Erfahrungsaustausch Spätberufene

Wenn man sich das genauer ansieht, keine schlechte Idee, um geschmeidiger zu werden.

Die Dame möchte nicht die Geschmeidigkeit der Finger trainieren, sondern die Ansteuerungsfähigkeit. Das sagt sie auch explizit, und sie sagt auch ausdrücklich, dass diese Übung für Momente der Langweile dient. Sie hat vergessen zu erwähnen (bestimmt sagt sie das an anderer Stelle), dass solche "Fesselübungen" (furchtbar missverständlicher Begriff) natürlich sinnvoller an der Tastatur gemacht würden.

Blöd an der Übung ist, dass das Anheben der Finger zwar logo die Ansteuerungsfähigkeit trainiert, die Bewegung an den Tasten aber in die entgegengesetzte Richtung verläuft, nach unten und nicht nach oben. Man hebt ja normalerweise kein Fingerpaar an, ehe man damit eine Terz greift. :-)
 
"Verbindung" 5-3 der linken Hand das Problem
Vielleicht am Klavier: Legato wechseln zwischen LH 4-2-1 auf c-e-g und LH 5-3-1 auf h-d-g.
Sehr nützlich für die ganzen Weihnachtslieder, die ständig zwischen C und G/G7 wechseln.

Die Dame möchte nicht die Geschmeidigkeit der Finger trainieren, sondern die Ansteuerungsfähigkeit.
Ja, das ist richtig. Es geht um die sichere Verbindung zwischen Kopf (Wille) und Hand/Finger (Ausführung).
 
Nach dem schwierigen Schumannstück “ Von fremden Ländern und Menschen “ hatte ich meinen KL gebeten mir ein sehr leichtes Stück auszusuchen, weil ich parallel weiter am Schumann feilen möchte.

Er legte mir eine sehr leichte Version von “Stairway to Heaven “ auf’s Pult, worauf ich beklommen meinte, dass es mir fast wie ein Sakrileg erscheine, mich an diesem wunderbaren Stück zu vergreifen. Er meinte, ich könne es doch versuchen.

Hab ich gemacht und das war ein guter Entschluss! :super:

Diese leichte Version kann ich Prima Vista spielen, natürlich nicht flüssig.
Zuerst habe ich die Noten für das (noch unvollständige) Intro rausgesucht und gespielt, bisschen dran rumgebastelt und der Originalbersion angenähert.
Meine interpretationsvorstellung sieht zunächst so aus, dass ich dieses Stück schnörkellos spielen und dazu singen werde.

Meine Freundin und Metronomin spielt das Intro auf der Uke (verstärkt) mit.
Es macht sehr viel Spaß dieses Stück zu erobern, dran zu arbeiten, manchmal zu zweit darüber zu diskutieren und auszuprobieren.


Vorgestern beim Klavierunterricht war mein KL sichtlich beeindruckt.
Und ich stolz wie Oskar! :ballon:

Hier eine Fotoausschnitte des Stücks:

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(Im)pulsgeber ist echt klasse. Manche Sachen spiele ich daher gerne am Keyboard (Tyros 5-76) ein, sowohl beim Reproduzieren als auch Improvisieren.
 
Kannst du dann alle deine Stücke auswendig? :denken:
Oder kommst du später "schnell wieder rein"? :denken:
Kannst du nicht lesen? Peter spielt "nach Noten", nicht auswendig. :puh:
Man stellt die Noten des Stückes, das man grade spielen will, hin und spielt sie. Manche Teile kann man auswendig, evtl. auch alles, aber braucht den Blick in die Noten zur Sicherheit. Oder man hat es schon mal geübt und während des Spielens erinnern sich die Fingerchen dran, während man ihnen durch Notenlesen hilft, unfallfrei durch das Stück zu kommen.
 
Dann muss er auch zitieren, worauf er sich bezieht....
 

Dann muss er auch zitieren, worauf er sich bezieht....
Er bezieht sich schon ganz richtig.
Kannst du dann alle deine Stücke auswendig?
Oder kommst du später "schnell wieder rein"?
Ja. (wenn ich sie "pflege")
Ja. (mehr oder weniger)

"nach Noten" bedeutet für mich, ein notiertes Stück zu lernen (im Gegensatz zum Rumklimpern/Improvisieren). Spielen tue ich eigentlich nie nach Noten (in dem Sinn, dass da bei mir nix auf dem Pult steht) sondern nur auswendig. Insofern war das evtl. etwas missverständlich von mir formuliert.
 
mal ganz unbedarft in die Runde gefragt:
Glückwunsch zu Dieser Erkenntnis. :-)

Bevor Du Dich verrückt machst: Ich spiele seit 40 Jahren Stücke fast nur nach Noten und habe noch nie Primavista gespielt, werde ich in meinem Leben auch niemals können.

