Mehr als ein Stück zur selben Zeit lernen?

  • Ersteller des Themas opus_diaboli
  • Erstellungsdatum

O

opus_diaboli

Dabei seit
2. Apr. 2008
Beiträge
65
Reaktionen
0
Hallo,

macht es Sinn oder ist es im Gegenteil vielleicht ungünstig, mehr als ein Stück gleichzeitig zu lernen? Wie steht Ihr dazu? Ich würde es gern, was aber eher mit Ungeduld zu tun hat. Im Augenblick leide ich ein wenig an Zeitmangel und möchte parallel zu dem, was ich gerade lerne, eine weiteres Stück üben.
 
Ich bin totaler Neuling und kann noch nicht mal mein erster Stück :) aber meine Erfahrung zeigt: zwei Dinge zu haben, an denen man arbeiten kann, ist meistens gut, denn: Frustriert dich das eine, kannst du am anderen weiterarbeiten. Sollte das nicht auch sehr oder sogar insbesondere für Klavierstücke gelten? ;) Natürlich bedarf es da schon eines gewissen Zeitbudgets. Wenn du wenig teilst, kommt nur noch weniger raus...

LG,
Andreas
 
Ich bin weder KL noch Gehirnforscher, kann mir aber gut vorstellen, dass man beim Klavierspielen schneller vorwärtskommt, wenn man mehrere Stücke gleichzeitig übt -vor allem dann, wenn diese Stücke unterschiedliche Anforderungsprofile haben.

Auf diese Art und Weise gibst Du Dir die Möglichkeit, die verschiedensten Techniken kontinuierlich zu trainieren und damit auch zu verbessern -selbst wenn es dann etwas länger dauern sollte, bis das jeweilige Stück sitzt.

Ich selbst arbeite nicht nur an mehreren unterschiedlichen Stücken (aus verschiedenen Epochen, zweihändig, vierhändig....) sondern achte auch darauf, dass sie sich nicht in der gleichen Erarbeitungsphase befinden. Auf diese Art und Weise sind immer einige Hirnareale beschäftigt, während andere sich "ausruhen" und dabei die eingetrichterten Informationen verarbeiten und verknüpfen können.

Stück A: neu (Notenlesen, Analyse, Fingersätze, evtl. Auswendiglernen...)

Stück B: einzelne Teile zusammenfügen, Dynamik, Rhythmuskorrekturen, Tempo erhöhen

Stück C: Feinarbeit an kurzen bis längeren Abschnitten, aber auch schon komplettes Durchspielen, Aufnehmen mit der Kamera zur Selbstkontrolle..., evtl. Hochladen in Clavio

Stück C2: Konzertreife (von solch einem Stück träume ich noch ;))

Stücke D und E: "Erhalten des Repertoires" An 1-2 Tagen in der Woche durchspielen, evtl. Auffrischen unsicher gewordener Stellen

Stück F: Wiederaufnahme (beginnt mit Phase A, alle Phasen dauern allerdings deutlich weniger lang als bei neuen Stücken)


Auf diese Art und Weise ist das Hirn immer gut beschäftigt und auch mir selbst wird es wegen der Abwechslung nicht langweilig
 
Naja, ich weiß ja nicht, ob eine Phase des Zeitmangels gerade geeignet ist, sich mehreren Stücken zu widmen. Musst schon gucken, dass Du dich nicht verzettelst und jedem Stück angemessene Beachtung schenken kannst.

Aber ansonsten natürlich. Meist hat man ja Stücke (oder Teile eines längeren) in verschiedenen Stadien am köcheln: Notenlesen sollte man eigentlich permanent ein bisserl üben, bei dem, was man schon flüssig kann, geht's um die Interpretation, manchmal ist auch eine harmonische Analyse sinnvoll oder sich die Struktur zu veranschaulichen - es ist ja nicht so, dass man bei den gleichzeitigen Stücken auch gleichzeitig dasselbe macht. Insofern braucht man nicht zu befürchten, die Stücke nicht ausreichend auseinanderhalten zu können.

