Die motorischen Basistechniken

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In anderen Threads werden sie immer wieder mal angesprochen: die "motorischen Basistechniken"

Da aber sehr viele sich nichts unter diesem Schlagwort vorstellen können (mich eingeschlossen), wäre es nett, wenn die Leute, die sich damit auskennen, hier mal genauer erklären und beschreiben, was es damit auf sich hat.
 
Ich bin zwar niemand, der sich damit auskennt, aber folgende Basistechniken will mir meine KL vermitteln:

1) Tonleitern
2) Arpeggien (lange und kurze)
3) Akkorde

Alle drei haben ihre Tücken für den Anfänger. Ich hab mal für kurze Zeit Unterricht gegeben, und musste erstmal meiner Schülerin beibringen wie man Akkorde so anschlägt, dass alle Töne gleichzeitig kommen und der Akkord "rund" klingt.
Das sind mE die Basics. Damit kommt man bei Beethoven und Mozart schon sehr weit :D

lg marcus
 
Ich hätte eher gedacht, Haydnspaß spielt auf rein motorische Begriffe an in der Art von "Rollung", "Schüttelung", "Pronation", "Supination" etc., wie man sie vor allem in Literatur mit systematischer Attitüde findet.
 
Mit "motorischen Basistechniken" sollten eigentlich Bewegungsfähigkeiten (motorisch) gemeint sein, die man nicht auf natürlichem Weg (Technik) lernt. Beim Klavier zum Beispiel die verschiedenen Arten, eine oder mehrere Tasten anzuschlagen. Beim Malen wären das z.B. mit Öl und Pinsel malen, tuschen usw., beim Autofahren möglicherweise die "Stotterbremse" (die man heute nicht mehr braucht, weil es ja BSE und so gibt). Aber vermutlich ist häufig das gemeint, was der jeweilige Autor nicht so richtig kann und bei dem er der Meinung ist, daß ihm im Klavierunterricht nicht die nötigen Fähigkeiten vermittelt wurden

In Wiki habe ich die folgenden Definitionen für "Technik" gefunden, die nahe legen, jedesmal, wenn der Begriff in unklarem Zusammenhang benutzt wird, nachzufragen:

Alle Verfahren, Einrichtungen und Maßnahmen, die der praktischen Nutzung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse dienen – insbesondere in Fachgebieten wie Elektrotechnik, Bauingenieurwesen, Maschinenbau und Informationstechnik.

Ausgebildete Fähigkeit oder Kunstfertigkeit, die zur richtigen Ausübung einer Sache notwendig ist

Die Gesamtheit der Verfahren und Kunstgriffe, die auf einem bestimmten Fachgebiet üblich sind („Stand der Technik“)
 
Hi Guendola,

Mit "motorischen Basistechniken" sollten eigentlich Bewegungsfähigkeiten (motorisch) gemeint sein, die man nicht auf natürlichem Weg (Technik) lernt. Beim Klavier zum Beispiel die verschiedenen Arten, eine oder mehrere Tasten anzuschlagen. Beim Malen wären das z.B. mit Öl und Pinsel malen, tuschen usw.,

was meinst du mit "auf nicht natürlichem Weg"?

Ich würde es ähnlich wie Wu Wei definieren. Es sind die grundlegenden nicht weiter unterteilbare Bewegungen des Klavierspielens und auch keine Kombinationen von mehreren Bewegungen gemeint.

z.B.:
  • Taste anschlagen, halten und freigeben mit Finger-, Handgelenk, Unterarm- oder Oberarm-Beugung.
  • Taste anschlagen mit Unterarm- oder Oberarm-Drehung.
  • Vertikale Handverschiebung durch Oberarm-Drehung oder Oberarmbeugung.
  • Handjustierungsbewegungen bzgl. der relativen Tastenposition (Unterschiede zw. schwarze, weisse Tasten).
Aber um das fundiert zu definieren, müsste man die entsprechende Literatur zu Rate ziehen (kann ich während der Arbeit nicht ;-) )

Gruß
 
Ich hab jetzt selbst noch ein bißchen geforscht/gegoogelt, und dabei unter anderem gefunden



Einführung in die Alexander-Technik als Basis-Technik für Berufsmusiker
http://www.rudolfkratzert.com/texte/



Flexible Basis-Technik, Klavier
Ein Grundlehrgang in Modellübungen, 18 Seiten
„Basis“-Technik bedeutet hier den Aufbau der grundlegenden Bewegungsmuster der Klaviertechnik sowie den progressiven Aufbau der Spielmuskulatur.

http://www.molsen-uli.de/public/public.html
 
mit "nicht auf natürlichen Weg" meine ich das, was nicht angeboren ist und nicht unmittelbar zum Überleben erforderlich ist, (gehen, atmen, greifen, essen und fortpflanzen zum Beispiel). Bei den genannten Tätigkeiten wären Techniken dann elegant gehen, im Kreis atmen (z.B. für Didgeridoo), Klavier spielen, mit Messer und Gabel essen und Sex.

