Klavierstück

Die direkt an SIBELIUS angebundene Zusatzsoftware NEURATRON, die es ermöglicht PDF-Files in Midi-Format umzuwandeln, liegt als "Light"-Version kostenlos auf der SIBELIUS CD bei. Ich habe leider nur diese Light-Version und diese wandelt manche Sachen einfach nicht ganz korrekt um. Man muß nachbessern, was aber in den meisten Fällen wohl immer noch wesentlich zeitsparender ist als Alles von Hand eingeben.

Da ich wenig Bedarf an diesen "Umwandlungen" habe, habe ich es bei der Light-Version belassen. Sorry für die Unzulänglichkeiten.
 
Genau sowas wollte ich vermeiden. :D

Erstmal scheint Sibelius ziemlich wenig verstanden zu haben, aber selbst wenn, würde es grottig klingen, da eben vom PC gespielt...
Geduldet euch ein wenig, es wird sicher noch dieses Jahr aufgeführt. :)
 
Soo, das Stück wird übermorgen (Donnerstag) um 19:30 in der Hochschule für Musik Karlsruhe im Velte-Saal uraufgeführt.

Wer Interesse hat, darf gerne vorbeischauen. ;)
 
Guten Abend, Rappy!

Gratulation zur anstehenden Uraufführung!
Ich wünsche Dir ein aufnahmebereites Publikum.
Leider ist mein Wohnsitz entschieden zu weit entfernt
von Karlsruhe - ich kann also nicht dabeisein.

Dein Stück habe ich mir intensiv angesehen -
der langsamere Teil darin gefällt mir am besten.
Und generell mag ich die satztechnische Strenge, mit der Du schreibst.
Zuweilen hat sie mich an Hindemith erinnert, einen freitonalen Hindemith
gewissermaßen, und ich wollte Dich schon seit langem ansprechen und fragen,
ob Du Deine Musik nach irgendeinem Prinzip strukturierst?
An vielen Stellen schimmert Tonalität durch, in anderen Abschnitten
wehrst Du sie ab, was einen eigentümlichen Schwebezustand erzeugt.

Wird das Konzert aufgenommen - können wir die Aufnahme hier im Forum
hören und sehen? Die Sibelius-Notationssoftware-Version klingt grausam.
Ich würde mich über den Uraufführungsmitschnitt freuen.

Alles Gute für Übermorgen!

Gomez
 
Hmm, schade. Ich hätte zwar Interesse, bin aber Donnerstag Nachmittag auf einer Beerdigung, und deshalb am Abend noch nicht in Karlsruhe zurück. Schade! (Sollte es eine Aufnahme des Konzerts geben - ich wäre schon daran interessiert, wie das Stück klingt. Selbst spielen um es zu hören kommt leider nicht in Frage, und die Sibelius-Version noch weniger:D)
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hi Gomez! Vielen Dank, freut mich, dass du dir das Stück angeschaut hast!
Welchen langsamen Teil meinst du? ;-) Der Anfang ist recht langsam, oder meinst du das "sehr viel ruhiger" im 2. "Satz" oder das Adagio zum Schluss?
Ich habe für dieses Stück frei erfundene Skalen verwendet und teilweise auch "Kadenzen" daraus konstruiert. Daher der Anschein von Tonalität (die es auch gibt, wenn damit Grundtonbezogenheit gemeint ist). Die Skala das Adagios ist allerdings fast chromatisch, daher wirkt dieses am wenigsten tonal.

Es wird auf jeden Fall einen Mitschnitt geben, ich hoffe, dass ich diesen schnell erhalten werde und dann online stellen kann!

Viele Grüße
 
Ja, ich meine den Quasi-Adagio-Schlußteil -
weil es dort zwischen den hektisch-auffahrenden Gesten
ein paar Ruhepunkte gibt - als Kontrast sehr erholsam!
Vielleicht hat mir auch die konsequente Chromatik zugesagt,
neben der die E-Dur-Akkorde ganz deplatziert wirken -
was Du vermutlich beabsichtigt hast.

Viele Grüße!

Gomez
 
Bin auf den Mitschnitt auch sehr gespannt!

Die Noten sehen schonmal etwas chaotisch aus ;)
 
Hallo Rappy,

mal blöd gefragt - warum hast Du das Stück mit "frei erfundenen Skalen" konzipiert? Hättest Du es nicht einfach ohne bestimmte Skalenvorgabe komponieren können?

