"Man übe in allen Tonarten"

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Barpianodilettant

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Hallo,

die Übeanweisung, alles möglichst in allen Tonarten zu üben,
ist wohl in den meisten Jazzlehrbüchern zu finden.

Für mich als gerade mal Normalbegabten stellt das schon seit jeher
die ultimative Demütigung dar. Habe ich es geschafft, mir eine Melodie
oder Akkordfolge einzuprägen, so passiert das in einer Tonart, will
ich nun alles z.B. einen Ganzton oder Halbton nach oben transponieren,
muss ich wieder nahezu von null beginnen.
Wenn ich dann noch bedenke, dass es 12 oder mehr Tonarten gibt, wie auch
immer, dann bereitet das schon etwas Magengrimmen ("Ein guter Jazzmusiker
kann alles in allen Tonarten....").

Wo liegen nun möglicherweise die Ursachen ?


- fehlende Transponierpraxis
- falsche Herangehensweise (Einprägen von bestimmten Akkorden und
anstelle von "Stufendenken")
- fehlendes Talent


Eine weitere Frage:

Bei der Vorstellung, auch nur ein einfaches Lied in "allen" Tonarten zu
erlernen, stellen sich mir die Haare zu Berge, ich möchte ja ein Repertoire
aufbauen und nicht ständig an einem Song rummachen.

Ist es nun so, dass man beim Transponieren durch alle Tonarten unbewusst
viel mehr lernt, also sich mehr Fähigkeiten/Wissen/Denkstrukturen aneignet
als man vordergründig denkt?

Wäre schön, wenn andere ihre Erfahrungen, Methoden usw. zu diesem
Thema posten könnten.


Barpianodilettant
 
Wenn man es bei einem Song kann geht es beim nächsten leichter.

Eine Möglichkeit ist es, die ganzen Schlüssel zu lernen. Da muss man sich dann nur die Schlüssel umdenken.

Oder, so wie ich es mache (aber eigentlich nur am saxophon), einfach umdenken. Wenn ich ne Quart höher spielen will, dann denk ich mir einfach zu jedem Ton die Quart und lese dann nicht mehr "C" sondern "F". Das ging für mich relativ schnell zu lernen. Man muss nur zu jedem Ton jedes Intervall können. Das lässt sich aber schnell und leicht üben.


oli
 
Mach's doch einfach auf der Gitarre, da schiebst du den Fingersatz immer nur ein Bund höher und fertig :)

Aber im Ernst, ich würde das nicht zu genau nehmen. Lieber die Übung vormerken und erstmal nur die für dich im moment wichtigsten Tonarten benutzen. Es ist natürlich sehr sinnvoll, sich im Laufe der Zeit durch alle Tonarten durchzuarbeiten, dann aber mit entsprechendem Aufwand, damit man sich in der jeweiligen Tonart auch einigermaßen zuhause fühlt. Ich denke, das ist auch der eigentliche Zweck der Anweisung "in allen Tonarten üben".

Transponieren ist natürlich wichtig. Ein typischer Satz aus der Bandpraxis lautet z.B. "Laß es uns lieber in A spielen, ich kann nicht so hoch singen". Gitarristen und Bassisten quittieren das mit einem Lächeln und der Keyboarder fängt an zu schwitzen.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Der Ursprung liegt wohl in der Solmisation. Der Idealfall ist, in allen Tonarten sowohl harmonisch als auch melodisch in Stufen zu denken (und zu hören). Transponieren ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck dafür, da es sich dort ja um ein „Umrechnen“ und bei bei der Solmisation um eine absolute Denkweise handelt.
Ich würde mal mit Kinderliedern (kein Scherz) im Fünftonraum anfangen (Hänschen klein wäre demnach 533 422 etc..) Das lässt sich auch chromatisch durch alle Tonarten bewältigen.
Als nächstes wären dann einfache I-IV-V-I Verbindungen an der Reihe.
 
@amfortas:

Naja, das mit dem Umdenken möchte ich vermeiden, Akkorde greifen, Melodie,
Improvisieren, Ausschmücken.... da kann das Gehirn nicht eben mal so nebenbei noch alles um ein Intervall versetzen, halte ich zumindest nicht für
wahrscheinlich (bei mir).

@Guendola:


Naja, Gitarre ist schon auch vertrackt, die Lagen eben, außerdem schafft es
nicht gerade Klarheit, wenn man ein und die selbe Tonleiter mit 10 oder mehr
verschiedenen Fingersätzen spielen kann...
Sicher ist es ein Ziel, sich in den Tonarten zu Hause zu fühlen, aber es ist bestimmt nicht schlecht, Stücke einfach mal so in einer anderen Tonart parat
zu haben, z.b. für Sänger.


@pianomobile:

In Stufen zu denken erscheint mir letztendlich am elegantesten, aber
es ist mit Sicherheit ein langer langer Weg dorthin.
Danke für den Kinderliedertip, werde ich mal probieren,
danach kommt Satin Doll.




Barpianodilettant
 
Was mir noch einfällt: Vorzeichen bzw. Tonleitern und Akkordbilder sind wohl das wichtigste, um sich in allen Tonarten zurechtzufinden.

Solmisation war wohl das richtige Stichwort - die Gitarre zu erwähnen war möglicherweise etwas irreführend. Wenn ich improvisiere, weiß ich eigentlich eher (auch auf dem Klavier), welche Funktionen die Akkorde haben als ihre Namen, wenn ich über die Namen überhaupt nachdenke.

Ein guter Einstieg wäre sicherlich, statt der genauen Akkordbezeichnungen lieber in Stufen zu denken. Also für C-Dur
C I (oder Tonika), d II, e III, F IV (oder Subdominante), G V (oder Dominante), a VI (oder Mollparallele) h° VII. Für A-Moll würde ich ganz banal die gleichen Ziffern wie für C-Dur verwenden, es sind ja die selben Akkorde.

Wenn man dann in F-Dur spielen soll, weiß man gleich, daß I jetzt F ist und die anderen Akkordgrundtöne sind halt entsprechend höher bzw. tiefer zu finden. Man muß also nur einmal in die relative "Sprache" übersetzen und braucht in einer neuen Tonart "nur noch" die anderen Vorzeichen beachten.
Das Blues-Schema in C wird dann zu
I - I - I - I - IV - IV - I - I - V - IV - I - V
und braucht nie wieder transponiert zu werden :)
 
In Lehrbüchern für Sakralorgel steht interessanterweise auch oft "in allen Tonarten spielen". Ich ahne so langsam die Verbindung zum Jazz. Vielleicht komme ich ja auch noch auf den Geschmack...

Kann nicht mal jemand was dazu sagen, ich gehöre eigentlich garnicht in den Jazz-Bereich, mag nicht mal wirklich Jazz ;)
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo,

im Moment leider fast gar nicht, da ich unter der Woche kein Klavier habe.

Schönes Wochenende!
 

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