Extreme Angst vor dem Vorspiel

So speziell war es nicht gedacht. :) Zum Fliegen und Herumschnippeln bedarf es neben der brustgeschwellten Selbstsicherheit zum Glück auch noch einen Qualitätsnachweis. :)
 
Beneidenswert sind diesbezüglich die selbstsicheren Nichtskönner, die (...)

Und zwar in allen Bereichen des Lebens!

Ob nun gerade "beneidenswert"...? :) Treffe ich mal jemanden aus dieser Kategorie, ist da in aller Regel weniger Neid, denn eher kein besonderes weiteres Interesse an dieser speziellen Person, vorhanden ;)
 
Wow, danke für die vielen Antworten!

Das Konzert (um den anscheinend verwirrlichen Begriff des Vorspiels zu vermeiden) lief super. Der Morgen war zwar sehr qualvoll und ich stand wirklich kurz davor, das Konzert einfach abzusagen, aber nach einem Heulkrampf und einer Beruhigung durch meinen Klavierlehrer war ich plötzlich gar nicht mehr aufgeregt. So ruhig war ich noch nie vor einem Konzert. Ich glaube am meisten geholfen hat mir der Gedanke, dass ich - egal was ich tue - nur gewinnen kann, wenn ich auf die Bühne gehe. Zusätzlich erleichternd war, dass der Bewerber vor mir grottenschlecht gespielt hat und ich sicher war, dass ich besser sein werde als er (böse, ich weiss, aber wahr).

Die kurze Vorbereitungszeit war gewollt, es war die Zulassungsprüfung zum zweiten Teil eines Förderstudiums (ich hab den Platz ;) ). In den drei Wochen waren zwei Werke zu lernen, für die Selbstwahlstücke hatte ich mehr Zeit. Ich bin schon etwas besser als der durchschnittliche Musikschüler, studiere aber "hauptberuflich" Biotechnologie, deswegen bin ich doch ein ganzes Stück weg vom Profi. Aber weit genug weg vom Anfänger um meine Leistung sehr (zu sehr) selbstkritisch zu beurteilen.

Ich weiss nicht so recht, was ein Fachmann da gross helfen könnte. Er müsste mich dazu bringen, weniger hart mit mir selbst zu sein - und das wird er kaum hinkriegen. Ansonsten habe ich gar keine Probleme, Vorträge und so weiter halte ich ohne jegliche Beschwerden. Von dem her bin ich nicht so sicher, ob das wirklich eine beginnende Sozialphobie ist? Jedenfalls habe ich mich mal für eine Beratung beim Direktor des Konservatoriums angemeldet, vielleicht hat er gute Tipps parat.


@Stilblüte: Die Sofort-Tipps haben gut geholfen, falls du Lust hast, die längerfristig wirksamen auch preiszugeben: sehr gerne!

Danke nochmal für Eure Hilfe!
TANDO
 
Hallo TANDO,

herzlichen Glückwunsch zum gelungenen Vortrag und der damit bestandenen Prüfung! Es interessiert sicher nicht nur mich, welche Werke Du gespielt hast. Jetzt, wo es geschafft ist, würden wir uns über nähere Infos über Dein Programm freuen.

Liebe Grüße
Christian
 
Hey Tando,

dein Thema hab ich ja total verpasst :(.
Trotzdem mag ich dir noch etwas mit auf den Weg geben:

Du bist mit solchen Gedanken und Gefühlen garantiert nicht alleine. Es ist übrigens nicht böse, wenn dich Fehler anderer Teilnehmer aufbauen und Mut machen. Es kommt da eher auf den Standpunkt an, warum das so bei dir ist.
Sicher hast du nicht wie ein kleiner Teufel, kichernd mit verzerrtem Gesicht hinterm Vorhang gesessen und dir die Hände gerieben. Das andere Menschen ebenfalls Fehler haben, kann einen auf positive Art beruhigen und auch innerlich befreien denn:

Du MUSST garnichts, du KANNST aber !

Bestimmt haben viele andere hier im Forum, mir eingeschlossen, auch schon ähnliche Erlebnisse im Leben gehabt. Ob jetzt mit Heulkrämpfen oder nicht spielt mal keine Rolle. Ich finde deinen Mut und deine sichtbare Freude über deinen gelungenen Auftritt zu berichten sehr vorbildlich. Ein Beispiel dafür, dass man sich nicht von Angst zurückwerfen und beherrschen lassen soll.

Du warst nicht perfekt, sondern einfach nur menschlich.

Bewahre es dir bitteschön ;)
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
na gottseidank,gratuliere.

