Langzeitmotivation beim Klavierspiel

Zitat von 3K:
Wenn man sich dazu entschlossen hat, das Klavier zu seinem Lebensinhalt (oder einem großen Teil davon) zu machen
Das hat mit Profitum nicht zwangsläufig zu tun.
Lese - oder deute - ich das jetzt richtig...? Ist das Klavier ein "wesentlicher Lebensinhalt" für Dich?

Das wäre ja eine Seite an Dir, die ich so an Dir in all den Jahren noch gar nicht kennengelernt habe.

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Was das angeht, so muss ich gestehen, dass es für mich zwar ein sehr lieb gewonnenes Hobby ist (zusammen mit der Musik), aber insgesamt wohl nicht den Stellenwert eines "Lebensinhaltes" erreicht. Wie generell nur wenige Dinge... es sind wohl relativ viele Sachen, die ich reizvoll finde, und in mein Leben aufgenommen habe als "Hobby", "lieb gewonnenes (Amateur-)Betätigungsfeld" usw.

Touché - was manche Dinge anbelangt, da kann ich dann vielleicht nicht so richtig mit manchen anderen Leuten hier "mitfühlen".
 
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Lese - oder deute - ich das jetzt richtig...? Ist das Klavier ein "wesentlicher Lebensinhalt" für Dich?

Was wäre daran ungewöhnlich?

Bei mir ist es (noch) nicht das Klavierspielen, aber das Singen.
Singen ist mein größtes Hobby und genauso meine größte Leidenschaft. Dafür "opfere" ich sehr viel meiner Zeit und ehrlich gesagt hat nur meine Familie und notgedrungen meine Arbeit Vorrang.

Ein Leben ohne Singen kann und will ich mir nicht vorstellen. Im neuen Kalender werden alle bereits feststehenden Termine, die mit meiner Singerei zu tun haben, als erstes eingetragen und alles andere hat sich dem anzupassen. Es gibt mal Tage, da hab ich nicht sooo wahnsinnig Lust zum Chor oder Gesangsunterricht, weil vielleicht gerade wieder viele Überstunden anstanden, aber die kann ich an einer Hand abzählen. Dafür brauche ich mir aber auch seit 10 Jahren keine Gedanken über fehlende Motivation machen. Geschweige denn, dass ich mir mein Handy stellen muss um mich 5 Minuten um mein Hobby zu kümmern.;-)
 
Geschweige denn, dass ich mir mein Handy stellen muss um mich 5 Minuten um mein Hobby zu kümmern.;-)
Es ist ein himmelweiter Unterschied, sich wochenlang gar nicht mehr an's Instrument zu setzen - und dann auf einmal wenigstens 5 Minuten lang am Tag.

Ich glaube fast, der Schritt von "5 Minuten täglich" hin zu "2 Stunden täglich" ist dagegen psychologisch gesehen ein Pipifax. Daher rührte auch mein Tipp.

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Das erlebe ich zum Beispiel bei anderen (eher unangenehmen oder lästigen) Dingen oft ähnlich: das wichtigste ist erst mal, anzufangen. Diese erste Hürde zu nehmen...
 
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Es ist ein himmelweiter Unterschied, sich wochenlang gar nicht mehr an's Instrument zu setzen - und dann auf einmal wenigstens 5 Minuten lang am Tag.

Wenn man für etwas richtig brennt und mit richtiger Leidenschaft macht, oder auch zum Teil zu seinem Lebensinhalt, dann kommen solche Wochen gar nicht erst. ;-)

Was das angeht, so muss ich gestehen, dass es für mich zwar ein sehr lieb gewordenes Hobby ist (zusammen mit der Musik), aber insgesamt wohl nicht den Stellenwert eines "Lebensinhaltes" erreicht. Wie generell nur wenige Dinge... es sind wohl relativ viele Sachen, die ich reizvoll finde, und in mein Leben aufgenommen habe als "Hobby", "lieb gewonnenes (Amateur-)Betätigungsfeld" usw.

