Comptine d'un autre été: L'après midi

Wie findet ihr Comptine d'un autre été: L'après midi?

  • Ich find's göttergleich!

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  • Ich kann es nichtmehr erhören!

    Stimmen: 41 51,9%

  • Umfrageteilnehmer
    79
hallo Chiarina

...wer "einfach gestrickte, deinet-, meinet- oder unseretwegen sogar triviale Musik liebt", der bevorzugt das nun mal, oder sehe ich das falsch? Also ist sein Geschmack auf diese Sorte musik gerichtet, und das darf man sehr wohl bemerken, denn es bedeutet nicht, dass derjenige in allem zum trivialen neigen würde ;)

Gott hat in seinem Schöpfungsplan die Welt nun mal so eingerichtet, dass sie auch Triviales enthält (und sogar recht viel davon) - wir dürfen da das Kind durchaus beim Namen nennen.

liebe Grüße, Rolf


Hallo Rolf,

hat denn ein Hörer, der Tiersen, aber auch Chopin, Debussy, Satie ... liebt, ebenso einen einfachen, trivialen musikalischen Geschmack? ;)

"Also ist sein Geschmack auch auf diese Art von Musik gerichtet...." - so könnte ich deine Aussage stehen lassen.

Viele Grüße :)

chiarina

P.S.: Ich glaube wirklich wie klavigen, dass es sehr viele unterschiedliche Hörgewohnheiten gibt. Pianovirus hat auch schon darauf hingewiesen. Ich habe ziemlich viel Kontakt zu Jugendlichen. Meine beiden Söhne sind ja selber welche. Und die werden zum Beispiel die ganze Zeit hier mit klassischer Musik beschallt, spielen sie auch selbst, hören aber auch ganz verschiedene Musik, z.B. von Merhzad oder so ähnlich, dem neuesten Gewinner der Bohlen-Show. Ich könnte nie sagen, dass sie oder Schüler von mir, die auch so etwas o.ä. hören, einen trivialen Musikgeschmack haben. Das wäre viel zu undifferenziert! Man kann sagen, sie bevorzugen im Moment die und die Musik. Aber das ändert sich auch dauernd.
Oder nehmen wir eine meiner Schülerinnen. In der Oberstufe haben sie Oper und Kunstlied auf eine Art und Weise durchgenommen, dass diese Schülerin, die sehr an klassischer Klaviermusik interessiert ist, niemals mehr in die Oper gehen geschweige sich denn ein Kunstlied anhören will! Sie hört alle möglichen Musikrichtungen - da ist alles dabei. Wie soll man ihren Geschmack in einem einzigen Satz definieren, außer das er sehr unterschiedlich oder weitreichend ist?




Laß mal Brendel (oder jemanden mit einer Art wie Clara Haskil) die gleiche Aktion durchführen (wobei die Qualität der gebotenen Musik sicherlich noch eine Ecke höher ausfallen würde als bei Lang), und die Resonanz würde lange nicht so positiv ausfallen! Die Schüler würden einen nerdigen Opa wahrnehmen, der muffige Musik spielt.


Hallo hasenbein,




lustig gesagt :D !

Weiter oben habe ich gesagt, dass Schülern durch den Musikunterricht an Schulen leider oft völlig ein eventueller Zugang zu klassischer Musik verbaut wird.

Deswegen kann ich an Lang-Langs Einsatz an Schulen und sei er noch so der große Showman, ganz und gar nicht schlecht finden. Für meine Begriffe fehlt es der klassischen Musik sowieso total an Interaktion mit dem jüngeren Publikum. Das heißt ja nicht, dass man Klassik light macht. Aber wieso sollen die Schüler mit späten Beethoven-Sonaten verschreckt werden, die in ihrer Weisheit und Komplexität zu den ganz großen Klavierwerken gehören? Um Schüler an klassische Musik heranzuführen, sollte man sogar Stücke nehmen, die nicht zu lang, nicht zu komplex und vielleicht sogar mit der Lebenswirklichkeit der Schüler zu tun haben. Was ist daran Schlechtes? Sind dann alle Schüler dumm, nur weil sie Brendels Schubert-Sonaten vermutlich ablehnen würden? Heißt es nicht immer im Lehrberuf, man soll die Schüler abholen, wo sie sind? Manchmal kann auch eine Konfrontation oder Provokation sinnvoll sein, dass muss man sich dann aber sehr gut überlegen. Man muss damit viel Erfahrung haben, damit der Schuss nicht nach hinten los geht!

