Lese Rechtschreibschwäche bei Schüler

  • Ersteller des Themas sweetchocolate
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@Albatros2016
Ich als Lehrer kann nur sagen, dass ich mir bei der Berufswahl von vornherein im Klaren darüber war, dass ich mit Heranwachsenden arbeite, die eine Entwicklung durchlaufen, bei der ich sie mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln unterstütze. Ich bin ja schließlich kein Richter. Und deswegen liegt mir (aber auch sehr vielen meiner Kollegen) ein Abstempeln völlig fern. Es gibt auch immer wieder positive Überraschungen, die zeigen, welch tolle Entwicklungen manche zeigen, und die genau diese Sichtweise bestätigen.
 
@Demian , solche Lehrer wünscht man sich. :-)

Mein Kommentar bezog sich auch gar nicht speziell auf Lehrer, es gibt leider auch Eltern, die so mit ihren Kindern sprechen. :-(
 
Das stimmt so nicht. Gerade wenn man Kindern und Jugendlichen zeigt, dass sie etwas eigentlich besser könnten, wenn sie sich nur anstrengen würden, zeigt man ihnen eine Perspektive und lädt sie direkt zur Änderung ihres Verhaltens ein. Es ist eine Frage der Ansprache, z.B. indem man sagt: „Das könntest du eigentlich besser, aber du hast ja zu wenig getan dafür, stimmt‘s?“

Das ist eine sehr unfeine Verdrehung meiner Aussage. Ich habe von der Grundannahme gesprochen, das Kind sei Faul. Die Grundannahme, das Kind kann mehr als es zeigt, ist eine andere und durchaus positiv. Also unterstelle mir bitte nicht, ich würde diese negieren.
 
Jetzt ist es klar, was du meintest, vorher war es das nicht.
 
Bei den aller-allermeisten Schülern sind die sog. "Leseprobleme" nicht "Legasthenie" oder irgendeine andere Modekrankheit, die herbeigezerrt wird,
Hier geht es nicht um die allermeisten Schüler sondern um einen ganz bestimmten. Du machst doch sicher auch nicht in dem Stil Unterricht, dass Du den Durchschnitt aus den Erfahrungen mit allen Schülern bildest und dann alle gleich behandelst. Es mag ja definitiv so sein, dass es modern geworden ist, alle Probleme auf eine Krankheit zu schieben, weil das leichter ist, als sich als Schüler oder als Lehrer zu hinterfragen. Aber Du kannst doch nicht jemanden, der fachkundig eine echte Diagnose hat (nehme ich hier mal an...) in die gleiche Ecke stellen.
 
...das ist unfair, denn den Lehrer in der Regelschule (der soll deinem Nachwuchs lesen und schreiben beibringen) bezahlst du nicht (wir ersparen uns buhu Steuern blabla) und logischerweise erwartest du von ihm nicht, das er mit "Leseproblemen" fertig wird... aber davon abgesehen: wo findet man Lehrer, die "Leseprobleme mit Noten" beseitigen?
Du wirst Dich wundern, die "Regelschulen" haben ein Konzept. Fachkundige Tests zur Feststellung einer LRS, Förderunterricht u.a.. Was ich nicht erwarte, ist, dass sie dem Kind den Weg zur Lektorin oder Schriftstellerin ebnen, das wäre Blödsinn.

Es geht nicht darum, das Leseproblem mit Noten zu beseitigen, sondern zu versuchen, gemeinsam mit dem Schüler, der Klavier spielen lernen WILL (das mal als Mimimalanforderung vorausgesetzt) andere Wege zu finden. Musik ohne Noten. Improvisieren, nach Gehör spielen. Oder die Noten gemeinsam erarbeiten und gucken, ob das auswendig geht. Ein Prima Vista Spieler wird das nie.

Gibt ja auch blinde Pianisten, die werden das auch irgendwie gelernt haben...
 
Jean Langlais konnte an der Orgel auch das.

Klar kann man an der Orgel mit einer Hand lesen und mit der anderen sowie mit den Füßen spielen - wenn es das Stück hergibt. Auch am Klavier kann man die Stimme der einen Hand lesen und mit der anderen spielen.
Ein Stück für zwei Hände lässt sich mit Braillenotation nicht zeitgleich lesen und spielen. Das dürfte selbst ein Ausnahmetalent wie Jean Langlais wohl nicht geschafft haben. Aber vielleicht konnte er ja mit der Nasenspitze lesen :konfus:
 
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Ich hatte schon allerhand Schüler, auch blinde - und die sind genauso unterschiedlich wie andere Menschen auch. Manche tun sich mit dem auditiven Lernen schwer...