LG
Stuemperle
PS: Klimperline war schneller
 
(...)
Auf diese Art und Weise ist das Hirn immer gut beschäftigt und auch mir selbst wird es wegen der Abwechslung nicht langweilig

hallo,

Du hast Dir da einige Gedanken gemacht, und das zeigt ja, dass Dir an der Sache (nämlich Klavier spielen und dabei vorwärts kommen) liegt.

Ich empfehle Dir, lieber so viel, wie Dir Spaß macht (bzw. so viel wie Dich interessiert) zu lernen/üben/ausprobieren (natürlich auch abhängig von der Zeit, die Du dafür zur Verfügung hast) - ich rate Dir aber ab, dass Du Dir quasi Tabellen anlegst und Buch führst (was ist wann und wo in welchem "Stadium"). Sowas lenkt nur ab und verstellt schlimmstenfalls den Blick.

Wer nicht mehr als 10 (in Worten zehn) Stücke gleichzeitig oder besser gesagt parallel übt, braucht keine "Buchführung".

Buchführung ist langweilig :D -- üben ist spannend!

Gruß, Rolf
 
Keine Bange, Rolf, für Buchführung bleibt mir gar keine Zeit. Die einzelnen Phasen ergeben sich - zumindest bei mir - von ganz alleine und dafür, dass es immer wieder neue Stücke gibt, ohne alle anderen Stücke bereits komplett abzulegen - ja dafür sorgt schon der KL mit seinen Hausaufgaben für die nächste Stunde.

Oh Gott, was für ein Satz. In Anbetracht der nächtlichen Stunde verzichte ich auf Korrektur und denke mir: Thomas Mann wurde auch verstanden und dessen Sätze waren noch komplizierter verschachtelt ;).
 
prima, dass Du nicht zur Buchführung greifst!!!
Rolf, ab einer gewissen Menge von Stücken ist das unerlässlich - weil sonst manche schlichtweg vergessen werden...

@all: ich würde nicht zwei Stücke GEICHZEITIG anfangen! Und schon gar nicht, wenn sie stilistisch ähnlich sind. Ansonsten denke ich, dass wir alle doch gleichzeitig an versch. Stücken arbeiten, die sich aber in UNTERSCHIEDLICHEN Lernphasen befinden: Ist das erste Stück holprig "drauf", fange ich Nr 2 an und arbeite parallel an Nr 1 weiter usw.
 
Hallo,

zwei Stücke würde ich auch nicht gleichzeititg anfangen. Nicht dass ich durcheinander kommen würde, aber es würde das (Auswendig-) Lernen verlangsamen, so wie man ja in der Phase laut Chang nicht mal Tonleitern und andere Stücke spielen soll. So päpstlich bin ich ja nicht, aber ich bin schon bestrebt, ein neues Stück so schnell es geht intus zu haben.

Wenn ich dann mit dem Üben anfange, kann ruhig so langsam noch ein Stück daher kommen, aber das kann ich nicht ohne Ende so weiterführen, denn die Stücke brauchen auch eine Ruhephase.

Außerdem ist es wohl außer vll. bei Profis nicht unbedingt hilfreich, Buchführung zu betreiben. Wenn mir danach ist, was Neues zu lernen, dann lerne ich ganz schnell auch mehrere Sachen, wenn nicht, wird schon eines zur Qual, das nennt man wohl Bauchgefühl.

Meine "Buchführung" beschränkt sich auf das Notieren des im Unterricht Besprochenen (habe ich von Anfang an gemacht und bin jetzt richtig froh drüber, da kann man wunderbar drin schwelgen) und dann habe ich eine Liste mit meinem "Repertoire", wo fast alle Neuzugänge drauf kommen. Die Liste schaue ich manchmal an und spiele die Stücke, um sie warm zu halten. Es wird auch mal das eine oder andere gestrichen...

