Comptine d'un autre été: L'après midi

Wie findet ihr Comptine d'un autre été: L'après midi?

  • Ich find's göttergleich!

    Stimmen: 38 48,1%
  • Ich kann es nichtmehr erhören!

    Stimmen: 41 51,9%

  • Umfrageteilnehmer
    79
Die einzige Kontroverse die sich für mich auftun würde, wäre jene, wenn ein Mensch ausdrücklich behaupten würde "Yann Tiersens Kompositionen sind denen von Chopin (oder ähnlichen) ebenbürtig oder gar in vielerlei Hinsicht überlegen".
Allerdings würde ich es schlichtweg dabei belassen, weil dieser Mensch sich mit dieser Aussage von Anfang an selbst disqualifiziert.

Was DonBos bereits oben andeutete. (damit meine ich viel weiter oben, wie ich gerade sehe :D)
Dieses Klavierstück ist Filmmusik. Das ist eine gänzlich andere Musikkategorie, welche nur spärlich Parallelen zu den Kompositionen der früheren "großen" Komponisten aufweist. Das entspricht etwa dem berühmte Beispiel die Birnen mit den Äpfeln zu vergleichen. Gemeinsam haben die zwei Dingen eig. nur, dass man sie Essen kann und sie vielen Menschen schmecken.

Es ist ja unterschiedlich wie Filmmusik entsteht. Entweder hat der Komponist bereits die Szenen vor sich, zu denen er die Musik schreibt, oder er bekommt vom Regiesseur konkrete Anweisungen.
Als ganzes! funktioniert diese Musik erst mit den Bildern (zumindest sollte "gute" Filmmusik genau das tun).
Mit Filmmusik beziehe ich mich gewiss auf die eigens für den Film komponierte Musik. Wird Wagners Walkürenritt zu einer Kampfszene unterlegt, geht dieser ebenso unter der Kategorie "Filmmusik" durch (es gibt allerdings auch positive Beispiele solcher Anwendungen).
Gegen die Existenz und den Verzehr dieser Musik ist folglich nichts einzuwenden.
Kein Mensch würde auf den Gedanken kommen und sagen "Mein Formel 1 Auto ist das Produkt technischer Vollendung, es ist den Smarts dieser Welt auf immer überlegen, deshalb werde ich mit meinem Formel1 Auto auch in der Stadt souveräner zurechtkommen" Umgekehrt wird auch niemand mit nem Smart an einem echten Rennen antreten wollen. Nun, wollen vielleicht schon, aber nicht ernsthaft das Ziel verfolgen, zu gewinnen.

Wie bereits erwähnt. Mich stört nicht die Musik, sondern weit mehr das Konsumverhalten.
Als ich einst in der Schule am Flügel saß und viele Klassenkameraden ebenfalls im Raum waren spielte ich einige Stücke.
Bach bekam das Adjektiv langweilig. (Die Gesichter wurden regelrecht bleich!)
Chopinstücke wurden als Schnulzen geächtet.
Beethoven sei "einfach nur laut".
Erst bei eben jenem Comptine d'un autre ete oder gar bei der Tetrismelodie lichteten sich die Gesichter. (Ich wage an dieser Stelle die dreiste Vermutung in den Raum zu stellen, dass dies nicht auf mein spielerisches Können zurückzuführen ist)

Das ist für mich durchaus eine Art von Armutszeugnis. Die Bildung weist immense! Lücken auf. Schuld trägt zu einem großen Teil die Schule. Aber auch einige Elternhäuser. Es ist eine fürchterliche Teufelsspirale. Der Lehrerberuf wird maßlos unterschätzt und auch nicht ausreichend gewürdigt, weshalb immer weniger (vor allem pädagogisch Begabte) Leute den Lehrerberuf ergreifen. Somit verirren sich oft inkompetente Menschen zu diesem Beruf, da viele meinen "wenn ich schon nicht genial bin,- unterrichten kann ich ja allemal"

Ich habe selbst bereits viele Schulen in meinem Lebe besucht gehabt und den Unterricht von weiteren anderen mitbekommen. Es ist ein Graus, wie der Unterricht selbst von statten geht. Das bezieht sich praktisch auf alle Fächer, in Musik ist es mir jedoch auf Grund von meinem besonderen Interesse an dieser Materie besonders stark aufgefallen.

Schönen Gruß, Raskolnikow
 
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'N Abend allerseits!

