Die Leiden des Musiklehrer Daseins :)

für mich gab es eh nur die Triangel. Immerhin habe ich damit fleißig Rubato geübt :004:
Gute Voraussetzungen, dieses Stück professionell darzubieten:


Ohje, Sportunterricht verursacht mir nach 65 Jahren immer noch Alpträume. Ganz besonders diese elenden Bundesjugendspiele jedes Jahr.
Zum 150-jährigen Bestehen der Höheren Schule in der süddeutschen Kreisstadt, in der ich steinalter Sack vor unfassbar vielen Jahren Abitur machen durfte, erschien eine Festschrift, die auch über den tausendjährigen Schulbetrieb während der Jahre 1933 bis 1945 informierte. Einer der damals unterrichtenden Gymnasiallehrer pflegte angeblich zu sagen: "Mir send arisch!!! Ons muess mer Schbordblätz boue!!!"

LG von Rheinkultur
 
Um mal mit dem Positiven anzufangen, sind es vor allem die Punkte Geld (viel Geld für "wenig Arbeit" - viel Freizeit - unterrichte nur 3 volle Tage); sein eigener Chef zu sein und Urlaub und Freizeit zu nehmen wann man möchte, welche mich derzeit noch bei der Stange halten.

Die Kehrseite ist vor allem, das meine Leidenschaft zur Musik fast völlig ausgebrannt erscheint :( Ich spiele nicht mehr in Bands, da mein eigener Proberaum/Studio als Unterrichtsort fungiert, und ich dann teilweise nach 8-10h Unterricht und auch mittlerweile generell einfach keine Lust mehr habe in meiner Freizeit noch weiter Musik zumachen (vor allem dann noch in selber Umgebung). Die Magie der Musik, ...., war für mich einfach nicht mehr gegeben.
Vielleicht hast Du auch einfach zu hohe Ansprüche. Ein Job ist ein Job und nicht mehr und nicht weniger. Er dient vor allem dazu, den Lebensunterhalt zu verdienen. Der Anspruch, dass dabei noch Magie, Leidenschaft und Kreativität dabei sein sollten, ist ziemlich hoch gegriffen. Vermutlich ist das bei 99,9 Prozent der Berufstätigen nicht erfüllt.

Wenn Du Dir das einfach klar machst und Deine Leidenschaft (in Musik oder auch in etwas anderem) außerhalb Deiner beruflichen Tätigkeit suchst, kann sie sich freier entfalten, weil sie dort auch keinen unmittelbaren wirtschaftlichen Zwängen (wie das beim Beruf der Fall ist) unterworfen ist.

Just my 2 cents.
 
Du beschäftigst dich also jedes Wochenende ausschließlich mit deinem Sohn? Warum? Siehst Du Dich als Spielkamerad und Unterhaltungsonkel, der 48 Stunden entertaint? Was für ein Bild vermittelst du deinem Sohn von Dir? Katastrophe! Kinder müssen sich alleine beschäftigen können und, ganz wichtig, ihnen muss ab und zu total langweilig sein. Langweile fördert die Kreativität.
Hat dein Sohn dich jemals richtig üben gesehen? So richtig arbeiten am Instrument? Oder denkt er, du bist so ein Dudel-Heini?
 
Du beschäftigst dich also jedes Wochenende ausschließlich mit deinem Sohn? Warum? Siehst Du Dich als Spielkamerad und Unterhaltungsonkel, der 48 Stunden entertaint? Was für ein Bild vermittelst du deinem Sohn von Dir? Katastrophe! Kinder müssen sich alleine beschäftigen können und, ganz wichtig, ihnen muss ab und zu total langweilig sein. Langweile fördert die Kreativität.
Hat dein Sohn dich jemals richtig üben gesehen? So richtig arbeiten am Instrument? Oder denkt er, du bist so ein Dudel-Heini?

Bitte halte Dich aus diesem Punkt raus. Das geht niemanden etwas an, da ich die Umstände dessen hier deplatziert finde! Danke...
 
Ich bedanke mich hier auch nochmal für alle guten Ratschläge, Tipps und Inspirationen!

Demian´s Statement hat mir jedoch am meisten geholfen, nochmal die Einstellung zum Unterrichten etwas zu überdenken (so offensichtlich sie auch sein mag)

"Eine wichtige Voraussetzung für das Unterrichten ist neben dem Interesse an der Sache eben auch im gleichen Maße das Interesse an den Menschen, die man unterrichtet."

Diesen Ansatz habe ich wohl im Laufe der Jahre etwas vergessen.

