Ist Kammermusik für einen Spätwiedereinsteiger noch erreichbar?

ChristineK

ChristineK

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12. Nov. 2010
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Hallo zusammen,

nun spiele ich ja seit etwas über 3 Jahren wieder Klavier mit regelmäßigem Unterricht und natürlich noch auf einem ziemlichen Anfänger-Level... bisher musiziere ich nur allein, auch leider nicht vierhändig, da sich bisher niemand finden ließ. (Liebe Wiener, fall das hier jemand liest und dazu Lust hätte - meldet euch!)

Irgendwie schwebt mir als Zukunftsperspektive (hm, vielleicht später im Ruhestand? momentan bin ich Ende 30...) vor, dass ich mal mit einer kleinen Kammermusik-Kombo zusammen musizieren würde. Das kann in 10 Jahren passieren oder später. Nun habe ich aber fast die Befürchtung, dass man dazu super vom Blatt spielen können muss (was ich bisher nicht kann) und die Stücke allgemein auch eher schwierig sind.

Was meint ihr, kann ich mir das gleich abschminken, oder wenn nein, welche Fähigkeiten müsste man denn dafür langfristig ausbauen (ich vermute eben, das Vom-Blatt-Spiel) und wie geht man da am besten vor?

Grundsätzlich lasse ich mich ja nicht leicht entmutigen. Aber ich bin realistisch und mir sind gewissen Grenzen schon absolut klar - so werde ich als bekennender Chopin-Fan in diesem Leben seine Balladen beispielsweise nicht spielen können... aber hören ist ja auch schön, und es gibt genügend machbare Literatur. :-) Wenn das mit Kammermusik also ähnlich wäre, na gut. Ich kann es überhaupt nicht einschätzen. Was meinen die Experten?

Liebe Grüße, Christine
 
10 Jahre Zeit, Ende 30, vom Blatt spielen lernen? Klar, 10 Jahre ist ne lange Zeit und hast ne Menge Zeit zum Üben.. :)
 
Nur Mut Christine!

Jedes Musikschul-Klavierschülerchen spielt nach wenigen Jahren regelmäßigen Unterrichts schon kleine Stücke zusammen mit anderen Musik-Schülerchen (Streicher, Bläser (inkl. Blockflöten). Ich kann da jetzt nicht mit konkreten Beispielen dienen, aber es gibt zuhauf Sonaten/Sonatinen/etc. jedweden Niveaus für Soloinstrument mit Klavierbegleitung. Für größere Ensembles (Streich-duo/-trio/-4tet/-5tet plus Klavier gibt es nicht ganz so viel und das meiste liegt auf eher hohem Niveau. Trotzdem gibt es da garantiert "machbare" Literatur um Dich bis weit in den Ruhestand hinein auf Trab zu halten.

Du musst nur die Mitstreiter finden. Frage Deinen Lehrer, frage an den Musikschulen, den Volkshochschulen, und im Bekanntenkreis nach Gleichgesinnten. Das erfordert Geduld und dauert, weil so sehr viele dürfte es davon nicht geben (es ist sehr schwer auf ambitioniertem Amateurniveau Mitstreiter zu finden, davon kann ich selbst ein Lied singen) aber wenn Du es als Langzeitprojekt siehst, wirst Du bestimmt in absehbarer Zeit fündig.

Viel Erfolg!

TJ
 
Moin Christine -

Ich kann es überhaupt nicht einschätzen.

Probiern geht über Studiern:

Fang einfach klein an, und mach mal n paar Schubert-Lieder
mitnem Hornisten, oder ner Bratsche.

Wenn das klappt, nehmt ihr Euch ne(n) Dritte(n).

Und Du mußt nicht notwendig vom Blatt spielen -
Du kannst Dir die Noten ja vorher anschaun.

gruß

stephan
 
Wozu muss man da vom Blatt spielen können? Man kann Kammermusikwerke genauso üben wie andere Klavierstücke auch. Bei den großen Sachen von Mozart, Schubert, Beethoven, Brahms etc. geht es ohne Üben sowieso nicht - die Klavierparts sind da genauso schwierig wie die großen Solowerke der Komponisten.

Gruß, Mick
 
Im klassischen Bereich sind da einige Haydn Klaviertrios und Schubert Violinsonatinen machbar, natürlich muß man das nicht vom Blatt spielen. Wenn jemand Streichbass statt Cello spielen kann, dann geht das bei den Haydn Klaviertrios auch. Es kommt ja auch immer darauf an, was die Partner für Können und Vorlieben mitbringen.

Gruß
Manfred
 
Ihr seid spitze, danke! :-) Habe sogar gerade mal bei der VHS geschaut (darauf wäre ich nicht mal gekommen), und es gibt tatsächlich Ensembles für Einsteiger ("mäßig fortgeschrittene") - das ist doch mal eine Ansage... glaube, ich werde die Dozentin einfach mal kontaktieren! Muss ja auch nicht sofort sein, es war eher meine Befürchtung, von euch zu hören, dass ich mir diesen Plan besser abschminken sollte... schön, dass es nicht so ist.

