Die Leiden des Musiklehrer Daseins :)

Neben meiner Hauptarbeit als KL arbeite ich gerade mit einem älteren Herrn (pensionierter Hochschullehrer) an der Musiktheorie (er wollte endlich mal verstehen, was das ist), das ist hochinteressant, weil ich hier mit einem völlig anderen Denken konfrontiert bin und für sämtliche 'Selbstverständlichkeiten' neue Ideen entwickeln muss. Ich empfinde das als Spaß.
Das ist ja gerade das Faszinierende beim Unterrichten, dass etwas für einen selbst selbstverständlich ist und für andere (heißt: Schülerinnen und Schüler) eben nicht.
Ich finde die doch erschreckend hohe Zahl von mehr oder weniger demotivierten KL in diesem Forum als deprimierend!
Uff, schon viermal Glück gehabt (zweimal bei der Flöte und zweimal beim Klavier).
Aber ich sehe auch - eher nicht bei Clavio! - KL, die jahrzehntelang die immer gleiche Klavierschule verwenden, die immer gleichen Stücke unterrichten und ihre Schüler den immer gleichen Unterrichtsschablonen unterwerfen, und die sich dann über Langeweile beklagen.
Tja, die stellen sich selbst ein Bein.
 
Ich finde die doch erschreckend hohe Zahl von mehr oder weniger demotivierten KL in diesem Forum als deprimierend!
Danke, dass Du das einmal ansprichst. Mir ist das auch schon aufgefallen. Das ständige Geschimpfe der Klavierlehrer über faule Schüler, die eintönige Tätigkeit, die miese Bezahlung, einfach alles, was man hier im Forum so lesen kann, hat mich schon von Unterricht abgehalten. Ich möchte mir nicht die schlechte Laune eines KLs einkaufen. Eine positive Grundeinstellung gehört einfach dazu (auf beiden Seiten), sonst würde mich Unterricht runterziehen.

Klar gibt es im Berufsleben immer wieder Nervfaktoren, aber insgesamt ist KL doch ein ziemlich cooler Beruf. Wäre fein, wenn das auch im Forum wieder mehr rüberkommen würde.
 
Das ständige Geschimpfe der Klavierlehrer über faule Schüler, die eintönige Tätigkeit, die miese Bezahlung,
... ist vor allem gegenüber anderen Schülern eigentlich ein No Go und wirkt aus Schülersicht auch zu Recht abschreckend. Ich glaube gern, dass das manchmal ein hartes Brot ist, meiner Erfahrung nach (und nicht auf den TE bezogen) sind es aber andererseits gerade auch nicht die besten und motiviertesten Lehrer, die sich Dritten gegenüber so über ihre Schüler und ihren Frust mit ihnen auslassen - bei solchem Lehrer wollte ich auch keine Stunden nehmen und ich bin froh, dass mein KL nicht so drauf ist, sondern gerne zu unterrichten scheint. Empfehlung ist das jedenfalls keine. Lehrer ist halt nun mal ein Beruf, in dem es nicht allein auf fachliche Kompetenz oder gar "Exzellenz" ankommt, sondern bei dem man auch viel mit anderen Menschen, oft Kindern und Jugendlichen, zu tun hat und neben so etwas wie Interesse an Menschen und einer grundlegenden Sozialkompetenz auch entsprechende pädagogisch-didaktische Qualifikationen benötigt. Das liegt vielleicht nicht jedem. Und in solchem Fall tut man wohl weder sich noch seinen Schülern damit wirklich einen Gefallen - es gibt ja auch andere Möglichkeiten, sein Geld zu verdienen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich finde die doch erschreckend hohe Zahl von mehr oder weniger demotivierten KL in diesem Forum als deprimierend!
Danke, dass Du das einmal ansprichst. Mir ist das auch schon aufgefallen. Das ständige Geschimpfe der Klavierlehrer über faule Schüler, die eintönige Tätigkeit, die miese Bezahlung, einfach alles, was man hier im Forum so lesen kann, hat mich schon von Unterricht abgehalten.
Entweder ich habe da ganz viel übersehen, oder ich habe die fragwürdige Fähigkeit, mir so etwas „schönzulesen“. Wo sind denn die vielen Beiträge, in denen die KL hier am Nörgeln sind? Hasenbein beschwert sich manchmal ganz allgemein über unentspannte Schüler, aber grundsätzlich halten sich die Klavierlehrer über ihre Klientel doch sehr bedeckt. Oder?
 
