Flügel-Neukaufempfehlung

Meine AEG ist jetzt bei 22 Jahren 😉.
Es ist doch ein wenig wie beim Üben: die letzten 10% Perfektion machen mehr Arbeit und kosten dementsprechend abschreckend viel (Zeit oder Geld).
 
@Lingner:
Du hast ja (wie ich) einen Bösendorfer 200. Bist Du eigentlich Profi oder war das rausgeschmissenes Geld?
Für mich war es eine klangliche Entscheidung. Möglicherweise würden mir zuhause Konstruktionen mit Duplex-Skala zu sehr in den Ohren klingeln.
Da geht es dir ebenso wie mir: es war eine rein klangliche Entscheidung. Ich bin reiner Hobbymusiker auf hohem Niveau (spiele seit 55 Jahren). Der Bösi 200 ist einfach Klasse. Perfekte Mechanik, nicht zu schwer, nicht zu leicht und ausgewogener Klang. Meinen habe ich gebraucht bei Labianca (Steinway Offenburg) vor 5 Jahren für 40 T€ erworben. Der beste Kauf meines Lebens. 40 € waren natürlich grenzwertig im Budget, aber ich habe es nie bereut. Er steht in einem rechteckigen Wohnzimmer mit 34 m2, die ideale Grösse dafür. Steinway´s sind in der Regel etwas härter, obwohl es da auch sehr schöne Instrumente gibt. Den besten Steinway, den ich je gespielt habe, war ein uralter, aber perfekt restaurierter B in München Ende des 18 Jahrhunderts, noch mit 85 Tasten, ein Traum. Letztendlich ist es aber doch eine Einzelinstrumententscheidung. Der von mir angesprochene Feurich kam dem übrigens schon sehr nahe (von Enzenauer durchgearbeitetes Modell mit 14 T€ Aufpreis).
 
Na gut, dann ist der edel Feurich allerdings bei 32T.
Die in Wien ausgestellten Feurich klingen ... naja.
Magst Du mal was mit Deinem Bösendorfer aufnehmen und posten?
 
Im Neuzustand. Wenn sich der Feurich aber schneller abnützt, ist man langfristig mit dem Steinway B besser dran.
Warum sollte der Feurich schneller abnützen? Die Holzteile sind heutzutage wegen der besseren Genauigkeit doch überall mit CNC gefräst und dabei ist es doch egal, ob die in China oder sonst wo steht. Europa ist halt nur im Feintuning (Intonation, Regulation) erfahrener. Wenn man also den importierten Chinafeurich hier noch etwas nachbearbeitet, was in 2 Tagen vielleicht 2.000 € kostet, hat man ein durchaus brauchbares Instrument. Das Markenimage beim Steinway ist halt besser, muss aber teuer erkauft werden. Das ist lediglich eine Überlegung, wenn man den Steinway bald wieder verkaufen will. Aber wer will das? Man möchte ihn ja spielen - möglichst lebenslang, oder?
 
@Lingner Die Holzteile sind üblicherweise nicht vom Verschleiß betroffen, sondern die Filze, das Leder - inbesondere wenn ein Kunstlederersatz verwendet wird.
Die chinesischen Produktionen haben hart für ihren schlechten Ruf gearbeitet. ;)
Wie schon geschrieben ist das in letzter Zeit besser geworden, aber es gibt immer noch Luft nach oben.
 
Filze und Leder sind ohnehin Verschleißteile, die erneuert werden müssen. Entscheidend ist, ob die Mensurierung gut ist, ob die akustische Anlage gut gebaut ist und ob die Geometrie der Mechanik stimmt.
 
Schon, aber die Frage ist, ob nach 5, 10 oder 30 Jahren.

Immerhin steigst Du mit 5 Jahren ein und nicht mit 1 Jahr ;)
Luft nach oben gibt's ja immer - aber Hochmut kommt vor dem Fall.
Das haben schon andere Branchen hart lernen müssen.
Dann prägt man solche Framings wie im Maschinenbau: "Wegen den Chinesen müssen wir die Qualität drosseln".
Ja bestimmt - oder ggf. reicht die 80/20 Regel auch, wenn es dafür nur 30% kostet.
Die letzte Meile ist halt immens teuer und dann zahlt man eben auch diesen Qualitätsnamen mit. Aber gefährlich wird es, wenn es wirklich nur noch eine letzte Meile für ein Vielfaches des Preises ist. Das ist man dann nur in extremen Nischen bereit zu zahlen und diese Nischen werden unter hartem Wettbewerbs- und Innovationsdruck dann von allen Seiten auseinandergenommen.
 
