"Klassik-Melodienraub" in der Popmusik

Vogelgesang ist Kunst? Eine Landschaft ist Kunst?

Okay, nur von Menschen Verursachtes... Kirchenglockenläuten ist Kunst? Und das Motorengeräusch eines Autos?

:mrgreen:
 
Kunst kommt von können.
Wenn man Schnulzen schreiben kann, dann ist auch das Kunst.

Das beinhaltet (im Sinne des Gesetzes) keine Wertung. Man kann keinen Zustand wollen, in dem ein Gesetz oder Richter entscheidet, was Kunst ist und was nicht.

Das ist extra überspitzt ausgedrückt. Es gibt eine ganze Reihe von Schnulzen, die ich sehr liebe und schätze und für genial halte.

Oder so gesagt: Ein Kunstobjekt ist das Resultat einer künstlerischen Tätigkeit. "Kunst" ist ein eher unscharfer Oberbegriff, aber das Wesentliche lässt sich immer auf ein menschliches Handeln zurückführen.
Ob man ein Kunstwerk mag oder nicht, ob man es liebt oder hasst oder ignoriert, ist gleichgültig. Im Sinne dieser Definition ist es Kunst. Kunst hat die Eigenschaft, geliebt oder gehasst werden zu können ;-)

Wenn ich ein Musikstück hasse, wenn es eine Reaktion in mir hervorrufen kann, dann ist auch das ein Indiz dafür, dass es Kunst ist ;-)

Peter


Peter
 
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Der Tatbestand des Klauens ist natürlich keine Kunst, das kommt aber in der Kunst des öfteren vor, nicht nur in der Popmusik.

In Abwandlung eines andere Ausspruchs könnte man sagen "Kunst ohne Klau ist wie Religion ohne Sünde. Das funktioniert nicht".

Weiter oben wurde ja auf "A wither shade of pale" verwiesen. Eines der Bandmitglieder hat mal gesagt, ja er würde schon Bach Noten lesen, aber er könne die nicht genau nachspielen, es würde immer was anderes daraus. Und genauso ist es auch. Ich finde das Stück übrigens schön aber es wäre anständig gewesen, Bach zu erwähnen.

Ein anderes Stück von Procol Harum "Repent Walpurgis" enthält eine exakte Kopie von Bach-Gonaud's Ave Maria. Das ist natürlich unanständig, das nicht zu erwähnen, aber statthaft ist eine solche Nutzung allemal, wie ich glaube.

Soweit ich weiss wurde bei "A Lovers Concerto" niemals abgeleugnet, dass es eine bearbeitete Bach Komposition ist. Es kommt sogar eine Sequenz mit einer Bach-Trompete in dem Original Video vor, die das hervorhebt. Das finde ich voll in Ordnung. Ob man den Ursprung nun explizit erwähnen muss, weiss ich nicht, jeder Anfänger-Klavierspieler kann das erkennen.

Peter
 
Ich schlag mal schnell nen Querschläger zwischen die Diskussion, indem ich Nora zustimme und meine neutrale Haltung von heute Vormittag aufgebe. Ich find die Mozartadaption von Evanescence einfach auch toll. Ich kann aber überhaupt nicht sagen weshalb.

Normalerweise gehts mir bei so Klassikverwurstelungen in Popsongs auch so, dass mich das kalte Grausen packt, aber bei diesem Lied wars eher eine volle Begeisterung die mich gepackt hat.

Die Diskussion, was jetzt Kunst ist und was nicht erspar ich mir lieber, die musste ich im Kunstunterricht an der Schule oft genug frisch durchkauen. Aber solange es Künstler gibt, die entweder ein Pissoir mit einem fremden Namen unterzeichnen und das dann einfach so als Kunstwerk deklarieren (Marcel Duchamp) oder andere, die sich einfach mal so vor Publikum mit Rasiermessern ein Pentagramm in den Bauch ritzen (Marina Abramovic)... wenn DAS als Kunst gezählt werden darf, dann doch wohl auch ein Lied, welches sehr eindeutig auf Mozarts Lacrimosa basiert, aber sonst seine ganz eigenen Wege geht.
 
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Ich schlag mal schnell nen Querschläger zwischen die Diskussion, indem ich Nora zustimme und meine neutrale Haltung von heute Vormittag aufgebe. Ich find die Mozartadaption von Evanescence einfach auch toll. Ich kann aber überhaupt nicht sagen weshalb.