Zur Frage der Diskutierbarkeit ästhetischer Vorlieben - ich halt's da mit dem Volksmund:
Jedem Tierchen sein Pläsierchen. Ich gönne jedem sein Bad in egalwelcher Klangsuppe.
Während eines längeren Klinikaufenthaltes durfte ich eine Mitpatientin kennenlernen,
die die Angewohnheit hatte, sich allabendlich auf die Terasse zu begeben,
sich die Kopfhörer ihres Discmans aufzusetzen und dem Sonnenuntergang zuzuschauen,
während sie die Titelmusik der Filmserie "Rivalen der Rennbahn" hörte.
Zur Veranschaulichung hier dieses Kleinod aus dem Hause Dieter Bohlen:

http://www.myvideo.de/watch/5888552/Rivalen_der_Rennbahn

Für meine arme Mitpatientin war dies - in ihrer traurigen Situation -
der Inbegriff von Glück: der Sonnenuntergang und dazu Bohlens Musik.
Hätte sie mich darauf angesprochen - nie hätte ich mich über diese Musik
despektierlich geäußert. Ich hatte nicht nur kein Bedürfnis, diese Frau zu kränken,
sondern im Gegenteil: Ihre abendliche Glückssuche hat mich gerührt.
Aber hier in einem Forum, wo sich (professionelle) Musiker und ernsthaft
musikinteressierte Menschen begegenen:
Muß ich da mit meiner Meinung hinterm Berg halten?

Niemand mißgönnt hier irgendjemandem seine Freude an Tiersens Musik -
wogegen ich mich wehre, ist das objektiv Anmaßende, die "Comptine"
unter die Gattung "lyrisches Klavierstück" zu subsumieren und damit
auf eine Stufe mit Miniaturen à la Grieg, Satie, Poulenc oder anderen zu stellen.
Die ästhetische Distanz kann nicht einfach kassiert werden.
Das wäre so, als ob jemand "Schnappi, das kleine Krokodil"
in den Kanon deutscher Kunstlieder aufnehmen wollte.

Insofern ist auch der Vergleich mit dem Apfel irreführend. Das Äquivalent zur "Comptine"
ist kein schöner Apfel, sondern ein Fruchtsaftlimonadengetränkeflüssigkeitssurrogat
mit mindestens 20% Apfelsaftgeschmack.

Viele Grüße!

Gomez
 
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Dieser Faden zerspragelt sich langsam in lauter interessante und irgendwie, aber nicht unmittelbar, zusammenhängende Einzelfragen. Was machen wir da... ?

@DonBos:

Leistung ist natürlich in diesem Fall nicht als Arbeit pro Zeit gemeint, sondern als irgendwas anderes, im Zweifelsfall genauer zu spezifizierendes. Ich halte den Leiermann auch für genial, also muss ich das wohl irgendwie versuchen... ;)

Es gibt da zwei Dinge, die mir sofort einfallen, um den Leiermann zu rehabilitieren: Erstens kommt sogar da das Thema nicht immer ganze gleich daher. Gegen Ende etwa erfährt es eine kleine, aber feine Steigerung. Und zweitens ist natürlich die Monotonie hier gewollt und soll bedrückend wirken, was sie auch tut. Ich will gar nicht bestreiten, dass das treffsichere Hervorrufen einer bestimmten, intendierten emotionalen Wirkung auch zu den Leistungen gehören kann. Insbesondere eine Art Stimmungseinheitlichkeit bei Diversität des Materials erscheint mir gar nicht so leicht zu erreichen. Und schließlich darf man auch nicht vergessen: Die Singstimme tut nicht immer dasselbe.

Zitat von Raskolnikow:
Bach bekam das Adjektiv langweilig. (Die Gesichter wurden regelrecht bleich!)
Chopinstücke wurden als Schnulzen geächtet.
Beethoven sei "einfach nur laut".

Das ist auch irgendwie schön zum Analysieren. Wann ist Bach langweilig? Meine Unterstellung: Wenn man sich nicht die Mühe machen will, dem ungeheuren Reichtum seiner Musik zu folgen, sodass alles nur als unstrukturierter Brei erscheint und man nichts damit anfangen kann. Wobei's natürlich auch von Bach Stücke gibt, die rein atmosphärisch wirken können, aber vermutetermaßen hast du grad keines davon gespielt. Wann wird Chopin als schnulzig empfunden? Wenn man es nicht mit seiner Identität vereinbaren kann, Dinge, die sentimentale Emotionen ausdrücken, gut zu finden. Warum findet man Beethoven einfach nur laut? Das ist mir nun leider auch unerklärlich... :D
 
