Emotionen beim Spielen

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11. Feb. 2007
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Huhu, nochmal!

Bringe heute noch ein zweites Thema an den Start, das mich sehr interessieren würde: Woran denkt ihr beim Klavierspielen?
Also ich frage mich die Frage deshalb, weil es ja immer heisst, dass man dem Klang anhört, ob er der Seele entspringt oder dem Fingernagel. Das ist schon auch meine Meinung, allerdings gerate ich beim Selberspielen selten in das emotionale Schwelgen und/oder Feuer, das ich erlebe, wenn ich Musik passiv höre. Das Spielen an sich vereinnahmt mich dermaßen (puhh!), dass eigentlich nur so eine Art Grundstimmung (je nach Stück anders gefärbt) unterschwellig wabert, die sich aber während des Spielens kaum zur vollen, lebendigen Präsenz entfaltet. Im Vordergund steht die Konzentration auf den motorischen Ablauf. Das ist dann ungefähr so, wie beim Sprechen einer ungeübten Fremdsprache: vor lauter Grammatik wird die spannendste Story oder die lustigste Pointe nur einfach fad.
Also nicht, dass ich wie ein Eiszapfen vor meinem Klavier wie vor der Steuererklärung säße, aber so völlig aufgehen tu` ich in den süßen Klängen auch nicht. Und wenn, dann verliere ich alsbald den Faden :rolleyes:

Wie ist das bei euch? Wo seid ihr mit euren Gedanken beim Spielen?

LG, Sesam
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Natürlich voll beim Stück!
nächste stelle gedanklich vorbereitet, aktuelle stelle ständige kontrolle ;)
 
Mir geht es genau wie dir, sesam!
Ich hab mich schon gefragt, ob es womöglich viele Jahre dauert, bis man gaaaanz viel Routine hat, um dann endlich Stücke so richtig beim spielen zu genießen.
Je länger/öfter man ein Stück spielt, desto souveräner läuft es, und desto eher kann ich weg von der Technik/Motorik/Konzentration aufs Spiel, hin zum geschehenlassen und genießen.
Was nicht heißt, daß ich es sonst nicht genieße. Trotz der "Anstrengung" oder Fehlern genieße ich es zu spielen, genieße die Klänge. Und dieses Selbermachen und Dabeisein am Klaiver kann mir wiederum keine CD geben!
 
Hallo Sesam,

auch mir geht es wieder genau wie Dir. Die Melodiegestaltung ist nur rudimentär, weil ich vor allem auf den motorischen Ablauf etc. konzentriert bin. Ich glaube, das hat zwei Gründe.
Erstens weil die Stücke immer an meiner motorischen Leistungsgrenze liegen bzw. darüber hinausgehen und ich mir die Griffe (z.B. Mehrklänge) erst im Stück erarbeiten muss.
Zum anderen liegt es daran, dass wir die Stücke im Unterricht relativ schnell wechseln, je nach Schwere vielleicht nach spätestens 3 - 4 Wochen.

Ich habe gerade überlegt, ob ich im Unterricht wieder einen Schritt zurückgehen soll (technisch einfachere Stücke). Im Moment tendiere ich aber eher dazu, mir "einfache" Stücke einfach selber vorzunehmen und an denen dann zu üben, mich auf die Melodiegestaltung zu konzentrieren.

lg

Nora
 
Ich stimme Nora zu, ich meine, man kann sich erst wirklich mit dem Musikmachen beschäftigen, wenn man technisch über der Sache steht.
Solange ich nicht das Stück technisch beherrsche, kann ich es auch wirklich mit emotionalem Hintergrund füllen.

Ich bediene mich viel gefühlsmäßiger Erfahrungen, um Musik zu gestalten.
 
man kann sich erst wirklich mit dem Musikmachen beschäftigen, wenn man technisch über der Sache steht.

Ich sehe das nicht so. Es ist ein bißchen wie der Frage, ob der Körper die Psyche beeinflusst oder die Psyche den Körper. Sowohl als auch - es ist eine Wechselwirkung! Beides entwickelt man besten zusammen.