Normalerweise gehts mir bei so Klassikverwurstelungen in Popsongs auch so, dass mich das kalte Grausen packt, aber bei diesem Lied wars eher eine volle Begeisterung die mich gepackt hat.

Die Frau ist einfach musikalisch gut. Musiktheoretisch ist das sicher simpel, was sie macht, aber der Stil ist unnachahmlich, singen kann die wirklich! Ich hab die übrigens jetzt erst kennengelernt, ich hab das sicher schon öfter im Radio gehört, ohne den Namen zu kennen, aber nachdem ich jetzt ein paar Sachen von ihr angeschaut und angehört habe, bin ich beeindruckt.
Ohne die Raubkopien auf Youtube wär das nicht möglich gewesen... ;-)

Peter
 
Ich muss ehrlich gestehen, dass ich manche der bisher getroffenen Aussagen NICHT nachvollziehen kann.

Ein "Hauptwesensmerkmal" der KUNST ist, das durch MENSCHLICHE KREATIVITÄT etwas NEUES geschaffen wird. Hierbei sind Rückgriffe auf etwas BESTEHENDES eher der Normalfall als die Ausnahme.

Das BESTEHENDE kann dabei sowohl "natürlichen Ursprungs" sein (z.B. Malen/Forografieren von Landschaftsbildern - sind ja streng genommen auch "Kopien") oder das BESTEHENDE ist bereits vom Menschen geschaffenes (z.B. die Variation, Transkription oder sonstige Umsetzung einer Melodie, musikalischen Themas in eine andere Stilrichtung)
In einer Kollage werden keine "Ursprungsangaben der verwendeten (ausgeschnittenen) Zeitungen und Zeitschriften" gemacht - ist jedem einleuchtend.

Heute gibt es "Musikstücke", die aus zusammengeschnittenen Szenen von Volgelsingen, Meeresrauschen und mehr bestehen. Das Kreative besteht im richtigen Zusammenschneiden zu einem neuen Klangeindruck. Kunst also, unabhängig davon, wieviel Leuten das gefällt (nach den Verkaufszahlen gefällt es doch etlichen - trifft halt den "Zeitgeist", ein häufiges Merkmal "erfolgreicher Kunst")

Das Aufgreifen von "klassischen Themen" in anderen Stilrichtungen ist "Usus", wie bereits diskutiert. Die Qualität des neu entstehenden Musikstücks ist von der Grundlage aber nahezu nicht abhängig.

Als Beispiel, was ich schön, ehrlich (Angabe der Quelle, mindestens für interessierte Insider) und kreativ halte ein Beispiel: Rock trifft BaRock:

http://www.youtube.com/watch?v=OzF3wMVWHs0

Hebi
 
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Da hat aber noch jeder angegeben, von wem er's Thema hat!

z.B. Malen/Forografieren von Landschaftsbildern - sind ja streng genommen auch "Kopien"

In einer Kollage werden keine "Ursprungsangaben der verwendeten (ausgeschnittenen) Zeitungen und Zeitschriften" gemacht - ist jedem einleuchtend.

Heute gibt es "Musikstücke", die aus zusammengeschnittenen Szenen von Volgelsingen, Meeresrauschen und mehr bestehen.

In diesen drei Fällen ist wohl recht offensichtlich, was der Künstler davon selbst erfunden hat und was nicht. Darum erübrigt sich die Kennzeichnung irgendwie.

Die Qualität des neu entstehenden Musikstücks ist von der Grundlage aber nahezu nicht abhängig.

Das funktioniert gerade dann, wenn man das Übernommene nicht in die Qualitätsbewertung einfließen lässt, sondern eben nur das, was der Künstler macht: das Einbauen. Ich glaube, der Punkt ist aber für manche genau der, dass der Betrachter verleitet werden könnte, diesen Unterschied nicht zu machen, wenn er die Vorlage nicht kennt; z.B. bei Zitaten von Grieg finde ich diese Gefahr sehr real. Und indem man dieser Gefahr nicht durch Kennzeichnung des Zitats entgegentritt, so könnte man argumentieren, hat man eine Mittäterschaft daran, dass andere das Zitierte als originäre Erfindung interpretieren (sprich: man kann sich nicht einfach auf deren Unwissenheit ausreden, weil man mit deren Unwissenheit rechnen kann/muss), und damit wäre es eine Form davon, sich mit fremden Federn zu schmücken.
Die Grundlage kann nämlich sehrwohl eines beeinflussen: Das Wohlgefallen, das das Stück auslöst; wie schön es klingt. Und sofern das vom Zitierten getragen wird, darf es dem Zitierenden bestenfalls als Zeichen guten Geschmacks angerechnet werden, aber nicht als Zeichen genialer Erfindertätigkeit.
Einer solchen Position kann ich gerade einiges abgewinnen, auch wenn ich nicht völlig davon überzeugt bin. Ich sage also gar nichts gegen Zitieren per se. (Vielleicht hast du, was ich sagte, auch gar nicht als Ziel deiner Nachvollziehensprobleme im Sinn gehabt, aber ich wollte deine Worte nur mal nutzen, da man anhang ihrer meine Ansicht recht gut klarstellen kann.)
 