Haydnspaß, dieser Text über die Alexander-Technik ließt sich ja sehr interessant und es klingt auch überzeugend. Aber ich würde sagen, daß diese Technik eben den Gebrauch des eigenen Körpers optimiert, während Klaviertechnik den Gebrauch des Klaviers optimiert.

Aber wir üben uns hier ja alle mehr oder weniger in Dialektik. Was ist denn eigentlich der Hintergrund für die Frage dieses Themas? Es geht ja vermutlich nicht um eine wissenschaftliche Definition sondern eher darum, zu verstehen, was man sich vorstellen soll, wenn jemand zum Beispiel hier im Forum den Ausdruck "motorische Basistechniken" verwendet.
 
Es geht ja vermutlich nicht um eine wissenschaftliche Definition sondern eher darum, zu verstehen, was man sich vorstellen soll, wenn jemand zum Beispiel hier im Forum den Ausdruck "motorische Basistechniken" verwendet.

Ja, genau, darum ging es mir. Man bekommt da ja schon manchmal das Gefühl vermittelt: es gibt da Tricks, die man als Klavierspieler/lehrer unbedingt kennen muß.
Falls es diese Tricks tatsächlich gibt, würde ich sie halt auch gern kennen.
Sollte es sich jedoch nur um eine allgemeine Redensart handeln, die keine konkrete Spielweise beschreibt, dann wären jetzt schon viel zu viel der Worte darüber verloren.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
misteriöse Tricks - oder "Basistechniken"

hallo,
was für eine spitzfinde Fragestellung hier... :) was soll man tun, wenn die bösen fiesen "Profis" nix verraten? ... ... ...

wie gemein: mit der enstsprechenden "Basistechnik" kann man sich z.B. sehr angenehm an Prokovevs "suggestion diabolique" (laut Wolters Handbuch eine staccato-ETüde auf höchstem virtuosem Niveau) gewöhnen -- Hand aufs Herz: nur um sie zu lernen, ist die spritzig-fetzig-freche "suggestion" anspruchsloser als jede Chopin-Etüde (aber ätsch: nicht leichter...)

...Basistechnik...wenn man jeden "Griff Nummer 1" so internalisiert, dass er automatisch als Sprungbrett für "Griff Nummer 2" AUSGEFÜHRT wird (also man fällt automatisch mit den richtigen Fingern blitzschnell und entspannt in den jeweiligen Folgegriff), dann hat man sie drauf, die misteriöse Basistechnik! ... ... aber das muss man tun und sich daran gewöhnen, und das kann dauern... ...

natürlich kann es jetzt Gegenteiliges hageln - wohlan, das ändert nichts... mir egal, wenn man es nicht so internalisieren will :) aber die Frage ist ja: will man eine praktikable motorische Anweisung haben, oder will man wortreich diskutieren?

also nochmal: wenn man automatisch ohne nachzudenken von einer Maßnahme (einem Griff, einerm Ton) in die nächste "fällt" (richtige Finger, richtige Taste(n), entspanntes lockeres Handgelenk), dann macht man zunächst mal nix falsch. Wenn man die GEDULD hat, das immer so zu machen und es sich also angewöhnt, dann hat man eine der motorischen "Basistechniknen" verinnerlicht. aber das setzt viel Geduld voraus, wenn man es noch nicht gewohngt ist.

staccato, legato, forte, piano setze mich voraus

eine andere: Töne/Akkorde/Akzente "anschubsen"

und geschnallt haben, dass die Finger nur reagieren!!! (oft genug in diversen "Fäden" oder gar "Threads" (((göttliches denglish))) erklärt)

Gruß, Rolf
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

wieso lese ich bloss jedes mal aufs neue "notorische Basistechniken"?