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Zitat von Raskolnikow:
Es ist ja unterschiedlich wie Filmmusik entsteht. Entweder hat der Komponist bereits die Szenen vor sich, zu denen er die Musik schreibt, oder er bekommt vom Regiesseur konkrete Anweisungen.
Als ganzes! funktioniert diese Musik erst mit den Bildern (zumindest sollte "gute" Filmmusik genau das tun).
Mit Filmmusik beziehe ich mich gewiss auf die eigens für den Film komponierte Musik. Wird Wagners Walkürenritt zu einer Kampfszene unterlegt, geht dieser ebenso unter der Kategorie "Filmmusik" durch (es gibt allerdings auch positive Beispiele solcher Anwendungen).
Aus Interesse habe ich gerade einmal gegoogelt, nach welcher Methode denn Tiersen seine Filmmusik komponiert, also durch Sehen der Bilder oder durch Vorgabe des Regisseurs... Die Überraschung: Offensichtlich nach keiner von beiden Methoden. Tiersen komponiert laut eigenen Aussagen wohl tatsächlich seine Stücke als vollkommen bildunabhängige Musik (quasi absolute Musik). Nachzulesen hier:

http://www.cdstarts.de/specials/Interviews/1361-Yann-20Tiersen-20im-20Gespr-E4ch-20mit-20CDstarts.html

Für die, die sich nicht durch alles durchquälen wollen, habe ich hier den entscheidenden Absatz aus diesem Interview zitiert:
CDstarts.de: Du sagst, Du hast ein musikalisches Portrait von Tabarly erstellt und Dir gar nicht die Bilder angesehen? Also hast Du den Film gar nicht betrachtet und daraufhin die Noten aufgeschrieben?

Yann Tiersen: Das mache ich nie, denn ich glaube, ich mache keine guten Soundtracks mit dieser klassischen Methode, weil ich keine Verbindung zwischen den Bildern und Musik sehe und ziehe. Musik ist so abstrakt, es ist keine Sprache. Da keine Verbindung zwischen Bildern und Musik meiner Meinung nach besteht, habe ich eben nicht auf diese klassische Weise gearbeitet. Die Musik ist wirklich etwas abstraktes, sie ist keine Sprache und deshalb kann man Bilder nicht einfach in Musik übersetzen. Ich mache einfach Musik und manchmal passt sie zu einem Film.

Das nimmt der Musik dann hier im Forum wohl ihre letzte Verteidigung, denn damit kann sich die "Qualität" des Stück nicht mehr hinter den Bildern des Films, Vorgaben des Regisseurs oder sonstigen äußeren Zwängen verstecken.

Zum anderen von Raskolnikow angesprochenen Thema (musikalische Geschmacksverirrung von Klassenkameraden und grauenhaftester Musikunterricht) würde mir ad hoc auch aus eigener leidlicher Erfahrung sehr vieles einfallen, aber das will ich hier nicht ausführen, weil es so gar nicht zum Thema passt. Das bräuchte fast einen eigenen Thread (für dessen Erstellung ich aber im Moment keinen Nerv habe).
 
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...was der Frühling so alles bewirkt...

:D :D

Interessant im Kontext der Diskussionen hier wären die Fragen, ob das Deine Meinung oder Dein Urteil ist, auch und besonders in ästhetischer Hinsicht, oder ob - auch das war hier unterwegs schon angesprochen - dieser frühlingshaft brünftige Ausbruch gar nicht Deinem freien Willen entsprungen ist...

amüsierte und bestens unterhaltene Grüße,
Rolf

...in einem anderen Faden wird ein Trampolin schon für eine Polin gehalten - offenbar hat der lange kalte Winter ergötzliche Wirkungen...

und jede Wette: fisherman grinst :)
 
Ein Faden, in welchem Grundfragen unseres Daseins eroertert werden....Amelie, freier Wille, axiomatische Musikaesthetik und -soziologie....und was macht der gute rolf? Giesst seinen Spott ueber uns uns aus! Na toll!!! Fehlt nur noch eins von den ollen Heine-Verschen.... :p ;)
 
@Donbos

Danke für das Zitat, das war mir bisher so nicht bekannt.
Sollte das stimmen, so ist einzig das "manchmal" in seiner Aussage tröstlich.

Aber die Kernaussage von ihm in diesem Kommentar ist nahezu beschämend. Nun gut.

