Gitarrenstimmung

Dabei seit
28. Apr. 2011
Beiträge
9.600
Reaktionen
7.766
Hallo zusammen,

könnte mir jemand einmal erklären, warum eine Gitarre nicht durchgängig in Quarten gestimmt ist?

Hat das technische Gründe, die mit den Barréegriffen zu tun haben? Oder ist das eine traditionelle, aus der spanischen Musik mit ihren eigen typischen Tonleitern heraus entstandene Stimmung?

Logisch erscheint mir der Terzsprung von der G- zur H-Saite nicht. Muss doch ziemlich lästig sein, beim Spielen von Tonleitern immer so einen Versatz in der Griffabfolge zu haben...

Vielen Dank für Antworten!!

CW
 
Da dem Bassspieler das nicht klar ist, wird der Bass - auch wenn es sich um einen 6saiter handelt - ausnahmslos in Quartengestimmt.
:lol:

Nein auch dort gibt es natürlich Ausnahmen wie dropped D.

Die Standard Stimmung der Gitarre ist die o. g. Stimmung lt. Wiki erst seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Ich nehme an es hat sich als praktisch erwiesen, dass das B (natural) ganz gut mit den beiden E und dem G harmoniert, das C als Quarte zum G würde als Leersaite häufiger zu dissonanten führen. Alle leersaiten ergeben ja im Prinzip schon einen brauchbaren Akkord (Em9/11). :idee:

LG
BP
 
Es gibt doch auch die Hawai Gitarre , die ist aber - so glaube ich - wieder ganz anders gestimmt :denken:

LG
Henry
 
Das mit den durchgängigen Quarten beim Bass - auch beim Sechsaiter - ist mir bekannt, ich spiele Ebass als Zweitinstrument. Deswegen ja gerade erscheint mir die Gitarrenstimmung unlogisch.

Ja, eine Gitarre ist wie ein Emollakkord gestimmt. Das hat sicher Vorteile. Man kann diesen Akkord per Finger oder per Kapodaster bequem rauf und runter schieben. Aber ist das der Grund für die unregelmäßige Stimmung mit der Terz mittendrin?

So eine richtig überzeugende Erklärung habe ich auch noch von keinem Gitarristen gehört. Die sind froh, wenn sie ihre Grifftabellen und Tabulatoren im Kopf haben.

CW
 
Es gibt doch auch die Hawai Gitarre , die ist aber - so glaube ich - wieder ganz anders gestimmt :denken:

LG
Henry

Ukulelenstimmung : G C E A ( Hawaiijanische Stimmung ) die G Saite ist jedoch ein high g (also Oktaviert) und das bedeutet, dass eine reentrant Stimmung vorliegt. Es ist natürlich auch möglich statt der high g eine low g aufzuziehen. Damit geht
Dann allerdings der besondere Reiz des Ukulele Klangs verloren.

Eine Alternative Stimmung ist A D Fis H ( klassische Stimmung ).

Eine Bariton Ukulele ( die größte Ukulele) ist in D G H E gestimmt, wobei die oberste Saite nicht Oktaviert ist.
 
So eine richtig überzeugende Erklärung habe ich auch noch von keinem Gitarristen gehört.
Gibt es ja auch keine. Es ist halt ein Standard, der sich halbwegs durchgesetzt hat. Es werden aber andere Stimmungen recht häufig eingesetzt.
Hier sind nur die "bekannten" Stimmungen aufgelistet.
Und hier sieht man schön, wie alleine nur von Soundgarden die Stimmung ans Lied anpasst.
 
Geh mal von den 4 hohen Saiten aus: d-g-h-e oder Quart - Terz - Quart war die Stimmung der Gitarre bzw. ihrer Vorläufer anno dazumal. Die A-Saite kam später dazu. Und die E-Saite noch später. Daher dieses eigenartige Überbleibsel.
Übrigens: bei Transkriptionen von Werken für Laute wird die Terz häufig zwischen 3 und 4 verlegt: fis statt g.
 
Ja, eine Gitarre ist wie ein Emollakkord gestimmt. Das hat sicher Vorteile. Man kann diesen Akkord per Finger oder per Kapodaster bequem rauf und runter schieben. Aber ist das der Grund für die unregelmäßige Stimmung mit der Terz mittendrin?

Öh? Was machen denn A und D in e-moll?

Aber es gibt natürlich die offenen Stimmungen, bei denen man per Medizinfläschchen, Messerrücken oder Metallrohr ganze Akkorde verschieben kann.