@ rolf:
schön hast du das geschrieben. oder - wie es schon andere vor dir formuliert haben: man muß nur den richtigen ton zu richtigen zeit (mit dem richtigen finger und in der richtigen lautstärke) spielen. eigentlich ganz einfach ...

lg
a. (die derzeit knoten in hirn und finger hat und deswegen mehr als nur die notorischen basistechniken trainieren muss.)
 
notorisch - motorisch ...

hallo Ariadne,

ja völlig richtig! Und wenn man VORHER immer automatisch entspannt den richtigen Griff berührt, dann klappts auch so, wie Bach das erklärt hatte :)

...aber wehe wenn nicht: dann lauern Minotauren im Kostüm von Verspielern und Verkrampfung im Notenlabyrinth schon der ersten paar Takte... :)

liebe Grüße,
Rolf
 
Ja, genau, darum ging es mir. Man bekommt da ja schon manchmal das Gefühl vermittelt: es gibt da Tricks, die man als Klavierspieler/lehrer unbedingt kennen muß.


Das ist wohl der entscheidende Grund, warum Leute immer wieder nach diesen Techniken fragen.

Als Kind habe ich Fingerlegato gelernt, dann Stakkato und dazu langsam die Abstufungen dazwischen. Außerdem Tonleitern und Appregien, Daumenuntersatz und später noch Terz- und Sextläufe (aber nicht allzu virtuos), und natürlich auch dynamisches Spielen. Das, gepaart mit einer vernünftigen Körperhaltung sind für mich Grundtechniken des Klavierspielens. Alles andere sind Verfeinerungen. Diese Techniken braucht man halt zum spielen und da gibt es eigentlich keine Geheimnisse, nur den offensichtlichen Nachteil, daß einem als Anfänger nichts davon in den Schoß fällt. Alles andere, was man viel später lernt, baut darauf auf und kann daher keine Grundtechnik sein, also wirklich keine Geheimnisse! Oh, den weichen Anschlag habe ich noch vergessen, aber der war bei mir im Unterricht kein Thema.

Jetzt fällt mir ein, wo die "motorischen Basistechniken" vielleicht öfters angesprochen werden: Bei der Argumentation, warum man gerade zu Anfang Unterricht haben sollte oder warum man Leuten wie Hiob gesetzlich unter Androhung der Todesstrafe verbieten sollte, Klavierunterricht zu geben.
 
Jetzt fällt mir ein, wo die "motorischen Basistechniken" vielleicht öfters angesprochen werden: Bei der Argumentation, warum man gerade zu Anfang Unterricht haben sollte oder warum man Leuten wie Hiob gesetzlich unter Androhung der Todesstrafe verbieten sollte, Klavierunterricht zu geben.

??? ...ich dachte immer, die hätte man hierzulande abgeschafft... ist Klavier zu spielen ein vehement zu strafendes Delikt???
...hier muss es Feinheiten geben, die meinesgleichen undurchschaubar sind...

bevor ich also Gefahr laufe, dekapitiert oder aufgeknüpft zu werden, äussere ich mich besser nicht mehr zu "motorischenen Basistechniken"...

bitte bitte bitte: niemand soll automatisch auf die jeweils nötigen Griffe fallen, ich nehme alles von mir gesagte/geschriebene zurück - wahrlich, jeder der von Ton zu Ton an den Noten buchstabiert ist besser als Horowitz, und jeder sollte jahrelang Heumann & Konsorten mit Fleiss studieren...

:)

auch wenn ich weder Hiobsbotschaften verbreite, noch gar der alttestamentarische Hiob bin: hier geht es gelegentlich derart sonderbar zu, dass ich mich "eher rezeptiv verhalte" (aus dem Zauberberg zitiert)

ängstliche Grüße (a la marche aus supplice),
Rolf
 
bevor ich also Gefahr laufe, dekapitiert oder aufgeknüpft zu werden, äussere ich mich besser nicht mehr zu "motorischenen Basistechniken"...
ängstliche Grüße (a la marche aus supplice),
Rolf
jetzt hab ich schon gelesen "mörderische Basistechniken" :D

rolf, du kennst nicht die Geschichte von Hiob ;) Kurz gesagt, war das ein Klavieranfänger, der nach ein paar Monaten die Idee hatte, doch selbst Klavierunterricht zu geben, um seinen eigenen zu finanzieren ^^

lg marcus, der jetzt zwar nicht rolf in den marche aux supplice, aber uhrzeitgerecht in die reveries, passions geht
 
hallo marcus,

ein Anfänger einen Anfänger unterrichtend - - - wow!! das ist dann wohl Unterricht in homöopathischer Dosis: "similia similibus curantur" (gleiches wird mit gleichem geheilt) :) :)

was es nicht alles gibt...

amüsierte Grüße,
Rolf
 

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