Begabung

Versucht Mal auf Englisch oder in einer anderen Sprache einem Asiaten oder einem Amerikaner das schöne deutsche Wirt 'Streber' zu erklären und vor allem, warum ein solcher ein schlechter Mensch sei!

Auch wenn es mit der direkten Übersetzung etwas schwierig ist, kann man das dennoch wunderbar erklären. Warum er ein schlechter Mensch ist? Weil er sein Lernbedürfnis zu Lasten seiner sozialen Beziehungen oder gar auf Kosten seiner Mitschüler auslebt.

Das sind doch keine schlechten Menschen. :denken: Sie haben allenfalls ein schlechtes Umfeld.

Das kann natürlich auch mal sein. In der Regel ist es jedoch die egoistische Komponente im Verhalten des Strebers.
 
Auch wenn es mit der direkten Übersetzung etwas schwierig ist, kann man das dennoch wunderbar erklären. Warum er ein schlechter Mensch ist? Weil er sein Lernbedürfnis zu Lasten seiner sozialen Beziehungen oder gar auf Kosten seiner Mitschüler auslebt.

Das ist eine Art und Weise, das Wort "Streber" zu gebrauchen.
Die andere Bedeutung: "Streber" sind alle die, die sich für irgendetwas interessieren, sich intensiv damit auseinandersetzen und brauchbare und nützliche Kenntnisse in diesem Bereich haben.

Bei dem Wort "Streber" habe ich immer ein Bild vor Augen:

Internationaler Lehrerkurs in Spanien. Der spanische Dozent hat Mühe mit der Technik. Ein südkoreanischer Teilnehmer hilft, ohne jegliche Arroganz, freundlich, unaufdringlich. Für andere Teilnehmer (vor allem für die Franzosen und Italiener) war das ein Streber.
Nun ja.
 
Die andere Bedeutung: "Streber" sind alle die, die sich für irgendetwas interessieren, sich intensiv damit auseinandersetzen und brauchbare und nützliche Kenntnisse in diesem Bereich haben.

Also zumindest mein Sprachgefühl widerspricht dieser Definition vehement. Vor allem mit dem "sich für irgendetwas interessieren" stimme ich nicht überein, da der Streber nicht von Interesse an der Sache getrieben wird, sondern nur am Interesse an guten Noten oder Fortkommen im Beruf.

Aber so ist das mit Sprache, da gibt es eine Menge lokaler und zeitlicher Verschiebungen in der Bedeutung. Im ersten Moment scheinen wir uns zu verstehen, reden dann aber doch aneinander vorbei...:blöd:
 
...ob es auch eine spezielle Begabung zum Strebertum gibt?

...man kommt in Teufels Küche, wenn man Begabung und Talent erwähnt. Am besten ist, Begabung als bourgeoise Fantasterey und damit inexistent zu betrachten. Spielt der Nachwuchs nicht wie Rubinstein, schafft der Nachwuchs keinen Numerus Clausus, dann waren Lehrer und Schule schlecht. Zwar weist die böse satanische Wirklichkeit sehr wenige Rubinsteine gegenüber sehr vielen Rumklimperern auf, aber auch das kann man sich tröstlich zurecht biegen: weil ja die Rubinsteine egomanische Soziopathen infolge ihrer durch Drill verkorksten Kindheit sind.

:-D:-D:-Ddas ist zwar eklatanter Schwachsinn, aber das sind wir ja von der beliebten Küchenpsychologie gewohnt.
 
Ich habe immer nach einem treffenden Ausdruck gesucht, der beschreibt, was ich da so tue... nichts anderes.

Wenn jemand Tag und Nacht am Instrument sitzt, aus seiner Begabung was macht und dann irgendwann zu einem beachtenswerten Ergebnis kommt, dann bewundere ich seine Beharrlichkeit und freue mich, dass es so etwas gibt. Ohne Neid.
 
Das Blöde am neidisch sein ist doch, dass man darauf nur bedingt Einfluss hat. Natürlich kann man dieses innere Gefühl nähren oder aufs Trockene setzen, man kann ihm rational begegnen, von der Meta-Ebene draufschauen oder Gummibärchen essen. Trotzdem ist es nicht wirklich kontrollierbar.

Deine Beobachtungen sind leider zutreffend (und entlarvend für den verkorksten Umgang miteinander, schrecklich – warum nur? So sinnlos...), aber sie beziehen sich auf den Negativ-Neid bzw verschiedene Möglichkeiten seiner (teilweise konstruktiven) Verarbeitung.

Mit jeder anderen Reaktion WÜRDIGT MAN DAS GESCHENK HERAB! (Ach, das wäre doch nicht nötig gewesen - furchtbar!!!!)

