Betonung der ersten Note..

Ich kenne nur Ausschnitte des Anfängerunterrichts, da ich ja selbst schon nach Noten spielte, als ich zu diesem KL kam.

Die erste Übung, die ein Anfänger bekommt, ist die sogenannte "Zweifingerübung". Links mit 2-3, rechts mit 3-2 wird zunächst mal die C-Dur Tonleiter im 2/4 Takt rauf und runter gespielt (CD, DE, EF etc.), wobei darauf zu achten ist, dass der erste Ton immer fest angeschlagen wird, und der zweite Ton abgeschwächt legato angeschlossen wird - im Prinzip handelt es sich um eine Seufzermotiv-Kette, ähnlich kommt die Übung dann im 3/4 Takt wieder, nur wird dann eben in der Betonung eines Daktylus.

Danach kommen kleine Sequenzen z. B. CDEG, die ebenfalls in Sekundschritten gespielt werden (CDEG, DEGF etc.), später im Wechsel der Stufen I, IV, V.

Die Motive werden transponiert, zu Beginn in Halbtonschritten, später in die verschiedensten Tonarten.

Vom KL kommen typische Motive, wie sie oft in Stücken vorkommen und der Schüler muss eigene Motive erfinden, diese dann auch ausbauen und variieren, sowohl rhythmisch als auch melodisch. Dazu gibt es aber immer wieder auch Motive vom KL, die meist kleine technische Übungen sind, z.B. Daumenuntersatz.

Akkorde werden eingeführt und zunächst arpeggiert gespielt, dazu wird mit der rechten Hand eine passende Melodie improvisiert. Kadenzen werden eingeführt, die Improvisationsübungen werden ausgeweitet. Später dann die Umkehrung des Prozesses - der Schüler denkt sich eine kleine Melodie aus, singt sie, spielt sie nach Gehör und findet die Begleitung dazu. Es wird nach Gehör gespielt - Kinderlieder, Volkslieder, Motive aus Sonaten oder Konzerten, ganz nach Belieben des Schülers. Hier wird dann das erste mal auch Notation eingesetzt - der Schüler lernt die Noten, indem er das, was er über Gehör spielt und improvisiert aufs Notenblatt bringt. Die Melodien werden harmonisiert, meist setzt hier dann auch das akkordische Spiel ein, wobei besonders auf differenzierten Anschlag geachtet wird.

Wenn der Schüler mit dem Notenspiel beginnt, hat er bereits folgende Kenntnisse/Fähigkeiten:

alle Tonleitern (Dur/Moll) und Kirchenmodi
alle Anschlags-/Artikulationsarten
einfache Kadenzen (TSDT) in allen Tonarten und Umkehrungen
Basiskenntnisse in Harmonielehre und Generalbass
einfache Improvisationen
Notationskenntnis (aktiv durch Verschriftlichung erworben)
Basiswissen in Stilkunde
kann alle Intervalle innerhalb einer Oktave nach Gehör benennen, bzw. nachspielen
gute Kenntnis der Schubertlieder (das Hören und Singen von Schubertliedern gehört zum Pflichtprogramm ;))
Phrasierung, kantables Spiel

Wie lange der Unterricht ohne Noten erfolgt, ist natürlich vom Schüler abhängig - mein KL meinte mal, ca. ein Jahr, mindestens aber ein halbes Jahr.

LG, PP
 
Dank` dir für die Ausführungen. Du zählst ja allerhand auf, allerdings erschließt sich mir trotzdem noch nicht so ganz, wie hierbei Taktarten in Fleisch und Blut, wie du sagts, übergehen sollen.
Meiner bescheidenen Meinung nach, sind sie da -in Fleisch und Blut- eh schon bei jedem halbwegs normal hörenden Menschen. Bislang ist mir noch niemand über den Weg gelaufen, der bei entsprechender Musik nicht irgendwie mitschnippsen, mittappsen oder -wippen könnte. Vielleicht zieren sich die ein oder anderen, aber einen derartigen ernsthaften musikalischen Defekt -um Neuhaus zu bemühen- müsste man wahrscheinlich wirklich lange suchen.
Ich gehe deshalb davon aus, dass das Taktgefühl in diesem Sinne eigentlich gar nicht mit Extraübungen oder gar Akzenten im Spielfluss geübt werden muss.

LG, Sesam
 
... allerdings erschließt sich mir trotzdem noch nicht so ganz, wie hierbei Taktarten in Fleisch und Blut, wie du sagts, übergehen sollen.

Nun vielleicht ist Taktarten etwas unglücklich ausgedrückt - was ich meinte, ist, dass der differenzierte Anschlag beim Spiel soweit automatisiert wird, dass man nicht mehr darüber nachdenken muss, wie es denn nun gemacht werden muss. Die Töne müssen eben mal stärker und mal schwächer betont werden, auch wenn dir das Wort "betonen" nicht gefällt - gelingt dies einem Schüler nicht, müssen Mittel und Wege gefunden werden, um dem Schüler auf die Sprünge zu helfen. Klar hat jeder Mensch ein mehr oder weniger ausgeprägtes Rhythmusgefühl, das heißt aber noch lange nicht, dass er das auf dem Instrument auch umsetzen kann und da gibt es ein großes Repertoire an Möglichkeiten (Taktieren, den Takten Silben unterlegen, bewegtes Musizieren, Bodypercussion etc.) um dies zu erleichtern. Die Artikulation in Musik ist jener in der Sprache nun mal sehr ähnlich (nicht umsonst spricht man in der Musik von Klangrede), da ist es doch naheliegend, dass man bei Problemen auf gewisse Analogien aufmerksam macht.

LG, PP
 
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