Eure erste Begegnung mit Musik

@Klimperline : Schon gruselig, was Eltern ihren Kindern antun, und dann auch noch felsenfest davon überzeugt sind, nur das Beste für ihre Kinder zu wollen.
 
Was ich noch lernen kann werde ich sehen.

Eines musstest Du leider bereits lernen: Dass der emotionale Missbrauch Deiner Mutter an Dir und Deinem Selbstwertgefühl für Dich (nachvollziehbar) sehr prägend war.

Erst jetzt, 15 Jahre nach ihrem Tod, habe ich es gewagt mit mit 74 ein Klavier zu kaufen.

15 Jahre... Unfassbar, dass ein Gedanke wie "jetzt kannste mich mal, ich kaufe mir ein Klavier!", nicht schon vorher gekommen ist. Aber besser spät als nie. Es ist schön, dass Du Dich für die Tasten entschieden hast. Ich wünsche Dir viel bereichernde Erfahrungen am Klavier.
 
Woher kommt Deine Vorliebe für C-Dur, wenn Du Dich doch recht gut auskennst?
Dass das mehr ein Running Gag ist, weißte aber schon oder? Meine allererste Tonart war instrumentenbedingt A-Dur. C-Dur fand ich auf der Geige voll scheisse.:-)
Ansonsten kommt die Vorliebe für C-Dur aus dem Unvermögen, in anderen Tonarten schnell denken zu können. Zum Verständnis muss ich innerlich immer erst alles nach C-Dur und wieder zurück transponieren. Voll bescheuert.
 
Zum Verständnis muss ich innerlich immer erst alles nach C-Dur und wieder zurück transponieren.

Hä? :konfus:

Mir mangelt es leider (noch) am musikalischen Verständnis. Aber ich bin noch nie auf die Idee gekommen so etwas mit Ges-Dur oder es-Moll zu machen. Diese Tonarten begegnet mir immer wieder.

An meinem rudimentären musikalischen Verständnis möchte ich arbeiten. Beim letzten Unterricht habe ich meine KL gefragt, ob sie mir Unterricht in Musiktheorie und Harmonielehre gibt. Sie möchte nicht, weil sie die Sprachbarriere (Russin) für hinderlich hält. Ich habe sie dann gefragt, ob sie mir jemanden empfehlen könne, der/die es unterrichtet. Anstelle dessen hat sie gesagt, ich könnte mich erstmal mit Kadenzen beschäftigen.
 
Ich musste mit 6 Akkordeon lernen. Ich mochte die schwere Kiste nicht tragen. Der Lehrer nervte mit Etüden. Ich wollte lieber Fußball spielen wie die anderen Kinder und setzte mich nach ein paar Monaten durch.

Mit 14 baute ich eine elektronische "Orgel". Reiner Sinus und als Keyboard Taster von der Eisenbahn mit insgesamt 6 Tönen. Die Aufnahmen auf Band habe ich noch.
Zeitgleich zog ich mit Handwagen und Radio und selbst gebauter Lichtorgel als DJ in die Schulen. Das kam sogar ins Zeugnis.

Als ich Mitte 30 war wollte mein Vater sein Akkordeon verkaufen. Da hab ich es genommen und Unterricht genommen.

Aber Akkordeon, wer will schon Akkordeon spielen? Also coolen Synthesizer gekauft. Das fetzt, weil man sich Töne basteln kann. Bringt aber weiter nix, wenn man nicht spielen kann 😠. Dann Klaviermusik im Radio gehört. Geil. Also Akkordeon verkaufen. Da brachten sie Piazzolla im Radio. Doch Akkordeon behalten.
Meine Lehrerin bot mir ein gebrauchtes Cassotto Akkordeon an. Das gekauft und auf Klassik stimmen lassen. Das klang schon fast wie Orgel. 😁 Ich mag Orgel.
Das hat dann immerhin für Kinder- und Weihnachtslieder gereicht. Auch ein bisschen Klassik geht.
Ich kaufte mir auch ein kleines Akkordeon für Dienstreisen. Damit konnte ich noch nicht mal meine zukünftige Frau abschrecken, welcher ich es im Hotel vorspielte.

Durch Zufall ein gebrauchtes Digi für Kinder und Frau gekauft. Ich habe links Dupuytren und krumme Pfoten. Ideal für Akkordeon aber nicht für Klavier. Immerhin geht rechts ganz gut. Inzwischen mag ich aber mein Akkordeon.
Die Musiklehrerin hielt die Kids für tauglich und empfahl ein richtiges Klavier. So kam ich zum Forum.