Die wahre Erklärung für die eingeschobene Terz ist allerdings, daß ein Gitarre zu viele Saiten bräuchte, um nur mit Quarten wieder beim E anzukommen. So reichen sechs ;-)
 
Die A-Saite kam später dazu. Und die E-Saite noch später.
Gerade noch mal nachgelesen. Vorläufer war wohl die Renaissancelaute, die in etwa solche Stimmungen hatte:
Die Renaissancelaute steht in der Regel in Terz-Quart-Stimmung. Die absolute Tonhöhe war zunächst nicht festgelegt. In zeitgenössischen Lehrwerken wird oft empfohlen, den höchsten Chor einfach so hoch wie möglich zu stimmen. Bei einer Mensur von etwa 59 cm ergibt sich mit den üblichen Darmseiten folgende typische Stimmung:
  • 6-chörige Stimmung: Gg Cc ff aa d'd' g'
  • 7-chörige Stimmung: Ff Gg Cc ff aa d'd' g'
  • 8-chörige Stimmung: Dd Ff Gg Cc ff aa d'd' g'
Daraus entwickelten die Spanier die Vihuela:
Die allgemeine und wohl am weitesten verbreitete Stimmung der Vihuela entsprach prinzipiell der der Renaissancelaute. Unterschiede bestanden jedoch darin, dass alle Chöre der Vihuela unisono, bei der Laute jedoch ab dem 4. Chor in Oktaven gestimmt wurden. Außerdem verfügte die Vihuela meist über keine Chanterelle, also eine höchste Melodiesaite, sondern war chörig bespannt.

Die Stimmung lautete für sechschörige Vihuela: Quart – Quart – große Terz – Quart – Quart. Die Stimmung begann meist vom G oder A aus oder orientierte sich an der Zerreißgrenze des höchsten Saitenpaares. Von dieser Stimmung gab es regionale Abweichungen und Modifikationen.
Für die heutige Gitarre ist das hier wohl ausschlaggebend:
Änderungen der Geschichte nach Ausklang des Mittelalters
Die Barockzeit brachte neue musikalische Impulse in die Geschichte ein. Beispielsweise wurden Akkorde in der Musik wichtiger, was Folgen für die Instrumente hatte. Die klassische spanische Vihuela konnte dieser Entwicklung nicht folgen. Die Weiterentwicklung des Instruments geschah dabei in großem Maße durch Gaspar Sanz und seine Gitarrenschule. Dementsprechend erhielt das Saiteninstrument den Namen Guitarra española. Bis in die frühe Klassik hinein wurde die Besaitung der Gitarre dabei beständig verändert, weil die Wichtigkeit der Melodie entdeckt wurde und man versuchte, das Instrument dem Melodiösen anzupassen. Eine technische Anpassung erfolgte etwa durch die Vermischung von Gitarre und Mandora. Während bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts auch die Mandora eine tragende Rolle in der Musik spielte, so änderte sich in diesem Zeitraum etwas Wesentliches: Auf die Gitarre wurden nun die sechste Saite und die Stimmung der Mandora übertragen.

Quelle: Diverse

Kurz: Erst war die Melodie wichtig, dann die Akkorde, dann wieder die Melodie...
Die heutige Stimmung scheint letztendlich das Ergebnis nach vielem Ausprobieren und Anpassen zu sein, mit der man gut Akkorde und Melodie spielen kann.
 

Kombinationen von Terzen und Quarten haben sich im Akkordspiel mit Saiteninstrumenten in der Popmusik der letzten 250 Jahre also bewährt.
:coolguy:
 
Kombinationen von Terzen und Quarten haben sich im Akkordspiel mit Saiteninstrumenten in der Popmusik der letzten 250 Jahre also bewährt.
:coolguy:
Vielleicht sogar noch länger. Auch damals gab es schon Bücher, das Gitarrenspiel ohne Noten zu lernen. Und einige Leute lästerten über Gaukler und Possenreisser, die uf der Gitarren herum schrumppen.
 
Ja, die Entwicklungen verliefen in den verschiedenen Kulturräumen bei gitarrenähnlichen Instrumenten und den Vorläufern der Gitarre unterschiedlich. Wobei Weitergabe von Musikkompetenz mittels Noten ja vor allem erst durch den Buchdruck Verbreitung fand und z. B. im Flamenco ja auch heute noch häufig ohne Noten die Tradition weitergeführt wird.
 
Eine Menge Antworten auf eine schlichte Frage, vielen Dank an alle Beteiligten!

CW
 
Eine Stimmung der Gitarre ausschließlich in Quarten ist gar nicht so unüblich. Besonders im Jazz und verwandten Stilen wird das häufig gemacht. Der Vorteil der sich daraus ergibt, ist, dass man weniger verschiedene Akkordgriffmuster erlernen muss, dieselbe Akkordqualität lässt sich problemlos mit demselben Griff transponieren, was auf einer "normal" gestimmten Gitarre nicht uneingeschränkt der Fall ist. Ferner reduzieren sich auch die Fingersatz-Varianten für Skalen beträchtlich, da es für jede Skala immer nur ein- und dasselbe Muster gibt.

Hier wird das demonstriert:

View: https://www.youtube.com/watch?v=VNrgQ0yqQbU
 

Zurück
Top Bottom