@Chiarina
Ja, diesen Fragen könnte man einmal nachgehen, wenngleich ich glaube, dass du sie sogar schon recht gut beleuchtet hast :)
 
Yann Tiersen: Das mache ich nie, denn ich glaube, ich mache keine guten Soundtracks mit dieser klassischen Methode, weil ich keine Verbindung zwischen den Bildern und Musik sehe und ziehe. Musik ist so abstrakt, es ist keine Sprache. Da keine Verbindung zwischen Bildern und Musik meiner Meinung nach besteht, habe ich eben nicht auf diese klassische Weise gearbeitet. Die Musik ist wirklich etwas abstraktes, sie ist keine Sprache und deshalb kann man Bilder nicht einfach in Musik übersetzen. Ich mache einfach Musik und manchmal passt sie zu einem Film.

Da haben wir's: Yann Tiersen ist also ein dermaßen schlechter Komponist, daß er nicht mal in der Lage ist, etwas zu einer Szene oder Stimmung Passendes zu schreiben. (Das konnte ja nun wirklich jeder der großen Komponisten mit Leichtigkeit.) Offenbar kritzelt er also "auf Halde" seine ungesteuerten, unreflektierten Nichtigkeiten zusammen und guckt dann in dem großen Stapel nach, ob er irgendwem irgendwas davon mal wieder als Filmmusik andrehen kann.
Wie hat denn der eigentlich seine Connection zu Filmemachern bekommen? Würde mich mal interessieren.

LG,
Hasenbein
 
Da haben wir's: Yann Tiersen ist also ein dermaßen schlechter Komponist, daß er nicht mal in der Lage ist, etwas zu einer Szene oder Stimmung Passendes zu schreiben. (Das konnte ja nun wirklich jeder der großen Komponisten mit Leichtigkeit.) Offenbar kritzelt er also "auf Halde" seine ungesteuerten, unreflektierten Nichtigkeiten zusammen und guckt dann in dem großen Stapel nach, ob er irgendwem irgendwas davon mal wieder als Filmmusik andrehen kann.
Wie hat denn der eigentlich seine Connection zu Filmemachern bekommen? Würde mich mal interessieren.

LG,
Hasenbein

Hasenbein, das klingt ja fast neidisch! :D
 
Wenn irgendjemand ein paar Lesetipps zu solchen Fragen hat, waere ich sehr interessiert (Gomez, Du z.B. hast doch immer gute Vorschlaege! ;) ... Wie sieht's aus?)

Danke der Nachfrage, Pianovirus,

es sieht nicht so gut aus. Es gibt ganze Regalmeter an poptheoretischer
Literatur, die sich von "unten" her der Thematik nähert, und dieser
fremde Blick auf die Musik der sogenannten bürgerlichen Hochkultur
könnte ganz erfrischend sein, wenn die Sachen halbwegs lesbar wären.
Sind sie aber nicht - was ich kenne, ist denkschwach, unstrukturiert,
ressentimentgeladen.

Was ich jedem dringend nahelegen möchte sind Hanns Eislers Schriften,
vorallem seine von mir gerne zitierten Äußerungen über die musikalische Dummheit.
In der DDR waren Eislers Schriften zu einem Gutteil veröffentlicht -
heute vielleicht über ZVAB zu beziehen. Breitkopf bastelt an einer Neuausgabe,
die leider über den ersten Band noch nicht hinausgekommen ist.
In der im Stroemfeld-Verlag erscheinenden "Querstand"-Reihe ist ein Band
über Hanns Eisler herausgekommen, den ich jedem ans Herz legen möchte
(ISBN 978-3-87877-980-3).

Die Hardcore-Version ist "Einleitung in die Musiksoziologie" von Theodor W.Adorno,
bei Suhrkamp erschienen (ISBN 978-3-518-27742-1), zeitlos gültig,
aber von ihm könnten sich hier viele brüskiert fühlen - sollte man vorab wissen.

Copland, den Du zitierst, ist streckenweise interessant, mir aber zu versöhnlerisch,
aus meiner alteuropäischen Sicht: typisch amerikanisch-pragmatisch.

Viele Grüße!

Gomez
 

'Muß ich da mit meiner Meinung hinterm Berg halten?

Niemand mißgönnt hier irgendjemandem seine Freude an Tiersens Musik -
wogegen ich mich wehre, ist das objektiv Anmaßende, die "Comptine"
unter die Gattung "lyrisches Klavierstück" zu subsumieren und damit
auf eine Stufe mit Miniaturen à la Grieg, Satie, Poulenc oder anderen zu stellen.