Manchmal sind die technischen Probleme eben gerade dadurch verursacht, daß man emotional blockiert ist. Daß man einer Stelle rein technisch eben garnicht beikommen kann Perfektionismus kann da ein großes, eventuell unüberwindliches Hindernis werden. Deshalb sollte man sich - auch wenn man "technisch" noch nicht sicher ist, ruhig mal ganz schrecklich schlecht und falsch spielen, aber dabei mit dem musikalischen Ausdruck experimentieren. Am besten, wenn niemand in der NÄhe ist, der zuhört ;)
 
Ich glaube nicht, dass man ein Werk schon perfekt beherrschen muss bis die Emotionen zu ihrem Recht kommen können.
Ich kann z.B., wenn ein gewisses Niveau erreicht ist, die ständige Fehlerselbstkontrolle abschalten und meinen Fokus auf Klang, Farbe und Gefühl richten. Oft passieren dabei mehr Fehler, aber mein Spiel empfinde ich dabei immer als schöner!

Man kann seine Konzentration beliebig ausrichten; nur wer sie so ausrichtet, dass sie jeden Fehler erbarmungslos aufzeichnet und das Spiel dann innerlich als "schlecht" bewertet, muss vlt seine diesbezügliche Auffassung überdenken. Von groben Patzern abgesehen sind Fehler absolut unwichtig.

lg marcus
 
Huhu, nochmal!

Das Spielen an sich vereinnahmt mich dermaßen (puhh!), dass eigentlich nur so eine Art Grundstimmung (je nach Stück anders gefärbt) unterschwellig wabert, die sich aber während des Spielens kaum zur vollen, lebendigen Präsenz entfaltet. Im Vordergund steht die Konzentration auf den motorischen Ablauf.

LG, Sesam

Hallo Sesam,

ich finde diesen neuen Faden sehr interessant und kann sehr gut deine gedanklich/emotionale Verfassung beim Klavierspielen nachvollziehen. Mir ist es häufig auch ähnlich gegangen. Zumindest solange ein Stück noch nicht fertig ist und man immer noch höchste Konzentration aufbringen muss, um alles wirklich zu beachten.

Wenn meine Stücke jedoch mal fertig sind, denke ich schon, dass es mir gelingt, beim Spielen auch gleichzeitig das Stück in seiner musikalischen Schönheit zu genießen. Natürlich ist das eine andere Art von Musik genießen, als wenn du als Zuhörer und damit nur als passiver Konsument deine Musikanlage anschaltest und dich an perfekt aufgenommenen Stücken freust.

Beim Spielen ist es eben nicht nur ein Musik genießen (das Wort hat ja auch einen eher passiven Charakter), sondern ein Genießen plus höchste Konzentration.

Mir fällt das auch noch schwer, aber ich denke es kommt dabei auch etwas darauf an, wie man seine Stücke einstudiert. Meine KLIn legt zum Beispiel immer großen Wert darauf, dass ich gleich von Anfang an jeden Takt "mit allem Drum und Dran", d.h. auch mit der richtigen Artikulation und musikalischen Gestaltung spiele. Nur technisch richtig will sie überhaupt nicht hören. Daher wird auch bei einem neuen Stück immer viel über das Stück gesprochen, in die Noten hereingekritzelt etc. so dass sich gleich von Anfang an jeder Takt in seiner vollen Komplexität einprägt. Ich jedenfalls habe den Eindruck, dass es damit leichter ist, sein eigenes Klavierspiel auch zu genießen, sobald man das Stück mal wirklich kann.

Außerdem bin ich neuerdings dazu übergegangen, Stücke die ich erlerne bzw. auch solche die ich m.E. schon kann, mal mit der Aufnahmefunktion meines Digi aufzunehmen. Es ist wirklich sehr interessant, sich mal "von aussen" zu hören - und dabei merkt man dann, auch wenn offenbar alles stimmt, was man da spielt, ob für den Zuhörer in der Darbietung die Anstrengung oder die Leichtigkeit überwiegt.

Meine Experimente mit dieser Digi-Aufnahme-Funktion haben jedenfalls ergeben, dass dann, wenn sich das aufgenommene Stück für mich wirklich so anhört, als sei es mit Leichtigkeit gespielt, dann war es auch so und dann habe ich das Stück auch beim Spielen genossen. Hört man die Anstrengung heraus, dann ist es noch nicht so weit.:D

Liebe Grüße

Debbie digitalis
 
Guten Morgen! (habe Urlaub)

Vielen Dank für den Erfahrungsaustausch. Ich zitiere mal die Stellen, die mir am besten gefallen haben und über die ich noch nachdenke. Das sind ja richtige kleine Aphorismen (wie wärs mit einer "Clavio-Zitatensammlung" im Bärenreiter Verlag?:cool:)

Zitat von Haydnspaß:
Manchmal sind die technischen Probleme eben gerade dadurch verursacht, daß man emotional blockiert ist.