Viele Grüße

chiarina
 
Hallo Chiarina,

deinem Beitrag kann ich mich bedingungslos anschliessen.
Bezüglich der Sache mit Lang Lang. Ich sehe es auch nicht ein, wieso man ihm etwas vorwerfen sollte. Habe auch gar nichts dagegen einzuwenden, wenn er sich in diesem Ruhm ein wenig badet, von dem so mancher behauptet, er wäre nicht verdient. Letztlich versucht er in der Tat der jüngeren Generation einen Zugang zur klassischen Musik zu verschaffen. Nämlich eben dem Teil der Jugend, der von sich aus keinen Kontakt dazu knüpfen würde. Und wenn sie erstmal in Berührung mit der Materie kommen (denn bei aller Gerechtigkeit muss man sagen, dass nicht alles! eine Show ist von dem, was er abzieht. Aber keiner der Kenner wird ihm auch einem gnadenlosen Vergleich mit größen wie Gilels unterziehen)
Die anderen musikalisch interessierten werden Lang Lang in diesem Sinne gar nicht erst brauchen, um Brendel zu mögen. Ich sehe in seinem Tun einen Gewinn für die Gesamtheit.

Bezüglich der trivialen Musik. Natürlich kann man nicht sagen, dass jemand einen grundsätzlich trivialen Geschmack hat, wenn er Tiersen hört. Es ist lediglich auffällig, dass gerade solche Menschen, die eben diese Musik in höchsten Tönen loben, sich privat mit wenig anderer Musik auseinandersetzen. In diesem Falle wäre es theoretisch legitim zu sagen, man habe einen "trivialen Musikgeschmack". Das hat ja per se keinen negativen Duktus.
In diesem Fall gilt wie so oft, Ausnahmen bestätigen die Regel.
 
Naja, liebe Leute, an sich ist es ja auch gut, wenn Lang Lang dafür sorgt, daß vielleicht ein paar mehr Leute sich für Qualitätsmusik zu interessieren beginnen.

Worauf ich hinweisen wollte, ist, daß die Wirkung auf die Schüler wohl in den allerseltensten Fällen etwas mit der Wirkung der Musik zu tun gehabt haben wird, sondern die Schüler auf ganz oberflächliche Dinge angesprungen sein werden wie sein Gehampel, seine Grimassen, seine oberflächlich die Virtuositätswirkung verstärkende Interpretation, seine lustige Art und darauf, daß er so jung und hip ist. Also auf Dinge, die erstmal mit der Musik herzlich wenig zu tun haben und mit denen er ihnen genauso gut irgendwas anderes hätte verkaufen können.

Entscheidend an der Klassik ist aber, daß es eben nicht um oberflächliche Effekte geht, sondern um etwas über Alltag und Kommerz Hinausgehendes, Tieferes. Und das wäre m.E. die einzige lohnende Aufgabe in so einem Fall: Nicht wie ein Werbestratege die Konditionierungen der Schüler zu bedienen, sondern sie mit Einfühlungsvermögen wenigstens ein paar Minuten zum echten Still-Werden und Zu-Sich-Kommen zu bringen.

Was Royston Maldoom in "Rhythm Is It" mit den Kindern gemacht hat, das zum Beispiel war vorbildlich. Hier wurde sich in keinster Weise angebiedert - die Kinder wurden zu Focus und Stillwerden gezwungen, es wurde keine verwässerte Modemusik genommen, sondern das schwierige "Sacre", Royston versuchte nicht hip oder lustig zu sein, und nach dem Tanzprojekt waren sie glücklichere, selbstsicherere, optimistischere, intelligentere Menschen.