Schönes Wochenende, Christine
 
Interessenten am kammermusikalischen Musizieren mit oder ohne konzertante Ziele artikulieren ihr Interesse an geeigneter Stelle im Internet oder auch an der Pinnwand beim Musikalienhändler oder z.B. in der Musikabteilung einer größeren Stadtbücherei. Webseiten zum Thema gibt's wie Sand am Meer:
Musiker-Suche: Finde Gitarristen, Keyboarder, Drummer und Sänger in deiner Stadt.
***.de - DEUTSCHLANDS ZENTRALES MUSIKERREGISTER musiker gesucht musiker sucht musiker finden kleinanzeigen
Vioworld, der Markt für Musiker und Kultur-Interessierte | Musikermarkt
und viele andere Seiten bieten auf jedem Leistungsniveau allerhand.

Es ist natürlich ratsam wie bei anderen Anzeigentexten auch, das angestrebte Musizieren möglichst präzise zu definieren und vorliegende Texte aufmerksam zu lesen, damit die Kammermusikpartner einen gemeinsamen Nenner finden können, der für alle akzeptabel ist. Das gilt vor allem, wenn Finanzinteressen bestehen und Auftrittsmöglichkeiten gesucht werden.

Viel Erfolg und frohes Schaffen wünscht
mit LG Rheinkultur
 
Wenn man bei Google eingibt "Abzocke Musiker i. deiner Stadt", stellt man ziemlich schnell fest, was das für ein Laden ist. Den würde ich meiden wie die Pest.

CW
 
Liebe Christine,

wenn du möchtest, kannst du dir den "Lehrplan für Klavier" vom Bosse Verlag Lehrplan Klavier von VDM im Stretta Noten Shop kaufen kaufen. Dort sind hinten viele Literaturbeispiele für "Erstes Zusammenspiel mit anderen Instrumenten" aufgeführt, die du auch jetzt schon spielen kannst (Schwierigkeitsgrad für Klavier, beginnend mit U1 - Unterstufe1).

Du wirst ganz sicher Kammermusik machen können, auch jetzt schon und ich wünsche dir viel Spaß dabei!

Liebe Grüße

chiarina
 
Hallo zusammen,

ich wollte euch ein kleines Update zu meinen kammermusikalischen Bemühungen geben, nachdem ihr mir hier so viel Mut gemacht habt. :-) Also, ich hab dann über den Kammermusikkurs der VHS (der mir zeitlich nicht passt) die Dozentin ausfindig gemacht und kontaktiert. Sie macht auch unabhängig von der VHS viel in dem Bereich, und so hatte ich gestern eine erste Stunde bei ihr: Sie hat mir ein wirklich GANZ einfaches Stück (Komm lieber Mai und mache) herausgesucht, das sogar ich, wenn auch mit einigen Schnitzern, gleich beidhändig vom Blatt spielen konnte. Dann hat sie dazu Geige gespielt. Außerdem haben wir einige Rhythmusübungen gemacht und andere grundsätzliche Dinge zum Zusammenspiel besprochen. Nun werde ich noch ein paar Einzelstunden bei ihr nehmen, aber sie ist schon ganz zuversichtlich, dass ich "noch vor Weihnachten" schon mit jemandem zusammenspielen werde. Sie hätte auch schon einige Schüler im Auge (Cello bzw. Geige), mit denen sie es sich vorstellen könnte. Das würde sie dann erstmal weiter anleiten, aber man kann sich dann natürlich auch unabhängig davon zum musizieren treffen. Außerdem macht sie regelmäßig Kammermusikabende, wo auf ganz verschiedenen Niveaus musiziert wird.

Nachdem ich auch noch von meiner Vorspiel-Problematik erzählt hatte (einige von euch haben den Faden vielleicht gelesen), hat sie angeboten, dass wir das auch angehen (muss man ja eh, wenn man mit anderen musizieren will!) und ich könnte dann gern auch bei einem der nächsten Abende ein Solostück am Klavier vorspielen. Nun, wir werden sehen. Ich bin nach der Stunde gestern sehr motiviert und zuversichtlich.

Und noch was: heute (!) wird mein Klavier geliefert! Tschüss, Digitalpiano - Willkommen, Klavier. :-) Also Leute, es geht voran! In diesem Sinne euch allen ein schönes Wochenende.
 

Schöne Nachrichten! Viel Freude mit dem neuen Klavier. :)
 
Ja! Die drei schweißgebadeten, stämmigen Transporteure, die es in den 5. Stock wuchten mussten, taten mir ganz schön leid. Aber hat sich gelohnt. Ich kann mich nicht losreißen.... so wunderschön.... ich spiele einfach drauflos und genieße erstmal nur den Klang, gewöhne mich an den Anschlag.

Bisher hat zum Glück noch niemand mit dem Besenstiel an die Decke gewummert. ;-)
 
:klavier: Erzählst Du uns etwas über Dein Instrument?
 
:klavier: Erzählst Du uns etwas über Dein Instrument?