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Ich muss ehrlich gestehen, dass ich manche der bisher getroffenen Aussagen NICHT nachvollziehen kann.

Ein "Hauptwesensmerkmal" der KUNST ist, das durch MENSCHLICHE KREATIVITÄT etwas NEUES geschaffen wird. Hierbei sind Rückgriffe auf etwas BESTEHENDES eher der Normalfall als die Ausnahme.

Ich stimme Dir inhaltlich zu, wenn es aber z.B. um die Freiheit der Kunst geht, dann muss man zunächst mal entscheiden, ob es Kunst ist oder nicht.
Und da teilen sich die Meinungen und z.B. ein Gericht wäre ausserstande zu beurteilen, inwieweit Neues geschaffen wird. Es ist einfacher zu erkennen, dass etwas altes enthalten ist.

Deshalb glaube ich, das einzige gerichtsverwertbare Kriterium für "Kunst" ist die Tatsache, dass es einen Urheber, Interpret, Komponist, Designer usw. gibt, der sein Werk als Kunstwerk bezeichnet. In diesem Sinne produziert dann zwar auch Heino Kunst, er fällt unter diese Definition, aber wenn man es ernst meint mit der Freiheit der Kunst, der Meinung und dem Urheberrecht, dann ist keine andere allgemeinverbindliche Definition möglich.

Grüsse,

Peter
 
Das funktioniert gerade dann, wenn man das Übernommene nicht in die Qualitätsbewertung einfließen lässt, sondern eben nur das, was der Künstler macht: das Einbauen. Ich glaube, der Punkt ist aber für manche genau der, dass der Betrachter verleitet werden könnte, diesen Unterschied nicht zu machen, wenn er die Vorlage nicht kennt; z.B. bei Zitaten von Grieg finde ich diese Gefahr sehr real. Und indem man dieser Gefahr nicht durch Kennzeichnung des Zitats entgegentritt, so könnte man argumentieren, hat man eine Mittäterschaft daran, dass andere das Zitierte als originäre Erfindung interpretieren (sprich: man kann sich nicht einfach auf deren Unwissenheit ausreden, weil man mit deren Unwissenheit rechnen kann/muss), und damit wäre es eine Form davon, sich mit fremden Federn zu schmücken.Die Grundlage kann nämlich sehrwohl eines beeinflussen: Das Wohlgefallen, das das Stück auslöst; wie schön es klingt. Und sofern das vom Zitierten getragen wird, darf es dem Zitierenden bestenfalls als Zeichen guten Geschmacks angerechnet werden, aber nicht als Zeichen genialer Erfindertätigkeit.

eine abgewogene und vernünftige Betrachtungsweise!

zu bedenken ist, dass in heutigen "copyright-Zeiten" umso mehr Genauigkeit verlangt ist, da sich ggf herbe juristische Probleme ergeben können (Gezänk der Art, dass A klagt, weil B A zitiert ohne es kenntlich zu machen, kennen wir zur Genüge aus der Unterhaltungsbranche; ansonsten ist sowohl bei wissenschaftlichen Arbeiten wie bei "kreativen" das Plagiieren meist mit Ärger verbunden).