Trotzdem entzieht sich mit etwas der Sinn,weswegen dich dein Lehrer mit halb vorbereiteten Sachen auf die Bühne jagt:confused:
 
Danke!!

Die Werkwahl war relativ kompliziert, man musste verschiedenste Vorgaben erfüllen, was Komponisten, "Schwierigkeitsgrad" und so weiter anging. Deswegen sieht das so zusammengewürfelt aus (nicht dass ihr denkt, ich hätte einfach eine seltsame Vorstellung eines gelungenen Konzertprogramms).

Pflichtwerke waren Beethovens "Die Wut über den verlorenen Groschen" und die 3. Ballade (Intermezzo) von Brahms.

Als Selbstwahlstücke hatte ich Chopins 1. Klavierkonzert, Beethovens Appassionata, die 1. Sonate von Prokofiew und drei von den "Etudes d'exécution transcendante" (1, 2 und 7). Die habe ich (mit Ausnahme des Liszt) auch alle schon irgendwann mal in einem Konzert gespielt.

Wieso man nur so kurz Zeit zur Vorbereitung der Pflichtwerke hat, weiss ich auch nicht so recht. Steht aber so im Reglement - mein Klavierlehrer hatte da nicht so viel zu sagen, ich hatte nicht wirklich eine andere Wahl. Ich nehme an, dass die absichtlich etwas Druck machen wollten.
 
Das Konzert (um den anscheinend verwirrlichen Begriff des Vorspiels zu vermeiden) lief super.
...
Ansonsten habe ich gar keine Probleme, Vorträge und so weiter halte ich ohne jegliche Beschwerden. Von dem her bin ich nicht so sicher, ob das wirklich eine beginnende Sozialphobie ist?
Aufgrund dieser Beschreibung zeigst Du keinerlei Symptome einer beginnenden oder gar manifesten Sozialphobie. Da musst Du dir wirklich keinerlei Sorgen machen.

Eigentlich ist das Thema für viele Menschen aber zu ernst, um - wenn auch mit Sicherheit unbeabsichtigt - nach dem Motto "Hilfe, Hilfe, Panik, Kreisch - Bätsch, Pustekuchen, alles Prima" zu verfahren. Insofern sollte auch jede Form der Selbstbeobachtung nicht zu Übertreibungen greifen.

Wer solch erfolgreiche Bühnenerlebnisse erleben darf, hat sicher alle persönlichen Voraussetzungen, um mit der Musik anderen Menschen Freude zu schenken. Das hat leider nicht jeder Mensch; dieses "Glück". Im Gegenteil, andere Menschen leiden sehr darunter, sich nicht so zeigen zu können, wie sie eigentlich innerlich sein möchten.

Meine erste "Ferndiagnose" aufgrund deiner übertrieben geschilderten Problemlage war daher natürlich totaler Quatsch; meine zweite Ferndiagnose wäre nun, dass Du eventuell einen Hang zu leicht übertreibender Wortwahl hast; das wiederum ist so häufig wie Schnupfen... :-)

Friede, Freude, Eierkuchen
 
Ich habe vor einiger Zeit das Buch Green/ Gallwey: The inner game of music gelesen (gibt es wohl auch eine deutsche Übersetzung mit dem Titel:Inner Game Musik: Der Mozart in uns). Darin finden sich eine Reihe von mentalen Strategien, die zur Verbesserung des Musizierens allgemein (nicht nur von Pianisten) beitragen können. Wenn man beim Vorspiel Selbstzweigel bekommt ist es eben nicht genug, zu versuchen, diese abzustellen, sondern man braucht stattdessen anderre Aspekte, auf die man sich konzentrieren sollte, so daß man die Zweifel "vergisst". Dazu bietet das Buch eine Reihe von interessanten Vorschlägen.

Habe mit diesem Tip bis nach Deinem Vorspiel gewartet, da Du ja das Buch vorher nicht mehr hättest lesen können. Allein die Tatsache, daß daß man durch das Buch erfährt, nicht der einzige Mensch mit diesem Problem zu sein (übertrieben ausgedrückt) und dass es da Gegenstrategien gibt, die man sich aneignen kann, kann schon dazu beitragen, die Vorspielangst abzubauen.
 