Da ist halt der Hund begraben, du brennst nicht. Vielleicht magst du dich auch einfach nicht ganz und gar auf eine Sache einlassen, es könnte ja immer hinter der nächsten Ecke etwas aufregenderes warten?!
 
Hmm, irgendwie verstehe ich die ganze Diskussion nicht so richtig. Wie ja schon mehrfach erwähnt, ein Hobby mache ich aus freien Stücken und dann muss ich mich gar nicht dafür motivieren, ich beschäftige mich ja damit weil es mir Freude bereitet.
Wenn ich an den Punkt komme, dass das nicht mehr der Fall ist, muss ich doch hinterfragen, was der Auslöser dafür ist, dass mir mein Hobby keine Freude mehr bereitet (Hab ich das Interesse daran verloren, hatte ich falsche Erwartungen, hab ich keine Lust mehr Energie hineinzustecken um weitere Fortschritte zu machen u.s.w.)
Bevor mir das nicht klar ist, kann ich mir soviel Gedanken bezüglich Motivation machen soviel ich will, es wird immer scheitern, weil ich die Ursache nicht angehe.

Wäre nicht der Erste, der vor einer mannshohen Hi-Fi-Anlage und einem Schrank voll Vinyl sitzt und sich im audiophilen Forum die Rechtfertigung herbeischwafeln muß, weil das Hobby eigentlich gar nicht (mehr) reizt.

Da gilt es zu untersuchen, wie man überhaupt dazu gekommen ist: Oft war es dann doch die zu erfolgreiche Werbung und Peer Pressure (das Hobby galt als "cool" im eigenen Umfeld) und nun will man es wegen

Sunk Cost Fallacy

nicht aufgeben. Das wird aber erst richtig klar, wenn ein neues Steckenpferd gefunden wurde.
 
Da ist halt der Hund begraben, du brennst nicht. Vielleicht magst du dich auch einfach nicht ganz und gar auf eine Sache einlassen, es könnte ja immer hinter der nächsten Ecke etwas aufregenderes warten?!
Glaube ich eigentlich nicht so. Es ist wohl eher so, daß ich (fast) genauso gerne an technischen Problemen meiner Modelleisenbahn herumtüftele, wie ich gerne an klavierbezogenen Schwierigkeiten (egal ob technisch oder interpretatorisch) arbeite, oder halt auch mal im Studio mit anderen Kraftsport-Treibenden die Vorzüge und Nachteile verschiedener Trainingsmethoden diskutiere (d.h. wenn sich ein Gespräch über so etwas mal ergibt).

Ich schätze, so unterschiedliche Interessenlagen in einer Person vereint, da bin ich wohl eher eine Ausnahme denn die Regel. Die meisten beschränken sich wohl auf "ein" Ding, das sie gerne machen. Hat auch seine Vorteile...

Zum "Brennen": im Moment deutet sich eher an, daß wieder eher zuviel Motivation für's Klavierspiel entsteht :007: Ich komm' gar nicht mehr weg von dem Instrument, so wie das auch in manch' früheren Zeiten mal der Fall war.

Das Optimum wäre vielleicht, wenn man das ganze wie einen Bunsenbrenner auf die gewünschte "Flammstärke" einstellen könnte. Eine stete, zuverlässige, nicht verlöschende Flamme, das wäre mir im Grunde gerade recht.

Vielleicht gibt es ja auch noch andere, die ihre hohe Klavierspielmotivation eher dämpfen müssen, als daß sie sie voll und ganz ausleben könnten... (?)
Wäre nicht der Erste, der vor einer mannshohen Hi-Fi-Anlage und einem Schrank voll Vinyl sitzt und sich im audiophilen Forum die Rechtfertigung herbeischwafeln muß, weil das Hobby eigentlich gar nicht (mehr) reizt.

