"Klassik-Melodienraub" in der Popmusik

Des Auslaufen von Fristen wegen geistigen Eigentums darf so nicht weiterlaufen. Die Werke der Komponisten sind ein Vermächtnis an die Menschheit und ich fühle mich persönlich geschädigt, wenn ein Lebensmittelkonzern mir ständig wunderbare Musik mit Pizza verquickt.

klavigen, da bin ich voll auf deiner seite. dass sich die großindustrie an der klassik kostenfrei schadlos hält, ist m.e. eine frechheit. die zahlung (moderater) gebühren an einen kultur-unterstützenden fond wäre gewiss im sinne der erfinder!
 
Mir ist auch noch etwas eingefallen:

Antonin Dvorak: Symphonie Nr. 9: "Aus der neuen Welt"

und "Shire" aus "The Lord of the Rings"!

Was sagt ihr dazu? Nur der Rhythmus ist ein bisschen anders, oder?

Gruss

Drifty
 
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Mir ging es eben so bei
diesem Viedeo:
ab 3:28 in etwa meine ich, den Anfang von Chopins Predude op 25 ich glaube Nr 4 wiederzuerkennen.
 
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Du meinst sicher Chopins Prelude op.28 Nr.4.
Ja, das höre ich da auch, ganz eindeutig.

Jepp, genau die (man ist das peinlich, hab ich sogar selbst schon mal gespielt gehabt :rolleyes: )

Ich find das Stück verarbeitet in der Variante des Videos gar nicht mal so schlecht, obwohls so gar nicht mein Musikgeschmack ist. Die hätten das Stück ja auch noch schlimmmer verhunzen können ;)

Abgesehen davon ist das Video an sich einfach cool :D
 
Grundsätzlich kann man die Verwendung klassischer Motive in Popsongs klauen, variieren oder weiterentwickeln nennen. Das ist sicher eine Frage von Qualität und Anspruch. Wichtig finde ich aber vor allem, dass man den Urheber entsprechend würdigt, so, wie es Busoni, Rachmaninoff und Ravel mit ihren Transkribtionen und Variationen auch gemacht haben.
Und: Es sollte auch bei der Verwendung klassischer Werke die verminderten Sätze bei Lizenzen und Gema geben, wie bei einer Bearbeitung. Schließlich ist eine urheberische Leistung auf Basis vorhandenen Materials nicht davon abhängig ob die Werke, derer ich mich bediene, bereits frei von Rechten sind.
 

Led Zeppelin - Stairway to Heaven => Beethoven - Sturmsonate, 1. Satz

Habe ich gerade entdeckt... ;)
 
Was macht man Sonntagvormittags, wenn man nichts zu tun hat? Richtig, man gräbt im Forum alte Threads aus.:D

Ich bin gestern über das hier gestolpert:
Lacrymosa - Evanescence
Melodie und sogar Titel ganz dreist verwendet! Dennoch halte ich mich mit einer Bewertung dieses Stücks vorerst zurück, denn hier im Thread wurde allgemein schon genug ab- oder aufgewertet.
 
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Für mich eine absolut gelungene Adaption! Klasse.

Sieht die Sängerin nicht aus wie Mephi's Schwester? :D

lg
Nora
 
Hi,

ich möchte gerne einen anderen Aspekt in die Diskussion einbringen:

Anleihen aus der zeitgenössischen U-Musik, Volksmusik und Tanzmusik sind in der E-Musik nicht gerade selten. Ein bekanntes Beispiel, das heutzutage jede Menge an Klagen zur Folge gehabt hätte, ist z.B. die Habanera aus Carmen, die auf Yradiers La Paloma basiert, das dieser wiederum irgendwo gehört hat, bevor er es niederschrieb,.

Bach war ja zunächst Kapellmeister und trat seine Stelle als Kantor nur widerwillig an, sie wurde ihm von seinem Landesherren angedient und aufgezwungen. Ich bin kein Fachmann, aber aus berufenem Munde hab ich gehört, dass eine der Neuerungen bei Bach ist, dass er Elemente aus der zeitgenössischen Tanzmusik in die pastorale Kirchenmusik eingebaut hat.
Auch grosszügige Anleihen bei Vivaldi sollen bei ihm zu finden sein.

Im asiatischen Raum (China usw.) hat man eine ganz andere Kunstauffassung, den Begriff des Originals, wie wir ihn kennen, gibt es dort nicht. Kopieren und abmalen ist üblich und oft gilt eine Kopie auch höherwertig als das Original.

