbewußt gesetzt.
  • Michel Le Coz: Jazz Piano (Edition Lemoine).
  • Die Kompositionen von William Gillock, einem amerikanischen Klavierpädagogen. Meine Schüler stehen darauf - selbst die, die ich sonst nicht zum Üben kriege. In Deutschland erhältlich ist bei Breitkopf & Härtel eine Kompilation zusammen mit Czerny-Etüden (?). Der Originalverlag ist Willis (Ohio). Wer Interesse hat, möge sich per Privatmail melden.
 
Leichte Bearbeitung von original Klavierstücken

Dass jeder große Instrumentalpädagoge davon abrät, ist mir schon klar. Die sitzen aber meist nicht in gewöhnlichen Musikschulen und leben davon, dass sie ihre Schüler bei Laune halten.
Natürlich ist man bemüht bei Originalliteratur zu bleiben, aber wenn der kleine Seppi unbedingt nach zwei Monaten „Für Elise“ spielen möchte, so tu ich ihm den Gefallen. Seppi ist glücklich, Mama und Papa auch und die Oma obendrein.


Hallo Pianomobile,

dasselbe sollte auch für gewöhnliche Musikschulen gelten. Auch an gewöhnlichen Musikschulen sollten gute Instrumentalpädagogen arbeiten. Auch gute Instrumentalpädagogen sitzen in Musikschulen und leben davon. Wenn ein Klavierschüler nach zwei Monaten unbedingt "Für Elise" spielen will, ist das ein gutes Zeichen, den er ist an Klaviermusik interessiert.

Umso schlechter ist es jetzt, daß der Lehrer ihm eine Leichtbearbeitung von "Für Elise" gibt, um ihn bei Laune zu halten. Daraus folgt: Guter Schüler, schlechter pädagogischer Lehrer!

Wenn ein Schüler nach zwei Monaten "Für Elise" spielen will, muß er damit warten, bis er die Originalfassung spielen kann. Bei einem guten Klavierpädagogen wird er dafür auch nicht lange warten müssen. Ich habe noch nie erlebt, daß ein Schüler die Lust verliert, weil man ihm sagt, er muß, um "Für Elise" spielen zu können noch etwas warten. Der Gegenteil ist der Fall, der Schüler wird motiviert mehr zu üben, wenn der Lehrer ihm das Stück vorspielt und sagt: Und in ein oder zwei Jahren wirst Du, so gut wie Du jetzt schon spielen kannst, es auch spielen können!


Natürlich freut sich ein sehr keiner Klavierschüler zunächst das in einer Leichtbearbeitung spielen zu können. Aber man kann kleine Klavierschüler auch anders motivieren, d. h.: Der Lehrer hat ihn falsch motiviert, weil der Lehrer es nicht schafft ihn anders zu motivieren, ihm die Lust und Freude am Klavierspiel zu übermitteln. Diese falsche vorgezogene Motivation hat aber später negative Auswirkungen für den Schüler. Später wird er vieleicht die Lust dann wirklich verlieren, wenn er in einem Alter ankommt, wo er merkt: Ich spiele ja eigentlich viel schlechter als meine Freunde oder Mitschüler. Warum wird er schlechter spielen:
Einem Schüler eine Leichtbearbeitung von "Für Elise" zu geben hat zur Folge:
Daß, wenn er dann später die Originalfassung spielen soll, er keine Lust mehr hat die schwierigeren Stellen zu üben, die z. B. nach dem bekannten Thema kommen, die in allen Leichtbearbeitungen verdorben wurde.
Ein Schüler der noch keine Leichtbearbeitung von "Für Elise" gespielt hat, hat unheimliche Lust das ganze Stück mit den schwierigen Stellen zu üben und er selbst interessiert sich auch für die anderen Stellen des Stückes und nicht nur für das bekannte Thema.



Ich habe eine Schülerin, die hat bei ihrem vorigen Klavierlehrer solche Leichtbearbeitungen von original Klavierwerken gespielt. Sie hat später die Lust permanent verloren, als sie ihre Mitschüler, die ebenfalls Klavier spielen mit der Originalfassung der Stücke hörte. Zweifel kamen für sie auf: Bin ich zu schlecht?
Nein. Sie war nicht schlecht. Der Klavierlehrer war schlecht!