LG,
Hasenbein
 
Eine Welt, ...in der sich die Menschen nur in wohl überlegten,
gut ausformulierten Sätzen unterhalten würden -
Wäre das nicht auch eine Art Hölle?

Nein.

Von der Wahrheitsliebe mal ganz abgesehen -
ist es nicht eine Frage des Respekts vor dem Gesprächspartner,
wohlüberlegt und gut zu formulieren?

Zu "wohlüberlegt" sagt der Volksmund: Vor dem Reden das Gehirn einschalten.
Und zu "gut ausformuliert" paßt Mozarts schöne Antwort auf die Kritik
Josephs II. ("Gewaltig viele Noten, lieber Mozart"):
"Gerade so viele Noten, Eure Majestät, als nötig sind."

Womit zu Tiersen auch wieder eine Menge gesagt ist -
er braucht entschieden mehr Noten, als dieser Art von Musik zuträglich ist.
 
@Hasenbein

Wie gesagt. Ich würde es eben als etwas einseitig empfinden, wenn man Lang Lang nur darauf beschränken würde, dass er sich gerne selbst darstellt.
Die Sache ist ja folgende. Er setzt eben viel auf Effekthascherei, so wie viele andere Medien eben auch, weshalb ihn auch so viele wahrnehmen. Allerdings wäre es auch nahezu beleidigend zu behaupten, dass die Leute die auf ihn aufmerksam werden rein gar nichts von den Stücken und der Musik wahrnehmen würden. Das tun sie eben doch. Und sei es auch nur ein sehr geringer Teil der Leute, die durch ihn überhaupt erst auf manche Stücke aufmerksam werden und sich diese vielleicht separat nochmal näher zu Gemüte führen und daran gefallen finden, so hat er doch etwas erreicht. Andernfalls hätten diese Leute sich irgend eine andere Werbung oder Action Film angesehen und wären in keinster Weise mit dieser Musik in Berührung gekommen und wären durch den Film auch nicht wesentlich schlauer (Nein, ich hab an und für sich nichts gegen Action Filme).

Wenn viele Jugendliche auf eben solche Reize bereits getrimmt sind, dann finde ich es gar nicht so dumm, diese Tatsache auch mal anzuwenden um die Leute zur Musik zu locken. (Auch wenn der erste Kontakt nicht über die Musik selbst erfolgt, so ist sie spätestens beim zweiten Blick offensichtlich).

Von dem von dir erwähnten Projekt weiß ich zwar nichts, allerdings bestreite ich auch gar nicht, dass es andere Methoden gibt. Die gibt es zweifelsohne.
Wenngleich mir der Satz "...die Kinder wurden zu Focus und Stillwerden gezwungen..." leichtes Unbehagen bereitet.
 
Die Formulierung "gezwungen" ist sehr unglücklich, das stimmt.

Richtiger muß es heißen: Focus und Stillwerden wurden einfach kompromißlos eingefordert (ohne z.B. zu sagen: Die armen Kinder, die haben sich jetzt ja auch schon so lange konzentriert, also machen wir jetzt mal ein bißchen lockerer weiter), und wer sich daran nicht halten wollte, auf dessen weiteres Mitmachen wurde keinen Wert gelegt.

In dem Film wird u.a. auch gezeigt, wie eine Lehrerin Bedenken bezüglich der Strenge Maldooms äußert. Aber Maldoom läßt sich davon nicht im geringsten beirren, was auch richtig ist. Nur deswegen ist er ja so legendär als Tanzerzieher, weil er an die Fähigkeiten der Jugendlichen glaubt und einfach verlangt, sie sollten sie auch zum Vorschein bringen.

Auch wenn man Jugendliche an Klassik heranführt, sollte man sie nicht als "Dumme" behandeln, denen man erstmal mit oberflächlichem, vereinfachtem oder effekthascherischem Kram kommen sollte, sondern man sollte sie voll ernstnehmen und eine Situation schaffen, in dem echtes Hören (Lauschen) und damit eine echte innere Wirkung der Musik ermöglicht wird.