Entweder ich habe da ganz viel übersehen, oder ich habe die fragwürdige Fähigkeit, mir so etwas „schönzulesen“. Wo sind denn die vielen Beiträge, in denen die KL hier am Nörgeln sind? Hasenbein beschwert sich manchmal ganz allgemein über unentspannte Schüler, aber grundsätzlich halten sich die Klavierlehrer über ihre Klientel doch sehr bedeckt. Oder?
Es gibt das ungeschriebene Gesetz, dass man seine eigenen Geschäftspartner nicht öffentlich beschimpft. Und zwar branchenübergreifend. Bei aller kritischen Würdigung von Vorgängen um einen herum sollte man unprofessionelles Verhalten unterlassen. Ein lebenserfahrener Mann stellte einmal fest, man schimpfe nur solange auf seine Arbeit, bis man keine mehr hat. Es sei denn, man verfügt über den Scharfsinn und die Lebensklugheit der MÄCHTIGEN KASSIERER und macht daraus ein schönes Lied:
 
Lehrer ist halt nun mal ein Beruf, in dem es nicht allein auf fachliche Kompetenz oder gar "Exzellenz" ankommt,
Doch!!!
Aber zusätzlich auch auf methodische unf pädagogische Kompetenz UND essentiell auf etwas furchtbar altmodisches: auf Herzensbildung.
Es ist halt nicht SO häufig, dass das zusammenkommt!
Und wer wollte das für sich reklamieren!?
 
Ich bin sicher, dass es hier im Forum KL gibt, die überzeugt sind, dass all dies bei ihnen zusammenkommt.
(Ich gehöre selbstverständlich nicht dazu.)
 

Doch!!! Aber zusätzlich auch auf methodische unf pädagogische Kompetenz UND essentiell auf etwas furchtbar altmodisches: auf Herzensbildung.
Ich meinte ja auch: Es kommt nicht allein (aber selbstverständlich auch) auf fachliche Kompetenz an (sondern daneben auch noch auf manch anderes). Herzensbildung ist dabei ein gegenüber der Vorherrschaft des zweckrationalen Denkens leider wirklich sehr aus der Mode gekommenes Konzept - aber ein wohl unverzichtbares.
 
Zuletzt bearbeitet:
zusätzlich auch auf methodische unf pädagogische Kompetenz UND essentiell auf etwas furchtbar altmodisches: auf Herzensbildung.
Es ist halt nicht SO häufig, dass das zusammenkommt!
Ich bin sicher, dass es hier im Forum KL gibt, die überzeugt sind, dass all dies bei ihnen zusammenkommt.
(Ich gehöre selbstverständlich nicht dazu.)
@hasenbein : Was fehlt Dir denn? Doch wohl nicht etwa die Herzensbildung?
 
Ich bin halt gemäß Myers-Briggs ganz klar ein "INTP", also aus Sicht der meisten anderen immer zu sehr sachorientiert und zu wenig menschen- und beziehungsorientiert. Reicht aber immerhin dafür, dass meine Schüler gerne kommen und meist viele Jahre bleiben :coolguy:
 
Hallo ihr Lieben,

Entweder ich habe da ganz viel übersehen, oder ich habe die fragwürdige Fähigkeit, mir so etwas „schönzulesen“. Wo sind denn die vielen Beiträge, in denen die KL hier am Nörgeln sind? Hasenbein beschwert sich manchmal ganz allgemein über unentspannte Schüler, aber grundsätzlich halten sich die Klavierlehrer über ihre Klientel doch sehr bedeckt. Oder?
das habe ich mich auch gefragt, ich habe wenig solches hier gelesen. Natürlich erzählen LehrerInnen hier im Forum "Lehre und Klavierunterricht" auch von Frustration, Problemen, Schwierigkeiten etc. - dafür ist dieses Unterforum da! Ich finde sogar, dass viel zu wenig Lehrer aller Sparten von ihren Problemen berichten. Die Hemmschwelle ist groß, schnell wird man als KKL beschimpft, wenn man ratlos von Unterrichtssituationen oder seinem Frust erzählt. Mein Wunsch ist es, dass sich hier viel mehr Lehrer trauen, zu berichten, zu fragen, Gelegenheit zum Austausch zu bieten. Das kommt auch den Schülern zugute.

Ich kann sehr nachvollziehen, dass bei Schülern/Mitgliedern dieses Forums diese Schilderungen sehr zwiespältig und auch niederschmetternd ankommen. Das Problem, aber auch der große Vorteil dieses Forums ist, dass es ein Podium für Lehrer und Schüler gleichermaßen bietet. Meiner Meinung nach muss es aber möglich sein, dass Lehrer auch ihre Sicht und ihre Gefühle schildern. Ich hoffe, dass diese persönliche Schilderung auch als das genommen wird, was sie ist: persönlich.

Das Problem von @outcast666 liegt nämlich nicht im Unterrichten von Anfängern oder Schülern - nicht nur mich, sondern viele, viele Klavierlehrer macht es glücklich, interessierte Anfänger/Schüler in die Welt der Musik einzuführen - , sondern ganz woanders.

