Ich glaube, Guendola meint eher, das Wort "muss" beeinhaltet eine Art von Zwang und sich selbst unter Druck setzen, was den Prozess der Entspannung eher stört als fördert.
Wenn man aber rangeht mit dem Gefühl: "ich spiel einfach mal und guck was bei rauskommt, und lass laufen", dann kann das einen durch hhoe Anprüche an sich selbst oder/und Angst verspannten Spieler schon lockern.
Wenn man ein Problem erkennt oder auf ein solches hingewiesen wird, dann macht es meiner Ansicht nach keinen großen Sinn, dieses dadurch zu beheben, dass man es ausblendet oder ignoriert. So zu tun, als exisitiere es nicht, also "drauflos spielen", kann eher zur Festigung (sich angewöhnen) als zur Beseitugung des Problems führen.
Mehr Sinn macht es, wenn möglichst gründlich - und das unter verständnisvoller und geduldiger Anleitung (also Unterricht) - an der Beseitung des
erkannten und
wahrgenommenen Problems gearbeitet wird. Angespannt agieren bis hin zu verkrampften Bewegungen hat Chiarina als Folge von zu viel Anstrengung und zu starkem motorischen Druck erklärt, und das ist sicherlich die häufigste und damit wahrscheinlichste Ursache. Ihre Folge sind falsche Bewegungen. Somit sollte mit Bewußtsein für dieses Problem an den Grundlagen der richtigen, nämlich geschmeidigen und natürlichen Bewegungen gearbeitet werden. Und da kann guter Unterricht sehr viel nützen - sofern umgesetzt wird, was da erklärt wird.
Die von Chiarina beschriebene "schwere Hand" ist zugleich auch ein zu schwerer Unterarm. Beides kann dazu führen, dass selbst nach dem Anschlagen eines Tones weiterhin starker Druck auf den Tastenboden ausgeübt wird. Hier hilft zum Erkennen eine ganz naive Maßnahme: man spiele z.B. mit einem Bleistift einen Ton, also anschlagen und unten halten; dann klopfe man fest mit irgendeinem Finger auf der unten gehaltenen Taste herum: aha - da tut sich nichts! Konsequenz: nach einem Ton braucht man keinerlei Druck, also keine anstrengende Musikelspannung mehr. Daran kann man experimentierend und probierend lernen, die Hand / den Arm leicht genug zu machen: es genügt, minimal dem Tastenauftrieb zu widerstehen. - - es gibt sehr schöne Übungen hierfür (Feuchtwanger, Kratzert)
Eine weitere Ursche für verkrampftes Spielen ist das Festwerden des Handgelenks - oft kommt das daher, dass man einem falschen Bewegungsimpuls folgt, nämlich dem Willen, die Tasten von oben ggf mit Kraft runterzudrücken (also eine ungefederte Auf und Ab Bewegung des Unterarms). Sowie diese erkannt ist, kann man lernen, jeden Anschlag mit einem "gefederten", also beweglichen Handgelenk auszuführen - Chiarina hat das Handgelenksübungen genannt. Und auch das ist richtig.
Natürlich ist es ein langer Weg zur Geschmeidigkeit, welcher Geduld braucht (und kein allzu geringes Frustrationspotenzial!) - aber es lohnt sich. Da es bzgl. der eigenen Bewegungen und des eigenen Körpers hierbei auch um eine intensive und oftmals neue (sowas hab ich noch nie mit den Fingern gemacht, das merke ich zum ersten mal usw.) Selbtwahrnehmung und Selbsterkenntnis geht, halte ich das Ausblenden und so tun als sei da nichts, für keine allzu hilfreiche Idee. Ein Nichtschwimmer, der von der Mißidee geritten wird, er könne schwimmen und es gäbe da keine Probleme, wird massive solche bekommen, wenn er ohne Schwimmring in tiefes Wasser hupft...
Ich empfehle weiterhin, sich mit natürlichen Bewegungsvorstellungen spielerisch und fantasievoll zu befassen:
gehend, schleichend, schreitend, tanzend usw. wie schon beschrieben.
Gruß, Rolf