Interpretenvergleich

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Scaramouche

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mir fehlt da Emil Gilels bei diesem Prelude
 
Ich möchte hier mal die Version eines komplett unbekannten Nobodies einwerfen:
Rachmaninoff: Prelude Op.23 No.5 - YouTube
Klar sind ein paar Verspieler drin - aber ich finde seine Spielweise fast ohne Elastizität im Tempo bringt den Charakter dieses Stückes optimal zur Geltung.
 
Interessiert mich, was ihr dazu sagt und was für Ergänzungen Euch einfallen.

Dieser Vergleich war schon mal da *gähn*, und zwar im Lang Lang-Faden.

Ich kenne genau einen Interpreten, der diesem Stück den lebensnotwendigen Pfeffer gibt, und schöne Musik daraus macht: Kissin in Höchstform :kuss:

Evgeny Kissin plays Rachmaninoff-Prelude op.23 no.5 in G-min - YouTube

Was Lang Lang angeht, so wollen wir nicht vergessen, daß dieser zu Referenzklasse-Klavierspiel fähig ist, für das eine erkleckliche Anzahl von Pianisten und Pianistinnen liebend gern ihre Seele verkaufen würden. Nicht nur, nur was eine unübertreffbare Virtuosität im Anschlag angeht, sondern auch seinen tiefen Sinn für Musikalität:

Ausschnitt Abegg-Variationen
Lang Lang: Haydn Sonata in C (part1) - YouTube

(derlei Beispiele lassen sich noch vielfach in anderen seiner Konzerte finden...)
 
(...)Was Lang Lang angeht, so wollen wir nicht vergessen, daß dieser zu Referenzklasse-Klavierspiel fähig ist, für das eine erkleckliche Anzahl von Pianisten und Pianistinnen liebend gern ihre Seele verkaufen würden. Nicht nur, nur was eine unübertreffbare Virtuosität im Anschlag angeht, sondern auch seinen tiefen Sinn für Musikalität:
(...)

Wann läuft der Werbevertrag (endlich) aus?? :)
 
@Dreiklang Deine Links sind interessant, danke.

Denn die Appegg-Variationen mit Lang Lang zeigen, dass auch er die Fähigkeit hätte, der inneren Musikalität mehr den Vorzug zu geben, denn das Vordergründige Protzen mit Tönen und deren akrobatisches aneinanderperlen. Wenn Töne nur Mittel zum Zweck werden und nicht zum Zweck selbst. Und diese Veroberflächlichung war eben auch sehr bei David Garrett zu beobachten. Als dieser sehr jung war, gefiel er mir viel besser.

Allerdings teile ich Deine Kissin-Interpretation nicht. Auch er ist mir viel zu Vordergründig. Es gibt anderes, wo er mir wesentlich besser gefällt.

Ein Beispiel, wo vordergründige Töne sehr zurück genommen werden und wie nebenher laufen:
Natalia Kartashova plays Liszt - La Campanella - YouTube

Die Mischung wäre mir das liebste!
Die Töne dürfen stark und akzentuiert sein, aber nur dann, wenn sie der tiefen Musik dienen, sonst wird es zur U-Musik.
Ich will nicht dasjenige, was mich als Kind begeisterte, dieses äußerliche Protzen und das Ego in den Voredgrund gedrängt hören, nach dem Motto, seht her, wie toll ich bin, sondern das zurück genommene Ego, das die tiefe der Musik zum Vordergrund macht, wo das tiefe, manchmal sogar auch religiöse Gefühl, (der Himmel geht auf), angesprochen wird. Das ist ja gerade das, was die Klassik so hervorhebt und zu bieten hat.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Lieber Dreiklang

Ich kenne genau einen Interpreten, der diesem Stück den lebensnotwendigen Pfeffer gibt, und schöne Musik daraus macht: Kissin in Höchstform :kuss:

Evgeny Kissin plays Rachmaninoff-Prelude op.23 no.5 in G-min - YouTube

Ich beginne zu ahnen, warum Du immer schmerzende Fingerkuppen hast :D :D :D



Darf ich noch ein Beispiel anfügen... Ich mag Ashkenazy:

Rachmaninoff Prelude op. 23 no. 5, Vladimir Ashkenazy - YouTube

Lg, Nessie
 

Ein Beispiel, wo vordergründige Töne sehr zurück genommen werden und wie nebenher laufen:

Hör' Dir vielleicht mal das hier an, die beste Aufnahme, die ich kenne:

Liszt - Campanella (Yundi li) - YouTube

(und stell Dir die Frage, ob Kartashowa in den Diskantlagen nicht vielleicht doch ein wenig unausgewogen zu laut spielt :D)

Die Töne dürfen stark und akzentuiert sein, aber nur dann, wenn sie der tiefen Musik dienen, sonst wird es zur U-Musik.
Ich will nicht dasjenige, was mich als Kind begeisterte, dieses äußerliche Protzen und das Ego in den Voredgrund gedrängt hören, nach dem Motto, seht her, wie toll ich bin, sondern das zurück genommene Ego, das die tiefe der Musik zum Vordergrund macht, wo das tiefe, manchmal sogar auch religiöse Gefühl, (der Himmel geht auf), angesprochen wird. Das ist ja gerade das, was die Klassik so hervorhebt und zu bieten hat.

Du bist also der Meinung, klassische Musik darf nicht "mitreißend" dynamisch gespielt werden? Da bin ich aber doch ganz anderer Meinung. Nur, es muß zum Charakter des Musikstücks eben wirklich passen.

Mit Ausdrücken wie "Ego in den Vordergrund stellen" wäre ich sehr vorsichtig. Jeder Pianist zeigt nämlich sein Ego, wenn er spielt - das ist vollkommen unvermeidlich. Und das ist auch nichts schlimmes.
 
ich weiß nicht warum... aber das hier: Campanella mag ich besonders... nicht irwwitzig schnell, aber für mein Empfinden sehr musikalisch...
LG Georg
 
Debussy - La cathédrale engloutie - YouTube

leider, finde ich meine Lieblingsaufnahme nicht mehr :(. Die war noch um einiges subtiler, tiefer und langsamer...

geht es jetzt um die versunkene Kathedrale?
lieber Dreiklang, hier Pollini plays 2 preludes by Debussy as encores in Japan - YouTube hört man wenigstens beim fff Choral das Contra-C, das Debussy akzentuiert notiert hatte ;););)

trotzdem ist für meinen Geschmack beides zu langsam - mir gefällt in diesem Prelude ein fließenderes Tempo mehr
 
Du bist also der Meinung, klassische Musik darf nicht "mitreißend" dynamisch gespielt werden? Da bin ich aber doch ganz anderer Meinung. Nur, es muß zum Charakter des Musikstücks eben wirklich passen.

Mit Ausdrücken wie "Ego in den Vordergrund stellen" wäre ich sehr vorsichtig. Jeder Pianist zeigt nämlich sein Ego, wenn er spielt - das ist vollkommen unvermeidlich. Und das ist auch nichts schlimmes.

Aber selbstverständlich darf es mitreissend und dynamisch gespielt werden, aber so, dass man als erstes nicht sagt, "wow was der kann", sondern, "wow, was für eine Musik" und daraus resultierend dieses "wow, wie wundervoll, begnadet spielt der-, diejenige"!
 
ich weiß nicht warum... aber das hier: Campanella mag ich besonders... nicht irwwitzig schnell, aber für mein Empfinden sehr musikalisch...
LG Georg

Ja, Markus Groh super!

Gut, dass es nicht sooo schnell ist, das kann er nämlich auch, was leider ein Leiden vieler ausgezeichneter Pianisten heutztage ist, dieses zu schnell. Es werden so viele Schönheiten, die viele Stücke in sich tragen, überspielt.

Hier sehr schön gespielt, aber meiner Meinung nach etwas zu schnell.
Markus Groh spielt Franz Schuberts Impromptu Es-Dur D 899/2 - YouTube

Ebenso Daniel Barenboim hat Mendelssohn eingespielt und ist über viele Schönheiten hinweggerast, die dann nicht mehr zu hören waren.
 
geht es jetzt um die versunkene Kathedrale?
lieber Dreiklang, hier Pollini plays 2 preludes by Debussy as encores in Japan - YouTube hört man wenigstens beim fff Choral das Contra-C, das Debussy akzentuiert notiert hatte ;););)

trotzdem ist für meinen Geschmack beides zu langsam - mir gefällt in diesem Prelude ein fließenderes Tempo mehr
Aimard hat jetzt offenbar die Preludes von Debussy aufgenommen.
Die Kathedrale kann man sich als Promotion auf Youtube anhören: Pierre-Laurent Aimard - DEBUSSY: Préludes (Books 1 & 2) - YouTube

lg marcus
 

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