Klavirus
 
Ich arbeite gerade an 3 recht unterscheidlichen Stücken. Das sorgt für Abwechslung, übt meiner Meinung besser und macht auch mehr Spass. Vorab spiele ich immer die ( wenigen ) Stücke, die ich schon ( oder fast ) kann.
 

Ich lerne meist auch 2-3 Stücke parallel. Teilweise fange ich sie auch zur gleichen Zeit an, häufiger allerdings versetzt. Wichtig ist mir immer das die Stücke sehr verschieden sind. Also z.B. entweder Jazz und Klassik, oder was schnelles und was langsames. Je unterschiedlicher desto besser musste ich für mich feststellen...mir macht es das Üben abwechslungsreicher und es macht mehr Spaß!

Allerdings finde ich auch das Ungeduld immer ein schlechter Partner beim Klavierspielen ist. Aber ich kenne ihn nur allzugut :rolleyes: und hab ihn mittlerweile ganz gut im Griff glaub ich ;)
 
Ich lerne Stücke nur gut, wenn ich wirklich Spaß daran habe. Momentan erarbeite ich mir im Klavierunterricht zwei Stücke - wir verbesseren "River flows in you" von Yiruma, dass ich nach 4 Wochen täglichem Üben allerdings vollkommen satt habe (dabei ist es - eigentlich! - so schön...) und nebenher noch ganz frisch das Adieu von Burgmüller, um mal ein bisschen Klassik mit einzubringen. In den nächsten Wochen kommt schätzungsweise auch wieder was Modernes hinzu...

Ich denke, wenn man sich die Zeit richtig einteilt, kann es sogar förderlich sein, mehrere Stücke gleichzeitig zu spielen - allerdings wird es so auch länger dauern, alle drei "perfekt" zu können, als hätte man sie nacheinander einstudiert. Denke ich zumindest. Jeder muss das für sich selbst entscheiden, ich kenne auch zwei Pianisten, die mir sagen, ich würde mit mehreren Stücken gleichzeitig keine Fortschritte machen können.
 
Das Üben mehrerer Stücke ist meiner Meinung nach vor allem eine Zeitfrage. Wenn man nicht genügend Zeit hat, allen "aktiven" Stücken die nötige Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, übt man eindeutig zu viele. Es läßt sich eigentlich nicht an der Anzahl der Stücke festmachen sondern hängt davon ab, wieviel Arbeit in den Stücken steckt. Außerdem hängt es nicht nur von der verfügbaren Zeit ab sondern auch von der verfügbaren Konzentration. Wenn ich vier Stunden täglich Zeit zum Üben habe aber mir nur zwei Stunden lang hinreichend konzentrieren kann, bleibem unterm Strich eben nur zwei Übestunden übrig.

Wenn man aber seine Übezeit gut nutzt, muß man nicht jedes Stück täglich bearbeiten. Es gibt oft Phasen, wo es sogar besser ist, ein Stück ein paar Tage sacken zu lassen um dann eine neue Bestandsaufnahme zu machen. Wie auch beim sportlichen Training liegt die Wirkung des Übens oft in der Zeit danach und wenn man sich diese Zeit nicht läßt, kann man sogar Rückschritte machen. Es spricht meiner Meinung nach nichts dagegen, in diesen Tagen "dazwischen" an einem anderen Stück zu arbeiten.

Stilistisch und vor allem von der Spielweise her ähnliche Stücke sollte man entweder sauber von einander getrennt üben oder gleichzeitig. Das gilt auch für ähnliche Stellen im selben Stück, die man allerdings nicht mit genügend großem Abstand von einander üben kann, weil sie eben zum selben Stück gehören.

Ich selber arbeite eigentlich immer an mehreren Stücken, wobei allerdings meistens eines im Vordergrund steht, weil es sich um ein etwas größeres und längerfristiges Projekt handelt (z.B. eine Beetehoven-Sonate), während die anderen schneller fertig werden. Außerdem sind immer ein oder zwei Stücke dabei, die ich wieder auffrische.

