Lese Rechtschreibschwäche bei Schüler

  • Ersteller des Themas sweetchocolate
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...aber das Thema Leseprobleme/LeseRechtschreibschwäche wirft ein höchst problematisches Licht auf die Romanciers der letzten Jahrhunderte: von Cervantes über Goethe und Joyce bis zu Handke hat sich keiner der hochdotiert prassenden Skribenten jemals Gedanken über Leseschwächen seines potenziellen Publikums gemacht!! Was für Unmenschen...
 
Ich meinte damit, dass z.B. von den steinzeitlichen Völkern Waffen ersonnen wurden, um zu jagen, und dass diese Waffen ständig weiter entwickelt und verbessert wurden. Der Mensch erfand Werkzeuge und vieles andere, um sein Leben leichter zu machen.[...]Die steinzeitlichen Höhlenmalereien zeigen aus meiner Sicht ein Bedürfnis des Menschen nach etwas außerhalb der reinen Überlebensnotwendigkeiten wie Essen, Trinken etc..

Aber doch nicht alle! Nicht "DER MENSCH" schlechthin, sondern "einige Individuen".

Aber ehrlich - das können wir doch locker verkraften.

Der nächste Bundeshaushalt veranschlagt rd. 42 Mrd. Investitionen von rd. 350 Mrd insgesamt (gerade gestern gehört). Die Kommunen sind chronisch pleite, weil für Investitionen praktisch kein Spielraum mehr bleibt. Die bisherigen Leistungsträger (Jahrgänge bis Ende 60er) verabschieden sich gerade peu-à-peu in den Ruhestand. Umgekehrt proportional steigt die Zahl der Leistungsempfänger. Einfache Jobs werden automatisiert (fallen weg). Dafür bekommen wir permanent Nachschub an Ungelernten, denen das hehre abendländische Menschenbild vom Homo faber fremd ist. (Definition lt. Ahrendt)

Ich bin nicht so optimistisch wie Du, dass wir diese Entwicklung dauerhaft "locker verkraften".

Das sind ja alles Begrifflichkeiten, die man erst mal definieren muss. Was ist "zivilisiert"?

Ich bediene mich immer der Kant´schen Terminologie. :001: "Zivilisiert" bedeutet grosso modo, dass man sich an die Gesetze und Regeln hält – aus vernünftiger Erkenntnis ihrer prinzipiellen Legitimität. Nicht, weil ein Sanktionierungbevollmächtigter in Sichtweite ist.
 
Von einem Lehrer, den ich bezahle, erwarte ich, dass er auf die Aufgabenstellung Unterricht zu geben für jemanden, der Leseprobleme mit Noten hat eine Antwort parat hat.
Bei den aller-allermeisten Schülern sind die sog. "Leseprobleme" nicht "Legasthenie" oder irgendeine andere Modekrankheit, die herbeigezerrt wird, um Verantwortung auf andere abschieben zu können, sondern schlicht Desinteresse am Lerngegenstand (hier Noten). Desinteresse führt zu unzweckmäßigem, "dumm" erscheinendem Verhalten.
Guck mal hier - die Alphabetisierungsrate (also Lesefähigkeit) beträgt in sehr vielen Staaten 99,9%:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Staaten_nach_Alphabetisierungsrate
Man kann also sagen: JEDER lernt irgendwie lesen, der eine natürlich flüssiger, der andere langsamer. WEIL jeder weiß, dass das einfach notwendig ist - da wird (noch... ächz...) nicht gesagt "och, dieses Kind mag/kann irgendwie nicht, also ersparen wir ihm das pöhse Lesen", sondern es wird irgendwie durchgezogen.

Wäre Notenlesen genauso eine als elementar angesehene Fähigkeit, könnte das auch jeder, der eine flüssiger, der andere wenig flüssig, und es gäbe keine derartigen Diskussionen.
Ist es aber nicht, deswegen dieses ganze Rumgerede.

Man muss den Unterricht so anlegen, dass (zumindest mit der Zeit) dem Schüler klar wird: "Mist, ohne Notenlesen bleiben mir ganz viele Musiziermöglichkeiten verschlossen", so dass er motivierter wird, den Arsch hochzukriegen und sich beim Notenlesen zu bemühen, wodurch er dann selbstverständlich besser wird. Dem Schüler hingegen das Notenlesen zu ersparen und ihm gewissermaßen den Kopf zu tätscheln und zu sagen "Du Armer, Du kannst ja auch nichts dafür, für Dich haben wir was anderes, so dass Du nicht fies Noten lesen musst", hält ihn quasi absichtlich "unten" und vorenthält ihm eine weitere Möglichkeit, sich kompetent und "durchbeißfähig" zu fühlen. Dies halte ich für unverantwortlich!
 