Was ich sonst noch erzählen kann:

1. Die beste Vorbeugung gegen Lampenfieber ist eine 100%ige Vorbereitung. Oder hätte jemand Lampenfieber, wenn er sich ans Klavier setzen und nur eine einzige Taste drücken müsste? Vermutlich nicht mehr, als er problemlos ertragen kann. Wenn man die Stücke so gut übt, dass man keine Angst vor Fehlern hat, wird auch die Angst vor dem Aufführen kleiner. Wie man die so übt, steht auf einem anderen Blatt :D

2. So oft aufregende Situationen schaffen wie möglich. Das heißt: Lehrern, Freunden, Partnern, Omas, Haustieren vorspielen, sich selbst Aufnehmen. Man kann sich sogar Aufregung kreieren, indem man sich selbst sagt: So, jetzt gebe ich mir eine einzige Chance, mache eine Minute Pause und spiele dann das Stück und es muss klappen. Oder man spielt im Geiste ein bevorstehendes Vorspiel genau durch - stellt sich Raum und Situation genau vor und tut so, als ob.
Und natürlich echte Vorspiele wahrnehmen.
Der Vorteil dieser Routine ist zweierlei: Erstens wird die Aufregung immer kleiner, je öfter man in ähnlichen Rahmen auftritt (und sie wird dann wieder größer, wenn der Rahmen offizieller oder wichtiger wird). Umgekehrt wie bei Drogensüchtigen: Die brauchen immer mehr, um einen Kick zu bekommen. Und je öfter wir den Auftritts-Kick bekommen, desto weniger sind wir aufgeregt.
Zweiter Vorteil: Es geht nicht nur ausschließlich ums Verlieren des Lampenfiebers!! Sondern auch darum, es kennen zu lernen und sich selbst kennen zu lernen, Erfahrung damit zu sammeln, wie man selbst reagiert und was einem gut tut. Nach dem Motto "Ah ich weiß schon, gleich fangen die Hände wieder an zu zittern, naja, ist halt so..."
Wenn so etwas unvorhergesehen eintritt, macht es einen noch nervöser.
Manche Menschen wollen bis kurz vor den Auftritt abgelenkt und unterhalten werden, manche wollen üben, manche wollen nur still irgendwo allein sitzen und sich konzentrieren. Das muss man erstmal herausfinden.

3. Auf die Situation vorbereiten: Wenn möglich, sollte man sich die Örtlichkeit vorher ansehen. Es hat nichts mit Esoterik zu tun, wenn man sich als Musiker auf einen Raum "einstellen" muss. Wie groß, wie ist die Akustik, die Farben, die Formen und Materialien, der Geruch, die Platzierung des Publikums, die Größe und Art der Bühne, der Zugang zur Bühne, die Position des Instruments, natürlich das Instrument selbst usw. usw. usw. usw. - je mehr Unbekannte zu Bekannten werden, desto geringer die Angst!
Beispiel von mir selbst: Ich war im letzten halben Jahr dutzende Male im Marinskij-Theater in St. Petersburg, welches ein weltweit gutes Renomee hat. Anfangs war ich (als Zuhörer!) vor Konzerten selbst etwas nervös. Jetzt ist mir der Ablauf und das Gebäude, und z.B. auch das Publikum dort so bekannt, dass ich bei einem Auftritt dort vermutlich weniger nervös wäre, als ich es mit dem Hintergrund der wichtigen Bühne eigentlich sein müsste. [Vermutlich werde ich diese Erfahrung nicht machen :D ]

4. Aus 3. geht hervor: Selber in Konzerte gehen und mit der Atmosphäre vertraut werden.

5. Sich bewusst machen: Der Großteil des normalen Publikums hört nur 10% von dem, was man selbst hört. Sie wissen nicht, welche Stellen schwierig sind, kennen evtl. nicht mal das Stück und nehmen eher einen Gesamtklang und Gesamteindruck war. Auch das kann man bei 4. lernen. Finder man 90% der gehörten Konzerte schlecht? Nein? Waren wirklich nur die 10% der Musiker mit sich unzufrieden, die man selbst auch nicht so gut fand?

6. Professionalität beginnt, sobald man auf die Bühne tritt und endet dann, wenn man sie verlassen hat. Das, was dazwischen passiert, ist oft gar nicht so wichtig für den Eindruck des Publikums (leider und zum Glück). Oft merke ich schon vor dem ersten gespielten Ton, was das für ein Musiker ist, ob ich mich entspannt zurücklehnen und genießen kann oder ob ich mitfiebere, dass nichts passiert.
Wie man sich professionell präsentiert, ist auch wieder eine andere Sache. Kurz zusammengefasst: Angemessene Kleidung, nicht schleichen, nicht rennen, stolze Haltung, richtige Verbeugung, Konzentration und Vorbereitung vor dem Losspielen. Nach dem Spielen: Spannung nicht abreißen lassen, dann die Anerkennung durch das Publikum annehmen können, gescheit verbeugen, nicht gleich wegrennen, kein Gesicht machen, als wär jemand gestorben.