Ein weiterer Punkt ist die Klavierkomposition an sich, die in Leichtbearbeitungen verhundst wird und es die Komponisten sicherlich nicht gewollt haben, ihre Kompositionen zu verhundsen. Als z. B. Franz Liszt die h-moll Sonate komponierte, wollte er, daß dieses Stück nur die spielen, die diesen technischen Anforderungen gewachsen sind. Originale Klavierkompositionen in einer Leicht-Bearbeitung für Klavier zu spielen ist eine Vergewaltigung der orinalen Klavierkomposition.

Wenn dann läßt man lieber Synphonieteile in einer leichten Bearbeitung für Klavier spielen, wie z. B. 9. Syphonie von Beethoven der letzte Satz.

Aber niemals originale Klavierwerde in einer leichten Bearbeitung für Klavier.

Außerdem hat ein Klavierlehrer, der so etwas macht mangelnde Literaturkenntnisse in Klavier. Es gibt so viel schöne Stücke für Klavier in Originalfassung, die die Komponisten geschrieben haben, für Klavierspieler oder Klavierschüler, die noch nicht so weit in der Technik sind, die aber wunderschön klingen. Warum muß man dann ausgerechnet eine schwere originale Klavierliteratur in einer Leichtbearbeitung (die furchtbar hässlich und verhundst klingt) spielen lassen?????

Es gibt auch unzählige weitere Gründe, warum man das als Klavierpädagoge nicht macht. Weiß jetzt nicht mehr in welchen Klavierpädagikbüchern zu diesem Thema genau geschrieben wurde.

Liebe Grüße, Mario
 
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. Später wird er vieleicht die Lust dann wirklich verlieren, wenn er in einem Alter ankommt, wo er merkt: Ich spiele ja eigentlich viel schlechter als meine Freunde oder Mitschüler. Warum wird er schlechter spielen:
Einem Schüler eine Leichtbearbeitung von "Für Elise" zu geben hat zur Folge:
Daß, wenn er dann später die Originalfassung spielen soll, er keine Lust mehr hat die schwierigeren Stellen zu üben, die z. B. nach dem bekannten Thema kommen, die in allen Leichtbearbeitungen verdorben wurde.

Das kann ich jetzt nicht nachvollziehen. Jeder, der die Leichtversion gespielt hat, hat später bei mir auch genug Motivation verspürt, das Original zu erlernen (Mama, jetzt darf ich die „richtige“ „Für Elise“ lernen.) Alles eine Frage der Kommunikation.
Es ist wie gesagt auch nicht der Regelfall, Bearbeitungen zu spielen. Insofern scheint mir die Befürchtung, der Schüler würde im Vergleich zu anderen zurückfallen ebenso unbegründet.
An jedem Stück kann man etwas lernen, - auch an Bearbeitungen. Und wenn es nur um einfache Transpositionen oder Analysen geht. Und solange ein Schüler etwas dazulernt und Spaß daran hat, sollte man als Lehrer doch ab und zu kompromissbereit sein.
Natürlich gibt es genug entzückende Anfänger-Literatur, aber es macht auch Spaß, gelegentlich bekannte Melodien nachzuspielen.
Man dürfte ja sonst ein Orchesterwerk an einer Musikschule ja auch nur in Originalbesetzung und mit Originalpartituren spielen lassen.
 
Ein weiterer Punkt ist die Klavierkomposition an sich, die in Leichtbearbeitungen verhundst wird und es die Komponisten sicherlich nicht gewollt haben, ihre Kompositionen zu verhundsen. [...] Originale Klavierkompositionen in einer Leicht-Bearbeitung für Klavier zu spielen ist eine Vergewaltigung der originalen Klavierkomposition.
Ich würde daraus jetzt keinen fundamentalistischen Glaubenskrieg mit Fettdruck machen. Natürlich schätzen wir hier im Forum alle das Original. Aber ebenso, wie sich nicht jeder einen Van Gogh oder Renoir in die Wohnung hängen kann (dafür gibt es dann ja für die weniger Betuchten die Kunstkalender), ebenso sind auch vielen Klavierspielern engere Grenzen gesetzt, als du sie vielleicht erfährst. Und dann Verbotstafeln aufstellen:

Unbegabten ist der Zutritt bei Strafe verboten
Klavierlehrer haften für ihre Schüler​
Der Musikwart​

Dann sind wir ganz schnell bei einem elitären Kunstbegriff, der den Menschen aus den Augen verliert.

