geistige Begabung
Ich denke, hier wird viel falsch gelesen und falsch interpretiert.
die Posts von Haydnspaß scheinen mir aber am besten zu beschreiben, wo das Problem liegt.
Es ist einer ständiger Irrtum von Klavierspielern, dass sie nur die Noten richtig lesen müssten und dann sollt es auch klappen. Aber gerade dieses Notenlesen funktioniert nur bei einer Minderheit. Das Notenlesen fängt überhaupt erst an, wenn man den Text bereits richtig entziffert hat, aber das ist doch nur ein Grundstein, der noch garnicht zum Musizieren langt.
Ich kenne diese Behauptungen von Schülern wirklich zur Genüge: Ich kenne das Stück genau und kann es trotzdem nicht spielen.
Das bezweifele ich aber. Die tiefe Kenntnis eines Stückes gibt die Technik her. Die nur verschwommene Kenntnis eines Stückes verursacht Unsicherheit beim Spiel.
Bei den guten Pianisten sollte man erkennen, dass sie die Stücke wesentlich intensiver kennen und natürlich auch einstudiert haben, als der Rest der Zielanstreber. Ich bin überzeugt, dass viele hier im forum nur wenig ahnung davon haben, was es heisst, ein stück wirklich studiert zu haben uidn sich zu eigen gemacht haben. Das klingt vielleicht bischen oberlehrerhaft aber es geht ja hier um die Frage der Begabung und der Hochleistung. Wer sowas anstreben will, muss auch den Berg an Arbeit, den das verlangt, auf sich nehmen. Und da gibt es Unterschiede in der Auffassungsgabe. Einige lernen wirklich schneller als andere, aber das kann man trainieren. Der Geist ist trainierbar! und erlernt umso besser, je mehr er gefordert wird.
Prüft mal nach, wie gut ihr die Stücke kennt, von denen ihr behauptet, sie gingen nicht, obwohl ihr sie kennt. Könnt ihr überall einen Seiteneinstieg machen. Könntet ihr das Stück auch notieren. Könnt ihr die Hände einzeln vollkommen sicher spielen ? Seid ihr zu jedem Zeitpunkt absolut sicher, wie der harmonische Verlauf gerade ist und was da an Modulationen abläuft. Es kommt noch viel mehr dazu. Die psychologische Deutung, die Affekte, die richtige dynamische auffassung und noch vieles.
Um einen möglichen Einwand der Spieler zu entkräften, die auch toll von Noten spielen, sei zugegeben, dass dieses genaue Notenstudium durchaus geleistet werden kann, auch wenn man dann bei der Aufführung von Noten spielt. Es hat sich eingebürgert, in Konzerten ohne Noten zu spielen, aber es gibt ja auch Kammermusikeinspielungen, Musiken an 2 Klavieren, wo auch superpianisten wie Argerich oder Hamelin von Noten spielen. Daraus sollte keiner ableiten, sie hätten die Stücke nicht genauso penibel einstudiert.
Vom Blatt Spielen ist eine wunderbare Sache, die ich ganz gut kann. aber das ist nicht der Gradmesser, denn diese Leistungen bleiben immer weit hinter dem zurück, was nach einem richtigen Notenstudium herauskommt.
Ich möchte mal eine Marke setzen und behaupten, dass bereits ein mittelschwerer Walzer von chopin nicht mehr einwandfrei vom Blatt her möglich ist. Ein KLangeindruck ja, das gesamte Stück eben nicht.
Ich bin sehr begierig Gegenmeinungen zu hören, denn ich habe die Wahrheit nicht gepachtet, aber ich kenne einige Pianisten und was mir da als erstes auffällt ist ihre unheimlich Detailkenntniss über die Stücke, die sie aufführen. Sie haben sie sich wirklich zu eigen gemacht und auch ihr oersönliches Verhältnis zu ihnen geklärt. Im Lauf des Lebens kommen dann neue Erkenntnisse und das Stück wird vielleicht wieder aufgenommen und von neuen einstudiert.
durch dieses intensive Üben lernt man natürlich einen grossen vorrat an sich sätndig wiederholenden passagen, Griffen, Trillern usw., die dann natürlich leichter abrufbar sind und nicht jedesmal neu grundsätzlich geübt werden müssen. Aber eine bestimmte Passge in einem Stück kann ich eben nur dann so spielen, wie es sein soll, wenn ich genau verstehe, warum die gerade hier kommt.