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Man muss auch berücksichtigen, dass es verschiedene Typen von Menschen gibt. Zum Beispiel die, die Gehörbildung können, die, die Gehörbildung üben, und die, die Gehörbildung nicht können.
Gehörbildung nicht können ... das heißt, Leute machen Musik, die nicht hören, was eine große Terz ist? Oder die sie hören, aber nicht wissen, wie sie heißt? (Bei letzterem Frage ich mich, woran das scheitert ... wenn ich ein Ding identifizieren kann, kann ich es auch benennen.)
Und so gibt es auch die, die theoretischer denken und die, die nicht so theoretisch denken, sondern sich an anderem Orientieren - Melodien, Harmonien, Struktur oder einfach "Bauchgefühl".
Bauchgefühl hängt nicht in der Luft, wir haben die Durtonleiter nicht in unserer DNA. Es geht darum, bei Analyse sich bewusst zu machen, was passiert. Wenn ich spiele oder Improvisiere, geht es nach Bauchgefühl. Aber ich weiß (fast) immer, wo ich bin. Ich denke nicht mehr darüber nach.
Ich habe z.B. kein absolutes Gehör. Aber wenn ich Noten sehe, bei denen mein Gesang mit einem A beginnt, wir bewegen uns in F-Dur und vorher wird ein C7 gespielt, dann weiß ich: mein Ton ist die Terz vom Grundton F-Dur, dann weiß ich genau, wo ich bin. Das passiert aber so schnell im Kopf, dass ich darüber nicht mehr groß nachdenke.
Das spricht nicht dagegen, dass Theorie notwendig ist. Nur dafür, dass jeder anders mit ihr umgeht und unterschiedlich viel davon präsent hat bzw. aktiv (!) ins Musizieren mit einbezieht.
Wenn man es verinnerlicht hat, wird es automatisch einbezogen. Die einen mehmen das auf wie ein Schwamm und können direkt Hörempfinden und Theorie übereinander bringen, die anderen müssen es vielleicht 1000x wiederholen, bis es verinnerlicht ist.
Dass man diese Dinge alle wissen und bei Bedarf anwenden können sollte, gilt sicher für die allermeisten Fälle. Man merkt das oft bei Sängern. Die, die keine Ahnung von irgendwas haben, wirken weniger souverän wie die, die auch vor dem Singen schon Musiker waren.
Oh ja, das mit den Sängern kenne ich zu gut!

Lange Rede, kurzer Sinn:

Das ist - denke ich -damit gemeint: Sezte Dich ausführlich mit der Musik auseinander, wie sie funktioniert, welchen Regeln sie gehört. Aber spiele dnn nach Intuition!
Grüße
Häretiker
PS:
Ja, ich weiß, das mit der Theorie spaltet die Leute. Ist wohl so wie Mathe. Die einen haben einen intuitiven Zugang, die anderen nicht. Beeinflusst Mathe unser tägliches Leben? Es sollte. Wenn wir eine aufgeklärte, demokratische Gesellschaft anstreben, muss man auch rational Entscheidungen treffen können. Gegenbeispiel wäre ein soeben ernanntner US-Präsident ...