Und man sollte auch nicht versuchen zu suggerieren, daß die Klassik doch eigentlich "vieles gemeinsam" hat mit ihrer bisher gehörten Mucke, sondern sie sollten spüren, daß sie jetzt wirklich etwas ganz Anderes, für sie Neues erleben sollen, und es sollte ihnen ermöglicht werden, sich auf dieses Abenteuer einzulassen.

Vielen Menschen ist es ja total fremd, sich auf bisher Unbekanntes, Neues einzulassen und das Erleben von ihnen Neuem als belebend oder beglückend zu erleben. Daher ja auch die immergleiche Populärkultur.

LG,
Hasenbein
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Worauf ich hinweisen wollte, ist, daß die Wirkung auf die Schüler wohl in den allerseltensten Fällen etwas mit der Wirkung der Musik zu tun gehabt haben wird, sondern die Schüler auf ganz oberflächliche Dinge angesprungen sein werden wie sein Gehampel, seine Grimassen, seine oberflächlich die Virtuositätswirkung verstärkende Interpretation, seine lustige Art und darauf, daß er so jung und hip ist. Also auf Dinge, die erstmal mit der Musik herzlich wenig zu tun haben und mit denen er ihnen genauso gut irgendwas anderes hätte verkaufen können.




Auch wenn man Jugendliche an Klassik heranführt, sollte man sie nicht als "Dumme" behandeln, denen man erstmal mit oberflächlichem, vereinfachtem oder effekthascherischem Kram kommen sollte, sondern man sollte sie voll ernstnehmen und eine Situation schaffen, in dem echtes Hören (Lauschen) und damit eine echte innere Wirkung der Musik ermöglicht wird.


Hallo hasenbein,

was dein letztes Zitat angeht, stimme ich dir total zu!!! Nur dann kann man von wirklicher Musikvermittlung reden!

So gut, sinnvoll und richtungsweisend Rhythm is it war (seitdem hat nahezu jedes Orchester auch Aufgaben der Musikvermittlung), gab es natürlich auch immer Kritik an dem finanziellen Aspekt. So etwas ist zwar wichtig, aber sehr teuer und kann deshalb woanders leider nur schwer realisiert werden. Also erreicht man dadurch nicht so viele Jugendliche (übrigens ist das ein Projekt der Berliner Philharmoniker unter Simon Rattle, bei dem zu Strawinskys Sacre de printemps sozial benachteiligte Jugendliche Tanzchoreographien einübten und sich eingehend mit der Musik beschäftigten).

Um viele Jugendliche zu erreichen, müssten alle Institutionen, also Musiklehrer, Instrumentallehrer, Musikschulen, Orchester, Konzert-, Kunst- und Tanzpädagogen etc. zusammenarbeiten, Ideen austauschen.... . Aber wo arbeiten Lehrer schon zusammen! Schwierig, schwierig!

Was die Arbeit Lang Langs an Schulen angeht, kann ich deine Aussage nicht ganz nachvollziehen. Warst du denn dabei? Weißt du, welche Stücke er gespielt hat oder sind das alles bloß Vermutungen? Ich habe durchaus mal einen Bericht über ihn gesehen, der auch sehr ernst war und in dem sein Bemühen, mehr als "nur" Konzerte zu geben, sehr deutlich wurde.

Übrigens, pppetc, wie schön, dass du deinen tollen Text nochmals hier eingestellt hast. Ich werde ihn erneut lesen, denn, Schande über mich, teilweise habe ich ihn schon wieder vergessen :oops: !

Viele Grüße

chiarina
 
hallo Chiarina,
hallo klavigen,

hier geht es ja argumentativ richtig rund - und das bei so trivialem Anlaß (Thiersen) - - - wie müsste es erst hoch her gehen, wenn man einen anderen Anlaß hätte... ;)

da freilich mit Argusaugen Formulierungen seziert werden, und das weniger aus inhaltlichen, denn aus anderen Gründen, möchte ich auch die Argusaugen einsetzen: der böse Rolf hatte folgende Überlegung eigebracht:
wer hauptsächlich einfach gestrickte und triviale Musik liebt, präferiert offenbar einen einfachen und trivialen musikalischen Geschmack

Das sagt ja nichts darüber aus, was so jemand gelegentlich & nebensächlich tut und es sagt schon gar nichts darüber aus, wie so jemand abseits von musikalischen Vorlieben gestrickt ist! Die Welt ist groß, da gibt es bestimmt auch Hölderlinenthusiasten, die aber gerne Thiersen, Rieu und Clyderman hören.

