"Klassik-Melodienraub" in der Popmusik

Hi,

jetzt ist es mir eingefallen.

von Coolio - Gangsta´s Paradise verwendet von Faure das Stück Pavane!

Elio
 
Im Grunde genommen zeigt das Ganze nur, wie zeitlos die Ideen der klassischen Komponisten waren.
Klar, den Ursprung sollte man schon angeben. Das fällt leider manchmal unter den Tisch.
Falls die Version etwas zu schlicht ausfällt: Man muss es sich ja nicht anhören.
 
Hallo,

ich finde es immer wieder schön, meinen Schülern zu zeigen, dass Poplieder von Klassik abgeleitet werden. Das „entstaubt“ so manches Stück. Mittlerweile ist es fast ein Hobby geworden, Künstler zu "entlarven", die bei der Klassik klauen.

Meine Beispiele:

All by myself -> Thema aus Rachmaninoffs Klavierkonzert Nr. 2, 2. Satz
A Lover´s concerto -> Menuett G-Dur von J. S. Bach
Groovy kind of love (Phil Collins) -> Rondo aus Clementis Sonatine Op. 36 V

Ich fände es toll, wenn hier noch andere Stücke gepostet werden!

Viele Grüße
Christina
 
@Christina
Hast du den Link in Elios Beitrag schon gesehen?
 
@ all

Will nur mal aus aktuellem Anlass und zur Aufklärung der Jugend diesen Thread wieder ans Tageslicht holen. Hatte gestern Abend ein Aha-Erlebnis, als zu einer Doku über Kurt Masur im Hintergrund ein klassisches Orchesterstück erklang, dessen Motiv ich schon lange gesucht habe: Es hatte mir auf Santanas "Supernatural" in "Love in my life" so gut gefallen. Allerdings hatte ich vermutet, dass es sich um eine alte Volksweise handeln würde. Nun weiß ich es dank Elios Link besser: Hier das Original.

Frech, oder?
 
Interessant. So im direkten Vergleich erkennt man es gut. Aber wegen dem geänderten Rhythmus (und vereinfachter Harmonik) ist es doch ein völlig anderes Stück. Ich mag auch Santana überhaupt nicht, muß ich zugeben :cool:
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Nun, so in alten Zeiten habe ich durchaus ein Faible für Santana gehabt. Mich stört hier vor allem, dass man sich auf dem Cover ungehemmt als Schöpfer ausgibt. Mit einem Verweis auf das "Zitat" wäre ihnen auch kein Zacken aus der Krone gebrochen, und es hätte vielleicht sogar in Ansätzen einen Effekt in Richtung Gelis oben angebrachter Bemerkung zur "Jugendarbeit" gehabt.

Einziger Pluspunkt: Es macht natürlich Spaß, mehr nach solchen fremden Federn zu suchen.
 
Clever eingebaut in eigene Songs habe ich nichts gegen Klassik in Pop Musik. Mir fällt nur leider überhaupt kein Beispiel ein (obwohl ich mich erinnere, daß es soetwas gibt). Auf der CD sollte es natürlich da erwähnt werden, wo auch die anderen Komponisten stehen.

Ich kann mich an Klassik Gedudel mit Schlagzeug erinnern (so um 1990), was bei mir ein fast unkontrollierbares geistiges Würgen verursachte. Was ich daran schlimm finde ist nicht die Tatsache, daß soetwas gespielt wird, sondern daß mit einem Wertanspruch vermarktet wird, der schlicht und einfach verwegen ist. Ich fand es deutlich peinlicher als die Faszination für Beethoven, von der die Typen in Clockwork Orange gelegentlich sprechen. Es erreicht ungefähr das Niveau von "Gummibärchen ohne Fett" oder "salziges Popkorn ohne Zucker".

Kurzes Fazit: Klassische Zitate stehen entweder für sich selbst oder sollten ohne Rücksicht auf Verluste ins eigene Stück eingebaut werden, dann aber bitte kunstvoll. Gilt eigentlich für alle Zitate.
 
Geklaute Klassik

Es ist was daran an der Idee, der Jugend die eigentlichen Schöpfer zu präsentieren - aber das gelingt nur selten, weil mittlerweile ein Grossteil der lieben "Kleinen" tatsächlich lieber den Klingelton von Elise als das Originalstück hört. Welch fantastischer Erziehungsfeldzug der Werbebranche.

Fest steht: Die klauen wie die Raben und geben die geklaute Ware dann als ihr Eigentum aus. Das ist erstmal sehr dreist und eigentlich Betrug. Und sie solltebn dafür viel bezahlen, denn sie verdienen ja unheimlich viel.
Hier könnten sich ganze Anwaltskanzleien, die sich gerne lange wegen der Originalität einer Faberge Dose streiten, etwas Nützliches tun und die Täter verklagen. Der Erlös sollte Einrichtungen der Musikerziehung zu Gute kommen. Bei der Höhe des Streitwertes, könnten pro gewonnenem Prozess etliche Flügel angeschafft werden, die ja dringend benötigt werden. Und das meine ich tatsächlich ernst. Des Auslaufen von Fristen wegen geistigen Eigentums darf so nicht weiterlaufen. Die Werke der Komponisten sind ein Vermächtnis an die Menschheit und ich fühle mich persönlich geschädigt, wenn ein Lebensmittelkonzern mir ständig wunderbare Musik mit Pizza verquickt.
 