Und noch'ne blöde Frage: Hast Du jeden Ton, Rhythmus oder Akkord des Stücks innerlich gehört beim Komponieren, oder hast Du es mehr "konstruiert"?

LG,
Hasenbein
 
Hallo hasenbein,

ad 1: ich habe auch schon ohne Skalen komponiert, habe aber herausgefunden, das bei der hier verwendeten Satztechnik die Harmonik schnell grau wirkt, wenn man sie nicht ordnet und immer alle 12 Töne verwendet.

ad 2: beides im Wechselspiel, aber mehr ersteres.
 
Was spricht gegen das Komponieren mit Skalen?

Das gesamte Spätwerk Skrjabins - ab der sechsten Klaviersonate -
fußt darauf, der "Prometheus" auf einer eigenen Skala und
die späte Klaviermusik auf der sogenannten Rimski-Korsakow-Tonleiter,
die Messiaens zweitem Modus entspricht und für die sich der Terminus
oktotonische Skala eingebürgert hat. Sowohl beim frühen folkloristischen
als auch beim späten reihentechnisch arbeitenden Strawinsky
findet sie Verwendung.

Messiaen hatte ein Faible für symmetrische Skalenbildung -
er hat sie durchsystematisiert: Ergebnis sind die Modi, die sein gesamtes
Frühwerk und die Musik bis zur "Messe de la Pentecote" beherrschen.

In der Musik der Wiener Schule ist schon vor dem Übergang zur Dodekaphonie
Skalenbildung zu beobachten. Was früher als freie Atonalität beschrieben wurde,
als anarchischer Umgang mit Zwölftonfeldern, das hat dem analytischen Scharfblick
anglo-amerikanischer Musikwissenschaftler nicht standgehalten: Sie haben in dieser Musik
den sich abschnittweise wandelnden Gebrauch bevorzugter Töne nachgewiesen,
deren Anordung als "Set" bezeichnet wird und den von Rappy so genannten
"frei erfundenen Skalen" entspricht. Eine andere Frage ist es allerdings,
ob Berg, Webern und Schönberg damit bewußt gearbeitet oder
bei der Tonauswahl einfach intuitiv, nach Gehör entschieden haben.

Auf jeden Fall ist die zunehmende Absicherung durch Konstruktion
ein Wesensmerkmal der Neuen Musik, nicht nur in der Tonhöhenorganisation,
sondern auch formal, z.B. bei Bartok in der Orientierung am goldenen Schnitt,
oder in der Artikulation, z.B. bei Janacek in der Orientierung an der von ihm
mit großer Besessenheit erforschten Sprachmelodie. Zu erklären ist dieses
Absicherungsbedürfnis nicht nur mit dem Verlust der Tonalität als Ordnungsprinzip,
sondern auch mit der schwindenden Akzeptanz ernstzunehmender Musik
bei einem regressiven, zusehends denkunfähigen bürgerlichen Publikum
(> Yann Tiersen, Comptine d'un autre été, siehe dortigen Thread),
das die Komponisten zur verstärkten Legitimation ihrer Musik aus sich selbst heraus nötigte.
Bei den Avantgardisten nach dem zweiten Weltkrieg hat sich dann ein Großteil
kompositorischer Phantasie in der Präformierung des Materials und der formalen Planung ausgetobt -
vor Beginn der Niederschrift einer Komposition.

Für Musik dieser Art ist die Frage "Hast Du das so gehört oder ist es konstruiert?"
vollkommen unsinnig.

-
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

Hallo Leute!

Das Konzert lief gut, ich habe eine Aufnahme. Allerdings werde ich erst mal die aus der Generalprobe online stellen, dort konnte ich das Aufnahmegerät besser platzieren, von daher ist die Qualität deutlich besser.

Viel Spaß beim Anhören!

http://www.dgsp-rheinland-pfalz.de/klavierstueck.m4a

Pianist: Hui Ro
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Sorry, Rappy,

es gelingt mir nicht, Deine Datei zu öffnen.

Haben andere Benutzer dasselbe Problem?
 
Hi Gomez,

mit Quicktime/iTunes sollte es klappen...

lg
 
Was ich bei dem Stück nicht ganz verstehe, ist:

Es gibt jede Menge "Tension and release" darin, in Melodik, Rhythmik, Dynamik, Dichte etc. So weit alles prima.