Wie gesagt, nicht mit allen Schülern ist es problematisch, aber manchmal kommt man sich einfach nicht wirklich wertgeschätzt bzw. gebraucht vor. Man redet sich den Mund fuselig, will Inspiration und Leidenschaft vermitteln, und beim Schüler kommt nur Buchstabensuppe an und der Funke will nicht überspringen (meistens auf Grund vom mangelhaften Übe-Verhalten zu Hause). Dann noch die ein oder anderen organisatorischen/vertragsgebundenen Probleme mit der Kundschaft und man ist mit den Nerven durch :)

Dennoch, ich habe auch viele Schüler für die die Unterrichtsstunden fast schon eine Art Therapie Sitzung ist, wo viel gequatscht wird. Manche haben sogar ein Bier zu jeder Stunde mitgebracht :)

Das sollte ich nicht vergessen, und durch dieses Statement ist es mir wieder bewusst geworden, wie wichtig das eigentlich ist! Ich werde da nochmal mehr ansetzen, gerade wenn es musikalisch nicht so richtig läuft, wie ich es mir wünschen würde...

Von daher ist es für mich auch von meiner Seite hiermit abgeschlossen...

Euch noch alles Gute und macht´s gut!
 
Man redet sich den Mund fuselig, will Inspiration und Leidenschaft vermitteln,
Leidenschaft vermitteln, wenn man selber keine besitzt (wie Du lang und breit erklärt hast)? Wie heißt es so treffend in Goethes „Faust“:
Wenn ihr's nicht fühlt, ihr werdet's nicht erjagen,
Wenn es nicht aus der Seele dringt
Und mit urkräftigem Behagen
Die Herzen aller Hörer zwingt.
Sitzt ihr nur immer! leimt zusammen,
Braut ein Ragout von andrer Schmaus
Und blast die kümmerlichen Flammen
Aus eurem Aschenhäuschen 'raus!
Bewundrung von Kindern und Affen,
Wenn euch darnach der Gaumen steht –
Doch werdet ihr nie Herz zu Herzen schaffen,
Wenn es euch nicht von Herzen geht.
Dennoch, ich habe auch viele Schüler für die die Unterrichtsstunden fast schon eine Art Therapie Sitzung ist,
Therapiesitzung? Für wen? Überschätzt Du da nicht gewaltig Deine Kompetenzen? Für mich klingt das, als maße sich der Blinde an, dem Lahmen den Weg zu weisen.
wo viel gequatscht wird. Manche haben sogar ein Bier zu jeder Stunde mitgebracht :)
Professionalität ist etwas anderes. Wenn ich so etwas lese, gruselt‘s mir!
 
Ich bedanke mich hier auch nochmal für alle guten Ratschläge, Tipps und Inspirationen!

Demian´s Statement hat mir jedoch am meisten geholfen, nochmal die Einstellung zum Unterrichten etwas zu überdenken (so offensichtlich sie auch sein mag)

"Eine wichtige Voraussetzung für das Unterrichten ist neben dem Interesse an der Sache eben auch im gleichen Maße das Interesse an den Menschen, die man unterrichtet."

Diesen Ansatz habe ich wohl im Laufe der Jahre etwas vergessen.

Wie gesagt, nicht mit allen Schülern ist es problematisch, aber manchmal kommt man sich einfach nicht wirklich wertgeschätzt bzw. gebraucht vor. Man redet sich den Mund fuselig, will Inspiration und Leidenschaft vermitteln, und beim Schüler kommt nur Buchstabensuppe an und der Funke will nicht überspringen (meistens auf Grund vom mangelhaften Übe-Verhalten zu Hause). Dann noch die ein oder anderen organisatorischen/vertragsgebundenen Probleme mit der Kundschaft und man ist mit den Nerven durch :)

Dennoch, ich habe auch viele Schüler für die die Unterrichtsstunden fast schon eine Art Therapie Sitzung ist, wo viel gequatscht wird. Manche haben sogar ein Bier zu jeder Stunde mitgebracht :)

Das sollte ich nicht vergessen, und durch dieses Statement ist es mir wieder bewusst geworden, wie wichtig das eigentlich ist! Ich werde da nochmal mehr ansetzen, gerade wenn es musikalisch nicht so richtig läuft, wie ich es mir wünschen würde...

Von daher ist es für mich auch von meiner Seite hiermit abgeschlossen...

Euch noch alles Gute und macht´s gut!

Jetzt hab ich doch mal so ganz nebenher ne Frage;

Welchen Abschluß hast Du?

Ich meine jetzt dabei nicht den Tontechniker, des hat ja nix mit der Klavierpädagogik zu tun.

Was mich speziell interessiert, Dein Abschluß als Musiker bzw. Klavierpädagoge?

Weil, wennst da keine ausreichende Ausbildung hast, wird es schwierig und frustrierend zu unterrichten.
 
Zuletzt bearbeitet:

redet sich den Mund fuselig, will Inspiration und Leidenschaft vermitteln, und beim Schüler kommt nur Buchstabensuppe an und
Da liegt ein Problem. Man muss schon reden, aber das zu viele Reden ermüdet Lehrer und Schüler. Mit Reden lässt sich keine Leidenschaft vermitteln, sondern nur durch eigenes Tun, Vormachen,Mitmachen, Hingerissensein.