der als intellektuell und politisch-kritisch bezeichnete Popkünstler Sting hatte in einem seiner Songs (? ist das der richtige Begriff?) während der Ära der Reaganregierung sowohl an der Haltung der US-Regierung, als auch an der Perestroika Gorbatschows Kritik geäußert:
"Mr. Reagan said, hi will protect You,
i don´t subscribe to this piont of view"
usw. Interessant ist, dass er seinem Popsong ein eher wenig gebräuchliches Moll-Schema (ein wenig im Stil der "langsamen Rock-Ballade") unterlegt, aber zwischen den Strophen des schematisierten Refrainsongs Musik aus der Suite "Leutnant Kis" von Prokovev einfügt (und zwar eine sehr "melancholisch-russische" Stelle). Einerseits bezieht er mit dieser Integration musikalisch Position (eher pro Perestroika als pro Reagan), andererseits machte er aber das umfangreiche Zitat aus dieser zur Sowjetzeit komponierten Filmmusik-Suite nicht kenntlich. Urheberrechtlich dürfte das Prokovev-Werk noch nicht frei gewesen sein zu diesem Zeitpunkt (80er Jahre)
--wie auch immer: zur Popularisierung Prokovevs hat Sting nicht so wirklich beigetragen ;-)

ein techno-Song Anfang der 90er Jahre hatte den Frauenchor aus der Massenszene "Polowzer Tänze" der Oper "Fürst Igor" von Borodin mit Rhythmusmaschinerie unterlegt, wobei der Opernausschnitt das wesentliche Moment der Komposition ist - auf Borodin wurde meines Wissens nicht verwiesen, obgleich sich diese Nummer in den Radiosendern großer Beliebtheit erfreute.

ein Heino-Lied (sic :D) wurde ebenfalls techno-mäßig "berbeitet" und hatte eine amüsante Wirkung.

...als es noch keine copyright-Problematik gab: Mozart hatte seine frühen Klavierkonzerte aus den Sonaten mancher Mannheimer Schule Komposition kompiliert, Clementi jammerte darüber, dass das Hauptthema der Zauberflötenouvertüre eigentlich von ihm sei... Liszt nannte in Paraphrasen stets die Vorlage...

eine Kennzeichnung des Zitierten wäre redlich - ob diese das jeweilige Publikum interessiert, ist eine andere Frage. Aber könnte so der Gefahr entgehen, sich den Schmuck fremder Federn vorhalten lassen zu müssen.

Gruß, Rolf
 

kunst ist formaber goldene scheiße
 
Das es verwerflich ist, zu "klauen" darin sind wir uns ja einig.
Andererseits finde ich sowas:
http://www.youtube.com/watch?v=JHPvXpjlR7Q
http://www.youtube.com/watch?v=v8QtrY3iIg0
lustig und höre es mir auch gerne an.
Und das ist ordentlich gekennzeichnet.

Weiterhin, obwohl klauen schandhaft und verwerflich ist, glaube ich, dass es der klassischen Musik nicht schadet, sondern eher nützt.

Gefahr droht von einer anderen Seite: Wenn man früher eine rechtlich einwandfreie Einspielung z.B. eines Streicherorchesters haben wollte, dann musste man eine solche lizensieren, oder das Orchester engagieren. Auf diese Weise haben die Musiker wenigstens etwas daran verdient.

Wenn heutzutage aber klassische Stücke in der Populärmusik oder in Film oder Werbung "verwendet" werden, dann macht man das mit einem digitalen gesamplten Orchester viel billiger und schneller und täuschend echt....
Daran verdient nur noch ein Tontechniker oder ein Tonstudio.

Wenngleich ich "geklaute" Musik für verwerflich halte, auch wenn das Urheberrecht bereits verfallen ist, glaube ich dennoch, dass es der klassischen Musik und den Musikern nicht schadet und halte es eher für wahrscheinlich, dass es wenigstens ein bissschen nützt. Any Press is good Press.
Deshalb sehe ich darin keine dringende Problematik.

Grüsse

Peter

Ach ja, hier ist "A lovers concerto", gesungen von einer Opernsängerin, die ich schätze.
http://www.youtube.com/watch?v=t42ztVwGq8I
Ich glaub das ist auch nicht besonders als Bach Bearbeitung gekennzeichnet... ;-)
 
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Interessant ist, dass er [Sting] seinem Popsong ein eher wenig gebräuchliches Moll-Schema (ein wenig im Stil der "langsamen Rock-Ballade") unterlegt, aber zwischen den Strophen des schematisierten Refrainsongs Musik aus der Suite "Leutnant Kis" von Prokovev einfügt (und zwar eine sehr "melancholisch-russische" Stelle). Einerseits bezieht er mit dieser Integration musikalisch Position (eher pro Perestroika als pro Reagan), andererseits machte er aber das umfangreiche Zitat aus dieser zur Sowjetzeit komponierten Filmmusik-Suite nicht kenntlich. Urheberrechtlich dürfte das Prokovev-Werk noch nicht frei gewesen sein zu diesem Zeitpunkt (80er Jahre)
--wie auch immer: zur Popularisierung Prokovevs hat Sting nicht so wirklich beigetragen ;-)
[snip]
eine Kennzeichnung des Zitierten wäre redlich - ob diese das jeweilige Publikum interessiert, ist eine andere Frage. Aber könnte so der Gefahr entgehen, sich den Schmuck fremder Federn vorhalten lassen zu müssen.