Zitat von .marcus.:
Man kann seine Konzentration beliebig ausrichten; nur wer sie so ausrichtet, dass sie jeden Fehler erbarmungslos aufzeichnet und das Spiel dann innerlich als "schlecht" bewertet, muss vlt seine diesbezügliche Auffassung überdenken. Von groben Patzern abgesehen sind Fehler absolut unwichtig.

Zitat von Nora:
weil die Stücke immer an meiner motorischen Leistungsgrenze liegen bzw. darüber hinausgehen und ich mir die Griffe (z.B. Mehrklänge) erst im Stück erarbeiten muss.

Zitat von Debbie digitalis:
Beim Spielen ist es eben nicht nur ein Musik genießen (das Wort hat ja auch einen eher passiven Charakter), sondern ein Genießen plus höchste Konzentration.

und hier noch einer aus der Reihe "Freud und seine Freunde" ;)

Zitat von violapiano:
Solange ich nicht das Stück technisch beherrsche, kann ich es auch wirklich mit emotionalem Hintergrund füllen.
:D



Jetzt noch ein anderer Aspekt, den ich mit meiner Eingangsfrage vor allem im Hinterkopf hatte:
Wenn ihr ein Stück spielt, egal ob mit oder ohne Publikum, habt ihr dann im Moment des Spielens Bilder im Kopf, Herz, wo auch immer, und erfühlt ihr das Tongedicht im Moment des Erklingens? Oder reproduziert ihr das, was ihr euch im Verlauf des Übens und Einstudierens erarbeitet habt? Wahrscheinlich gibt es keine Antwort "Entweder-Oder", aber ich finde die Frage trotzdem spannend.

LG, Sesam
 
Sesam, erstmal finde ich das Thema sehr interessant.

Ich stimme vor allem Violapiano zu - erst wenn man eine Stelle technisch beherrscht, ist der Kopf frei für die musikalische Gestaltung, für den Ausdruck. Genauer gesagt, erst wenn ich meine Konzentration davon wegnehmen kann, "keinen Fehler" zu machen, kann ich die Konzentration zum wichtigsten lenken: nämlich mir zuhören und innerlich den nächsten Ton vorbereiten und ständig am Klang dranbleiben, an der Tongestaltung.

Am besten gelingt es (gehe nur von mir aus), wenn man ein Stück auswendig spielt und man die Finger "laufen lassen" kann. Wenn kein Anteil der Konzentration drauf geht, auf die Noten gucken zu müssen, sondern die möglichst ungeteilte Aufmerksamkeit auf den Klang der folgenden Note gerichtet sein kann.

Ich gebe gerne das Zitat von Eric Clapton nochmal wieder, was er auf die Frage antwortete, woran er beim Spielen denkt: "Immer an den nächsten Ton".

Weiterhin habe ich eine interessante Entdeckung bei mir gemacht: wenn ich mich darum kümmern muß, mich nicht zu verspielen, dann verspiele ich mich. Wenn der Kopf soweit frei ist, dass ich mich auf den Klang konzentrieren kann, den ich erzielen möchte, sind die Verspieler sehr viel geringer.

Mein persönliches Problem ist, dass ich bei Vorspielsituationen den Gedanken daran, dass es eben eine Vorspielsituation ist, nie völlig verdrängen kann. Leider ist daher dann die Aufmerksamkeit nicht mehr ungeteilt am Klang, daher gibt es bei mir immer mehr oder weniger große Abstriche, sobald jemand (fremdes) zuhört.
 

Hm, ds versteh ich nicht so richtig.:confused: Vllt steh ich auf dem Schlauch?:)

Ich meine es so, wie Mindenblues es ausgeführt hat.

Tatsächlich ein freudscher Verschreiber.....:rolleyes:
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Violapiano, es ist nur ein Scherz, weil du ein "nicht" vergessen hast vor dem "wirklich mit emotionalen Hintergrund".
 