Hmmm..., kommt Primavista denn nicht irgendwann ganz von alleine, vor allem, wenn man bereits jahrelang nach Noten spielt?
Ich meine jetzt nicht die Stücke, bei denen man schon mit Noten "am Anschlag" seiner Fähigkeiten ist, sondern Stücke, die etwas weiter unten im spielerischen Level angesiedelt sind.
Oder bedeudet Primavista schon per se, dass man Stücke auf dem persönlichen technischen/spielerischen Höchstlevel spielen können muss und sobald man etwas auf niedrigerem Level spielt, es nicht als Primavista angesehen wird?
Ich nehme mal mich als Beispiel: ich bin ja als sehr später Wiedereinsteiger noch recht frisch dabei, entsprechend niedrig ist natürlich noch mein spielerisches Niveau.
Trotzdem kriege ich es gebacken, einfache Anfängerstücke, über die ich mittlerweile sicherlich hinaus bin, beim ersten Durchsehen zu spielen.
Wenn ich mir also vorstelle, dass ich die letzten Jahrzehnte nicht vergeudet und ein entsprechendes Niveau erlangt hätte, fällt es mir schwer, mir vorzustellen, dass ich zumindest leichtere und mittelschwere Stücke nicht Primavista bewältigen können würde.

Oder sehe ich das zu blauäugig?

EDIT: hab mal die doppelte Verneinung korrigiert und ein "nicht" zuviel zwischen "ich" und "zumindest" gelöscht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn ich mir also vorstelle, dass ich die letzten Jahrzehnte nicht vergeudet und ein entsprechendes Niveau erlangt hätte, fällt es mir schwer, mir vorzustellen, dass ich nicht zumindest leichtere und mittelschwere Stücke nicht Primavista bewältigen können würde.

Das sollte es aber nicht!

Ich habe mich – bis vor etwa einem Jahr - so oft gefragt, warum ich nicht endlich dies und das schaffe, warum ich leichte Stücke nicht prima vista spielen kann, warum dieses und jenes noch immer nicht klappt, warum ich ein Stück nicht mehr auswendig spielen konnte, wenn ich es fünf Tage oder eine Woche nicht mehr gespielt habe.

Wir versuchen unser Bestes und mehr geht nicht. Mit meiner mehr und mehr gewonnenen Gelassenheit bleiben die Stücke auch im Hirn, wenn ich sie drei oder vier Wochen nicht gespielt habe. Das ist im letzten halben Jahr oft vorgekommen, weil ich sehr wenig gespielt habe. Vorhin habe ich den Milhaud gespielt und war erstaunt, dass ich ihn – obwohl ich das Stück letztmalig am 18.11. beim Treffen gespielt habe, noch auswendig konnte. Die Reaktion darauf könnte ich in „Was hat Dich heute glücklich gemacht“ benennen.

Gelassenheit ist eine der Zutaten für bessere Resultate am Klavier (und nicht nur dort)!
 
Jetzt lacht mich ruhig aus, ich war gestern zum ersten mal in meinem Leben in einem Musikhaus.
Ich hab mir in fröhlicher Selbstüberschätzung ein Notenbuch gekauft ( leichte Noten) und zu Hause mal versucht Freude schöner Götterfunke zu spielen! Als dann ein Familienmitglied über den Flug ging und Freude schöner Götterfunke vor sich Hingesungen hat bin ich förmlich 3 cm gewachsen.
So, liebe Freunde DAS ist Anfängerglück, nach 3 Wochen ohne Lehrer im Selbststudium nur nach Noten.
Also Lang Lang und co, ich bin jetzt 69 wenn ich dann 72 bin zieht Euch schon mal warm an ;) ;).
 
Kannst du dann alle deine Stücke auswendig?
Oder kommst du später "schnell wieder rein"?

Ja. (wenn ich sie "pflege")
Ja. (mehr oder weniger)

"nach Noten" bedeutet für mich, ein notiertes Stück zu lernen (im Gegensatz zum Rumklimpern/Improvisieren). Spielen tue ich eigentlich nie nach Noten (in dem Sinn, dass da bei mir nix auf dem Pult steht) sondern nur auswendig. Insofern war das evtl. etwas missverständlich von mir formuliert.

