Gut abgehangenes Blüthner Klavier

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Hallo zusammen,

spielt hier jemand ein Blüthner Klavier, das noch vor den "volkseigenen" Zeiten gebaut wurde? Sagen wir mal so einen Richtwert um 1920.

Ich habe das hier gesehen und merke, wie das Klavierjagdfieber in mir ausbricht....

Gibt es Erfahrungsberichte? Gerne auch von Klavierbaukundigen.

LG, Sesam
 
Hallo zusammen,

spielt hier jemand ein Blüthner Klavier, das noch vor den "volkseigenen" Zeiten gebaut wurde? Sagen wir mal so einen Richtwert um 1920.

Ich habe das hier gesehen und merke, wie das Klavierjagdfieber in mir ausbricht....

Gibt es Erfahrungsberichte? Gerne auch von Klavierbaukundigen.

Ist ein geradsaitiger Oberdämpfer, Baujahr dürfte weit vor 1920 gewesen sein. ;)

Viele Grüße

Styx
 
Hui! Das ging ja schnell. Danke!

Aha, das erklärt, weshalb die Dame bereits seit einem Jahr einen Käufer sucht. Was die Diskussion zu Oberdämpfern betrifft gibt es ja hier schon einen Faden.

Trotzdem bin ich weiterhin (ganz unabhängig von dem Inserat) an Blüthner-Klavier Berichten interessiert.

Und damit hier kein falscher Eindruck entsteht: ich bin hochglücklich mit meinem Blüthner Flügel. Sogar sooo glücklich, dass ich noch ein Klavier aus dem gleichen Hause haben möchte. Ich bin einfach verliebt in diesen blüthigen Klang.

LG, Sesam
 
Hallo,

also wenn die angegebene Seriennummer stimmt, müsste das Baujahr bei 1911 liegen. Kann es auch sein, dass auch Blüthner nach der Jahrhundertwende parallel zu den Kreuzsaitern auch Geradesaiter baute? Immerhin gab es auch von Bechstein das geradesaitige Modell 10, welches ab 1902 gebaut wurde und ansonsten die Maße des Modells 8 hatte.
 
Hallo,

also wenn die angegebene Seriennummer stimmt, müsste das Baujahr bei 1911 liegen. [...]

Ich habe noch den original Garantieschein von Julius Blüthner vom 9. August 1911. Der Typ ist ein Pianino 4 mit der Nummer 85280.

Wenn jetzt auch noch die Angabe vom original Garantieschein stimmt, dann wird das Baujahr 1911 stimmen.

Da mir der Blüthner-Klang auch gefällt und die Geradsaiter die ich bis jetzt gehört habe für mich gut klangen, meine ich, es wäre doch interessant sich den Klang anzuhören. . Der Vorteil der Mechanik der Oberdämpfer wurde bereits mehrfach erwähnt. Als Zweitinstrument wäre es doch eine Überlegung wert!

Grüße
Thomas
 
Hallo nochmal,

insgesamt aber trotzdem eine interessante Frage an die Experten. Warum kehrten einige Hersteller nach der Jahrhundertwende wieder zur Herstellung von Geradesaitern zurück, die dann parallel zu den Kreuzsaitern (wenn auch wahrscheinlich in viel kleinerer Zahl) angeboten wurden? Immerhin hatte sich doch der kreuzsaitge Bezug erst seit einigen Jahren (Jahrzehnten) durchgesetzt.

Gruß

Ka8
 
Hallo K8,

meines Wissens nach kehrten nicht einige Hersteller zum geradsaitigen Bezug zurück, sondern sie wurden schlichtweg noch parallel gebaut.