Aber in harmonischer Hinsicht ist alles seltsam...wie soll ich sagen..."nichtssagend" oder "amorph" oder "grau" - schwierig, einen Ausdruck dafür zu finden...natürlich finden verschiedenste Zusammenklänge statt, aber von einer "Harmonik" im engeren Sinne kann keine Rede sein, weil die Harmonien kaum jemals einen zur "Dramaturgie" des Stücks beitragenden Farbwert besitzen und auch harmonisch kaum "Tension and release" stattfindet oder Abschnitte z.B. einen harmonischen "Wiedererkennungswert" haben...

Ich habe den Eindruck, Rappy, Harmonik ist nicht etwas, was Dich sehr interessiert oder innerlich anspricht, kann das sein? (Ganz wertungsfrei gefragt!)

LG,
Hasenbein
 
mit Quicktime/iTunes sollte es klappen...

Und wie es das getan hat - danke!

Interessant war für mich der große Kontrast zwischen den eigenen Versuchen,
mir Deine Musik lesend und am Klavier zu vergegenwärtigen,
und der Einspielung durch Deinen Pianisten.

Hauptunterschied: der rege Gebrauch des Haltepedals,
der dem Stück einen ganz anderen Klangcharakter gibt, als ich mir vorgestellt hatte.
Es sind die langen Noten im Baß, die den Pedalgebrauch erzwingen
und dadurch größere, chromatisch geprägte Klangfelder erschaffen.
In diesem Kontext wirkt die Stimmführung gar nicht mehr "hindemithisch".

Nach wie vor halte ich den Adagio-Schlußteil für das Gelungenste -
was nicht heißt, daß ich den Rest nicht zu schätzen wüßte.
Daß das Stück harmonisch eher "monochrom" ist, stört mich weniger
als eine gewisse Gleichförmigkeit der Bewegungsabläufe - es fehlen Kontraste.
Aber vermutlich hast Du das genau so gewollt.

Wie hat denn das Publikum auf Deine Musik, vorallem auf den ungeheuren Schluß reagiert?

Herzliche Grüße!

Gomez
 
Was mir fehlt, sind nachvollziehbare Verläufe. Ich zweifle nicht daran, dass es die gibt, aber hören tu ich sie nicht.

lg marcus
 
ist mir zu "modern" :D ;)
 
Interessant, wie unterschiedlich die Musik wahrgenommen wird. ;)

Eigentlich ist das Stück sehr harmonisch konzipiert. Grau wollte ich gerade vermeiden. Was genau meinst du mit nachvollziehbaren Verläufen, marcus?

@Gomez: Das mit dem Pedal ist gewiss an manchen Stellen (v. a. am Anfang) ein Problem. Der Pianist hat die Lösung gewählt, das Pedal den Takt durchzuhalten, man könnte evtl. auch etwas früher aufheben und würde die Basslinie trotzdem verstehen. Oder vielleicht sogar das mittlere Pedal benutzen?
Beim Publikum weiß man ja nie, ob sie aus Höflichkeit oder Begeisterung klatschen... ;) Insgesamt war aber die Resonanz recht positiv, wie auch bei den anderen Stücken, die übrigens fast alle "moderner" waren. :p
 
Hallo Rappy,

du wirst nicht erstaunt sein, dass dir die unterschiedlichsten Meinungen zu dem Stück entgegen springen.

Ich kann auch Marcus verstehen, dem die nachvollziehbaren Verläufe fehlen.

Mir geht es so, dass ich auch nach mehrmaligem Anhören die Verläufe erkenne, sie aber rein gefühlsmässig nicht als zwingend ansehe.
womit aber nur gesagt ist, dass wir unterschiedliche Hörwelten haben, wobei keinerlei Wertung gemeint ist.

Anscheinend verfügst du über einen Kosmos an Hörvorstellungen, den ich so nicht habe. Wie du den plötzlich alleinstehenden E-dur akkord vernichtest tut mir ja fast weh :)

Ebenso mutet mich deine Melodieführung leicht fremd an.

Was mich am Stück tatsächlich stört ist der oft zu dicke Klange in der Tiefe. Da leidet nach meiner Sicht die Transparenz. Und auch wenn ich mich für einen guten Hörer halte, fällt es mir schwer ohne die Noten zu sehen, zu erkennen was da gerade gespielt wird und was passiert. Das kann aber auch daran liegen, dass ich nicht genügend Erfahrung mit deiner Kompositionsweise habe.

Ich hoffe, du verstehst,, dass diese Kritik freundlich gemeints ist. du willst ja sicher viel unterschiedliche Meinungen sammeln und dich weiter entwickeln.

Es könnte sein, dass du die Grundidee zu diesem Stück in einigen jahren anders umsetzen würdest ?
 

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