Kurzum: die inkrimierte Formulierung ist doch besser als ihr Ruf. Lieben Dank für die Änderungs- und Verbesserungsvorschläge, aber für mich sieht es so aus, dass die eigentlich schon in diesem Satz enthalten waren. :)
_____________

ansonsten kann allem Trivialen ja nicht nur eine sehr wichtige Funktion zukommen:
- es macht als "warnendes Exempel" (W. Busch) auf das Nicht-Triviale aufmerksam, dient als dem Vergleich
- es macht manchmal seine(n) Erfinder reich :D

herzliche Grüße, Rolf
 

Hallo Rolf,


äh, ich befürchte, ich habe das Wort "hauptsächlich" ganz übersehen .... (*hüstel*). Vielen Dank, dass du es für mich nochmal extra fett gedruckt hast .... (ach ja! - hoffentlich nicht schon jetzt beginnende Alterserscheinungen??).

Also gut, so könnte ich es akzeptieren (ui - das ist mir jetzt aber schwer gefallen! :D ). Aber trotzdem - ich würde es nicht so ausdrücken, weil mir die Information, dass einer hauptsächlich Tiersen liebt, schon völlig reichen würde. Ich hab' bei Urteilen über andere Leute immer so ein komisches Gefühl im Bauch.

Viele liebe Grüße

chiarina
 
Ich hab' bei Urteilen über andere Leute immer so ein komisches Gefühl im Bauch.

hallo Chiarina,

das brauchst Du nicht - im Gegenteil! Würdest Du angesichts von "anderen Leuten", die mit kurzgeschorenen Haaren und haarsträubend undemokratischen Plakaten rumlaufen, etwa auch gar zu moderat reagieren?

(scherzando)
...ja...Jesus hat gesagt "richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet" - ja, soll sich Richterin Barbara Salesch deswegen zur Arbeitsagentur begeben? :D :D

herzliche Grüße, Rolf
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
scherzando diabolico-paradiso

Eine Welt, in der nur erlesene Literatur geschrieben und gelesen wird und nur Musik ertönt, die einem hohen anspruch genügt wäre sicher schrecklich. Oder - nicht auszudenken - in der sich die Menschen nur in wohl überlegten, gut ausformulierten Sätzen unterhalten würden - Wäre das nicht auch eine Art Hölle?

wenn das die Hölle wäre, möchte ich nicht wissen, wie dann das Paradies aussehen müsste :D

(natürlich hab ich das "auch" wahrgenommen, deswegen hab ich´s ja eigenmächtig unterstrichen)

...eine Hölle, in der kein Bohlen umherproletet, in welcher statt Bildzeitung Heine gelesen wird, wo aus allen Radios und Kopfknöpfen Bach und Mozart erklingen, wo sogar pubertierende Jugendliche statt "ey was geht, Alter" "hallo" sagen... ... ein diabolisches Horrorszenario :D - dagegen ist der furiose Schlußteil (Apokalypse) einer alten Schwarte namens "Neues Testament" richtig harmlos, zu schweigen von den Kinderbüchern eines Herrn Alighieri :D

... ... keine Widerrede! Du hat Humor und kannst da ebenso lachen

herzliche Grüße, Rolf
 
wenn das die Hölle wäre, möchte ich nicht wissen, wie dann das Paradies aussehen müsste :D

(natürlich hab ich das "auch" wahrgenommen, deswegen hab ich´s ja eigenmächtig unterstrichen)