Viele Grüße

Styx
 
Hallo.
Das geradsaitige Klavier, mit dem ich selbst aufgewachsen bin, wurde 1912 gebaut (M.F.Rachals & Co Hamburg) und war speziell als tropenfestes Instrument konzipiert. Mag wohl sein, dass andere Firmen Vergleichbares auch machten.
Von Blüthner ist mir ein derart junger Geradsaiter noch nicht begegnet, ältere aber sehr wohl, und die waren von der akustischen Anlage her genau so gebaut.
Im top ausgearbeiteten Zustand kann so ein Instrument sehr schön, kraftvoll und charakterstark klingen, mit dem Abstrich, dass der Bass etwa ab der großen Oktave abwärts zunehmend knochig wird und in der Tiefe nicht mehr wirklich viel hergibt. Die damit verbundene Eigenwilligkeit kann aber durchaus reizvoll sein.
Im Prinzip ist 90JKB zuzustimmen, dass die Blüthner-Kreuzsaiter doch noch um einiges mehr können. Gerade vor ein paar Tagen war ich bei einem solchen zugange, auch Baujahr 1911, aber das große Konzertmodell (ca. 135 cm) mit Oberdämpfung. Ein tolles Instrument, das auch gegenüber dem etwas kleineren und häufigeren Modell mit ca. 130 cm Höhe noch eine ordentliche Schippe drauflegt, was den (Bass-)Klang betrifft.

Gr. Blüthner-Klavier (1911) oben
Gr. Blüthner-Klavier (1911) Basssteg

Gruß
Martin
 
Und damit hier kein falscher Eindruck entsteht: ich bin hochglücklich mit meinem Blüthner Flügel. Sogar sooo glücklich, dass ich noch ein Klavier aus dem gleichen Hause haben möchte. Ich bin einfach verliebt in diesen blüthigen Klang.

LG, Sesam

Für mich als Blüthnerjunkie wäre ja bereits der Tastaturläufer was....

LG
Patrick
 
Hallo ihr Lieben,
herzlichen Dank zunächst für eure Beiträge.
Wenn ich das so lese von Oberdämpfern und Geradsaitern, ach das macht richtig Lust, auf die Suche zu gehen und Neues bzw. neue Klangeindrücke zu entdecken. Weiß denn hier jemand welche Modelle Blüthner anno dazumal gebaut hat? Vor allem interessieren mich die Höhen, ich möchte kein Monster von 135 im Zimmer stehen haben.

LG, Sesam
 

.."Ich wohne nicht in meinen eigenen 4-Wänden, sondern in meinen eigenen 4 Klavieren." :D

LG
Patrick
 
Wenn ich das so lese von Oberdämpfern und Geradsaitern, ach das macht richtig Lust, auf die Suche zu gehen und Neues bzw. neue Klangeindrücke zu entdecken.
Da kommt mir auch eine Idee. Ist DIESE Idee neu? Also: Klaviere haben viele Vorteile, aber den Nachteil, dass sie schwer sind, viel Wohnraum brauchen und zudem in der Lautstärke nachts nicht leiser gestellt werden können. Digitale Instrumente haben den Nachteil, dass sie insgesamt "toter" sind und der Klang nicht mehr aus dem Holz entsteht.
Warum baut man kein Klavier, das mit DEUTLICH weniger Saiten und Saitenspannung auskommt und den fehlenden (Basston) digital generiert. Dabei aber dennoch freie Saiten und Holz zur Klangerzeugung mitschwingen lässt? Kurz gesagt, ein "Hybridklavier", aber nicht als ENTWEDER-ODER, sondern als permanente Mischung.
Die Saitenspannung müsste soweit reduziert werden, dass auf den schweren Gussrahmen verzichtet werden kann...Blick nach vorn? Ist nur pure Theorie :-)
 
Danke Toni! Nein, das habe ich noch nicht gesehen. Klingt aber interessant. Kleines Problemchen: ich wohne in München. Und zum Anspielen ans andere Ende der Republik fahren, ist mir dann doch zu weit. Zweites Problemchen: das Klavier darf nicht schwarz sein. In meinem 22 qm WG-Zimmer steht ein pechschwarzer 190 Blüthner Flügel und bis dato ein braunes Klavier. Wenn da jetzt auch noch ein schwarzes Klavier hinkommt, dann drückt das etwas, um es mal vorsichtig zu sagen. Ich würde gerne das braune Klavier gegen ein wieder braunes tauschen. Aber so wie ich mich kenne, entscheidet letztlich eh nur der Klang .... Hilfe!!! Hoffentlich ist der nicht weiß!!! Iiiieeeeehhhh!