Hallo Gomez,


ich hoffe wirklich aus vollstem Herzen, dass du niemals mit deiner Meinung hinterm Berg hältst!!! Das wäre sehr schade!!!

Ich bin aber der vollsten Überzeugung, dass es nicht weichgespült ist, wenn wir Urteile über das Stück und Urteile über den Hörer, der in diesem Fall das Stück mag, klar trennen. Dass man Gefühle anderer Menschen respektiert, auch wenn man sie nicht teilen kann, bedingt auf gar keinen Fall, dass man nur noch Wischi-waschi-Gespräche führt oder Auseinandersetzungen aus dem Weg geht!!!

Wenn man vielleicht einige Überlegungen in diesem sehr interessanten Faden zusammenfasst, kann man ganz grob zwei Diskussionsrichtungen erkennen - die eine befaßt sich mit der kompositorischen Qualität oder auch nicht des Stückes, die andere mit der unterschiedlichen Wirkung des Stückes auf den Hörer.

Bei der Qualität scheint mir doch eine relative Einigkeit zu herrschen oder nicht? Habe ich etwas übersehen, hat denn jemand gesagt, dass dieses Stück auf einer Stufe mit Satie steht?

Bei der Wirkung entstehen dann natürlich Spannungen, die meiner Meinung nicht aufzulösen sind. Das Stück scheint zu polarisieren. Gerade sind doch Überlegungen im Gange, warum das so ist (was ich sehr interessant finde). Mit Meinungen und Urteilen sollte man da doch nicht hinterm Berg halten. Je vielfältiger und unterschiedlicher die Ansätze, desto besser!!!

Das Einzige, wogegen ich mich wehre, ist ein Rückschluss, dass jemand, der einfach gestrickte, meinetwegen sogar triviale Musik liebt, selbst trivial sei. In dem Zusammenhang ist mir das Wort "Trivialhörer" gewaltig aufgestoßen. Solch ein undifferenziertes triviales ;) Urteil kann ich nicht hinnehmen. (Gomez, du bist nicht gemeint! ;) )

Ansonsten hoffe ich, dass wir noch ein bisschen weiter diskutieren. Vielleicht weht ja auch schon ein klein wenig pfingstlicher Heiliger Geist zu uns herüber ;) (aber nicht aus Augsburg :shock: )

Viele Grüße

chiarina
 
bissle verspätet, wohl schon off-topic

2) Der zweite Punkt ist der, dass ich immer noch in der Formulierung unterscheide. "Ich finde ......" ist zwar eine Meinung, aber keine Äußerung eines subjektiven Gefühls. Und nur eine solche Äußerung kann für sich stehen - diskutiert werden kann dieses Gefühl und die damit verbundenen Hintergründe allemal, aber eine solche Äußerung ist zu respektieren. Ein Beispiel:

"Ich finde, Arbeitslose sind alle Schmarotzer. Die sollten erst mal anständig arbeiten, bevor sie was von meinem sauer verdienten Geld kriegen!" - das ist eine Meinung, die zum einen gegen meine Regel Nr.1 (s.o.) verstößt und zum anderen kein eigenes Empfinden äußert. Im Fachjargon würde man sagen, es ist wie eine Du-Botschaft. Der Ausdruck "Ich finde.." drückt kein eigenes Gefühl aus!
Dieser Ausspruch würde (hoffentlich) eine ordentliche Empörung auslösen!

"Ich mache mir Sorgen, dass unser Staat das Geld für die wachsende Zahl von Arbeitslosen nicht mehr lange zur Verfügung stellen kann. Außerdem fühle ich mich ungerecht behandelt, weil ich mich für wenig Geld so abschufte, während die Arbeitslosen sich einen schönen Tag machen können." - Würde dieser Satz trotz gleicher Kernaussage nicht viel weniger Empörung bewirken? Könnte er nicht sogar vielmehr eine fruchtbare Diskussion auslösen in sehr viel sachlicherer Atmosphäre, als dies oben möglich gewesen wäre? Es heißt nicht, dass man diese Aussage unwidersprochen stehen lassen muss, denn hier sind ja auch andere Menschen davon betroffen. Aber das Gefühl an sich kann ich so stehen lassen. Meine ich ;)

hallo Chiarina,

da Du ja Erfahrungen auf dem Brocken gesammelt hast, u.a. sogar Fachbücher über das Hexenwesen :) erstanden hast, bin ich davon überzeugt, dass Du ohne Schaden zu nehmen Widerspruch überleben wirst:

Nein, ganz dezidiert nein: die zweite "freundlich" formulierte Variante ist ebenso falsch, wie die grobschlächtige erste. Eigentlich ist es doch in übertragenem Sinn ganz einfach zu verstehen, dass z.B. Gammelfleisch nun mal Gammelfleisch ist, egal ob es im Mülleimer oder in einer Hochglanzverpackung untergebracht ist :D

Es sind falsche Inhalte, welche Widerspruch erregen - und was falsch, unwahr, schädlich ist, das wird auch durch "freundliche" Verpackung nicht besser und sollte auch keine Schonung erhalten. Angst um die Finanzen der Heimatgemeinde nebst Ärger ob z.B. nicht erfüllter tariflicher Verbesserungen rechtfertigt weder sachlich noch emotional, Arbeitslosen zu unterstellen, dass sie sich einen schönen Tag machen. Folglich gibt es keinen Grund, derartige Inhalte zu schonen, wenn sie in "höflichem Tonfall" vorgebracht werden.

Ich mag mir andere Beispiele gar nicht erst ausdenken...

herzliche Grüße, Rolf
 
back to popic :)

Das Einzige, wogegen ich mich wehre, ist ein Rückschluss, dass jemand, der einfach gestrickte, meinetwegen sogar triviale Musik liebt, selbst trivial sei. In dem Zusammenhang ist mir das Wort "Trivialhörer" gewaltig aufgestoßen. Solch ein undifferenziertes triviales ;) Urteil kann ich nicht hinnehmen. (Gomez, du bist nicht gemeint! ;) )

hallo Chiarina,

was spricht denn gegen folgende Bemerkung:

wer hauptsächlich einfach gestrickte und triviale Musik liebt, präferiert offenbar einen einfachen und trivialen musikalischen Geschmack :)

herzliche Grüße, Rolf
 
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Nein, ganz dezidiert nein: die zweite "freundlich" formulierte Variante ist ebenso falsch, wie die grobschlächtige erste.
.........

Es sind falsche Inhalte, welche Widerspruch erregen - und was falsch, unwahr, schädlich ist, das wird auch durch "freundliche" Verpackung nicht besser und sollte auch keine Schonung erhalten. Angst um die Finanzen der Heimatgemeinde nebst Ärger ob z.B. nicht erfüllter tariflicher Verbesserungen rechtfertigt weder sachlich noch emotional, Arbeitslosen zu unterstellen, dass sie sich einen schönen Tag machen. Folglich gibt es keinen Grund, derartige Inhalte zu schonen, wenn sie in "höflichem Tonfall" vorgebracht werden.





Hallo Rolf,

du brauchst nicht die geringste Sorge zu haben- ich mag Widersprüche und sachlich geführte Auseinandersetzungen sehr, weil sie einen zwingen genauer zu formulieren und den Dingen auf den Grund zu gehen (zumindest mal ansatzweise)!!! Ich bin oft sehr neugierig auf verschiedene Standpunkte!

Du hast Recht mit deinem Nein! Denn du hast mit wirklich zielgenauer Treffsicherheit eine schlechte Formulierung von mir getroffen (Kompliment! :) ).
In der zweiten Aussage wird zunächst ein subjektives Gefühl geäußert ("ich mache mir Sorgen...", "ich fühle mich ungerecht behandelt..."). Es sagt ausschließlich etwas über den Sprecher aus, nichts über die Arbeitslosen.

Dann aber sagt er "während die Arbeitslosen sich einen schönen Tag machen können" (schlechte Formulierung von mir). Das ist keine subjektive Äußerung eines eigenen Gefühls mehr, das ist eine klare Beleidigung und ein Urteil über die Arbeitslosen!!!

Du hast völlig recht, wenn du da auf die Barrikaden gehst!!! Wenn der Sprecher gesagt hätte "Mir ist die Schufterei bei so wenig Geld wirklich manchmal zuviel." wäre das doch nicht so gewesen, da es dann kein Urteil über andere Menschen gegeben hätte.

Und genau solche Urteile sind es, die mich manchmal auf die Barrikaden bringen. Hat man wirklich das Recht, andere Menschen in ihrem Empfinden zu verurteilen? Ich maße mir das nicht an, denn ich würde mir sehr arrogant vorkommen. Ich möchte auch nicht von anderen beurteilt werden, wenn ich meine Gefühle äußere.

Das alles heißt aber nicht, dass die Inhalte, die mit diesem Gefühl transportiert werden, nicht diskutiert werden dürften! Das wäre weichgespült.
Wobei das Beispiel mit den Arbeitslosen sowieso sehr zwiespältig ist, weil es gegen meine persönliche Regel Nr.1 verstößt (s.o.)