Damit ich nicht falsch verstanden werde: Ich rede hier nicht einer pauschalen Nivellierung das Wort

PS: Was ist eigentlich mit dem "Verhunzen" (!) der Originalkompositionen durch erleichterte Ossia-Varianten, die vom Komponisten (z.B. bei Brahms und Liszt) selbst stammen?

PPS: Die erleichterten Fassungen der Ungarischen Rhapsodien durch Alfred Bendel [sic!] haben die ausdrückliche Billigung von Franz Liszt gehabt.
 
Bearbeitungen

Hallo Kölnklavier,

Bearbeitungen von Liszt, Brahms oder den Pianisten Alfred Brendl zu spielen finde ich nicht schlecht. Es gibt ja etliche Bearbeitungen von den Chopin- Etüden von Godovsky.

Diese Bearbeitungen sind auch wunderschön und die Stücke wurden hier auch nicht verhunzt, wie ich das vorher gepostet habe.

Aber ich rede hier nicht von Bearbeitungen generell, sondern vom Anfängerunterricht, in denen man Schüler leichte Bearbeitungen spielen läßt, wie z. B. von Mozart den Türkischen Marsch oder sogar von Beethoven "Für Elise". Und das ist grundsätzlich verkehrt.

Liebe Grüße, Mario
 
Das scheint ja ein neuer Glaubenskrieg zu sein. Ich habe als Kind einen vereinfachten Entertainer gespielt und mich nie dafür geschämt. Da die Einleitung fehlte, habe ich die halt aus dem Kopf dazugespielt, der Rest war mir egal. Das kann man meiner Meinung nach genauso mit klassischen Stücken machen, die sind nicht heilig oder tabu - aber das sehen manche Menschen anders und das ist natürlich auch zu respektieren.

Ob es wirklich Sinn macht, vereinfachte Versionen von irgendetwas zu spielen, wurde ja schon beantwortet, manche freuen sich einfach, wenn sie etwas am Klavier nachempfinden können obwohl das Original zu schwer ist. Falsch fände ich allerdings, jemandem (das kann auch der Zuhörer sein) die Tatsache vorzuenthalten, daß es sich um eine vereinfachte Version handelt.

Jetzt würden mich mal nachvollziehbare pädagogische Gründe interessieren: Warum ist es falsch, Schüler vereinfachte Versionen spielen zu lassen? Welche negativen Folgen ergeben sich daraus? Motivation lasse ich nicht gelten, wer Klavier wegen eines bestimmten Stückes lernt, hat den universellen Charakter von Musik nicht verstanden und wird es auch nicht tun, wenn er nur Originalversionen spielt.
 
Es gibt auch berühmte Bearbeitungen, aber die sind natürlich kaum Vereinfachungen: Bach hat Vivaldi- und Marcello-Konzerte bearbeitet, Liszt und Busoni haben Bach bearbeitet, Debussy Saint-Saens, d'Albert Beethoven, Liszt jede Menge Schubert, Tausig Schubert u.a., Godowsky Chopin, Moszkowski Wagner u.a., Busoni Schönberg, um nur einige zu nennen.

Die Frage ist immer, ob es eine "Bearbeitung" ist oder eine "Verballhornung", und leider sind die meisten Vereinfachungen auch immer Verballhornungen (manche virtuose Bearbeitung allerdings auch); die von Heumann allemal, aber bei dem ist schon das ganze erzieherische Konzept eine Verballhornung dessen, was man Kulturvermittlung nennen könnte.
Es gibt, wenn ich es recht entsinne, in einem Land des Ostens ein Gesetz, das Werke unter Denkmalsschutz stellt und so etwas verbietet. So streng muß man ja nicht gleich werden. Und ich bin auch keineswegs ein Purist, was Bearbeitungen, evtl. auch unauffällige Retuschen angeht. Aber wo sie allzu sehr in den Geist des Urhebers eingreifen, gehen sie mir gegen den Strich.