LG, Sesam
 
Hallo Sesam,

ich besitze seit ca. 1 1/2 Jahren eins solches Instrument (130 cm) als Zweitklavier:

(hoffe, das Einfügen der Bilder funktioniert):

IMG_0217.jpgIMG_0187.jpg

Zweitklavier heißt, ich nutze es in etwa gleich viel wie das bisherige Instrument, ein 108 cm kleines Yamaha. Da liegen natürlich Welten zwischen.
Bzgl. des Blüthers:
Auch ich bin fasziniert von dem "Spielgefühl" - Dämpfung durch Schwerkraft anstatt durch Federn - das istr spürbar und hat,glaube ich, mit dazu geführt, dass ich mich in das Instrument verleibt habe.
Der Hauptgrund aber für das "must have" ist der Klang: Warm, satt, in den Bässen und Mitten nie hart. Nur die oberen beiden Oktaven klingen nicht wirklich gut. Dort sind die Hämmer aber auch fast bis ans Holz runter. - Werde diese demnächst erneuern.
Das Klavier hat zwar sämtliche Schwächen eines nicht restaurierten Oldies, aber auch dessen Charme, und dem bin ich halt erlegen.
Gleichzeitig bin ich aber auch froh, das Yamaha zu haben. Dort habe ich die Auslösung knapper eingestellt - Diskant 1, Bass 2 - 3 mm - das brachte eine enorme Verbesserung, leises Spielen ist viel einfacher, die Mechanik fühlt sich viel straffer, direkter an.
LG
Autodidakt
 
Lieber Autodidakt,
das hört sich schön an. Vielen Dank für deinen Beitrag! Sag, von wann ist dein Klavier? Und wie möchtest du beim Hammertausch vorgehen? Das ist ja ein heikles Unterfangen. Und ja, es ist der Klang, man wird da einfach schwach. Ich kanns nicht beschreiben, aber irgendetwas scheint da in den archetypischsten Tiefen meines Hirns angesprochen zu werden, das mir das Gefühl von sagen wir unschuldiger Schönheit gibt. Ein ähnliches Gefühl habe ich übrigens, aber nur ein ähnliches, wenn ich eine Drehorgel höre. So eine richtig schöne alte Drehorgel gibt auch einen Klang mit dem gewissen Etwas von sich. Das soll jetzt nicht heißen, dass mein Klavier wie eine Drehorgel klingen soll :D




LG, Sesam
 
Lieber Sesam,

ja, auch so ein Leierkasten hat etwas. Bzgl. meines Oldies: Der hat die Seriennummer

IMG_0198.jpg

Er ist lt. dieser Nummer im Jahre 1908 produziert worden und hat Oberdämpfertechnik:

IMG_0195.jpg

Mit den Hämmern habe ich - nicht zuletzt aufgrund entsprechener Foreneinträge - lange überlegt, ob ich mich da ran wagen soll. Habe den 88zigsten Hammer probeweise über einem Wasserkocher gelöst. Das ging einwandrei. Er ließ sich auch nochmals mit den restlichen Leimresten wieder befestigen.
Abel-Hämmer habe ich bereits hier liegen. Abel liefert noch immer Hämmer speziell mit den Maßen für Blüthner-Oberdämpfer.
Habe vor, jeden einzelnen Hammerkopf bei eingebauter Mechanik und eingebautem Hammerstiel - aber ausgebauter Dämpfung! - einzuleimen. So kann ich jeden Hammer ohne Nachbrennen genau an die jeweilige Saite anpassen. Zwischendurch lasse ich alte Hämmer stehen zwecks Ausrichtung der Höhe. Über Intonation mache ich mir - noch - keine Gedanken, will erst mal das Ergebnis der neuen Hämmer hören. Da gehe ich definitiv NICHT selbst dran.
Für die 1- und 2-chörigen Basssaiten habe ich Dämpferstreifen bestellt - 8 mm breit anstatt 9 mm, sie sind beim Blüther besonders schmal - weiterhin etwas Regulierwerkzeug , Leim, neue Auslösepuppen, Filze etc.

Bin kein Handwerker, gebe mich aber trotzdem demnächst dran. Bin nicht sicher, ob mir alles wunschgemäß gelingt, WILL es aber selbst machen und freue mich richtig darauf. Wird auch lange dauern, denn das mache ich nicht mal eben in wenigen Tagen nach Feierabend. Bin selber auf das Ergebnis - Ende des Jahres? - super gespannt und werde gerne nachberichten.
LG
Autodidakt
 
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