Klavierspiel / was ist künftig noch „echt“?

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Klaus60

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Schon vor über 20 Jahren stand im Sporthaus Karstadt in München im obersten Stock in der Nähe der Daitokai Dependance ein selbstspielender Flügel. Die Tasten haben sich tatsächlich bewegt.

Inzwischen gibt es ja von Steinway das Spirio/r , bei dem realtime aufgenommen wird, und vor allen Dingen fast alles editiert werden kann.
Das System wird auch von bekannteren Pianisten, wie Lang Lang genutzt.
Eine Note , zB. statt mit ff nur mit f angeschlagen , und vielleicht um 1/10 sec zu spät beendet, oder ganz falsch -kann schnell korrigiert werden. Das Stück muss nicht mehr neu eingespielt werden - im Gegenteil, kann dahingeschludert sein, ein Musikstudent kann sich um den Feinschliff kümmern.( im Moment - da kommt bestimmt auch bald Software).

Gibt es denn auch ein System, dass realtime das eigene Spiel mit vorhandenen Daten zum Stück (aus den Noten samt Spielanweisungen, bekannten Einspielungen etc.) abgleicht, und dann den Output entsprechend optimiert? ( nochmal: wohlgemerkt in realtime,)

Vergleich:
Mein Auto hat ja auch schon eine Distance Control, schaltet automatisch Scheibenwischer und Licht ein, und bremst bei entsprechenden Verkehrszeichen oder Ortsanfang automatisch ab.

Da könnte man ja fürs Klavierspielen mit moderner Technik den Anfänger die Arbeit auch erleichtern, „zu schwere“ Stücke zu spielen und mehr den heute allseits gewünschten Funcharakter beim Klavierspielen zu bekommen. H-Moll Sonate von Liszt in 4 Wochen. Oder so.
Oder 4händiges Spiel mit einer Person am Klavier. Inclusive Anpassung der Geschwindigkeit des Spiels und Korrektur von Fehlern.

Mal schauen, was da jetzt für ein Sturm der Entrüstung kommt.
 
Mal schauen, was da jetzt für ein Sturm der Entrüstung kommt.
Warum Enrüstung? Gar nichts wird kommen. Computergenerierte Aufnahmen sind ein alter Hut. Und davon abgesehen, bei Klassikaufnahmen wird immer anschließend herumgefummelt, ob man es nicht noch ein bisschen schöner hinkriegt. Früher brauchte man zum Basteln bei der Plattenfirma eine Stoppuhr, eine Schere und etwas Kleber. Heute hat man eine Software. Da ist wahrscheinlich schon voreingestellt, wie es klingen soll.

Is' ja auch nervig, wenn der Klavierstar eine halbe Stunde wunderbar spielt und dann im letzten Takt einen Ton verhaut. Soll man den ganzen Kram noch einmal von Anfang an wiederholen - mit dem Risiko, dass der Star schon wieder danebengreift?

Doch wohl nicht.

CW
 
Zu diesem Thema fällt mir der Altmeister Nancarrow ein, der ist genial .....

 

Das scheint aber, im Gegensatz zu Steinway, nur bei den Digital Pianos zu funktionieren.
Bei Steinway funktioniert das System an deren Flügeln.
Übernahme von Notenblatt auf MIDI auf digitale Samples lasse ich außen vor.
Es geht darum, dass ein Konzertpianist live auf einem mechanischen Instrument korrigiert wird.
 
Einfach den Link "Auf YouTube ansehen" wählen.
Sorry,
Danke.
Also : das sind ja eigenständige Werke. Faszinierend.

mir geht es um die Tonnen an klassischer Piano Literatur, die in unterschiedlichen Interpretationen von Profis oder gar Stars immer wieder neu aufgelegt werden bzw. live gespielt ;
Und dann auch noch von dilettantischen Anfängern wie mich gequält werden.
Hier könnte ja ein Korrektursystem unterstützend eingreifen.

Was Kawai da macht, ist ja lächerlich.
 

Sorry,
Danke.
Also : das sind ja eigenständige Werke. Faszinierend.
Ich hatte ihn so ca. Ende der 80er Jahre entdeckt und war seinerzeit fasziniert von der Musik, die er für ein Player Piano produzierte. Hab mir dann auch eine CD seiner Stücke besorgt. In dieser Zeit war ich auf dem Trip der Minimalmusik und Nancarrow hatte mich damals zusätzlich inspiriert, was alles mit Kompositionen für Klavier möglich ist. Die Dimension Geschwindigkeit mit dem (Player-) Klavier war mir neu und ich finde sie auch heute noch hoch interessant. Daß man dies heutzutage locker technisch mit einem Disklavier machen kann oder noch besser mit dem Steinway Spirio ist ja eigentlich nur eine technische Weiterentwicklung des Player Pianos
 
Es geht darum, dass ein Konzertpianist live auf einem mechanischen Instrument korrigiert wird.
Was du aber nur unterstellst, das gibt es ja gar nicht.