"Ach, das wäre doch nicht nötig gewesen" ist m. E. eine Umschreibung von: "- furchtbar!!!"
(oder: Ach herrje, jetzt bin ich verpflichtet, beim Gegenbesuch vice versa auch so etwas Exquisites... *hilfe*)
In der Regel kann man mit "Mitbringseln" nichts anfangen. Kennt man von sich selbst - und fühlt sich gleichwohl genötigt, anderen so etwas aufzunötigen. Vom Blumenstrauß (:cry: getötete Pflanzen, wie traurig) bis zum Nippes/Stehrumchen (in einem stocknüchtern und ganz reduziert eingerichteten Wohnumfeld :blöd:) oder, auch gern beobachtet: Wein vs Nichtweinkenner (wechselseitig katastrophal)
Wirklich gefreut hätte man sich über eine neue Gartenschere oder ne Fußmatte. :teufel: :lol:

Taktvolle Gastgeber schreiben in die Einladung: Statt Mitbringseln bitte Spende an XY (Tierhilfe/Deutsche Krebshilfe/Dombauverein o.ä.)



In der Regel ist es jedoch die egoistische Komponente im Verhalten des Strebers.
Also zumindest mein Sprachgefühl widerspricht dieser Definition vehement.

Da haben wir es wieder. Ist wie beim Neid: Ein Begriff, der überwiegend negativ besetzt ist und für den man dringend ein positiv besetztes Pendant bräuchte. Das ist so schade.

Mit der Negativ-Assoziation bremst man wissbegierige/engagierte Leute aus (falls sie das Pech haben, sich in einem destruktiven Umfeld zu bewegen oder zu schwach sind, sich über das Urteil der Losergroup hinwegzusetzen). Eigentlich ist "Streber" mehr als positiv. Es entspricht dem aufklärerischen Idealbild des Menschen (Goethes Werk ist voll davon).

Was bleibt einem übrig, als solche unverdient negativ konnotierten Begriffe zu Geusenwörtern zu machen. Ergo:

Ich bin und war immer ein Streber. :super:Das ist keine bewusste Entscheidung, ich kann und will nicht anders. Egoismus? Im Leben nicht. :lol: Egoismus ist was für Würstchen, für Loser.
 
Zum Streber:

Wer kein Ziel hat, kann auch keins erreichen.

Wenn nun jemand einem Ziel entgegenstrebt, sind die die keins haben natürlich neidisch.
 
Das finde ich sehr treffend. Ich bin schon oft beneidet worden und das war stets der "positiv besetzte Neid" - der ist für alle Beteiligten völlig ok. Nur wenige Male - Gottseidank - habe ich echten Neid erlebt, und das Wörtchen MISSGUNST drückt das vortrefflich aus, - und das ist wirklich ein ganz, ganz übles Gefühl - ich nehme an, für den Neider ebenso.

Man sollte also unterscheiden zwischen harmlosem Neid (Das hätte/könnte ich auch gerne, aber ich gönne es dem anderen von ganzem Herzen, vielleicht bewundere ich das auch!) und missgünstigem Neid (Oh, Herr, nimm dem das wieder weg!).

Beneiden und Neid und neidisch sind wirklich unterschiedlich besetzt - Sprache ist manchmal verblüffend.
Beneiden hat einen eher positiven Beiklang - sowohl "beneidet werden" als "jemanden beneiden". In "Neid" oder "neidisch" schwingt dann immer das Wort "Missgunst" mit.
Die Frage ist dann mitunter, wann ein "beneiden" in "Neid" übergeht.

Ich persönlich finde es schade, wie oft das Schwert "Neid" gezückt wird, um jemanden abzuurteilen, der ein Anliegen hat.

Mehr Steuern für Reiche? Neid!
Absurde Selbstbedienungsmentalität bei (mitunter auch noch erfolglosen) Vorständen? Neid!
Sinnfrage bei manchen Beamtenprivilegien? Neid!
Erbschaftssteuern zur Dämpfung der Reichtumsschere? Neid!
Transaktionssteuern zur Dämpfung der Reichtumsschere? Neid!

Das kann man endlos weitertreiben. Immer ist derjenige einfach nur neidisch und keinesfalls geht es um soziale oder gesellschaftspolitische Fragen.
 
Ich denke, dass ein Bewusstsein von Ungerechtigkeit oft ein Auslöser für Neid ist, z. B. wenn man denkt, „das hat er/sie nicht verdient“ oder man selbst hätte es ebenfalls verdient, an einem Vorteil teilhaben.

Forderungen nach anderen Gesetzen sehe ich aber auch weniger durch Neid verursacht, als durch Überlegungen zu Gerechtigkeit, während das Gefühl des Neids sich nach meinem Verständnis gegen konkrete Personen richtet und nicht abstrakt aufkommt.
 