Bei Schülern genügt es meist, ihnen die Noten des Originals zu zeigen, dann sehen sie auf den ersten Blick, daß jemand wie Heumann sie gehörig betrügen will, was sie dann meistens auch nicht mehr in Ordnung finden.

Ansonsten ist es durchaus richtig, wenn der Guendola auf die Universalität der Musik hinweist. Das Klavier ist tatsächlich ja ein universelles Instrument. Und warum sollte man nicht irgendein beliebtes Melödchen darauf in einem schlichten Klaviersätzchen spielen dürfen, solange dieses Sätzchen einem minimalen Qualitäts-Anspruch genügt. Aber wenn solch ein Sätzchen nur ein verzerrter Abklatsch eines originalen Klavierstücks ist, sollte ein Lehrer durchaus auch Werturteile vermitteln und klarstellen, daß hier ein Bearbeiter ziemlichen Mist fabriziert.

Es gibt ja fast nichts mehr, das es nicht in irgendeiner Form auch von Heumann gibt, von "Mozärtliche Weihnacht" über "First Fun with Beethoven" bis "Boogie Circus" listet mir eine Datenbank 330 Titel auf. Nun rate man mal, was die Motivation zu solcher Produktivität ist? Pädagogische Ideale oder das schöne Lied "Süßer die Kassen nie klingeln"?
 
Leichtbearbeitungen

Das scheint ja ein neuer Glaubenskrieg zu sein. Ich habe als Kind einen vereinfachten Entertainer gespielt und mich nie dafür geschämt. Da die Einleitung fehlte, habe ich die halt aus dem Kopf dazugespielt, der Rest war mir egal. Das kann man meiner Meinung nach genauso mit klassischen Stücken machen, die sind nicht heilig oder tabu - aber das sehen manche Menschen anders und das ist natürlich auch zu respektieren.

Hallo Guendola,

bei unterhaltender Musik ist es Ok vereinfachte Versionen zu spielen. Bei klassischen Stücken, wie Beethoven, Mozart usw. sollte es ein Klavieranfänger nicht tun.
Motivation lasse ich nicht gelten, wer Klavier wegen eines bestimmten Stückes lernt.

Habe ich nicht behauptet. Im Unterricht soll man den Klavierschüler an die Klavierstücke heranführen, welche genialen Stellen hat z. B. dieser oder jener Komponist, was hat sich der Kompononist darunter vorgestellt, was ist gerade das Schöne an dieser Stelle usw. Mit Leicht-Bearbeitung von klassischen Stücken kann man das bestimmt nicht, da man einem Schüler nicht nur die Ohrwürmer schmackhaft machen soll, sondern die Klaviermusik generell. Und wie bereits ich geschrieben habe, gibt es genügend Originalkompositionen für Klavier in jedem Schwierigkeitsgrad.

Jetzt würden mich mal nachvollziehbare pädagogische Gründe interessieren: Warum ist es falsch, Schüler vereinfachte Versionen spielen zu lassen? Welche negativen Folgen ergeben sich daraus?
Der Schüler soll zunächst die Originalkomposition des Komponisten kennenlernen, und solche Komponisten schätzen lernen. Ohrwürmer versteht jeder Schüler schnell. Bei Beethoven z.B. muß der Lehrer dem Schüler gewisse Sachen erklären, die der Schüler noch nicht musikalisch versteht, aber verstehen lernen soll. Wie ging z. B. der Komponist bei dieser Stelle vor, was waren die Vorstellungen des Komponisten usw.
Wieviele schätzen zunächst nicht Bach und erst wenn sie ihn spielen und sich damit auseinandersetzten wird ihnen die Musik erst zugänglicher. Auch einen Klavierschüler muß man musikalisch erziehen.

Dann sollte der Schüler ein Erfolgserlebnis haben: z. B.: Jetzt kann ich schon "Invention Nr. 1" von Bach spielen oder jetzt kann ich "Für Elise" spielen. Dieses Erfolgserlebnis hat man dem Schüler unter Umständen schon weggenommen, wenn man ihm die Billigbearbeitung solcher Stücke gegeben hat.