...eine Hölle, in der kein Bohlen umherproletet, in welcher statt Bildzeitung Heine gelesen wird, wo aus allen Radios und Kopfknöpfen Bach und Mozart erklingen, wo sogar pubertierende Jugendliche statt "ey was geht, Alter" "hallo" sagen... ... ein diabolisches Horrorszenario :D - dagegen ist der furiose Schlußteil (Apokalypse) einer alten Schwarte namens "Neues Testament" richtig harmlos, zu schweigen von den Kinderbüchern eines Herrn Alighieri :D

... ... keine Widerrede! Du hat Humor und kannst da ebenso lachen

herzliche Grüße, Rolf

Rolf, du bringst mich um diese Uhrzeit ins grübeln. Ins Paradies wollen garnicht so viele, weil es in der Hölle anscheinend lustiger zugeht.;)

wir erwähnten ja schon jenes "höhere Wesen, das wir alle verehren" und der hat die Vielfalt sicher mit Fleiss erschaffen. (Fleiss natürlich im Sinne von: mit Absicht ) und deshalb braucht er auch den Teufel, die Kunst braucht den Kitsch und wie du selbst schon sagtest, dient das Triviale der wichtigen Funktion des Vergleiches. Und aus allen Knöpfen möchte ich keinesfalls immer Bach und Mozart hören, denn bei Gymnastik, Autofahrt oder ähnlichen Gelgenheiten lasse ich mich gerne einfach nur unterhalten.
Es wird mir eher fast übel, wenn Familie Biedermann bereits zum Frühstück eine Brahmssymphonie spielen lässt.

Und meine Wahrnehmung der pubertierenden Jugendlichen ist doch verschieden. Die ich kenne grüssen mich nett und eigentlich hat noch keiner "ey, was geht, Alder" gesagt. Mir gefällt die heutige Jugend im Ganzen recht gut und sie wird nur in den Medien oft verzerrt dargestellt und manipuliert. auch lesen die keine Bild sondern informieren sich aus verschiedenen Quellen und den Bohlen finden sie auch eher lächerlich.
 
vivamante, sempre scherzando

und den Bohlen finden sie auch eher lächerlich.

wunderbar, dann gibt´s ja doch noch Hoffnung für die Gattung "Kulturmensch" :D

..."Familie Biedermann"... ... ... wenn Chiarina das liest, wird sie Dich ausschmimpfen :) - - ich habe es extra nicht zitiert, damit Du es löschen kannst - - so respektlos und abwertend darf man eine miteinander verwandte Gruppe von Menschen mit Gefühlen usw, bestehend aus Mutti, Vati, Kinderlein & Reihenhaus, nicht bezeichnen...

...bissle blödeln macht gelegentlich Spaß

Gruß, Rolf
 
Nicht der Hörer is trivial, sondern das Stück, das er hört

Guten Abend -
oder auch guten Morgen, liebe Chiarina,

vorab muß ich sagen, daß mir die "Comptine" fast schon wieder leidtut -
viel Lärm um nichts - tant de bruit pour une omelette!
Aber als Demonstrationsobjekt ist sie gut geeignet.

Die repetitive Natur, die von vielen hier bemaengelt wird, erleichtert sogar das Abschalten, das Baden im Klang. Bei einer Beethoven-Sonate, wo es z.B. staendig mal ganz leise, dann wieder ganz laut ist, klappt das nicht so gut und man wird immer wieder "stoerend" aus dem Traeumen gerissen....
Und, was ich eben noch meinte: fuer das "Baden im Klang" ist evtl. so was wie das Amelie-Stueck besser geeignet als manches klassiche Meisterwerk, das immer wieder die Aufmerksamkeit auf sich zieht und somit das Abtreiben der Gedanken verhindert.

Die zwei Pianovirus-Zitate empfinde ich als hilfreich, um darzutun,
welche Hörgewohnheiten das musikalisch Dumme der "Comptine" erzeugt und bedient -
und worin die ästhetische Distanz zu non-trivialer Musik besteht.

Hätte Tiersen das Stück zum Beispiel gekürzt, mit weniger schlichten Harmoniefolgen und
einer durchgebildeten Melodie gearbeitet, abwechslungsreichere Begleitmuster ersonnen,
wörtliche Wiederholung vermieden und stattdessen auf Variantenbildung geachtet -
aus der "Comptime" wäre vielleicht kein Welterfolg, aber ein diskutables Klavierstück geworden.