... Woran denkt ihr beim Klavierspielen?
Also nicht, dass ich wie ein Eiszapfen vor meinem Klavier wie vor der Steuererklärung säße ...

Das ist auch mein Problem, dass ich mit den Gedanken beim Spielen oft "wo anders" bin.

Nur bei Stücken, die ich wirklich gut kann, kann ich mich in die Musik hinein fühlen. Der Lang Lang hat mal bei einem Klavierkonzert von Beethoven vorgeführt was er beim Spielen denkt und fühlt. Ein Stück läuft bei ihm wie eine gefühlvolle Geschichte oder Szenerie ab, in die er sich beim Spielen hinein steigert. Der kann natürlich (fast) jedes Stück in- und auswendig.

Übrigens ;) : Auch bei einer Steuererklärung muss man nicht wie ein Eiszapfen dasitzen. Da gehen mir oft ganz schön die "Gefühle" hoch - halt andere! :D

Gruß Sebastian
 
Der Lang Lang hat mal bei einem Klavierkonzert von Beethoven vorgeführt was er beim Spielen denkt und fühlt. Ein Stück läuft bei ihm wie eine gefühlvolle Geschichte oder Szenerie ab, in die er sich beim Spielen hinein steigert.

Ja, genau das ist es!! Vielleicht habe ich einfach zu wenig Phantasie, aber bei mir ist da nix mit "Geschichte", also zumindest nicht so unmittelbar gefühlsmäßig, dass es aus meinen Fingern in die Tasten fließt. Was weiß ich, was der Lang Lang da vor seinem geistigen Auge sieht. Ich seh` nur Noten :cry:. Aber ich werde das ändern. Ab sofort werde ich viel mehr Zeit den Assoziationen zu einem Stück widmen. Dazu muss man ja nicht mal am Klavier sitzen. Und man muss hierfür das Stück noch nicht mal "beherrschen", weil das, was ich dazu fühle ja primär nichts mit Handbewegungen zu tun hat.

LG, Sesam
 
Meine Erfahrung zu dem Thema:
((Ich merke nach den ersten Absätzen, ich muss mal wieder wie immer etwas ausholen... ich zwinge niemanden, das zu lesen ;) ))

Ich finde, die Frage "woran denkst du beim Klavierspielen" bzw. "was fühlst du beim Klavierspielen" ist eine wirklich komplizierte und schwer bzw. nicht in einem Satz zu beantwortende Frage.
Ein bisschen wie die Frage - "was hast du heute Nacht geträumt" - man kann zwar eine Antwort darauf geben, aber oft ist alles so verstrickt, verwirrend, komplex und durch Atmosphäte gestaltet, dass man nur etwa 10% von dem wiedergeben kann, was man eigentlich im Kopf hat.

Beim Klavierspielen gibt es für mich ganz unterschiedliche Phasen und "Stadien"; das hängt vom Komponisten, vom Stück, von meiner Laune und Tagesfassung, von der Motivation, dem aktuellen Übestand, dem Instrument bzw. Raum und eventuellem Publikum ab. Das sind ein Haufen Faktoren (und vielleicht hab ich einen vergessen...).

Wenn ich ein Stück neu einübe, bin ich selbstverständlich bei den Noten, Rhythmen, Tasten, Fingern, Fingersätzen, ich bin mit Lesen, Denken und Koordinieren bestens beschäftigt.
Irgendwann kommt dann der Moment, wo mein Kopf noch genügend Kapazität frei hat, um andere Gedanken, die sich einem ständig und unablässig, oft sogar unbewusst oder unbemerkt aufdrängen, so weit in den Vordergrund treten zu lassen, dass ich sie bewusst wahrnehme.
Das kann auch dann sein, wenn ich noch mit Noten spiele (oder hat von euch niemand Bilder im Kopf, wenn er ein Buch liest? Ich glaube kaum, dass man sich nur Szenen vorstellt, wenn man auswendig den Erlköig rezitiert...!)