Nun bin ich endlich auch mal wieder hier... also: Es ist ein Bechstein Imposant 124 mit Vario-System. Ich finde den Klang einfach grandios und nutze die Silent-Funktion so gut wie gar nicht. Eine Erkenntnis, die ich vorher nicht hatte - sonst hätte ich es vielleicht sogar ganz ohne gekauft. Es ist vielmehr so, dass ich die tägliche Übezeit nun immer so lege, dass ich den richtigen Klang genießen kann, oder schlimmstenfalls mal mit dem Dämpferpedal. Bisher hat sich immer noch niemand beschwert, es scheint also erträglich für die Nachbarn zu sein!

Der Silent-Klang überzeugt mich nicht, ist sicher nur eine absolute Notlösung. Es gibt 5 verschiedene Klavierklänge, zwischen denen ich nicht mal einen Unterschied höre! Da klang sogar das alte Digi mit Kopfhörer ja deutlich besser... Naja, so oder so: ich habe den Kauf noch keine Sekunde bereut!
 
Hallo zusammen, ich wollte denen, die mir damals Mut gemacht haben, mal wieder (nachdem schon ein Jahr vergangen ist!) ein kleines Update zu meinen kammermusikalischen Bemühungen geben. Also, mittlerweile habe ich nun zwei Mitspielerinnen gefunden, mit Violine und Querflöte. Vermutlich nicht die gängigste Kombination... Aber es gibt einige Stücke für diese Besetzung und wir haben uns ein erstes kleines Stück (die "Badinage" von Cesar Cui, da findet man auch Aufnahmen auf Youtube) vorgenommen. Natürlich bin ich quasi die Dumme, weil der Klavierpart schwieriger ist als die beiden anderen Stimmen (aber durchaus machbar für mich, wenn auch nicht mal ansatzweise vom Blatt). Und ich bin auch die einzige im Trio, die noch keine Erfahrung im Zusammenspiel mit anderen Instrumenten hat... Nun ja, also ist einfach mehr Üben angesagt bei mir. ;-) Aber ich bin ganz happy, dass ich jetzt mal in dem Bereich ein paar erste Erfahrungen sammeln kann!

Falls jemand Vorschläge für einfache Stücke in der Besetzung hat, freue ich mich natürlich!
 
Natürlich bin ich quasi die Dumme, weil der Klavierpart schwieriger ist als die beiden anderen Stimmen

Haha, als Pianist ist man eigentlich immer der Dumme. Selbst bei den gängigen "Violinsonaten" von Mozart, Beethoven, Brahms, Franck etc. ist der Klavierpart durchgängig schwieriger als der "Solopart". Eigentlich müssten diese ganzen Werke "Klaviersonate mit Violinbegleitung" heißen. Aber die meisten Leute glauben, es braucht einen tollen Violinvirtuosen, und für die "Begleitung" reicht ein mittelmäßiger Pianist. Damit müssen wir wohl leben. :cry2:

Wenigstens heißt es bei den größeren Besetzungen "Klaviertrio", "Klavierquartett" oder "Klavierquintett". Das ist immerhin ein Trost. :-D

LG, Mick
 
Es kommt darauf an was du spielen möchtest. Grundsätzlich gibt es aber Literatur, die auch im frühen Stadium gemacht werden kann. Die Hallenser Sonaten von Händel mit Flöte, die Sonatine von Dvorak op.100 mit geige u.a. Sind Stücke, die dann irgendwann realistisch sind. Viel Spaß dabei!
 
Liebe Christine,
Du (und auch ihr anderen) habt mir richtig Mut gemacht mit Euren Beiträgen. Ich begann nach 30 Jahren Pause vor gut 5 Jahren wieder mit dem Klavierunterricht, hatte auch auf Anhieb den für mich richtigen Lehrer gefunden. Nun drückte mir vor einiger Zeit meine Schwester, die professionell Violine spielt, die Noten für die Sonatine Opus 100 in G-Dur in die Hand und meinte, das würde ich spielen können. Ich verliebte mich sofort in das Stück. Also begab ich mich auf die Suche nach einer Geigerin in Würzburg, wurde auch findig, ich befasste mich mit dem Stück und traf mich mit ihr mit dem Gedanken, wir schauen mal, ob es generell mit uns passt, üben das Stück piano piano und tasten uns dann mit regelmäßigen Abständen gemeinsam Üben an das doch ziemlich flotte Thema heran.

Naja, Resultat des Treffens war: persönlich passt es, aber ihre Erwartungshaltung war viel höher als gedacht. Mit langsam Spielen war nichts und ich müsse dringend lernen, der Geigerin zuzuhören (meine Schwester bestätigte letzteres, bzgl. des Tempos meinte sie, auch Geiger müssen langsam spielen, auch wenn es für sie schwieriger und auch lästig ist). So, wie kann ich mich auf das nächste Treffen vorbereiten. Ich möchte sie überraschen, und im Juli ist das Vorspiel (nichts Großes, nur das Klassenvorspiel meines Klavierlehrers). Den 1. und vielleicht auch noch den 2. Satz wollen wir spielen.

Habt ihr für mich Tips? In der VHS schaute ich tatsächlich schon, fand da aber nichts passendes.

Liebe Grüße

Christine M.
 

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