Wie geht Betonung richtig?

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reeaal

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Hallo, ich spiel seit etwa 6 Jahren Klavier aber eines konnte ich noch nicht zu 100% herausfinden.

Wie betont man Stücke richtig?
Eine junge Pianistin mit der ich mal kurz unterhalten habe, sagte mir, man müsse die Dissonanzen betonen.

Dann kann man ja noch den Takt betonen und einzelne Passagen lauter oder leiser spielen.

Kann man sowas überhaupt in ein paar Sätzen beantworten? Gibt es Internetartikel/Bücher, die man sich dazu durchlesen kann?

Konkret geht es mir um dieses Stück hier:
View: https://youtu.be/9wIbylO24gE


Ich will verstehen können, warum einzelne Noten mal lauter und mal leiser gespielt werden. Jedes Mal wenn ich vor einem neuen Lied stehe, versuche ich das herauszuhören aber eigentlich wöllte ich es mir viel lieber irgendwie ableiten können.
 
Bei dieser Art von Musik sind die Betonung eher egal.
Insgesamt ist das Thema sehr kompliziert aber die wesentlichen Dinge lassen sich in wenigen Worten zusammenfassen:
Es gibt den Takt-Akzent: die Takt eins ist in der Regel mehr oder weniger deutlich betont.
Disonanzen sind normalerweise lauter als ihre Auflösung.
Aufsteigende Melodien werden lauter und umgekehrt.
Synkopen sind betont, aber in der Regel ohne das Metrum zu beschädigen.
Damit hat man schon eine erste Grundlage!
 
Naja Betonung ist nicht egal (auch bei dieser Art von Musik), denn wie im Satz erschließt sich erst der Sinn durch die richtige Betonung. Verschieden gesetzte Akzente können die Bedeutung des Satzes verändern und eben auch den Eindruck, den Musik hinterlässt.

Natürlich gibt es Impulse, die die Taktung des Stückes vorgibt (etwa Walzer "tanzen"), andererseits sind die "Dramatik" von Klängen geradezu herausfordernd zur Betonung.

Es gibt übrigens auch ein Symbol für Betonung auch Akzent genannt, die außerhalb der Taktung vom Komponisten schon vorgeschrieben sind:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Notation_accents1.png

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Akzent_(Musik)
 
ich spiel seit etwa 6 Jahren Klavier aber eines konnte ich noch nicht zu 100% herausfinden.
Bisher hatte ich darauf gehofft, so etwas wie die Betonung mit der Zeit immer besser herauszuhören. Wenn ich nun lese, dass es Dir nach 6 Jahren noch Probleme bereitet, dann liest sich das wenig ermutigend.

Letztendlich lernt man durch Hören, würde ich meinen und wo allein das Hören nicht genügt, einfach auf sein Gefühl vertrauen. Wenn eine größere Welle auf See naht, so verursacht die schon mehr eine Aufwallung, als wenn diese verebbt. Einige Regeln sind sicherlich nicht verkehrt, mehr als bereits gegeben kenne ich nicht.

Ein kleiner Tipp, an Hand der Velocity von einer Midi sieht man innerhalb einer DAW sehr schön, wie jede einzelne Note bei einer Einspielung betonnt wurde. Die Grafik ist jetzt nur ein Beispiel für eine brauchbare Einspielung. Habe schon einige gesehen, da befindet sich alles nur auf einer Höhe, weil die Noten nur am Rechner eingegeben und die Betonung nicht bearbeitet wurde.

Betonung.png
 
Also ich lerne die richtige Betonung bereits seit der Anfangsphase mit. Das ist das Spannenste an Allem. Die Noten habe ich immer schnell intus, aber dann fängt die Arbeit erst richtig an! Es hilft genau hinzuhören, auszuprobieren und dann mal sich selbst aufnehmen, wieder verändern, etc. Manchmal kann ich einzelne Takte stundenlang üben bevor ich es meinem KL präsentiere....der hat auch wieder Verbesserungsvorschläge und dann geht es wieder von vorne los! Manchmal braucht es ewig, aber die Mühen lohnen sich! Irgendwann kann ich das Stück so spielen, wie ich es auch wirklich möchte.
Tip: mein bester Kritiker ist mein eigenes Ohr.
 