Pachelbel - Kanon

Ziemlich am Anfang hat jemand gepostet, dass Pachelbels Kanon in einem Hip Hop Lied verwendet wird. Ich glaube, das ist "Die Eine" von "Die Firma".
 

Wenn ich das richtig verstanden habe, ist die meiste "klassische" Musik heute frei und darf überall verwurstet werden. Es handelt sich also nicht um Diebstahl im legalen Sinne. Andernfalls würde es schon reichlich Prozesse geben, es gibt ja immer Anwälte, die sich auf solche Dinge stürzen (siehe Abmahnwelle als es die neuen Rechnungsvorschriften gab).

Und das meiste, was nachgespielt wird, ist ja sowieso Popmusik.
 
Servus,

es istd schon einige Zeit her, als ich eine Radiosendung in B2 über geklaute Werke anhörte. Da ging es aber nicht um Pop-Musik, sondern um sogenannte Klassik, die wiederum von anderen Klassikern geklaut wurde. Pachelbels Kanon, diese erweiterte Kadenz, gab es mit sicherheit schon früher von anderen Komponisten. Geklaut wurde schon immer. Man darf sich da auch nichts vormachen. Mit 11 Tönen und einer Metrumsbandbreite von ca. 150 sind die Möglichkeiten nicht unendlich.
So wird weiterhin geklaut und kopiert, was nicht unbedingt schlecht sein muß.
Was man aus Bachs Werken alles machen kann, haben schon viele Jazzer vorgemacht. Ob es dem Johann gefallen würde, kann keiner heute sagen. Wäre auch egal. Das Gesamtniveau ist halt entscheidend und das ist im Jazz nicht so gering. In Bereichen wie "Deutschland sucht den Superstar" nicht mehr zu unterbieten.
Vielleicht kennt ihr ja diesen:
Zwei Komponisten gehen durch die Gassen einer Altstadt. Es ertönt eine wunderbare Melodie aus einem Fenster. Der eine: "Hörst du diese wunderbare Musik? Ist die von dir?" "Noch nicht", sagt der andere.

Grüße
Josef
 
Hip-Hop

Nich das Hip-Hop schon schlimm genug wäre...
Hab letztens irgendein verkapptes Lied gehört mit Beethovens "Schicksalsthema" (---_ ), halt nur in ultrakurzer Form,
ich hoffe das Schicksal schlägt bei dem Homie bald bitter zu...
 
ein witz zur erheiterung zu dem thema:

ein kompositionsschüler des moskauer konservatoriums hatte die hausaufgabe eine sinfonietta zu schreiben. nach ablauf der frist sitzt er bei seinem lehrer rodion schtschedrin und holt die partitur raus, stellt sie aufs klavier und fängt an zu spielen. nach einigen takten unterbricht ihn der berühmte dozent und sagt: " aber hören sie mal! das ist doch der letzte satz einer schostakowitsch-sinfonie!"
darauf wundert sich der ertappte schüler:" das ist aber seltsam, ich habe nur den zweiten satz ihrer letzten sinfonie rückwärts abgeschrieben!"
:D

ansonsten auch mein senf zu dem thema:

- ein gewisser unterschied besteht zwischen inspiration durch fremde künstlerische leistung und kopie. beides ist aber an sich ertsmal nicht verwerlich.
- erst im 20.jahrhundert galt es in folge des originalkultes als "böse" zu kopieren. gerade die großen der musik wie bach waren fleissig beim abschreiben.
- aus meiner sicht ist nicht das verwenden der klassikfragmente, melodien etc. in der rein kommerziellen popmusik ( wie auch rock, hiphop oder electro) verwerlich, sondern es ist leider nur meist die qualität der ergebnisse schwer mangelhaft. es sind mir aber auch in meinem leben immer wieder ausnahmen untergekommen

- schlimm, weil zu schlechtem geschmack erziehend und unerfahrene verwirrend, ist die minderwertige nachahme klassischer, barocker und unsbesondere romantischer und impressionistischer kompositionsstile durch die musikindustriezulieferer ( hier insbesondere fast ausnahmlos die ganze new age-ecke, aber auch vieles an filmmusik und auch leider einiges der jazzer)

- die befruchtung im indipendent rock, pop, hiphop und electro durch klassik hat aber wiederum für meine ohren manch ein tolles stück oder gar stil erbracht. im jazz ist es ja eh nicht erklärungsbedürftig, zu welchen ergebnissen ein art tatum oder cecil taylor gelangt sind, gehört längst zur musikgeschichte!
 
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