Ich kann mich gut daran erinnern, als ich den Song zum erstenmal im Radio hörte. Ich bin nachts anlässlich Umzug und Arbeitsplatzwechsel im Auto durch Mainz gefahren. Ich mochte den Song, hatte aber von den Klassikzitaten darin keine Ahnung. Aber selbst wenn es erwähnt worden wäre, mangels Internet, Finanzen oder Kontakt zu musikkundigen Leuten und Geld hätte ich keine Möglichkeit gehabt, mich näher damit zu befassen.

Vielleicht hat es nun aber eine Spätwirkung, ich hörs mir nochmal an und such mir dann die entsprechenden Stellen bei Prokoffiev raus; danke für den Hinweis.
Heutzutage halte ich Sting ja für pseudointellektuellen Kram ohne wirkliche künstlerische Intensität, eventuell ist mir Prokoffiev lieber... ;-)

Es sei noch dazu gesagt, wenn Sting damit bestehende Urheberrechte verletzt hat, wer hat dann diese Passagen eingespielt? Mit solchen Produktionen und der Verteilungsmaschinerie (Rundfunk usw.) sind doch Kohorten von musikalisch und auch rechtlich sachkundigen Leuten befasst. Warum haben die Rechteinhaber nicht geklagt? War evtl. dieselbe Plattenfirma Rechteinhaber?
Das kann man sich zwar fragen, aber es ist nicht mein Problem, ich hab zwar im Leben nur eine Sting CD gekauft, aber indirekt krieg ich ja kein Geld dafür, sondern bezahle das u.A. mit den Rundfunkgebühren.

Peter
 
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Hallo,

Manchmal finde ich, man kann auch übertreiben, und die Beispiele des "Diebstahls" an den Haaren herbeiziehen.

Um mal zum Anfang des Threads zurückzukehren:

SOMEWHERE OVER THE RAINBOW: "gestohlen" aus Griegs Klavierkonzert 3. Satz

Ich kenne beides, den Song und das Konzert. Ich vermute, die Anklage des "Diebstahls" bezieht sich auf die zweite Hauptmelodie, die im mittleren Teil des 3. Satzes in F-Dur zuerst von der Flöte gespielt wird.

Es besteht zwar eine gewisse Parallele zwischen den beiden Melodien, aber diese beschränkt sich auf die zweite, dritte und vierte Note. Die Melodien fangen nicht mal auf derselben Stufe an (Over the Rainbow auf dem Grundton, die Grieg-Melodie auf der fünften Stufe).

Hier ein Plagiat zu sehen, dazu gehört m.M.n nicht nur eine reichliche Portion Fantasie, sondern letztlich eine ziemlich böse Unterstellung.

Ich finde, man kann das alles etwas lockerer sehen - anstatt bei jeder Melodie auf Teufel-komm-raus zu lauschen (oder gar zu fabrizieren!), wo sie eventuell geklaut sein könnte, kann man doch einfach mal die Musik genießen!

Ciao,
Mark
 
Es sei noch dazu gesagt, wenn Sting damit bestehende Urheberrechte verletzt hat, wer hat dann diese Passagen eingespielt? Mit solchen Produktionen und der Verteilungsmaschinerie (Rundfunk usw.) sind doch Kohorten von musikalisch und auch rechtlich sachkundigen Leuten befasst. Warum haben die Rechteinhaber nicht geklagt? War evtl. dieselbe Plattenfirma Rechteinhaber?
Das kann man sich zwar fragen, aber es ist nicht mein Problem, ich hab zwar im Leben nur eine Sting CD gekauft, aber indirekt krieg ich ja kein Geld dafür, sondern bezahle das u.A. mit den Rundfunkgebühren.

hallo,
da hast Du sicher recht: da sind viele beteiligt und ziemlich sicher wird´s seinerzeit schon mehr oder weniger ok gewesen sein (und falls der "intellektuelle" Sting seine Zitatquelle irgendwo angegeben hat, evtl. auf der Plattenhülle oder so, könnte ihm dieses Zitat ja auch zur Intellektualität angerechnet werden :) al la "wow seht mal was der alles kennt")
interessant ist natürlich Dein damaliger Höreindruck, nämlich dieses (ein wenig filmmusikmäßige) Zitat nicht als störend wahrgenommen zu haben.
Gruß, Rolf
 