Was war eigentlich die Frage? Ach ja, wie kam ich zur Musik?
Mein Vater nahm sich manchmal die Zeit Platten zu hören. Da durfte ich nicht stören, wollte auch nicht, denn das gefiel mir. Ich hörte den Klassikern gerne zu.
Neujahr war die Neunte Pflicht.
Ich freue mich schon auf morgen.😁🥂🥂🥂
 
Das ist eine interessante, wenn auch für Dich nicht so erfreuliche Geschichte, im Wesentlichen zum Thema "Was mache ich bei meinen Kindern besser?" (bzw. schlechter).

@Klimperline : Schon gruselig, was Eltern ihren Kindern antun, und dann auch noch felsenfest davon überzeugt sind, nur das Beste für ihre Kinder zu wollen.
Nun ja, es ging ihr vor allem immer wieder darum, dass Außenstehende nicht denken sollten, sie würde ihrem Nachwuchs die Kindheit stehlen, indem sie zu viel eigenen Ehrgeiz in deren Bildung lege. Sie wollte auf keinen Fall eine geächtete "Eislaufmutter" werden, wobei sie letzteres witzigerweise später doch noch wurde, wenn auch nicht im übertragenen Sinne.
Überall, wo ich Leistung zeigte, wurde sofort interveniert, auch in der Schule, als sowohl der Mathe- als auch der Deutschlehrer vorschlugen, ich solle meinen Mitschülern Nachhilfestunden geben. Daran hätte ich viel Spaß gehabt und meine Mitschüler wussten, dass ich nicht abheben würde. Ich durfte trotzdem nicht, denn man würde mich und sie selbst damit trotzdem nur zum Außenseiter stempeln.

Spielen sollte ich, eine Freiheit genießen, die ihr nie gegönnt war. Und Spielzeug besaß ich reichlich: Puppenhaus, Schule, Herd, Tafel, Kasperletheater, Kaufladen, zahlreiche Autos, Kran und Bagger, Stofftiere, Bücher, eine Minitrix-Anlage, die ich mit meinem Vater selbst zusammengebaut hatte, Chemie- und Physikkasten, Lego, Ministeck, Puzzles in allen Größen, Brettspiele, Stelzen, Schaukel, Reck, Ringe, Rollschuhe und und und...

Das war nett und sieht überhaupt nicht nach einer schlimmen Kindheit aus, aber ich wollte viel lieber Klavierunterricht haben, in den Kindergarten gehen dürfen, mit meinen Eltern Hausmusik machen und/oder im Sportverein gefördert werden und hätte dafür gern auf vieles andere verzichtet. Liebe Eltern, redet mit euren Kindern und beobachtet sie, fragt sie nach ihren Träumen und versucht zu erfüllen, was möglich ist. Ich höre solche Geschichten in meinem Umkreis übrigens immer wieder, vor allem, wenn jugendliche oder erwachsene Eisläufer nach Unterricht fragen und traurig sind, das beste Lernalter dafür verpasst zu haben. Und was das Klavier betrifft, scheine ich in diesem Forum auch nicht die einzige Betroffene zu sein.
 
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Liebe Eltern, redet mit euren Kindern und beobachtet sie, fragt sie nach ihren Träumen und versucht zu erfüllen, was möglich ist. Ich höre solche Geschichten in meinem Umkreis übrigens immer wieder, vor allem, wenn jugendliche oder erwachsene Eisläufer nach Unterricht fragen und traurig sind, das beste Lernalter dafür verpasst zu haben. Und was das Klavier betrifft, scheine ich in diesem Forum auch nicht die einzige Betroffene zu sein.
Von außen kann man nicht erkennen ob die Ambitionen vom Kind oder von den Eltern stammen, teilweise erkennen es nicht mal die Lehrer, wobei ich in diesen Fällen den Verdacht habe, dass sie es nicht erkennen wollen.

Ich habe da mal was gelesen:
Wenn ich für Dich will, was Du für Dich willst, liebe ich Dich. Wenn ich für Dich will, was ich für Dich will, liebe ich mich durch Dich.
 
...erste Begegnung mit Musik?