Zum Thema "Schüler mit Notenleseschwäche":
Einmal hatte ich einen Schüler, dessen Notenlesefähigkeiten erschreckend dürftig waren. Dabei hatte er schon ein paar Jahre Klavierunterricht hinter sich, hatte bis dahin sein Repertoire offensichtlich immer komplett auswendig gelernt und war nicht in der Lage, die allereinfachsten Dinge vom Blatt zu spielen. Da er motiviert und talentiert war, habe ich ihm (wie eigentlich allen Schülern) ein paar Extrawürste gebraten, und mit der Zeit hat er ein sehr passables Notenlese-Level erreicht.

Ob er außerdem eine Lese-Rechtschreibschwäche hatte, hat mich nicht interessiert - war ja nicht meine Baustelle...
 

es modern geworden ist, alle Probleme auf eine Krankheit zu schieben, weil das leichter ist, als sich als Schüler oder als Lehrer zu hinterfragen

Wichtige Ergänzung: "sich als Eltern zu hinterfragen".


Was man den Lehrern aufbürdet, sollte die didaktische Aufbereitung und Vermittlung des jeweiligen Fachs nicht nennenswert übersteigen. Jedenfalls nicht mehr auf dem Gymnasium.

Wer auf dem Gymnasium sozial- und sonderpädagogische Spezialbehandlung braucht, sollte sie nicht von einem Gymnasiallehrer erwarten. Die sind dafür weder ausgebildet noch entspricht es ihrem Berufsbild. Sie können es nicht und sie wollen es auch nicht (sonst wären sie nicht Gymnasiallehrer geworden).
 
@Barratt
Das sehe ich auch so. Wobei man sich als Gymnasiallehrer natürlich auch in einem gewissen Rahmen weiterbilden kann. Nur dürfen sonderpädagogische Aufgaben andere Bereiche nicht verdrängen.
 
Nur dürfen sonderpädagogische Aufgaben andere Bereiche nicht verdrängen.

Ich finde es eine Unverschämtheit gegenüber den Anderen.

Es gibt heutzutage genügend "Schulformen" mit speziellen "Konzepten" und blabla. Alle fünf Jahre (LTW :008:) neues Spiel, neue Verwirrung.

Irgendeine Nische sollte für diejenigen erhalten bleiben, die sowohl wollen als auch können...
 
Kinder mit LRS werden in der Regel im Unterricht weder stören oder sonstwie auffällig sein (zumindest nicht wegen der LRS.) Die kriegen Förderunterricht eine Stunde die Woche und das wars.

Bei Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten ist das in der Tat anders. Da bin ich auch überhaupt nicht glücklich mit der Idee, dass man gnadenlos alle Menschen miteinander unterrichtet, Inklusion über alles, um nur ja niemanden auszugrenzen. Das geht mir viel zu sehr auf Kosten der anderen Kinder.

Und um das Thema, wie gehe ich mit den Kindern um, die von zu Hause schlicht keine Manieren, keine Erziehung mitgebracht haben und sich daneben benehmen, beneide ich auch keinen Lehrer. Die kann der Privatlehrer dann wengistens rausschmeißen.
 
Wenn ich als Betroffene Rücksicht fordere, meine ich eigentlich nur, dass man darauf verzichten soll diese Kinder ab zu werten, und dem Kind zu glauben, dass es sein Bestes gibt. Ich denke, das ist auch Lehrern ausserhalb der Sonderschule zumutbar. Wenn ein Kind darüber hinaus Rücksicht braucht, dann doch nur, weil es schon zu viele Lehrer hatten, die zu diesem eigentlich selbstverständlichen Verhalten nicht in der Lage waren, und sich toll dabei fühlen, wenn sie Kindern sagen können, wie Scheisse sie diese finden.
 
Der Schüler, um den es hier ursprünglich geht, gibt aber eben ganz klar erkennbar NICHT sein Bestes.

Niemand von uns würde einen Schüler abwerten oder rausschmeißen, der sein Bestes gibt.
 
@beo
Oh, du unterstellst hier gerade etwas... Es ist doch eigentlich klar: Sensibilität ist wichtig, Samthandschuhe jedoch hinderlich für die Entwicklung. Fordern und Fördern müssen im richtigen Verhältnis zueinander stehen.
 
Der Schüler, um den es hier ursprünglich geht, gibt aber eben ganz klar erkennbar NICHT sein Bestes.

Niemand von uns würde einen Schüler abwerten oder rausschmeißen, der sein Bestes gibt.
Ja, er ist (oder tut) gelangweilt. weil er gelernt hat, sich Ausreden zu erfinden, um der unerfüllbaren Erwartungshaltung seiner Umwelt zu begegnen. Ansich ja total schade, denn es ist unnötig. Mit ein bisschen Kommunikation im Vorwege hätte man die Situation auch vermeiden können. Es fehlt der Mensch, der diesem jungen Mann mal beibringt, wie man mit so einem Defizit umgeht.
Um das mal zu differenzieren, er versucht das Noten lesen zu umgehen. Ob er sich abseits dessen Mühe gibt oder nicht, ob er aus eigenem Antrieb Klavier spielt oder ob die Eltern das fordern etc. vermag ich aus dem Eingangsbeitrag nicht abzuleiten.
 

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