Na ja, auf Wikipedia hab ich erfahren, dass Prokofievs Musik schon in etlichen Filmen verwendet wurde, auf http://www.prokofiev.org/ gibt es auch eine Liste, Stings Aufnahme ist nicht dabei.
Evtl. hat Prokofiev auch selber Filmmusik komponiert, das ist mir nicht klargeworden.
Als regelrechten "Raub" würde ich das auch nicht sehen, es ist etwa so, als ob man einen "Lick" aus einem anderen Song kopiert.

Stings Aufnahme ist bei "Universal Music" erschienen, ein Label bei dem man es mit dem Copyright (zumindest wenns um Youtube geht ;-) genau nimmt.

Und laut Wikipedia hat Sting nach dieser Aufnahme eine Rolle in "Peter und der Wolf" übernommen....

Es sieht ganz und gar nicht nach Klau aus, sondern in Amerika würde man sagen, das ist "fair use" und ich muss nun sagen, es gefällt mir immer noch.

Ob Prokofiev auf dem CD Label erwähnt wurde, konnte ich nicht in Erfahrung bringen....

Grüsse,

Peter
 
(1)
Evtl. hat Prokofiev auch selber Filmmusik komponiert, das ist mir nicht klargeworden.
(2)
Als regelrechten "Raub" würde ich das auch nicht sehen, es ist etwa so, als ob man einen "Lick" aus einem anderen Song kopiert.
(3)
Stings Aufnahme ist bei "Universal Music" erschienen, ein Label bei dem man es mit dem Copyright (zumindest wenns um Youtube geht ;-) genau nimmt.
(4)
Und laut Wikipedia hat Sting nach dieser Aufnahme eine Rolle in "Peter und der Wolf" übernommen....
(5)
Es sieht ganz und gar nicht nach Klau aus, sondern in Amerika würde man sagen, das ist "fair use" und ich muss nun sagen, es gefällt mir immer noch.
(6)
Ob Prokofiev auf dem CD Label erwähnt wurde, konnte ich nicht in Erfahrung bringen....

hallo,

also zu (1)
er hat, z.B. die "Leutnant Kis Suite", aus welcher das Zitat bei Sting stammt
(2)
kann man so sehen (vgl. (6) :))
(3)
ja, genau nehmen...
(4)
penitemtiam agite (tuet Buße) :) - ist doch ganz ok von ihm!!!
(5)
so gesehen: wenn ich daheim im Gartenhaus mit meinen Nachbarn Burger grille, dann machen wir bei Mac & Burger & Co auch vorher keine Urheberrechtsdiskussion... (aber unsere Burger sind besser!) :D
(6)
ok, es wäre halt fair oder zumindest informativ, wenn sich ein Hinweis auf den Plattenhüllen etc fände - aber ich weiß auch nicht, ob das da nicht doch vielleicht der Fall ist? das müsste jemand nachschauen, der die Platten hat.

Gruß, Rolf
 
ok, es wäre halt fair oder zumindest informativ, wenn sich ein Hinweis auf den Plattenhüllen etc fände - aber ich weiß auch nicht, ob das da nicht doch vielleicht der Fall ist?

Nebenbei könnte man auch mal überlegen, wo sonst überhaupt ein Hinweis möglich oder angebracht wäre. Im Radio ist dafür wenig Zeit übrig, die ist schon vermietet, es ist schon fast erstaunlich, wenn ein Titel dort überhaupt angesagt wird (ich rede jetzt nicht von Klassik- oder Jazz-Sendern). Ich kenne es von Platten- und CD-Covers, daß sämtliche Urheber minutiös vermerkt sind, entweder direkt bei den einzelnen Stücken oder allgemein. Wo ein solcher Hinweis fehlt, kann man natürlich Schlampigkeit unterstellen aber bei großen Labels ist es wohl eher Dreistigkeit bzw. es handelt sich dann tatsächlich um Ideenklau, der logischerweise nicht dokumentiert wird.

Mich würde auch interessieren, wie Sting damit umgeht. Immerhin betrachtet er sich selbst ja gerne als intellektuellen Künstler und es würde mich wundern, wenn er den Schmuck, den er trägt, nicht auch benennen würde (ich weiß, das Eine hat zum Anderen keinen direkten Bezug).
 

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