Gut, was passiert da in meinen Gedanken? Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Entweder, das was ich in mir habe bezieht sich auf das Stück. Dann können das manchmal konkrete Bilder, oder auch nur Ideen von Bildern sein (ein Unterschied...). Beim Gnomenreigen zum Beispiel stelle ich mir tatsächlich vor, wie hinterhältige, flitzende kleine Wesen im Wald ums Feuer hüpfen, hämisch lachen und kichern, ich spüre genau die Stimmung, die dort herrscht, und plötzlich sind sie alle verschwunden, als wären sie nie da gewesen (je nach Pianist passt die Interpretation für mich zu diesen Gedanken oder auch nicht, dann mag ich sie nicht).
Bei dem Menuet aus dem "Tombeau de Couperin" im Mittelteil, wo es dramatisch wird, taucht vor meinem geistigen Auge plötzlich ein düsteres, schwarzes, finster und unheimlich wirkendes Schloss aus einem Nebelmeer auf, das riesig und unnahbar und irgendwie geisterhaft wirkt, aber schon nach ein paar Takten schließt sich der Nebel wieder und der Spuk ist vorbei.

Meistens sind es aber nur Stimmungen, Emotionen, nicht beschreibbare Eindrücke ohne Bilder, die im Stück auftauchen, und die sich auch in verschiedensten Stücken unabhängig von Epoche und Komponist (Bach - Mozart - Rachmaninov - Ravel...!!) wiederholen. Das kann bis zur fühlbaren Gänsehaut gehen; das kommt aber nicht dauernd vor und wird auch weniger, je öfter ich das Stück spiele. (Interessanter Weise kann sich das vor Publikum wieder potenzieren).

Oft ist es auch so, dass ich etwas ganz anderes denkee, wärend ich spiele (was nicht heißen muss, dass es emotions- oder planlos wäre), an irgendwelche Dinge, die mich gerade beschäftigen.
Das ist auch mein Problem, dass ich mit den Gedanken beim Spielen oft "wo anders" bin.
Ich sehe da überhaupt kein Problem, solange es nicht stört. Das ist vielleicht ein bisschen wie Meditation (?!?), man hängt seinen Gedanken nach - das macht überhaupt nichts. Kommt vielleicht davon, wenn man sich lange konzentriert hat und eine Pause nötig wäre, wenn man müde oder eher lustlos ist, oder wenn einen bestimmte, unerledigte oder wichtige Dinge besonders vereinnahmen.
Wenn ich das bemerke, schalte ich meistens wieder um auf "konzentriert Arbeiten" - meistens klappt das problemlos.

Gut, und selbstverständlich gibts auch (auch gleichzeitig zu Vorstellungen, auch wenn es sich widerspricht) den Zustand, wo ich vielleicht gar nichts denke oder eben es nicht so stark bemerke wie wann anders, wo ich hauptsächlich auf die Umsetzung der Musik in schöne Töne konzentriert bin. Man denkt nie darüber nach, aber ich vermute, in 90% der Fälle denkt man auch noch an irgendetwas andres.

Musikhören und Musikmachen ist wie Kuchen angucken und Kuchen essen. Ist beides eine Freude, nur einmal ist es anstrengender, aber man hat mehr davon :D

@ Mindenblues:
daher gibt es bei mir immer mehr oder weniger große Abstriche, sobald jemand (fremdes) zuhört.
Interessant. Ich spiele fremden Leuten lieber vor als bekannten :cool:
Manchen Bekannten spiele ich sogar äußerst ungern vor.

beste Grüße,
Stilblüte
 
@ Mindenblues:

Interessant. Ich spiele fremden Leuten lieber vor als bekannten :cool:
Manchen Bekannten spiele ich sogar äußerst ungern vor.

Ich wollte, ich wäre auch so eine kleine "Rampensau", die gerne vor fremden Leuten spielt. Leider ist immer so eine Überwindung dabei, und leider auch Gedanken, die vom Spielen ablenken:rolleyes:

Meine Meinung ist, das in erster Linie die Gedanken nicht wandern sollten, sondern am Geschehen (Fluss der Musik) sein sollten. Stilblüte, du hast den Begriff der Meditation ins Spiel gebracht. Meditation bedeutet, dass die Gedanken still stehen. Das heisst eigentlich, an nix zu denken, nur im JETZT zu sein, und zwar mit voller Intensität, Hingabe und allen Sinnen. Halte ich für den Idealzustand des Musizierens.