Man kann ein Kind mit einer Lese- Rechtschreibstörung beinahe genauso unterrichten wie Kinder ohne diese Störung. Man benötigt lediglich Verständnis und Geduld. Die Kinder kriegen es ja hin, dauert nur länger und ist anstrengender für sie als für andere.

Meinem Sohn wurden die Noten mit Notensätzen (Bassschlüssel: geht heute der Fischer angeln - alle clowns essen gern, Violinschlüssel: eine Gans hat dicke Federn - Fritz aß Citroneneis) beigebracht und immer wieder im Unterricht geübt. Mittlerweile geht es schon recht flüssig. Übrigens können die Kinder die Klaviatur genauso schnell begreifen und die Töne dort finden und benennen wie andere. Es hängt halt nur an dem Geschriebenen.
 
@hasenbein es geht hier aber um Kinder, die wirklich diese Störung haben (die kann man nachweisen, so wie Rheuma oder so), nicht um faule.

In deiner Grundaussage, dass die meisten Schüler die sich damit schwerer tun, einfach bequem sind und die Prioritäten anders setzen hast du mit Sicherheit recht.
 
Ja, blabla, weiß ich, es gibt wirklich Menschen, die Störungen haben.
Aber die sind VIEL seltener, als es im heutigen Zeitalter der Modediagnosen behauptet wird.
Als Lehrer gehe ich (vernünftiger- und mitmenschlicherweise!!) davon aus, dass KEINE Störung vorliegt, weder "Legasthenie" noch "ADHS", und glaube dem Gebrabbel der Eltern erstmal nicht, weder wenn sie von "Störungen" reden noch davon, wie "hochbegabt" und überhaupt so schrecklich besonders und snowflakig und extrawurstbedürftig ihr Kind sei.
 
Als guter Lehrer erkennst du den Unterschied.
 
Nichtmal ein Psychologe kann das mit Sicherheit feststellen, ein KL ist schon dreimal kein Psychiater!
 
Als guter Lehrer erkennst du den Unterschied.
NEIN! Das ist absolute Anmaßung! Und wesentlich schlimmer als z.B. wenn jemand in einem Internetforum den "Küchenpsychologen" spielt!

Man zeige mir eine ärztliche Bescheinigung bzw. mache wirklich glaubhaft, dass von Medizinern (nicht Psychologen oder Heilpraktikern oder dergleichen) eine Störung gefunden wurde - DANN glaube ich, dass eine Störung vorliegt, und handle dementsprechend. Vorher nicht. Peng, aus.
 
"Wir behandeln die Menschen so, wie wir glauben, dass sie sind." las ich neulich in einem Buch über Organisationsentwicklung. Auf die Unterrichtssituation trifft das auch zu. Es kann hilfreich sein, vorab zu wissen, ob ein Mensch Einschränkungen hat. Ist jemand blind, wird er anders Noten lesen lernen als jemand, der normal sehen kann. Darauf muss ich mich natürlich einstellen. Ich habe eine Schülerin, die körperlich eingeschränkt ist und manche Übungen, die ich mit anderen mache, einfach nicht machen kann. Das haben wir aber nie groß thematisiert, sondern arbeiten einfach mit dem, was geht.

Manchmal wachsen Menschen auch über sich und die Erwartungen anderer hinaus, wenn man ihnen eben nicht aufgrund einer Zuschreibung bestimmte Dinge von vornherein nicht zutraut und sie halt so behandelt, als wisse man von dieser Zuschreibung nichts.

Ich kenne einen jungen Mann, der die Schule beendet hat, ohne richtig lesen zu können. Er hat das Lesen dann bei meinem Vater gelernt und sagte einmal, das sei das erste Mal gewesen, dass jemand ihm das Gefühl gab, er könne etwas, und sei eben nicht zu blöd, und heute liest er einigermaßen flüssig und ist darauf total stolz.

Wenn also tatsächliche Einschränkungen vorliegen, stellt man sich als Lehrer darauf ein, aber gleichzeitig sollte man die Grenzen dessen, was man ausprobiert und den Schülern anbietet, nicht zu eng stecken.
 
Die Kommunen sind chronisch pleite, weil für Investitionen praktisch kein Spielraum mehr bleibt.

OT: Ich erlebe leider nahezu jeden Tag in meinem Job, warum die meisten Städte und Kommunen in meiner Umgebung "chronisch pleite" sind. Und es macht mich einfach nur noch wütend, dass verdammt viel Geld für Projekte und Instandhaltungen ausgegeben wird, die wesentlich kostengünstiger realisiert werden könnten:014:. Und dann wird gejammert, dass kein Geld da sei und leider das Schwimmbad, die Kita oder was weiß ich nicht geschlossen werden muss:028:.
 