Ganz miserabel ist z. B. eine Leicht-Bearbeitung von Fanz Liszt Liebestraum Nr. 3. Viele spielen das Stück wegen des bekannten schönen Themas. Wenn man einem Schüler früher eine Leicht-Bearbeitung spielen lies, und er sie ständig übte, weil ihm das Thema so gefiel, kann es sein, daß er das Orignal nicht mehr spielt. Warum? Weil er das Thema früher schon so oft spielte, daß es ihn vieleicht schon zum Halse raushängt. (Verzeihung lieber Franz Liszt, mir hängt das Thema natürlich nicht aus dem Hals)

Das sind meine Standpunkte zu dem Thema.

Zur eigentlichen Frage, ob es falsch ist originale Klavierwerke in einer Leicht-Bearbeitung einen Schüler spielen zu lassen, möchte ich außerdem erwähnen, daß es nicht allein meine Meinung ist, sondern ich das in meinem Diplom- Klavierpädagogikstudium gelernt habe, daß man keine Leicht-Bearbeitungen von originalen Klavierkompositionen Anfängerschülern spielen läßt.

Liebe Grüße, Mario
 
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Die Frage ist immer, ob es eine "Bearbeitung" ist oder eine "Verballhornung", und leider sind die meisten Vereinfachungen auch immer Verballhornungen (manche virtuose Bearbeitung allerdings auch); die von Heumann allemal, aber bei dem ist schon das ganze erzieherische Konzept eine Verballhornung dessen, was man Kulturvermittlung nennen könnte.

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Bei Schülern genügt es meist, ihnen die Noten des Originals zu zeigen, dann sehen sie auf den ersten Blick, daß jemand wie Heumann sie gehörig betrügen will, was sie dann meistens auch nicht mehr in Ordnung finden.

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Es gibt ja fast nichts mehr, das es nicht in irgendeiner Form auch von Heumann gibt, von "Mozärtliche Weihnacht" über "First Fun with Beethoven" bis "Boogie Circus" listet mir eine Datenbank 330 Titel auf. Nun rate man mal, was die Motivation zu solcher Produktivität ist? Pädagogische Ideale oder das schöne Lied "Süßer die Kassen nie klingeln"?

Sehr gut geschrieben. Besser hätte ich mich auch nicht über Heumann auslassen können.
Ich halte den Typen für die volle Verarsche...
Das Zeug ist einfach nix Wert.
 

Mit sehr großem Interesse verfolge ich nun seit einiger Zeit - als sogenannter
Anfänger - die Diskussion im Forum, speziell über Heumann.
Ich habe meine Heumann-Literatur allesamt beiseite geschmissen und mich auf die Russ. Musikschule, Clavio - Vorlagen und Noten aus dem Internet
konzentriert.
Denn die Versionen von Heusmann klingen gräslich und schlimm.

Ich möchte die Internet-Anschriften nicht alle noch nennen, denn diese habe
ich aus diesem Forum
Ich versuche jedenfalls Originalkompositionen zu spielen bzw. bei Bach auf Busoni zurückzugreifen.
Ich habe hiermit auch die volle Unterstützung meiner Klavierlehrerin.
Übrigens habe ich meine Grundeinstellung zum Thema bereits unter Nr. 18
gemacht.
Ich habe es sicherlich gegenüber Jugendlicher besser, denn bei mir steht keiner dahinter, mit erwartungsvollen Ergebnissen bzw. das Vortraqgen von
"bekannten Stücken".
Ich treibe mich nur selber und muß aufpassen, das ich es nicht zu toll treibe.