Soviel fällt mir gerade ein ;) Kann man sicher noch ergänzen.
 
2. So oft aufregende Situationen schaffen wie möglich. Das heißt: Lehrern, Freunden, Partnern, Omas, Haustieren vorspielen, sich selbst Aufnehmen.

Das finde ich auch. Das mit dem Aufnehmen hatte ich kürzlich auch empfohlen. Das darf aber der hasenbein keinesfalls lesen. In einem anderen Faden war dieser Tipp nämlich der Anlaß für ihn, jede Menge blödsinnigen off-Topic-Sermon rauszulassen...:D

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Ansonsten: viele schöne und gute Tipps, und ein sehr schöner Beitrag zum Thema, Stilblüte!
Dieses Thema beschäftigt mich gedanklich z.Zt. ebenfalls... heute einen schönen Geistesblitz diesbezüglich gehabt, ist aber noch zu früh für die Öffentlichkeit...

Viele Grüße
Dreiklang
 
Ich weiss nicht so recht, was ein Fachmann da gross helfen könnte. Er müsste mich dazu bringen, weniger hart mit mir selbst zu sein - und das wird er kaum hinkriegen. Ansonsten habe ich gar keine Probleme, Vorträge und so weiter halte ich ohne jegliche Beschwerden. Von dem her bin ich nicht so sicher, ob das wirklich eine beginnende Sozialphobie ist? Jedenfalls habe ich mich mal für eine Beratung beim Direktor des Konservatoriums angemeldet, vielleicht hat er gute Tipps parat.
Zum Fachmann habe ich geraten, die Sozialphobie hat jemand anderes aufgebracht.
Unter Fachmann verstehe ich z.B. einen Musikermediziner. Sehr viele, auch sehr erfolgreiche Musiker, leiden unter Auftrittsängsten. Das positive Lampenfieber kennt eigentlich jeder. Es kann sogar leistungssteigernd wirken und die negativen Auswirkungen verschwinden beim Spielen. Wenn dadurch allerdings das Spiel negativ beeinflusst wird und der Musiker seine Leistung nicht mehr abrufen kann und sogar schlechter als "normal" spielt, dann hat er kein posotives Lampenfiber mehr, sondern schlichtweg Aufrtrittsangst. Oft ist es allerdings so, dass der Übergang von starkem Lampenfieber zur Auftrittsangst schleichend verläuft.
Für einen Sportler ist es selbstverständlich Mentaltechniken zu lernen und mit einem Coach zu arbeiten. Bei Musikern ist das immer noch ein Tabuthema und es kommen dann Ratschläge wie "wer es psychisch nicht packt oder wessen Nerven überreagieren, der soll eben einen passenden Beruf suchen". Wenn man danach geht, dann hätten wohl sehr viele der ganz Großen aufhören müssen. Zum Glück gibt es inzwischen einige Mediziner die sich auf Musiker spezialisiert haben. Und Auftrittsängste sind ein Teil der Probleme die Musiker plagen.

@TANDO
Da beim Vorspiel alles glatt lief und Du keine Qualitätseinbußen hattest würde ich mir an Deiner Stelle auch keine allzu großen Gedanken machen. Lampenfieber gehört einfach dazu und verschafft Dir dann in der Konzertsituation den nötigen Kick um dann richtig gut zu spielen und alles zu geben.
Den oberen Abschnitt habe ich für alle anderen geschrieben, bei denen es vielleicht nicht ganz so positiv ausgeht. Jemandem eine Sozialphobie per Ferndiagnose anzudichten oder ihm zu raten sich einen passenden Job zu suchen finde ich nämlich extrem anmaßend und nicht angebracht.
 
Ich habe vor einiger Zeit das Buch Green/ Gallwey: The inner game of music gelesen (gibt es wohl auch eine deutsche Übersetzung mit dem Titel:Inner Game Musik: Der Mozart in uns). Darin finden sich eine Reihe von mentalen Strategien, die zur Verbesserung des Musizierens allgemein (nicht nur von Pianisten) beitragen können. Wenn man beim Vorspiel Selbstzweigel bekommt ist es eben nicht genug, zu versuchen, diese abzustellen, sondern man braucht stattdessen anderre Aspekte, auf die man sich konzentrieren sollte, so daß man die Zweifel "vergisst". Dazu bietet das Buch eine Reihe von interessanten Vorschlägen.
Ergänzend dazu:
Don Greene: Fight your Fear and Win
Don Greene: Performance success
Der Inhalt beider Bücher ist sehr ähnlich.
 