Ja, so wird das bei mir wohl auch sein. Aber ich kann es ja mit dem Prima Vista noch 38,5 Jahre probieren...:-D
 
Das sollte es aber nicht!

Ich habe mich – bis vor etwa einem Jahr - so oft gefragt, warum ich nicht endlich dies und das schaffe, warum ich leichte Stücke nicht prima vista spielen kann, warum dieses und jenes noch immer nicht klappt, warum ich ein Stück nicht mehr auswendig spielen konnte, wenn ich es fünf Tage oder eine Woche nicht mehr gespielt habe.

Wir versuchen unser Bestes und mehr geht nicht. Mit meiner mehr und mehr gewonnenen Gelassenheit bleiben die Stücke auch im Hirn, wenn ich sie drei oder vier Wochen nicht gespielt habe. Das ist im letzten halben Jahr oft vorgekommen, weil ich sehr wenig gespielt habe. Vorhin habe ich den Milhaud gespielt und war erstaunt, dass ich ihn – obwohl ich das Stück letztmalig am 18.11. beim Treffen gespielt habe, noch auswendig konnte. Die Reaktion darauf könnte ich in „Was hat Dich heute glücklich gemacht“ benennen.

Gelassenheit ist eine der Zutaten für bessere Resultate am Klavier (und nicht nur dort)!
ich wollte nicht zum Ausdruck bringen, dass man sich unnötigen Streß machen soll, wenn man nach einer gewissen Zeit kein Primavista kann.
Ich habe ja nur an mir persönlich festgestellt, dass ich bereits jetzt, nach relativ kurzer Zeit, Stücke, die unter meinem aktuellen, natürlich noch recht niedrigen Level liegen, direkt spielen kann. Dafür mache ich keine speziellen Übungen, es kommt von alleine.

Das brachte mich zu der Überlegung, ob so eine Entwicklung linear verläuft, ob sich also mit fortschreitendem Können das Primavista-Spiel parallel mitsteigert, oder ob es ab einem gewissen Niveau stagniert, egal wie gut man ansonsten spielen kann.
 
Ich denke das es eher ausschlag gebend ist was das für ein leichtest stück ist. Wenn das Stück leicht ist aber sachen enthält wie du noch nie gespielt hast dann würde ich mir denken wird es schwer mit Prima vista spielen.

Einfaches Beispiel: Du spielst Recht gut klassische stücke. Und dann wird dir n wiekrlich leistes Jazz stück vor gelegt mit diesen Lustigen Jazz Achteln drinne die du vieleicht in der Linken hand noch nie so wirklich gespielt hast.

Da könnte ich mir vorstellen das das dann nicht so einfach wird das stück korrekt zu spielen ohne sich vorher mit den Etwas anderem rhytmus gesondert vertraut zu machen.
 
ob es ab einem gewissen Niveau stagniert, egal wie gut man ansonsten spielen kann.

Das glaube ich nicht. Man macht es ja sowieso, auch wenn man es nicht gezielt übt. Irgendwann ist jedes Stück ganz frisch auf dem Notenständer. Es ist zu erwarten, dass mit zunehmender Erfahrung auch "Prima Vista" besser wird, ohne es gesondert zu trainieren. Allein schon, weil man ein Gefühl für Figuren, Intervalle, Zusatzlinien & diverse Spezialherausforderungen entwickelt. Irgendwann muss man ja nicht mehr jeden einzelnen Mehrklang aufgrund der Einzelnoten austüfteln, sondern man sieht ihn und erkennt ihn direkt. Auch die Tonarten mit größerer Rudelbildung von Vorzeichen verlieren ihren Schrecken. Die Anrufung des Großmütterchens wird seltener (:heilig:). Warum soll sich all das nicht auch positiv auf "Prima Vista" auswirken.

Ich trainiere es mitunter "gesondert", und zwar an übersichtlichen Stücken. Ich betrachte es nicht als Selbstzweck, sondern weil ich den Eindruck habe, dass es evtl. für das Gesamtprojekt "Klavierlernen" von Nutzen sein könnte.

Mir macht es zufällig Spaß, weil ich aus irgendwelchen Gründen gut "vom Blatt" spielen kann (die weniger lustige Gegenseite dieser Medaille: ich tue mich brutal schwer mit dem Auswendiglernen:cry2:). Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich es vielleicht nicht täte, fiele es mir nicht so leicht, dass es definitiv einen Spaßfaktor hat. :girl:
 

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