Wie bedauerlich - ich sehe erst gerade, dass er seinen ersten Post gelöscht hat. Ich hatte ihn vor ein paar Tagen gelesen und weiß nicht mehr genau, was drin steht. Ich versuch's mal:

Lieber @outcast666, du bist momentan sehr unzufrieden mit deinem Leben. Zufrieden bist du mit deinem Verdienst, der dir ein sorgenfreies Leben ermöglicht - das ist dir auch in Zukunft wichtig.

Du bist aber betrübt, dass dir die Freude an der Musik verloren gegangen ist, du wünschst dir die schöne Zeit von früher zurück, wo du spontan, kreativ und frei warst, mit anderen in einer Rockband spieltest und mit ihnen auf einer Wellenlänge warst.

Gleichzeitig schreibst du, dass du nur drei Tage in der Woche unterrichtest, die aber sehr vollgestopft sind. Du bist auch unzufrieden mit vielen deiner Schüler, du arbeitest nur mit 30% deiner Schülern wirklich gern.

Jeder hat das Recht auf ein Gefühl, mit seinem bisherigen Lebensentwurf in einer Sackgasse angekommen zu sein! Sich Veränderung zu wünschen, aber (noch) nicht zu wissen, wie denn und was denn verändert werden könnte.

Ich meine, dass du noch nicht deine Bedürfnisse kennst. Sie haben sich offensichtlich verändert - was früher stimmig war, ist es nun nicht mehr. Was hat dir damals die Rockband gegeben, was hat sie dir gebracht, was hat sie dir bedeutet? Vielleicht ein Gefühl von Freiheit, von "alles ist möglich", von Selbstwirksamkeit und Selbstbewusstsein, von "in den Tag hinein leben, ohne alles geplant zu haben"? Ist es das, was dir jetzt fehlt? Oder etwas anderes? Erstmal also eruieren, was dir genau fehlt. Ein Bedürfnis ist auf jeden Fall die finanzielle Sicherheit - so habe ich dich jedenfalls verstanden.

Dann eruieren, wie du dieses Gefühl, diese Freiheit (Vermutung), dieses Glück, diese Selbstbestimmtheit wieder erlangen kannst. Dazu braucht es nicht unbedingt eine Rockband, noch nicht einmal Musik, das kann auch etwas ganz anderes sein. Also ist ein Art Brainstorming nötig, in der du die wildesten und verrücktesten Lösungen kreuz und quer überlegst, aus denen du anschließend auswählst.

Auch deine Bedürfnisse in den drei Tagen Unterricht und am Wochenende wollen überlegt sein. Welche Bedürfnisse hast du beim Unterrichten? Z.B. dass das Unterrichten wieder Spaß macht? Wie könntest du dies erreichen? Was brauchst du? Ich z.B. achte immer darauf, dass ich nie viele ähnlich fortgeschrittene Schüler/Anfänger hintereinander unterrichte und auch nicht zu viele hintereinander. Ich brauche auch für jeden Schüler Zeit, 30 Min.-Stunden gibt es bei mir nicht. Solche Dinge sind meine Lösungen für meine Bedürfnisse, dass mir nie langweilig ist, dass ich jedem Schüler frisch begegne und ihn individuell wahrnehme und unterrichte. Ich finde so toll an meinem Beruf, dass jeder Schüler anders ist und anderes braucht. Das fördert auch meine Kreativität, immer wieder neue Ideen etc..

Andere haben andere Bedürfnisse, was sind deine? Du machst dir die drei Tage proppenvoll, damit du dann frei hast. Ich zweifle daran, ob das eine gute Idee ist. Gestalte lieber dein Unterrichten so, dass es wieder Spaß macht. Du könntest vormittags erwachsene Schüler unterrichten, um die Zeit zu entzerren - ich mache das regelmäßig. Du könntest Kammermusik der Schüler untereinander fördern, du könntest Harmonielehrestunden anbieten, du könntest deinen Schülern anbieten, zwei Mal wöchentlich Proben für eine neu gegründete Rockband abhalten, du könntest Workshops durchführen, du könntest mit deinen Schülern auf ein Rockkonzert gehen und ...und...und.

Voraussetzung dafür, dass du findest, was du brauchst, ist aber, dass du deine jetzigen Bedürfnisse herausbekommst. Dazu gehört, dass du dich ernst nimmst, dass du deine mangelnde Motivation ernst nimmst und zu dir sagst: "O.k., mir geht es momentan scheiße. Ich bin zwar froh, dass ich relativ leicht gutes Geld verdiene und so finanzielle Sicherheit habe, aber ansonsten ist es nicht zum Aushalten." Die Annahme der Situation, so wie sie ist, ist der allererste Schritt.

Dann kommen die nächsten. :D Man ist nicht im Leben festgetackert für Jahrzehnte, wir können für uns sorgen, wie können etwas ändern.

Dabei viel Mut und Erfolg wünscht

chiarina
 

Zurück
Top Bottom