@ Tando

Wie ich sehe, hattest Du sehr gute Ratschläge bekommen. :)
Ich kann noch ergänzen, was mir meistens geholfen hat - 150 % Konzentration auf die Musik, auf das, was man mit dem Stück sagen möchte. Das diese Botschaft das Publikum erreicht. Dann ist man selber aus der eigenen Aufmerksamkeit raus, ich weiß nicht, ob ich es klar genug ausdrucken konnte. :klavier:
 
Zum Thema Lampenfieber, einmal eine interessante Frage: gibt es eigentlich auch das Gegenteil...?

Daß jemand gerne auftritt, und sich sogar wünscht, so oft wie es geht vor anderen Menschen zu spielen? (Und dabei trotzdem seine gute bis sehr gute Leistung erbringt?)

Das wäre so ungefähr das Optimum: Lampenfieber ade...

Statt flatternden Nerven in der Stunde vor dem Auftritt: eher so etwas wie "Vorfreude"...

Ich habe heute festgestellt, daß ich es inzwischen direkt mag, wenn das Aufzeichnungsgerät mitläuft. Und daß das "alleine für mich hin spielen" momentan gar keinen Reiz hat.

Da ist sicher ein Stück weit die Spannung dabei: wie gut wird es dieses mal, was lerne ich dieses mal vielleicht daraus? Und bestimmt wirken auch schon die bisherigen kleinen Erfolgserlebnisse beim Spiel-Aufzeichnen.

Natürlich bedingen sich technische Unsicherheiten und Lampenfieber gegenseitig: Stellen, die technisch nicht gut sitzen, erzeugen eine (zumindest wohl latente) Angst, mit einem Stück aufzutreten. Also natürlich: diese Stellen üben, sich technisch aneignen, mit entsprechenden Methoden.

Wenn eine Stelle beim Aufnehmen wiederholt nicht gehen will, ist das ein Zeichen dafür, daß sie technisch eben noch nicht erarbeitet ist. Manchmal muß ich konsterniert feststellen, daß eine Stelle noch viel weniger sitzt, als ich gemeint habe, und diese über die Geschwindigkeitssteigerung wieder von "unten" herauf neu aufbauen.

Aber das ist letztlich alles kein Grund für großes buhu...

Etwas, das irgendwie in diesen Zusammenhang paßt: kluge Clavionisten sagten einmal: es gibt kein Üben, ohne zu spielen, und kein Spielen, ohne zu üben.

Es lohnt sich glaube ich, darüber nachzudenken.

Sonntägliche Grüße
Dreiklang
 
Daß jemand gerne auftritt, und sich sogar wünscht, so oft wie es geht vor anderen Menschen zu spielen? (Und dabei trotzdem seine gute bis sehr gute Leistung erbringt?)

Das wäre so ungefähr das Optimum: Lampenfieber ade...

Wieso kann man nicht Lampenfieber haben und trotzdem gerne auftreten? Oder sogar gerade deswegen - wegen dem Kick? :D
Das Gegenteil von Lampenfieber wäre für mich Langeweile, also das Nicht-Auftreten-Wollen, weil es einen langweilt. Oder auch, weil man das Bedürfnis nicht verspührt. Ich habe eine Studentin in meiner Klasse, die wirklich sehr schön Klavier spielt, aber sie spielt ungern vor und braucht das auch gar nicht. Sie möchte wirklich nur Klavier unterrichten und tut das auch schon sehr ausführlich.
 
Liebe Stilblüte,

Wieso kann man nicht Lampenfieber haben und trotzdem gerne auftreten? Oder sogar gerade deswegen - wegen dem Kick? *) :D

Ja, das ist auch ein interessanter Aspekt. Vielleicht gibt es auch Leute, die gar kein Lampenfieber haben, weil ihnen das Ergebnis ihres Vorspiels letztlich unwichtig ist. Im professionellen Bereich wird das aber eher selten sein...

Trotzdem - wenn einem das Ergebnis mehr oder weniger egal ist, dann ist das auch nicht das wahre - denn man ist zwar dann schön entspannt vor dem "Auftritt", aber man strengt sich dann auch nicht an und patzt eben unnötig oft (ich weiß das, weil das mal mein "Problem" war...)


Schönen Gruß, Dreiklang

______________

*) das sind dann wohl die sog. "Adrenalinjunkies"... ;)
 

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