Meine frühere Orgellehrerin hatte gerne irgendwelche Sprüche parat, die zu markanten Fugenthemen passen, und die helfen, diese Themen besser zu artikulieren. Zum berühmten Thema der großen g-moll Fuge (BWV542) passt zum Beispiel der Text: "Das Kaffeewasser kocht, das Kaffewasser kocht, dreh' den Gashahn zu, das Kaffewasser kocht".
Es kann durchaus helfen, diesen Text mit im Kopf zu haben, während das Fugenthema durch alle Stimmen und Pedal geistert - kann helfen, die Betonung gleich zu halten, selbst wenn der Text völlig blödsinnig ist vom Inhalt und nur abstrakt benutzt wird zwecks Hilfe beim Artikulieren.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Was weiß ich, was der Lang Lang da vor seinem geistigen Auge sieht. Ich seh` nur Noten :cry:.

Hallo Sesam,
ein Lang Lang hat sich natürlich mit den Inhalt des Stückes auseinander gesetzt. Der weiß, was der Komponist ausdrücken wollte. Bei "Für Elise" kann man sich ja das vorstellen. Ich versuche hier an einen Verliebten zu denken, der im Zwischenstück etwas in Wallung gerät.

Zeit nehmen für Assoziationen halte ich für wichtig. Du sagst meines Erachtens auch richtig, dass man gar nicht spielen muss, sondern nur hören und fühlen!

Gruß Sebastian
 
Cooler Faden!
Ich hab ja schon seit laengerem den Verdacht, dass man Emotionen mitueben muss. Von wegen erst beherrschen, dann emotional fuellen! Und Erfahrung bestaetigt bei mir, dass ich beim Spielen viel viel sicherer werde, sobald ich emotional geuebt habe. Ich hab das vor ein paar Monaten waehrend der Vobereitungen auf ein Konzert festgestellt und versucht, umzusetzen, und mein Stammpublikum hat mir bestaetigt, dass das Konzert das Beste bisher war. Leider stelle ich das zwar immer wieder fest, lasse den Gedanken dann aber wieder fallen und uebe technisch, und das geht bei mir grundsaetzlich in die Hose ^^ Und zwar ordentlich!
Mein Professor sagt immer, dass beim Erarbeiten eines Stueckes gar nichts von selbst kommt. Wenn wir Bilder sehen wollen, muessen die von Anfang an mitkommen, wenn wir emotional spielen wollen, muessen wir das mitueben, und wenn wir baden wollen, dann von Anfang an. ;-) Und das ist viel wert, weil wir dann logisch zusammenhaengend und "runder" spielen.
Obwohl es bestimmt ganz verschiedene Lerntypem gibt *gruebel* Aber es macht auch mehr Sapsz so, oder?
liebe Gruesze
von einer Lalona, die gerade Lust aufs Ueben bekommen hat *hihi*
 
Cooler Faden!
Ich hab ja schon seit laengerem den Verdacht, dass man Emotionen mitueben muss. Von wegen erst beherrschen, dann emotional fuellen! Und Erfahrung bestaetigt bei mir, dass ich beim Spielen viel viel sicherer werde, sobald ich emotional geuebt habe. Ich hab das vor ein paar Monaten waehrend der Vobereitungen auf ein Konzert festgestellt und versucht, umzusetzen, und mein Stammpublikum hat mir bestaetigt, dass das Konzert das Beste bisher war. Leider stelle ich das zwar immer wieder fest, lasse den Gedanken dann aber wieder fallen und uebe technisch, und das geht bei mir grundsaetzlich in die Hose ^^ Und zwar ordentlich!
Mein Professor sagt immer, dass beim Erarbeiten eines Stueckes gar nichts von selbst kommt. Wenn wir Bilder sehen wollen, muessen die von Anfang an mitkommen, wenn wir emotional spielen wollen, muessen wir das mitueben, und wenn wir baden wollen, dann von Anfang an. ;-) Und das ist viel wert, weil wir dann logisch zusammenhaengend und "runder" spielen.
Obwohl es bestimmt ganz verschiedene Lerntypem gibt *gruebel* Aber es macht auch mehr Sapsz so, oder?
liebe Gruesze
von einer Lalona, die gerade Lust aufs Ueben bekommen hat *hihi*

Emotionen zu üben ist ein äußerst interessanter Ansatz! Ich denke, es stimmt alles, was du geschrieben hast....
 

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