Und die besonderen Kennzeichen eines echten lyrischen Klavierstücks?
Dynamische Abstufungen, harmonischer Reichtum, Themen (und Themen-Verarbeitung),
durchbrochene und kontrapunktische Arbeit, Entwicklungslogik -
alles Eigenschaften, die die konzentrierte Aufmerksamkeit der Hörenden erzwingen
und das Abschweifen der Gedanken verhindern, wie Pianovirus schreibt.
Klassische Musik will hörend nachvollzogen werden - ein Denkvorgang.
Aber die "Comptine" denkt nicht und gibt auch niemandem etwas zu denken.
Den Mut, sich seines Verstandes zu bedienen, hat offenbar weder Tiersen
noch der Tiersen-orientierte Hörertyp. Das gibt zu denken.

Aber damit soll man hinterm Berg halten, um das arme Hascherl nicht zu kränken?
(Karl Valentin 1933: "Ich sag garnix. Das wird man doch wohl noch sagen dürfen!")
Das Beispiel einer Ex-Mitpatientin von mir habe ich erwähnt, um Dir zu zeigen,
daß ich niemals einen Menschen in freier Wildbahn wegen seiner harmlosen Vorlieben
oder Abneigungen kränken würde. Das wäre niederträchtig.
Aber in einem Forum, das dem Gedankenaustausch unter Musikern
und Musikinteressierten dient - da soll man sich jeder wertenden Äußerung
über das Hörverhalten anderer und der möglichen Rückschlüsse, die es zuläßt,
enthalten?

Herzliche Grüße,

Gomez
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Aber die "Comptine" denkt nicht und gibt auch niemandem etwas zu denken.
Den Mut, sich seines Verstandes zu bedienen, hat offenbar weder Tiersen
noch der Tiersen-orientierte Hörertyp. Das gibt zu denken.
Wunderbar beschrieben, Gomez. Das Zitat jedoch beinhaltet eine m.E. unzulässige Wertung. Musik a la Tiersen, Eunaudi & Co. erfüllt eine Funktion, die der heutige Mensch nur über Entspannungsübungen erreicht: Das Davonschweben, das Abgleiten, das Nicht-Denken. Alleine dafür haben die Genannten schon eine wertvolle Daseinsberechtigung.
 
Es mag vielleicht nichts hochwertiges sein, aber für einen Laien wie mich(was Klavierspielen betrifft), ist es eine nette Musik. Vergleichbar mit einigen Stücken im Radio, die man gerne hört, sofern es nicht zu häufig gespielt werden. :) Über Geschmack läßt sich bekanntlich streiten.
 
Das Beispiel einer Ex-Mitpatientin von mir habe ich erwähnt, um Dir zu zeigen,
daß ich niemals einen Menschen in freier Wildbahn wegen seiner harmlosen Vorlieben
oder Abneigungen kränken würde. Das wäre niederträchtig.
Aber in einem Forum, das dem Gedankenaustausch unter Musikern
und Musikinteressierten dient - da soll man sich jeder wertenden Äußerung
über das Hörverhalten anderer und der möglichen Rückschlüsse, die es zuläßt,
enthalten?




Hallo Gomez,


deinem Post kann ich grundsätzlich nur zustimmen!!! Wie immer beschreibst du mit treffenden Worten den kompositorischen Gehalt der Comptine, auch in ihrem Vergleich zum echten lyrischen Klavierstück. Aber gab es darum denn hier überhaupt Streit? Resultierte der Streit (wenn man überhaupt von einem Streit reden kann) nicht eher daraus, dass sich Leute in ihrem Empfinden beim Hören dieser Musik kritisiert fühlten?

Rückschlüsse auf Charaktereigenschaften oder Hörverhalten dieser Hörer können meiner Meinung nach nicht getroffen werden, weil man

1. diese Hörer gar nicht kennt

2. das Hörverhalten doch nur auf dieses einzelne Stück bezogen kennt.