Urteile über die Aussage sind jederzeit willkommen, Urteile als Rückschlüsse auf Charaktereigenschaften der Person nicht!

Außerdem, was soll das bringen? Ich empfinde solche Urteile eher als unsachlich und der Sache genau nicht dienlich, weil sie diskussionshemmend sind (man fühlt sich angegriffen, verteidigt sich und schwupps ist die Diskussion von der sachlichen auf die persönliche Ebene geschwappt - manchmal merkt das sogar keiner und es wird mördermäßig hin und her diskutiert - dabei geht es in Wirklichkeit nur noch vordergründig um die Sache und eher um die Wiederherstellung des eigenen Ansehens und/oder wer Recht hat!).



hallo Chiarina,

was spricht denn gegen folgende Bemerkung:

wer hauptsächlich einfach gestrickte und triviale Musik liebt, präferiert offenbar einen einfachen und trivialen musikalischen Geschmack :)

herzliche Grüße, Rolf


Dieses Urteil finde ich eben nicht der Sache dienlich, die Qualität oder Trivialität dieser Musik zu beurteilen und darum ging es doch ursprünglich. Ich glaube, dass auch diese Aussage, obwohl schon entschärft, verletzend wirken könnte, weil "Geschmack" allgemeiner ist als "ich liebe einfache, triviale Musik". Es kann ja durchaus sein, dass jemand der, die Comptine liebt, ansonsten auch Chopin etc. hört. Diese Aussage katalogisiert doch nur Verhaltensweisen von Menschen und ihr seid doch donst immer dafür, etwas differenziert zu betrachten :D
Übrigens wäre es mir noch lieber, das Wörtchen "trivial" wegzulassen, weil es so eine negative Bedeutung hat. "Einfach" gefällt mir da besser.
Ich finde ehrlich, dass mein Widerwille, Menschen in ihren Verhaltensweisen in Schubladen zu stecken, nichts mit Weichgespültheit zu tun hat. In der Sache selbst, da sollte niemand mit seiner Meinung hinterm Berg halten.

Aber siehst du mal, wenn du nicht nein gesagt hättest, hätte ich mir gar nicht die Mühe gemacht, noch mal über meine Position nachzudenken. Danke! :)

Viele Grüße

chiarina
 
Das Einzige, wogegen ich mich wehre, ist ein Rückschluss, dass jemand, der einfach gestrickte, meinetwegen sogar triviale Musik liebt, selbst trivial sei.

hallo Chiarina

...wer "einfach gestrickte, deinet-, meinet- oder unseretwegen sogar triviale Musik liebt", der bevorzugt das nun mal, oder sehe ich das falsch? Also ist sein Geschmack auf diese Sorte musik gerichtet, und das darf man sehr wohl bemerken, denn es bedeutet nicht, dass derjenige in allem zum trivialen neigen würde ;)

Gott hat in seinem Schöpfungsplan die Welt nun mal so eingerichtet, dass sie auch Triviales enthält (und sogar recht viel davon) - wir dürfen da das Kind durchaus beim Namen nennen. :)

liebe Grüße, Rolf
 
hallo Chiarina

...wer "einfach gestrickte, deinet-, meinet- oder unseretwegen sogar triviale Musik liebt", der bevorzugt das nun mal, oder sehe ich das falsch? Also ist sein Geschmack auf diese Sorte musik gerichtet, und das darf man sehr wohl bemerken, denn es bedeutet nicht, dass derjenige in allem zum trivialen neigen würde ;)

Gott hat in seinem Schöpfungsplan die Welt nun mal so eingerichtet, dass sie auch Triviales enthält (und sogar recht viel davon) - wir dürfen da das Kind durchaus beim Namen nennen. :)

liebe Grüße, Rolf

Nicht alles. was wir "lieben" bevorzugen wir auch. Durchaus gibt es den Fall, dass jemand seinen Dackel "liebt" und aber eher seine Frau bevorzugt.
Wer in einem MC Doof LAden gesichtet wird, könnte andereseits auch ein gourmet sein?

Den Hamburger verspeisenden Gourmet würde man sicher falsch einschätzen, wenn man ihm bei dieser Gelegenheit sagte: Aha, diese Art von Speisen bevorzugen sie also, interessant!

Und da "jenes höhere Wesen, dass wir alle verehren" zum Glück dafür sorgt, dass es genügend Triviales gibt können wir auch zum Schluss kommen, dass es ohne Triviales garnicht ginge.