Das halte ich für unwahrscheinlich, da S&S erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts Instrumente baut. ;-)
Natürlich, tipfehler. Steinway wurde 1853 in New York gegründet (nachzulesen in Wikipedia), also 19. Jahrhundert. Der Flügel, den ich angespielt habe, stammte irgendwo so um 1890. Das Instrument war locker 130 Jahre alt, wie gesagtatürlich restauriert (die Mechanik wurde komplett neu ersetzt).
 

Ich verkaufe Feurich Instrumente seit 14 Jahren, also seit die noch Wendl & Lung hießen. Ich kann nicht behaupten, dass die ein Problem mit der Haltbarkeit hätten. Und die sind im Laufe der Jahre ja auch ständig verbessert worden. Die Haltbarkeit dürfte auch zum größten Teil von der Beanspruchung abhängen. Wenn ein Instrument in der Hochschule steht, dann sind halt ziemlich schnell alle Verschleißteile durch. Im privaten Gebrauch bei "normaler" Beanspruchung halten die auch "normal". Das gilt für alle Hersteller.

Mittlerweile verkaufe ich grundsätzlich keine Flügel mehr, da in meinem 70 qm Laden besser mehr Klaviere stehen können. Die verkaufen sich nämlich schneller. Aber ich hatte anfangs den 1,61 und den 1,78 m Flügel von Wendl & Lung dort stehen und muss sagen, dass mich beide Instrumente begeistert haben. Zumindest für den Preis. Wenn ich aber die Wahl gehabt hätte, welches Instrument ich mir schenken lasse, dann hätte ich wohl doch einen Steinway vorgezogen. Den 2,18m Feurich mit der Konstruktion von Paulello hatte ich auf einer Messe angespielt und getestet (in einer Schallkabine). Echt super der Flügel. Und bei allen Flügelmodellen fand ich die Mechaniken auffallend präzise und gut zu spielen. Das ist auch etlichen meiner Kunden aufgefallen, die sich damals dafür interessierten.

Also: einfach mal anspielen die Instrumente und sich nicht von Markennamen oder chinesischer Herkunft beeinflussen lassen. Natürlich gibt es bessere Instrumente, aber das geht ja erst beim doppelten Preis los (mindestens). Und doppelt so gut sind die anderen dann halt auch nicht wirklich. Aber das muss jeder selber testen. Deswegen sag ich ja: selber anspielen! Und vor allem sich nicht einreden lassen, dass die nur 10 Jahre halten. Das wäre aus Händlersicht schön. Aber sind leider keine Waschmaschinen, die ich alle 10 Jahre wieder neu verkaufen kann.
Ganz meine Meinung! Kann ich auch aus meiner Erfahrung absolut unterstützen ( spiele seit 55 Jahren ganz passabel Klavier). Das unisono hier auftretende Chinagemeckeckere kann ich ebenfalls nicht nachvollziehen! Der in Deutschland entwickelte Transrapid fährt in Shanhai sei 20 (!) Jahren problemlos. In Deutschland…? Never forever?
 
Immerhin steigst Du mit 5 Jahren ein und nicht mit 1 Jahr ;)
Luft nach oben gibt's ja immer - aber Hochmut kommt vor dem Fall.
Das haben schon andere Branchen hart lernen müssen.
Dann prägt man solche Framings wie im Maschinenbau: "Wegen den Chinesen müssen wir die Qualität drosseln".
Ja bestimmt - oder ggf. reicht die 80/20 Regel auch, wenn es dafür nur 30% kostet.
Die letzte Meile ist halt immens teuer und dann zahlt man eben auch diesen Qualitätsnamen mit. Aber gefährlich wird es, wenn es wirklich nur noch eine letzte Meile für ein Vielfaches des Preises ist. Das ist man dann nur in extremen Nischen bereit zu zahlen und diese Nischen werden unter hartem Wettbewerbs- und Innovationsdruck dann von allen Seiten auseinandergenommen. wahr!
 
Wohl wahr! Genau so ist es. Die letzten Feinheiten kosten am meisten, bringen aber den ultimativen Kick (aber nur für den, der es wahrnehmen und umsetzen kann.).
 

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