Wahrscheinlich bei der Taufe.
Bei den Großeltern gab es dann ein Klavier.
Ich kann mich aber nicht erinnern, ob darauf gespielt wurde.
Am Ende des zweiten Weltkrieg gab es sicher andere Herausforderungen.
Im Elternhaus hatten wir sehr bald einen Plattenspieler, den ich mit einigen der damaligen Schallplatten (Schlager) bis heute besitze.
Kindergarten gab es noch nicht.
Die Dorf-Volksschule hatte drei Klassenräume für die acht Jahrgänge und in meinem Jahrgang vier Mädchen und vier Jungen. Alles bestens, jedoch keine Chance für Musik. Rechnen, Lesen und Schreiben wurde dafür sehr ordentlich gelehrt und gelernt.
Die musikalischen Lichtblicke, von denen ich bis heute zehre, ergaben sich dann auf dem Gymnasium.
Wie das bei einem mathematisch-naturwissenschaftlich geprägten Institut wohl nahe liegt: Notensystem, Grundzüge der Harmonielehre, etwas Musikgeschichte.
Selber musizieren?
Noch nicht.
Als ich dann aber mit einem Lötkolben umgehen konnte und mich zwecks Reparatur an die damalige Elektronik wagte, geriet ich in das Blickfeld von Bands, nicht nur der Schulband (vor-Beatles-Repertoire).
Röhrenverstärker (Dynacord Eminent 50), Klemt Echolette etc. waren zu der Zeit angesagt.
Ohne Wartung/Fürsorge hatte man an denen nicht lange Freude.
Dass mir dann doch mal eine Gitarre in die Hand gegeben wurde, versteht sich.
Nun erschienen Beatles und Stones.....

Mit unseren Kindern lief das alles ganz anders.
Inzwischen hatten wir neben Gitarren auch ein KLavier.
In einer sehr aktiven Blockflötengruppe wurde vor der Grundschulzeit bereits Notenlesen gelernt.

Ob dieser Ablauf bei mir etwas bewirkt hätte?

Hierher bin jedenfalls wieder auf einer Nebenstrecke unterwegs gewesen:
Ich hatte im www nach Hilfe bei der Restaurierung meines Harmoniums gesucht.
Das ist inzwischen wieder spielbar.
 
Ach ja, wie kam ich zur Musik?
Mein Vater nahm sich manchmal die Zeit Platten zu hören. Da durfte ich nicht stören, wollte auch nicht, denn das gefiel mir. Ich hörte den Klassikern gerne zu.
Möglicherweise bin ich durch das Panieren einer Schallplatte zur Musik gekommen, wobei ich die dazugehörige Geschichte nur aus Erzählungen meiner vor einigen Monaten verstorbenen Mutter kenne. Ich saß auf meinem Stühlchen und hatte ein Schälchen Haferbrei vor mir stehen und offensichtlich keine große Lust, mit dem Essen zu beginnen. Mein Vater war nicht zu Hause und aus mir nicht bekannten Gründen verließ meine Mutter das Zimmer. Die Zeit der Abwesenheit genügte, um mich etwas nach vorne zu lehnen und eine lose auf dem Sideboard neben dem Eßtisch liegende Single-Schallplatte mit den von meiner Mutter heiß und innig geliebten Don Kosaken unter der Leitung des legendären Gründers Serge Jaroff zu nehmen. Statt in meinen Mund schaufelte ich den Brei auf die auf mein Tischchen gelegte Schallplatte, bis von selbiger nichts mehr zu sehen war. Bei einem echten Wiener Schnitzel soll nichts mehr vom Teller zu erkennen sein - diese kulinarische Lektion hatte ich damals schon verinnerlicht. Eigentlich hätte ich statt Profimusiker lieber Profikoch werden müssen, völlig klar. Jedenfalls soll es nicht ganz einfach gewesen sein, die Platte hinterher wieder in einen abspielbereiten Zustand zu bekommen. Auf der A-Seite mit gelbem DGG-Label war zu hören, allerdings mit sehr viel mehr Kratzern und Rauschen als hier (Rückseite: "Stenka Rasin"):


Serge Jaroff gründete den Chor 1921 mit ins Exil gegangenen Kosaken und leitete diese bis zum Abschiedskonzert 1979 und verstarb 1985. Nach seinem Ableben kam es zur Neuformierung des Ensembles unter der Leitung von Jaroffs Assistenten Wanja Hlibka, das seither vor allem in Mittel- und Westeuropa wieder unterwegs ist.

In den 1970ern wohnten wir in der Region des Hochrheins, in der meine Mutter bei Konzerten in Basel die Originalformation noch live erlebte. Vierzig Jahre nach dem zu Beginn beschriebenen Ereignis kam es zu ersten gemeinsamen Konzerten mit den neuformierten Don Kosaken - plötzlich stand ich selbst als Dirigent vor dem Chor, was ich mir damals im Säuglingsalter kaum hätte vorstellen können...!

LG von Rheinkultur
 

Und was das Klavier betrifft, scheine ich in diesem Forum auch nicht die einzige Betroffene zu sein.