Ähnliches findet man in der populären Musik. Viele Stücke blieben zunächst unbeachtet und wurden erst durch eine bestimmte Bearbeitung (evtl. auch als Raubkopie) bekannt und zum Hit gemacht. Berühmtestes Beispiel: "Happy birthday" ;-)

Ein grundlegender Unterschied zwischen U- und E-Musik ist der, dass die E-Musik ihrem Ursprung nach akademisch, aristokratisch und pastoral ist.
D.h. wenn die E-Musik überhaupt eine soziale Funktion hat, dann hat sie diese nur in dem Personenkreis, der den o.g. Schichten angehört(e).
Sie wird oft dazu benutzt (missbraucht) um sich von bestimmten anderen sozialen Schichten abzugrenzen.
Sie hat oft keine soziale Funktion oder wurde ihrer ehemaligen sozialen Funktion beraubt.
Das dürfte ein wichtiger Grund dafür sein, dass die E-Musik -insbesondere bei Jugendlichen- nicht dieselbe breite Akzeptanz findet, wie die U-Musik. E-Musik hat keine soziale Funktion oder ist ihres sozialen Wertes beraubt, oder ist mit einer sozialen Gruppe assoziiert, der viele Jugendliche nicht angehören (wollen) und die elitär und klein ist.
Andererseits wird Sie aber mit unserer aller Steuergelder gepflegt, gefördert und am Leben erhalten. Zu Recht, wie ich meine.
Der Gesamtprozess ihrer Produktion ist sehr teuer. Es ist nicht billig Orchester zu unterhalten und Spitzenmusiker auszubilden.
Dadurch wird sie aber auch -sobald der Urheber lange genug verstorben ist- zu unserer aller Eigentum.
Wenn man GEMA Gebühren für klassische Musik fordert, dann muss man die Förderung mit Steuergeldern umgehend einstellen. Es wird ohnehin schon sehr viel dafür gezahlt und an einigen Werken verdienen Sony und andere sehr viel, es sind heimliche Kassenschlager.

Ein wesentliches Merkmal der U-Musik ist, dass sie fast immer eine soziale Funktion hat, ihre Produzenten und Konsumenten dokumentieren dadurch auch ihre Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe. Diese verschiedenen Gruppen sind jedoch nicht disjunkt und voneinander abgegrenzt, sondern überlappen sich weiträumig.
D.h. sie wirkt eher verbindend als trennend.
Die Produktion ist ausgesprochen billig und finanziert sich selbst. Alles was daran teuer ist, das ist der Werbeaufwand der dafür getrieben wird und die Fantasiegehälter der Spitzenmusiker.

So gesehen, sollte man sich doch eigentlich freuen, wenn man klassische Themen und Stilelemente in der U-Musik wiederfindet.

Zum Glück kann man das ja nicht verbieten, auch wenn man es ablehnt, denn die Gedanken - und die Kunst - sind frei.

Peter
 
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Also eine gelungene Adaption verwendet zwar die Melodie - des hier klassischen Stücks - als Grundlage. Aber versieht es durchaus mit etwas ganz Neuem. Für mich ist das auch "Kunst".

lg
Nora
 
Zur Freiheit der Kunst gehört auch die Freiheit, banales Zeugs und minderwertigen Kram und billige Plagiate zu produzieren. Sonst wäre es keine Freiheit.....
Da die Gedanken ja frei sind, steht da jedem eine Meinung zu, und wenn jemand ein klassisches Werk schamlos kopiert, ohne den Ursprung zu nennen, dann wird er sowieso früher oder später entlarvt.

Ganz anders ist es aber, wenn ein namhafter Komponist namenlose Volksgesänge von einer Südseeinsel plagiiert, ohne den Ursprung zu nennen...

Peter
 
Zur Freiheit der Kunst gehört auch die Freiheit, banales Zeugs und minderwertigen Kram und billige Plagiate zu produzieren. Sonst wäre es keine Freiheit.....

Die Frage ist nur, ob ungekennzeichnetes Kopieren nicht nur in sehr eingeschränkten Kontexten überhaupt als Kunst zählt. Natürlich ist es eine schöpferische Leistung, wie man eine Melodie einbaut; aber die Melodie selber ist eben keine, und da kann ich die Einstellung derer, die meinen, das bedeute, sich mit fremden Federn zu schmücken, schon sehr gut nachvollziehen.
Ein Gegenargument wäre meines Erachtens eher darüber zu führen, dass Komponisten einander zitieren und das als Ererbietung ansehen. Die Frage ist aber, welche Status sowas hat, wenn a) der Zitierte tot ist und/oder b) bei einem signifikanten Teil des Publikums nicht vom Erkennen des Zitats ausgegangen werden kann.

Da die Gedanken ja frei sind, steht da jedem eine Meinung zu, und wenn jemand ein klassisches Werk schamlos kopiert, ohne den Ursprung zu nennen, dann wird er sowieso früher oder später entlarvt.

Was willst du damit jetzt aussagen?

Ganz anders ist es aber, wenn ein namhafter Komponist namenlose Volksgesänge von einer Südseeinsel plagiiert, ohne den Ursprung zu nennen...

Wieso?
 
kunst ist alles was sich jemand anschauen bzw hören möchte, alles andere ist schlichtweg pervers
 

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