Da gilt es zu untersuchen, wie man überhaupt dazu gekommen ist: Oft war es dann doch die zu erfolgreiche Werbung und Peer Pressure (das Hobby galt als "cool" im eigenen Umfeld) und nun will man es wegen

Sunk Cost Fallacy

nicht aufgeben. Das wird aber erst richtig klar, wenn ein neues Steckenpferd gefunden wurde.
So etwas finde ich eigentlich nur traurig. Ich weiß aber auch nicht, inwieweit man das auf's Klavier übertragen kann.

"Der Egon hat sich neulich ein 30.000 Euro Klavier gekauft. Jetzt ist wirklich mal der neue grosse Steinway fällig (> 100.000 €). Ich spare ein bisschen, der nächste Urlaub fällt halt dann flach, und ich nehme einfach einen kleinen Kredit auf. Jetzt räum' ich das Wohnzimmer leer. Frau und Kinder können ja auch in der Küche essen, und die Frau guckt mir sowieso zu viele Sitcoms. Und pünktlich zu Weihnachten lade ich dann alle zur großen Einweihungsparty ein." Und so weiter...

Nein, als Klavierspielbegeisterter stehst Du in der Regel allein auf weiter Flur im Freundes- und Bekanntenkreis. Da bist Du eher ein Exot. Das zeigt ja vielleicht auch die ungebrochene Beliebtheit der "Klavierspiel-Treffen", die in regelmäßigem Turnus hier im Rahmen des Forums anberaumt werden. Und wo man sich (endlich mal??) mit Gleichgesinnten auf Augenhöhe life austauschen, und erleben kann.

Ich kenne keinen Einzigen bzw. keine Einzige (!), die/der sich ein teures Instrument aus Prestigegründen angeschafft hätte. Nein, da steht immer absolutes Herzblut dahinter.

Und, von Freunden darauf angesprochen, sagt man wohl lieber nicht so offen, wieviel man für dieses oder jenes Instrument jetzt hingeblättert hat (weil die Freunde in der Regel wohl Schwierigkeiten damit hätten, das zu verstehen, oder nachzuvollziehen).
 
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Ich schätze, so unterschiedliche Interessenlagen in einer Person vereint, da bin ich wohl eher eine Ausnahme denn die Regel. Die meisten beschränken sich wohl auf "ein" Ding, das sie gerne machen. Hat auch seine Vorteile...

Ach so allein bist du damit nicht, ich habe reichlich Hobbies bzw. Interessen und ich probiere gerne Dinge aus und so ist manch ein Hobby gekommen und wieder gegangen, andere flammen immer zu bestimmten Jahreszeiten wieder auf (z.B. Stricken, Spinnen und Nähen im Herbst/Winter, mit schwitzigen Händen im Sommer ist das einfach nichts) und die 3. Kategorie hat mich zeitlebens nie losgelassen, das ist meine Liebe zur Musik.

Letztes Jahr hatte ich meinen Wunsch Klavier spielen zu lernen endgültig begraben, dachte ich zumindest, und das Digi Klavier, das hier seit Jahren herumstand verkauft. Ich glaube dieses "den Wunsch zu Grabe getragen" zu haben, hat die Sehnsucht erst richtig beflügelt, um mir klar zu werden, wie wichtig die Realisierung für mich wirklich ist.

Man soll sich ja so eine Liste machen, mit den 10 Dingen, die man in seinem Leben gemacht haben wollen würde (oder wie auch immer, komisches Deutsch:008:). Bei mir steht da das Klavier ganz oben und dann kommt eigentlich längere Zeit nichts mehr, den 2. Wunsch (Gesangsunterricht) hab ich mir schon lange erfüllt und der Rest von der Liste ist eigentlich auch erfüllt. Eine Reise würde ich gerne noch machen in meinem Leben und zwar nach Neuseeland, um die Keas in freier Wildbahn zu erleben, die finde ich einfach nur zu lustig.