NEIN! Das ist absolute Anmaßung! Und wesentlich schlimmer als z.B. wenn jemand in einem Internetforum den "Küchenpsychologen" spielt!

Hör auf. Man merkt doch, ob ein Schüler faul ist oder ob er sich Mühe gibt und es trotzdem nicht hinkriegt. Dazu braucht man auch kein Psychologiestudium. Ob das dann eine Störung ist oder sonst was ist erstmal ja egal. Man muss sich halt drauf einstellen.
 
Man zeige mir eine ärztliche Bescheinigung bzw. mache wirklich glaubhaft, dass von Medizinern (nicht Psychologen oder Heilpraktikern oder dergleichen) eine Störung gefunden wurde -

Diese Bescheinigung gibt es bei einer Störung tatsächlich. Ich fände es aber recht seltsam, wenn mein KL diese sehen wollte. Ich setze eigentlich in dem Verhältnis Vertrauen voraus!
 
Ebf. OT:

Ich erlebe leider nahezu jeden Tag in meinem Job, warum die meisten Städte und Kommunen in meiner Umgebung "chronisch pleite" sind

Ich war lange Zeit in der Kommunalpolitik tätig. Da wirken fatale Mechanismen. :007:



Also im Grunde ging es hier um einen nöligen Teenager, der weder seiner Lehrerin noch den Lerninhalten Respekt entgegengebracht hat. Darüber hinaus fallen ihm angeblich zentrale Kulturtechniken schwer, allerdings nicht schwer genug, dass die Mutter es für nötig erachtet hätte, vorab die Klavierlehrerin davon zu informieren. Als Lehrer an einer staatlichen Schule ist man gezwungen, sowas mitzuschleifen. An staatlichen Schulen muss auch das lustloseste Kind beschult werden, solange Schulpflicht besteht, denn das ist der Auftrag der Gesellschaft an die von ihr bezahlten Schulen bzw. Lehrer.

Privater Klavierunterricht ist vollkommen freiwillig. Es darf erwartet werden, dass nicht von Anfang an passiver oder gar aktiver Widerstand gezeigt wird. Falls man gerade dringend auf jede Einkunft angewiesen ist, macht man weiter und guckt was passiert.
 
Aber es geht weiter, wenn wir glauben ein Kind sei faul, wird es unsere Erwartungen erfüllen und sich faul zeigen.
Das stimmt so nicht. Gerade wenn man Kindern und Jugendlichen zeigt, dass sie etwas eigentlich besser könnten, wenn sie sich nur anstrengen würden, zeigt man ihnen eine Perspektive und lädt sie direkt zur Änderung ihres Verhaltens ein. Es ist eine Frage der Ansprache, z.B. indem man sagt: „Das könntest du eigentlich besser, aber du hast ja zu wenig getan dafür, stimmt‘s?“
 
Ich hatte einen Lehrer in der Schulzeit, der seine Kritik immer ungefähr so formuliert hat: „Darüber hast du nicht gründlich genug nachgedacht.“ Oder: „Das ist zu oberflächlich. Denke nochmal darüber nach.“ Ein echtes Vorbild als Lehrer, weil er erstens nicht die Person kritisiert hat und zweitens immer gezeigt hat, dass man der Situation nicht ausgeliefert ist, sondern selbst etwas bewirken kann.
 
Das stimmt so nicht. Gerade wenn man Kindern und Jugendlichen zeigt, dass sie etwas eigentlich besser könnten, wenn sie sich nur anstrengen würden, zeigt man ihnen eine Perspektive und lädt sie direkt zur Änderung ihres Verhaltens ein. Es ist eine Frage der Ansprache, z.B. indem man sagt: „Das könntest du eigentlich besser, aber du hast ja zu wenig getan dafür, stimmt‘s?“

Bei Kindern mit einer Lese- und Rechtschreibstörung geht das nach hinten los. Und darum ging es doch eigentlich?
 
Es ist eine Frage der Ansprache, z.B. indem man sagt: „Das könntest du eigentlich besser, aber du hast ja zu wenig getan dafür, stimmt‘s?“

So erfolgt nur aber leider die Ansprache nicht immer, es kommt auch häufig genug vor das ihnen nur an den Kopf geworfen wird :"Du bist dumm / dick / faul." Ich denke, dass meint @beo , und das lässt keine Lösungsansätze zu.
In deinem Beispiel wird dem Angesprochenem eine mögliche Lösung unterbreitet um eine Änderung herbeiführen zu können.
 
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Reaktionen: beo
@Muck Richtig, ich bezog mich auf beos Beitrag, der sehr allgemein gehalten war.
 

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