Das Reden ist nur Ergänzung, zur Demonstration von Spieltechnik, Theorie etc..
Und bei den normalen Schülern, d. h. nicht weit fortgeschrittenen oder hochbegabten, muss man so nah wie möglich an deren Lebenswelt bleiben. Ist manchmal nicht einfach.
Schließlich hat uns die Musik ein Leben gegeben, materiell und geistig- seelisch.
Ein wenig davon kann man immer weitergeben, und jeder Schüler hat irgend etwas anzubieten.
 
Früher gab es das nicht, dass jeder nicht übende Schüler mitgeschleppt wurde. Da flog der halt raus.

Erst in unserer heutigen Welt, wo Kritik automatisch böse ist und "Inklusion" alles, konnte es zu diesen Phänomenen kommen, von denen outcast666 berichtet.

Es ist ja Tatsache, dass allein das Wissen, dass man rausfliegen kann, wenn man sich nicht ein wenig anstrengt, zu besserer Bemühung führt. (Und um die, die dann sagen "pah, mir doch egal, dann hör ich halt auf", ist's eh nicht schade.)
Aber in unserer woken Heiteitei-Welt ist das ja pfuibäh.
Und außerdem will ja jeder wegen der Kohle möglichst viele Schüler haben, schon deshalb siebt man nicht aus.
 
Alle finden's eigentlich blöd, aber keiner will als Outcast oder mittellos dastehen, also machen alle mit.

So lässt sich in verschiedener Hinsicht unsere heutige Zeit zusammenfassen.

Es ist eigentlich völlig absurd.
 
Früher gab es das nicht, dass jeder nicht übende Schüler mitgeschleppt wurde. Da flog der halt raus.

Erst in unserer heutigen Welt, wo Kritik automatisch böse ist und "Inklusion" alles, konnte es zu diesen Phänomenen kommen, von denen outcast666 berichtet.

Es ist ja Tatsache, dass allein das Wissen, dass man rausfliegen kann, wenn man sich nicht ein wenig anstrengt, zu besserer Bemühung führt. (Und um die, die dann sagen "pah, mir doch egal, dann hör ich halt auf", ist's eh nicht schade.)
Aber in unserer woken Heiteitei-Welt ist das ja pfuibäh.
Und außerdem will ja jeder wegen der Kohle möglichst viele Schüler haben, schon deshalb siebt man nicht aus.

Nicht üben ist die eine Sache. Lehrer müssen auch mit Schülern klar kommen, die keine Hausaufgaben machen. Für den Instrumentalunterricht muss man bezahlen. Wer da nicht übt, ist selber schuld (meine Meinung).

Allerdings hat eine private Gitarrenschule schon relativ viele Freiheiten. Der Lehrer meiner Tochter, ebenfalls Inhaber einer gut laufenden Schule, schmeißt immer mal wieder Leute raus, weil er es nicht einsieht, sich von irgendwelchen Klugscheißern das Leben schwer machen zu lassen. Es handelt sich dabei ausschließlich um Erwachsene.
 
Ich werde nie wieder Klavierunterricht nehmen. Ich mag nicht jemand mit meiner Stümperei und Begriffsstutzigkeit sein Leben versauen.
Ich bin etwas beunruhigt über diesen Faden.
Oder bin ich einfach dumm/anspruchslos/altmodisch?
Das Unterrichten eines bereits auf Anfängerniveau so interessanten und vielfältigen Instruments, wie es das Klavier nun mal ist, hat mich nie wirklich genervt, und ich bin schon einige Jährchen dabei.
Auch Abnutzung durch schlechte Routine ist eher nicht mein Problem.
Neben meiner Hauptarbeit als KL arbeite ich gerade mit einem älteren Herrn (pensionierter Hochschullehrer) an der Musiktheorie (er wollte endlich mal verstehen, was das ist), das ist hochinteressant, weil ich hier mit einem völlig anderen Denken konfrontiert bin und für sämtliche 'Selbstverständlichkeiten' neue Ideen entwickeln muss. Ich empfinde das als Spaß.
Ich finde die doch erschreckend hohe Zahl von mehr oder weniger demotivierten KL in diesem Forum als deprimierend!
Jedenfalls habe ich mehr Einfühlung für einen Fagottlehrer, der nach 40 Jahren im Beruf etwas arg abgenutzt durch immer gleiche Literatur ist.
Aber ich sehe auch - eher nicht bei Clavio! - KL, die jahrzehntelang die immer gleiche Klavierschule verwenden, die immer gleichen Stücke unterrichten und ihre Schüler den immer gleichen Unterrichtsschablonen unterwerfen, und die sich dann über Langeweile beklagen. Wenn in einem freien Land derartige berufliche Selbstkastration häufig ist muss man sich über die Ergebnisse, wie sie im obigen Zitat zu Ausdruck kommen nicht wundern.
 

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