Falls du so eine Liste moch nicht hast, dann mach sie dir einfach mal um zu sehen, was dir wirklich wichtig im Leben ist und dann investier deine Zeit in die Erfüllung dessen. Dann ist auch die Gefahr des verzettelns gebannt.
 

Sorry, ich dachte, das wäre schon überholt. Aber ich schreibe gern was zu deinem Eingangspost:

Extrinsische Motivation bedeutet - in einfachen Worten - dass man seine Motivation von externen Zielen abhängig macht.
Extrinsische Motivation ist für mich Motivation, die von außen an mich herangetragen wird. Also z.B. Strafe, Belohnung, Druck, Erwartungen, Prüfungen, Gewöhnung.
Die Russische Schule funktioniert für meine Begriffe hauptsächlich mit extrinsischer Motivation, nämlich Druck, Angst und Strafung mit Verachtung (im Extremfall, sicher ist das nicht immer so).
Allerdings kann man extrinsisch und intrinsisch nicht immer scharf voneinander abgrenzen, denn
Intrinsische Motivation ist hingegen von externen Faktoren unabhängig, und die Quelle der Motivation liegt in einem selbst bzw. im eigenen Denken.
Diese Motivation, die irgendwann von äußeren Faktoren unabhängig wird, kann zunächst auch durch externe Faktoren entstehen. Bei meinem Unterricht (mit mir als Studentin) ist dies, wie ich finde, sehr geschickt geschehen: Durch positive Erwartung - man könnte auch sagen, mir wurde etwas zugetraut -, durch Respekt, Interesse, Aufzeigen von Lösungswegen und "den Mund wässrig machen", ist in mir das Pflänzchen an Motivation, Lust, Spaß und Ehrgeiz immer mehr gewachsen und stabiler geworden. Allerdings weiß ich nicht, wie mein Spielverhalten aussähe, wenn ich bis an mein Lebensende nur noch im stillen Kämmerlein spielen dürfte. Die Vorbereitung auf Konzerte, das Spielen vor Menschen etc. sind schon wichtig für mich.
 
(ich meine damit: wie kann man die Klavierspielmotivation bei Schülern steigern, bzw. eine geschädigte Motivation ggf. "reparieren")
 
Ah, verstehe. Das sind große Fragen. Kurze Antworten darauf von mir:

Indem man jemandem das Maximum an Freude "zeigt", was man beim Klavierspielen erlangen kann. Wenn dies langfristig nicht fruchtet, sollte der Mensch sich lieber ein anderes Hobby suchen.
Dies geschieht zum einen durch Vielfältigkeit (nicht nur Hanon und Tonleitern, Schema F, nicht nur eine Epoche...) und zum andern dadurch, dass man erkennt, was der Schüler besonders gerne macht und besonders gut kann, und dies auch zum wesentlichen Bestandteil des Unterrichts werden lässt.
Gleichzeitig aber auch Dinge behandelt, die ihm schwerfallen, aber auf eine Weise, bei der sich auch Fortschritt und Erfolgserlebnisse einstellen. So dass er langfristig Freude am Entdecken von Neuem und am Erfolg, der sich nach der Arbeit einstellt, bekommt.
Und natürlich auch durch ein Vorleben und Ausstrahlen der Begeisterung für Musik und das Klavier!

Weiterhin (sehr wichtig) durch gemeinsames Üben, so dass der Schüler langsam erfährt, wie das aussieht. "Erfolgloses" Üben bzw. ein Nichtwissen, was man überhaupt machen soll, sind nämlich echte "Liebestöter" beim Instrumentalspiel.
 
(ich meine damit: wie kann man die Klavierspielmotivation bei Schülern steigern, bzw. eine geschädigte Motivation ggf. "reparieren")
(zeitgemäß wäre, solchen eine klickreiche Youtube-Präsenz in Aussicht zu stellen, am besten mit künstlerisch abgewandelten Originalen - das hat was! ...dann übt auch fleißig & freudig - und richtig sowieso - der langzeitmotivationsloseste)
 

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