Ich denke, dass ein Bewusstsein von Ungerechtigkeit oft ein Auslöser für Neid ist, z. B. wenn man denkt, „das hat er/sie nicht verdient“ oder man selbst hätte es ebenfalls verdient, an einem Vorteil teilhaben.

Irgendwie fällt mir dieser 80er Yuppie-Spruch ein:
"Mitleid kriegt man geschenkt. Neid muss man sich hart erarbeiten."

Grüße
Häretiker
 

Sind denn Neid oder Missgunst per se schlecht? Lehnen wir Gefühle wie Eifersucht, Neid, Hass u.ä. ab und bewerten sie als schlecht oder unerwünscht?

Ich bin der Meinung, dass solche Gefühle vollkommen normal sind. Wenn wir sie annehmen und nicht bewerten, entdecken wir die Bedürfnisse, die hinter diesen Gefühlen stehen und lernen uns selbst besser kennen. Wenn wir solche Gefühle ablehnen, entgeht uns diese Chance.

Solche Gefühle fühlen sich meistens nicht gut an und es ist eher unangenehm, sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Diese Gefühle haben aber immer einen Grund und es lohnt sich, dem nachzuspüren. Sonst suchen sich solche Gefühle gern andere Kanäle und das ist für den Betreffenden nicht besser.

Liebe Grüße

chiarina
 
Yo, ist auch so schön pauschal.

Man muss z.B. schon hart dafür arbeiten, als priviligiertes Kind geboren zu werden. Augen auf bei der Elternwahl ;)

Mir ist das vollkommen klar. :-)

Selbst in den USA haben Untersuchungen ergeben: Du hast am ehesten Erfolg (in finanzieller Hinsicht), wenn schon Deine Eltern Erfolg hatten. <loriot>Ach!?</loriot>

Grüße
Häretiker
 
Lehnen wir Gefühle wie Eifersucht, Neid, Hass u.ä. ab und bewerten sie als schlecht oder unerwünscht?
Warum sollte man jemanden, der einen ernsthaften Schaden aus niederen Beweggründen zufügte, nicht hassen? Hass war für mich bisher eher nicht negativ besetzt. Eifersucht ebenfalls nicht, solange diese nicht an krankhafte Eifersucht grenzte. Mit Neid in Form von Missgunst sehe ich es anders.
 
Bei Neid muss man es differenziert sehen. Dass jemand, der unter Mindestlohn arbeiten muss, Neid als negative Empfindung hat, wenn er sieht, wie jemand für Geschäftsessen und Golf spielen ein sechsstelliges Gehalt bekommt, finde ich normal und richtig.

Letztlich wird er nur dadurch den Antrieb entwickeln, entweder an seiner eigenen Situation etwas zu ändern oder für eine Änderung der gesellschaftlichen Strukturen zu kämpfen.

Ein extremes Beispiel ist der Hinduismus. Speziell die Armen sehen ihre Situation als selbst verschuldet an und finden es richtig, mittellos zu sein. Selbst nach Abschaffung des Kastensystems bleiben dadurch über Generationen die Reichen reich und die Armen arm. Gut und bequem für die Reichen, die nach Belieben ausbeuten könen, weil die Armen nie aufbegehren.
 
Gerade gefunden, Neid wird als sechste bei den sieben Todsünden aufgeführt. Als Atheist sollte mir das zwar gleich sein, dennoch spricht es etwas für diese negative Belegung des Wortes.
 
Bei Neid muss man es differenziert sehen. Dass jemand, der unter Mindestlohn arbeiten muss, Neid als negative Empfindung hat, wenn er sieht, wie jemand für Geschäftsessen und Golf spielen ein sechsstelliges Gehalt bekommt, finde ich normal und richtig.

Jetzt wird aber an die niedrigsten Stammtisch-Instinkte appelliert:blöd:. Für diese Tätigkeiten wird ein Angestellter mit Sicherheit nicht bezahlt;-).
 
Jetzt wird aber an die niedrigsten Stammtisch-Instinkte appelliert:blöd:. Für diese Tätigkeiten wird ein Angestellter mit Sicherheit nicht bezahlt;-).

Zugegeben, das Beispiel war überzogen, aber sowas gibts tatsächlich. Ein Fall aus meinem direkten Umfeld: Er ist Inhaber einer lokalen Friseurkette und anhand der Autos und Häuser zu urteilen, die er sich in schöner Regelmäßigkeit kauft, ist das Gehalt auf jeden Fall im sechsstelligen Bereich. Und den Großteil seiner Zeit verbringt er zwar nicht auf dem Golfplatz, aber auf dem Tennisplatz. ;-)
 

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