Fazit: Es ist kein Problem, mehrere Stücke gleichzeitig einzuüben, solange dabei kein einziges zu kurz kommt. Wenn man also beispielsweise eine Stunde Zeit hat und das erste Stück davon 50 Minuten braucht, hat man keine Zeit, ein neues Stück zu beginnen aber man kann ein noch altes Stück ein oder zweimal in Ruhe durchspielen, um es zu festigen. Hat man aber noch 40 Minuten übrig, wäre es doch schade, diese nicht zu nutzen.
 
Ich übe immer mehrere Stücke parallel. Sonst verbeiße ich mich zu sehr in eines. Mit etwas Abstand hat man bessere Ideen, finde ich. Außerdem macht es mir mehr Spaß, verschiedene Stücke zu üben. Abwechselung ist mir wichtig.
 
Vielen Dank für die vielen Antworten und Anregungen. Um ehrlich zu sein, dass waren ein wenig die Antworten, die ich mir erhoffte. Denn wenn ich längere Zeit nur an einem Stück arbeite, dann sinkt schonmal die Motivation und ich muss mich wirklich aufraffen. Außerdem scheint es ja tatsächlich so zu sein, dass man auf diese Weise schneller vorwärts kommt, was beispielsweise das Notenlesen angeht. Das ist immer noch eine meiner Schwächen. Und natürlich hat man so auch mehr Abwechslung.

Okay, bin überzeugt. :)
 
macht es Sinn oder ist es im Gegenteil vielleicht ungünstig, mehr als ein Stück gleichzeitig zu lernen?
Nun, zum Thema "Sinn machen" empfehle ich folgende Seite:
www.nichts-macht-sinn.de
:D
Und das Mehrstückgleichzeitigüben führe ich auch durch, allerdings nicht aus Zeitmangel, sondern weil ich keine Lust habe, stundenlang das eine Lied rauf- und runterzuklimpern. Außerdem motiviert es mich. Aber aus Zeitmangel würde ich es nicht tun. Eher aus Zeitüberschuss. :) Aber wie schon voran gesagt wurde dürfen es nicht zu viele Stücke auf einmal sein, wegen Verzettelungsgefahr.
 
Nun, zum Thema "Sinn machen" empfehle ich folgende Seite:
www.nichts-macht-sinn.de
:D

Nihilist? :)

Ach, jetzt seh ich's, der Text ist vom Hüter der deutschen Sprache persönlich und geht eher weniger auf die philosophischen Aspekte ein. ;)

Und das Mehrstückgleichzeitigüben führe ich auch durch, allerdings nicht aus Zeitmangel, sondern weil ich keine Lust habe, stundenlang das eine Lied rauf- und runterzuklimpern. Außerdem motiviert es mich. Aber aus Zeitmangel würde ich es nicht tun. Eher aus Zeitüberschuss. :) Aber wie schon voran gesagt wurde dürfen es nicht zu viele Stücke auf einmal sein, wegen Verzettelungsgefahr.

Das Zeitproblem besteht bei mir nur phasenweise und war bzw. ist eher nicht der Grund meiner Frage. Aber den Aspekt der Motivation beim Üben mehrerer Stücke (mehr als zwei werden es bei mir wohl nicht werden) finde ich sehr wichtig.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich würde auf jeden Fall mindestens (!) 2 Stücke gleichzeitig üben.

Ich hab die Tage immer ein und das selbe Stück geübt und nach einer Zeit resignert das Gehirn, so dass es an jenen Stellen Fehler einbaut, die man kurz vorher noch perfekt meisterte.

Das Gehirn braucht Abwechslung - und keine Angst... man vergisst das Gelernte dadurch nicht. Im Gegenteil!
 

Zurück
Top Bottom