Meine Auffassung vom Leisespielen:
Nicht weniger "Druck" (blödes Wort, gibt kein andres), nicht weniger Kontrolle, nicht weniger Bewegung, sondern mehr!
Entgegen der weitläufig verbreiteten Meinung, leise Spielen sei einfach ("hau halt nicht so fest drauf, man") ist leise Spielen viel anspruchsvoller als laut spielen.
(Womit ich jetzt nicht sagen will, dass man laut spielt, indem man draufhaut, grins!)
Ich glaube, wenn man zum ersten mal den Versuch angeht, leise Klavier zu spielen, bedient man die Tasten wie ein scheues Mäuschen, bewegt die Finger und Arme kaum mehr, tippt die Tasten leicht an und huscht vorsichtig über die Klaviatur wie ein schüchternes Mäuschen.
Was herauskommt klingt ebenfalls nach Mäuschen, nämlich piepsend und fiepend und in einem Meter entfernung kaum noch hörbar, der Klang trägt nicht. Töne bleiben weg, sind unterschiedlich laut, man hat kaum Einfluss auf jegliche Beschaffenheit des Ergebnisses...
Wenn man piano spielen möchte, muss man meiner Ansicht nach folgendermaßen herangehen:
Richtig "in die Taste hineinspielen", also bis ganz unten; nicht der Meinung sein, es wird leiser, wenn man die Taste einfach kurz berührt. Dadurch verliert man die Kontrolle über den Ton.
Finger und Arm besonders "schwer" machen.
Beim leise Spielen braucht man eine deutlich größere Kontrolle als beim Forte spielen, man muss logischwerweise viel differenzierter an die Sache herangehen. Deshalb am besten erstmal testen, wie man sich am wohlsten fühlt und am besten das Spielen kontrollieren kann. Hat man dieses Gefühl gefunden, kann man versuchen, leiser zu werden.
Beim legatospielen den Schwung, das Armgewicht, "den Ton" dem Gefühl nach von Finger zu Finger weitergeben.
Beim staccatospielen einen punktgenauen, zielgerichteten Impuls aus dem Arm über die Finger in die Taste weitergeben. Erstmal ruhig laut; später nimmt man etwas "Brutalität" aus dem Apparat und versucht, sich den Vorgang "feiner" vorzustellen.
Piano bzw. forte ist auch immer relativ zu verstehen.
Ich denke, die Pianisten, die wirklcih was drauf haben, spielen einen Großteil ihres Vortrags im piano.
Was rüberkommt "klingt" dann trotzdem oft forte, bzw. kraftvoll und leidenschaftlich, allerdings nicht so gestampft und brutal, sondern völlig klar, fein, durchsichtig und einfach nur klasse...