Ich wollte als Kind Klavier spielen lernen, aber meine Eltern haben es mir verweigert. Dafür gab es mehrere nachvollziehbare Gründe: Fehlendes Geld wegen des Hausbaus und Aufbau ihres Geschäfts. Und Abneigung: Die Schwester meines Vaters hat diesen in jungen Jahren mit Klaviermusik genervt. Und meine Mutter wurde zum Klavier spielen gezwungen, weil es damals "in den besseren Kreisen" zum guten Ton gehörte dieses Instrument zu beherrschen.

Meine Eltern haben mich glauben lassen, dass Klaviermusik die Ausgeburt der Hölle sei. Die damalige Aussage meines Vaters: "Die schwarzen Dinger sind gerade gut genug um mit der Axt reinzuschlagen und Brandholz draus zu machen". Bis Sommer 2011 habe ich Klaviermusik gemieden ohne wirklich zu wissen, wie sie klingt. Klaviermusik wurde - falls sie mal im Radio lief - sofort abgewürgt. In jenem Sommer bin ich beim Zappen in ein Klavierkonzert geraten und habe wie angewurzelt auf den Bildschirm gestarrt als ich das gehört habe:




Diese Ereignisse und meine Erinnerung waren der Auslöser für Klavierunterricht.
 
Bei mir war der Wunsch ja bereits auch als Kind da, nur leider nicht die finanziellen Möglichkeiten seitens meiner Eltern (bzw Prioritäten wurden anders gesetzt), weshalb ich erst anfing, als ich es mir selbst leisten konnte.
Leider waren zu dem Zeitpunkt beide meiner Eltern schon verstorben, ich frage mich, was sie zu meinem Hobby gesagt oder ob sie sich interessiert hätten, oder ob sie bereut hätten, mich als Kind nicht zum Unterricht zu schicken.
 
Und meine Mutter wurde zum Klavier spielen gezwungen, weil es damals "in den besseren Kreisen" zum guten Ton gehörte dieses Instrument zu beherrschen.

Kinder dieser Art erlebe ich heute einige. Das fängt schon damit an, dass die Eltern sich "zu den besseren Kreisen" zählen. Ich nehme an, dass die meisten dieser Kinder, sobald sie können, nie mehr in ihrem Leben ein Klavier anschauen werden. Es gibt auch die Fälle, wo die Kinder nicht aufhören, weil die Mutter sich doch so sehr wünscht, dass sie Klavier spielen, und die ohnehin schon genug Probleme hat. Als Kind möchte man nicht der Urheber eines weiteren Problems sein.

Ich denke, dass das alles nicht immer so einfach ist. Gerade bei Eltern, die selbst zu irgendwas gezwungen wurden (dieser Eisläuferfall) bin ich sehr zurückhaltend mit Urteilen. Eine solche Kindheit geht an niemandem spurlos vorbei.

Ich selbst habe immer gern gesungen, habe Blockflöte gespielt, war später im Blasorchester und im Chor, alles freiwillig, nichts mit Leistungsdruck. Genauso ist das mit meinen Kindern. Ich bin sehr, sehr dankbar, dass der Wunsch, irgendwelche Höchstleistungen zu erzielen, gar nicht da ist. Auch da erlebe ich ein Kind, das in der Schule ausschließlich Einsen hat und irgendwie nicht damit umgehen kann, in irgendwas mal nicht am besten zu sein. Ein Einzelkind natürlich, aus dem gleichen Grund heraus wie bei der Eislaufmutter: die Mutter hat schon darunter gelitten, mit der Schwester verglichen zu werden, das wollte sie dem Kind ersparen. Man kennt halt immer nur den eigenen Weg und weiß nicht, wie ein anderer gewesen wäre.
 
Mein erster und wichtigster musikalischer Kontakt als Kind war das abendliche Vorsingen meiner Mutter als Einschlafritual. Von "Der Mond ist aufgegangen" bis zu zahlreichen Volksliedern war alles mögliche dabei. Sobald sie mit einem Lied fertig war, wünschte ich mir "ein Anderes". So hatte ich früh ein großes Repertoire. Von mir ist überliefert, dass ich als Dreiährige zum Geburtstag meines Opas "Der Jäger aus Kurpfalz" mit allen Strophen auf dem Tisch stehend vorgetragen habe. Mein Opa war begeistert...

Ich singe immer noch gern, kenne immer noch sehr viele Volkslieder und habe bei meinen Kindern auch jeden Abend gesungen. Leider können sie sich trotzdem an die Lieder nicht so gut erinnern. Aber beide spielen Klavier und sind musikalisch. Mein Sohn hat mit zwei Jahren seiner kleinen Schwester auch gern vorgesungen. Er glaubt es mir nicht, aber es gibt Beweisvideos... Ich glaube, Kindern vorsingen ist genauso wichtig wie Vorlesen.
 
Noch besser ist es mit Kindern gemeinsam singen!
 

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