Wenn man aufgrund dieser mangelnden Informationen Rückschlüsse viel allgemeinerer Natur zieht, kann sich der Hörer eines Tiersen-Stücsk doch nur gekränkt fühlen, weil er aus seiner Sicht undifferenziert betrachtet wird. Weiss er doch so sehr viel mehr von sich. Vielleicht liest er gerade Texte von Goethe oder hört Chopin. Vielleicht hat er gerade einen sauanstrengenden Tag hinter sich und ist froh, wenn er in einem kleinen Teil seines Lebens mal seinen Verstand ausschalten darf. Sollte man ihn dafür kritisieren? Man kann höchstens sagen, er liebt Musik, bei der er nicht groß nachdenken muss. Aus was für Gründen, weiss man nicht.

Es werden so schnell Urteile über Charaktereigenschaften aufgrund gewisser Verhaltensweisen gefällt. Ich bedauere das sehr. Eben habe ich eine Schülerin unterrichtet, die gerade ihr Abi mit 1,0 gemacht hat. Was ihr da an Vorurteilen entgegenschlägt, ist nicht zu fassen! Und ist nicht ein Urteil über einen Hörer, der Tiersen liebt, nicht auch ein Vorurteil, weil zumindest hier außer dieser einen Information nichts sonst bekannt ist?

Natürlich kann man in einem Forum wie diesem trotzdem solche Fragen aufwerfen. Aber auch hier gibt es Leute wie diese Dame, von der du erzählt hast. Es ist doch ein sehr gemischtes Publikum. Im Rahmen einer Untersuchung, im Rahmen von einer Diskussion unter Fachleuten könnte man natürlich so diskutieren. Aber selbst dort würde eine einzelne Information nicht reichen, um ein fundiertes Ergebnis zu Hörverhalten und Charakter zu bekommen.





das brauchst Du nicht - im Gegenteil! Würdest Du angesichts von "anderen Leuten", die mit kurzgeschorenen Haaren und haarsträubend undemokratischen Plakaten rumlaufen, etwa auch gar zu moderat reagieren?


Hallo Rolf,

da ist ja genau der Punkt! Das Verhalten würde ich jederzeit be-, in diesem Fall verurteilen. Da würde ich natürlich klare Worte finden. Aber den Charakter würde ich trotzdem nicht beurteilen - ich bin doch keine moralische Instanz, die sich so etwas erlauben könnte. Weiss ich denn, wie ich "geworden" wäre, wenn ich so aufgewachsen wäre wie diese? Kann ich mich über deren Charakter wirklich erheben?

Ich unterscheide klar zwischen Verhalten, was hier klar und schonungslos zu kritisieren ist und dem Charakter. Da interessiert mich mehr das "Warum".


..."Familie Biedermann"... ... ... wenn Chiarina das liest, wird sie Dich ausschmimpfen - - ich habe es extra nicht zitiert, damit Du es löschen kannst - - so respektlos und abwertend darf man eine miteinander verwandte Gruppe von Menschen mit Gefühlen usw, bestehend aus Mutti, Vati, Kinderlein & Reihenhaus, nicht bezeichnen...f


:D :D - damit das bloß mal klar ist: wenn es nicht gerade um mögliche verletzte Gefühle geht, kann man alles sagen. Es geht doch nichts um schön verpackte, bissige Ironie! ;) Aber durch diesen Spruch fühlt sich hier ja wohl niemand verletzt!

Und bitte, bitte, bitte - ich bin nicht die Moralapostolin der Nation, nein, nein, nein! Nichts liegt mir ferner!!! Richterin chiarina nickt huldvoll mit ihrem Kopf und nimmt gnädig eingereichte Petitionen, sprich Posts, vorab zur Ansicht entgegen, um sie dann nach Bereinigung unerwünschter Ansichten und Formulierungen in die Weiten des Internets zu entlassen - niemals, höchstens gegen einen kleinen Obolus, um die Trivialität des schnöden Mammons mal wieder zur Sprache zu bringen und damit wieder zum Thema zu kommen :D .

Liebe Grüße

chiarina
 

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