Neben Problemen wie Latenzzeiten, der Frage, wonach ein System entscheiden soll, ob ein Tempofehler oder doch ein rubato vorliegt (und dass manches davon technisch/logisch gar nicht korrigiert werden könnte) dürfte auch der Pianist kräftig aus dem Spiel kommen.

Zu solch einem Konzert würden dann die gleichen Leute gehen, die bei Schlager etc. seit Jahrzehnten nichts gegen Playback haben... so what.

Andererseits... bei zB Lang Langs WTK1-C-Dur-Präludium, das auf YT zu finden ist, wäre ich gern der techn. Redakteur: Beseitigung der leichten, aber häufigen Tempofehler, weg mit der grausigen Dramatisierung - und natürlich wird der freche Triller zum Ende des vorletzten Takts gestrichen...

:-)

Cee
 
Wie geht das eigentlich technisch, wohl ein proprietäres Protokoll? Nun mit MIDI 2.0 ist das Differenzierungsvermögen auf der Übertragungsstrecke quasi unbegrenzt, da müsste man für die Zukunft vielleicht auch noch mehr und günstigere Systeme erwarten/befürchten. Meiner Meinung nach entwertet es die Musik weiter, öffentlich sowieso, aber vielleicht auch als "Hilfestellung" "privat".
Genau so wie die Flut an CDs und Clips. Für uns heute eigentlich unvorstellbar, wie Alte Musik zu ihrer Entstehungszeit gewirkt hat.
 
Wie geht das eigentlich technisch, wohl ein proprietäres Protokoll? Nun mit MIDI 2.0 ist das Differenzierungsvermögen auf der Übertragungsstrecke quasi unbegrenzt, da müsste man für die Zukunft vielleicht auch noch mehr und günstigere Systeme erwarten/befürchten. Meiner Meinung nach entwertet es die Musik weiter, öffentlich sowieso, aber vielleicht auch als "Hilfestellung" "privat".
Genau so wie die Flut an CDs und Clips. Für uns heute eigentlich unvorstellbar, wie Alte Musik zu ihrer Entstehungszeit gewirkt hat.
Zu "Disklavier" von Yamaha gibt es hier und hier weiterführende Informationen.
 
Ein Computer kann nur anwenden, was bereits bekannt ist. Man kann das kleine und große Einmaleins des Klavierspielens auf solche Einspielungen anweden. Das macht das aufgenommene Spiel perfekter und sauberer, damit auch anhörbarer, aber nicht musikalischer und schöner im übergeordneten Sinne. Was Computer niemals können werden ist, kreativ zu sein.

Mittelmäßige, vielleicht auch einigermaßen "gute" Einspielungen per Computer sind sicher jetzt bereits möglich. Aber welche, die zutiefst berühren und ein komplexes Stück wirklich in Gänze offenbaren, nicht. Genausowenig wie eine Computerstimme jemals einen literarischen Text so gut vorlesen kann wie ein Schauspieler. Mittelmäßig, ja, bestimmt; aber nicht wirklich sehr gut.
 
So kann man eben die "Geheimnisse" der Interpreten (falls sie mitmachen) genau quantisieren, analysieren und automatisch nachstellen lassen ("zusammen" ist nie "zusammen" vielleicht, dies und jenes spezifische Rubato, wieviele Lautstärkeabstufungen gibt's wirklich, wahrscheinlich weniger als man so denkt, etc.) Dann daraus Patterns entwickeln, bisschen Zufälligkeit ins Spiel bringen.
Halte ich für gar nicht so schwer, wenn es Mechaniken gibt, die alles mitmachen/darstellen können.
 
Mittelmäßige, vielleicht auch einigermaßen "gute" Einspielungen per Computer sind sicher jetzt bereits möglich. Aber welche, die zutiefst berühren und ein komplexes Stück wirklich in Gänze offenbaren, nicht.
Ja.

Und lasst uns alle weiterhin fest daran glauben, dass die Bildungsbürger, die in unseren hochsubventionierten Konzerten sitzen, das Ohr und die musikalische Bildung haben, diese feinen Nuancen zu hören und zu genießen. Zumindest, bevor sie einschlafen.
 

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