Der Späteinsteiger
 
Vernünftige Einstellung, aber leider nicht immer der Normalfall. Gerade bei Erwachsenen tu ich mir schwer, jemandem, der mich um eine vereinfachte Form eines klassischen Werkes bittet, zurückzuweisen;- vor allem, wenn ich weiß, dass es für das Original ohnehin nie reichen wird oder er es gar nicht wirklich anstrebt (auch das gibt es).
Da mach ich lieber ein, zwei Seiten Kubanek (warum eigentlich Heumann?) und versuch danach wieder zu Originalliteratur zurückzukehren.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Von den didaktisch/pädagogischen Gründen bin ich nicht besonders überzeugt. Aber ich glaube, es wäre sehr sinnvoll, den Schülern, die solche Light-Versionen spielen möchten, beide Varianten vorzuspielen und dann noch einmal überlegen lassen. Wer davon nicht abgeschreckt wird, dem kann man vermutlich sowieso nicht so leicht helfen. Wenn ich herausfinden sollte, daß irgendwelche Noten, die ich bereits gespielt habe, Light sind, würde mich allerdings umgehend interessieren, das Original kennenzulernen, ob ich das nun spielen kann oder nicht.

Warum man Light-Versionen bei Pop-Musik nicht so eng sehen sollte, verstehe ich übrigens auch nicht. Die sind im allgemeinen grottenschlecht und manchmal muß man schon sehr genau hinhören, um überhaupt herauszufinden, was gemeint ist. Pop-Musik hat genauso viel Seele und Intention wie klassische Musik, nur die Mittel sind etwas anders (und ich vermute, das gilt sogar für Schlager und Volksmusik, auch wenn ich das nicht so ganz nachvollziehen kann).

Davon abgesehen wollte ich eigentlich nur bemerken, daß ich noch keine wirklich klassischen Light-Versionen gesehen habe, die ich spielen wollte. Und daß ich jeden Klavierlehrer verstehen kann, der sagt, daß er seinen Schülern keine Light-Versionen antun möchte, weil sie ihm selbst nicht gefallen.
 
Der typische Fall in dieser Angelegenheit tritt ja meist nach Vorspielabenden auf, wo ein Schüler ein Original-Werk hört, das er gerne spielen möchte und den Lehrer darauf anspricht. Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten, darauf zu reagieren:
„Nein, ist noch zu schwer für Dich.“ (Für Schüler, die das Stück irgendwann im Original schaffen)
„Nein, ist zu schwer für Dich“ (Für Schüler, die dieses Potential aus musikalischen, motorischen oder kognitiven Gründen nicht haben).
An dieser Stelle eine Light-Version anzubieten halte ich nicht für falsch. Im Regelfall lehnt die erste Schülerkategorie ohnehin ab und die zweite ist froh, wenigstens eine Light-Version üben zu dürfen. (Es muss wie gesagt ja nicht Heumann sein)
Es kommt aber auch gelegentlich „Na dann besser gar nicht“. Die Entscheidung sollte man, wie Guendola richtig bemerkt hat einfach dem Schüler überlassen und als Lehrer gegebenenfalls mal zurückstecken.
Auch in meiner Ausbildung wurde uns nahe gelegt, bei Originalwerken zu bleiben, letztendlich spricht aber der Unterrichtsalltag eine andere Sprache.

Warum man Light-Versionen bei Pop-Musik nicht so eng sehen sollte, verstehe ich übrigens auch nicht. Die sind im allgemeinen grottenschlecht und manchmal muß man schon sehr genau hinhören, um überhaupt herauszufinden, was gemeint ist. Pop-Musik hat genauso viel Seele und Intention wie klassische Musik, nur die Mittel sind etwas anders (und ich vermute, das gilt sogar für Schlager und Volksmusik, auch wenn ich das nicht so ganz nachvollziehen kann).
Du triffst den Nagel auf den Kopf!
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Da ich z. Z. noch keine Pop-Blues u. ä. spiele/übe - beschränke mich im
Augenblick nur auf Klassik - meine Frage:
Welches gute, für Anfänger umsetztbare Original-Notenmaterial in dem genannten Sektor könnt ihr empfehlen.
Gut wäre noch Einspielungen auf CD, MIDI oder Mp3.

Der Späteinsteiger
 
Recherchier mal unter Christopher Norton (bei Boosey & Hawkes erschienen). Der hat sehr brauchbares Material für Einsteiger geschrieben. Des weiteren Martha Mier (Alfred Verlag). Die Tips Mike Cornick und Michel Le Coz habe ich weiter unten schon gepostet.
 

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