Das Metrum ist eines der wichtigsten Elemente der musikalischen Kommunikation. Es ist ausgesprochen schwer, den Begriff mit wenigen Worten zu erklären. Man kann grob vereinfacht sagen es ist der Rahmen in dem sich der Rhythmus bewegt. Wenn wir imstande sind zu Musik zu tanzen, zu dirigieren, mit dem Fuss zu wippen oder zu zählen, dann stimmt im groben das Metrum bei der erklingenden Musik. Es gibt aber auch Musik, die bewusst das Metrum stört oder im Unklaren belässt.
Die Angabe der Taktarten ist ein Hilfsmittel um den Interpreten das metrische Gerüst zu vermitteln. Gleiche Taktarten vermitteln aber keinesfalls automatisch gleiche Metren, so unterscheiden sich Vierviertel Takte nicht nur nach ihrer Geschwindigkeit, sondern auch nach dem Charakter der Musik und insbesondere durch die innere Gliederung der Takte. Man kann volltaktig und vielfältig auftaktig komponieren, der Auftakt kann nur am Anfang stehen oder durchlaufen und was dergleichen Variationen mehr sind. Ein interessantes und vielfältiges Thema!
 
Zur Betonung findest Du weiter unten Beispiele.

https://de.wikipedia.org/wiki/Synkope_(Musik)

Was ich Dir sagen kann, dass z.B. ein Shuffle oder Swing erst so richtig klingt und swingt, wenn die Betonung auf Off-Beat oder beim Swing auch auf Backbeat liegt. Zu beiden lassen sich ebenfalls Notenbeispiele mit Betonung in der Wikipedia finden.
Jetzt musste ich selbst erst einmal nach einem Unterschied zwischen Off-Beat und Backbeat suchen.

What comes to mind is that the off beats are (eighth) notes not on the beat, like 1 and 2 and 3 and 4 and and the back beats are unaccented beats; 1 2 3 4

https://www.reddit.com/r/musictheory/comments/4xs0i6/the_difference_between_offbeat_vs_backbeat/
 
Zuletzt bearbeitet:

Gut, man kann das Thema analytisch angehen. Das Ergebnis könnte allerdings ein "ungefühltes", "angelerntes" Betonen werden.
Der natürlichste Weg zur sinnfälligen Betonung einer Phrase ist, sie zu singen. Da kommt es nicht darauf an, den richtigen Ton zu treffen - also dafür braucht man keine Gesangsausbildung - , sondern ein Gefühl für den Fluss der Melodik zu bekommen. Manchen hilft dabei auch, der Melodie einen Text zu geben, der silbengenau unter die Noten passt. Bei dem Stück von Tiersen könnte der Anfang z.B. mit einem einfachen Text so unterlegt werden:
Wo--ist mein Geld hin?
Wo--ist mein Geld hin?
such ich,--such ich
find´s nicht,--find´s nicht...

Wenn man sich die Sätze so durchliest - bei aller Sinnfreiheit, die mir nachgesehen werden möge - ,
dann siehst du schon im Text, welche Wörter wichtig sind, und welche nicht. Die betonst Du beim Singen und folgerichtig auch beim Spielen.
Musik ist eine Sprache, ihre Buchstaben sind die Noten.

Zum Thema Metrum:
Besser wäre das Wort "Puls". Der muß stetig sein, sonst müssen wir zum Arzt. Es kann gelegentlich passieren, daß er sich beschleunigt, dann steht in den Noten "accelerando", und dann beruhigt er sich wieder..."ritardando".
 
Zuletzt bearbeitet:
Nicht jede Betonung bedeutet lauter spielen, es gibt den negativen Akzent (plötzlich und unerwartet leise), den agogischen Akzent (Verzögern oder Verlängern) und alle denkbaren Kombinationen. Oder wenn das Metrum klar ist auch die zeitweise Akzentverweigerung.
Dazu kommt noch, dass Komponisten zuweilen die Taktarten ändern (mit [Bartok er alii] oder ohne [Mozart, ...] Ansage) oder es absichtlich verunmöglichen das Metrum zu kommunizieren (Beethoven, später Scriabin, ....)
 
Klavierspielen ist kein isolierter mechanischer Vorgang, wie z.B. Holzhacken (auch wenn es bei einigen so klingt), sondern ein weg um zu musizieren.

Es geht also darum Musik zu machen.

Betone so, dass es nach Musik klingt, fertig!
 
Bei Türck (wenn ich mich nicht irre) finden wir einen grandiosen Beispielsatz dafür, welche Bedeutungsunterschiede durch unterschiedliche Betonungen entstehen.
"Er verlor sein Leben, nicht nur sein Vermögen!" Der Gute ist arm UND tot.
"Er verlor sein Leben nicht, nur sein Vermögen!" Es geht ihm etwas besser, arm aber am Leben!
 

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