Das Triviale erfüllt anscheinend eine wichtige wenn nicht sogar notwendige Funktion. wir könnten dem zeitweiligen "Liebhaber" trivialer Musik auch attestieren,, dass er mit seiner Vorliebe eine wichtige Funktion erfülle, was dieser aus nahe liegenden Gründe nicht sogleich richtig einordnen würde, weil ihm ja unsere Vorüberlegungen nicht bekannt sind.

Zum Glück ist die Welt so vielfältig, dass es in allen Bereichen auch fast unendliche viele Abstufungen gibt.

Eine Welt, in der nur erlesene Literatur geschrieben und gelesen wird und nur Musik ertönt, die einem hohen anspruch genügt wäre sicher schrecklich. Oder - nicht auszudenken - in der sich die Menschen nur in wohl überlegten, gut ausformulierten Sätzen unterhalten würden - Wäre das nicht auch eine Art Hölle?

Deshalb von meiner Seite ein klares votum für chiarinas Standpunkt.

Wer auch was immer konsumiert sollte ich einfach akzeptieren und es ihm gegenüber nicht mit negativen Bemerkungen versehen. Das führt zu nichts sondern verschlechtert nur die Stimmung und ist schlecht für den Frieden.

Der einzig gangbare Weg, andere von besserer Qualität zu überzeugen ist das gute Vorbild.
Wenn ein Konzertpianist einer Klasse,, die ansonsten hautpsächlich Gangsta Rap hört Beetehoven und Bach usw.vorspielt,, wird er bei einem grossen Anteil der Klasse Interesse erzeugt haben.

Als Beispiel:

LangLang praktiziert dies in amerikanischen Schulen und diese Vorspiele haben auch bei vielen Schülern, die sowas noch nie gehört haben grosses Staunen und Freude hervorgerufen. Er hat bei solchen Gelgenheiten keinesfalls den Musikgeschmack der Schüler kritisiert sondern einfach ein angebot gemacht, was diese gerne angenommen haben.
In einem anderen Post berichtet ein User, dass er vor seiner Klasse Bach, Beethoven und chopin vorgespielt hat.

Ohne es wirklich zu wissen könnte es ja sein, dass bei besserer Qualität des Vortrags das Ergebnis anders ausgefallen wäre.
 
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LangLang praktiziert dies in amerikanischen Schulen und diese Vorspiele haben auch bei vielen Schülern, die sowas noch nie gehört haben grosses Staunen und Freude hervorgerufen.

Lang Lang ist aber für die von dir angestrebte These ein schlechtes Beispiel. Denn es wird so gewesen sein, daß ein Großteil der von Lang angetanen Schüler dies nicht wegen der Musik waren, sondern wegen seiner Show, wegen seiner ganzen unterhaltsamen Art. Und bestimmt hat Lang Lang, der alte Schlawiner, so flashy Showstücke ausgesucht. Mit Sicherheit nicht späte Beethovensonaten oder Brahms-Fantasien.

Laß mal Brendel (oder jemanden mit einer Art wie Clara Haskil) die gleiche Aktion durchführen (wobei die Qualität der gebotenen Musik sicherlich noch eine Ecke höher ausfallen würde als bei Lang), und die Resonanz würde lange nicht so positiv ausfallen! Die Schüler würden einen nerdigen Opa wahrnehmen, der muffige Musik spielt.

In einem anderen Post berichtet ein User, dass er vor seiner Klasse Bach, Beethoven und chopin vorgespielt hat.

Ohne es wirklich zu wissen könnte es ja sein, dass bei besserer Qualität des Vortrags das Ergebnis anders ausgefallen wäre.

Da kann man aber drauf wetten. :D
Und wir wissen ja auch nicht, welche Stücke es eigentlich waren, davon hängt der Erfolg ja auch ab!

Leute, die z.B. Mozart immer zu "nett", zu "heideidei" finden, wundern sich häufig, daß er auch seine berühmten Moll-Werke komponiert hat, die völlig anders rüberkommen und vielen modernen Hörern irgendwie näher sind.

LG,
Hasenbein
 
Und natürlich ist HipHop (bzw. Gangsta Rap) grundsätzlich Niedrigniveau-Musik und es wäre hocherstaunlich, wenn jemand, der sowas hört, klassische Komponisten verstehen kann. Und hasenbein setzt noch drauf: Es sei denn, man verbindet es mit einer unterhaltsamen Show. :roll:
 
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