
devasya
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- 20. Apr. 2013
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Hallo ihr,
…zu Bach und seiner Aufführungspraxis wurde ja schon einiges geschrieben. Mir geht es hier in diesem Thread auch nicht so sehr darum, über die verschiedenen Arten der Interpretation zu sprechen, als vielmehr um die Frage, in wieweit man diese (also die verschiedenen Möglichkeiten Bach oder auch andere Komponisten zu interpretieren) in den Orgelunterricht miteinfließen lassen bzw. wieviel Freiheit man einem Schüler generell in Sachen „Interpretation“ lassen sollte.
Mein Orgellehrer weiß von meiner Liebe zu Karl Richter und seinem, ich würd mal sagen „romantischen und intensiven“ Bach. Ich hab auch gar keine Probleme damit, dass er die Art und Weise, wie Richter Musik für sich interpretiert hat, nicht mag. Er ist in meinen Augen (und das meine ich nicht abwertend) der klassische Befürworter der historischen Aufführungspraxis.
Heute haben wir im Unterricht ein wenig darüber gesprochen und ich habe ihm dabei zu erklären versucht, dass ich eine vielleicht etwas eigene Sicht zu Bach habe und dass es mir persönlich wichtig ist, kreativ sein und mich ausprobieren zu dürfen. Er meinte daraufhin, dass man zwar schon kreativ sein darf, aber dass es primär darum geht, „dem Komponisten zu dienen“ und das, was dieser wollte, bestmöglich umzusetzen.
Ich sehe das ja ein wenig anders, bzw. würde diese Entscheidung jedem Musiker selbst überlassen. Der eine wills authentisch haben, der andere nicht.
Daraufhin meinte ich, dass es doch auch eine schöne Aufgabe für einen Musiker sein kann, die Werke Bachs in die heutige Zeit zu übertragen. Du hast auf der einen Seite die wunderbaren Noten, die Bach auskomponiert hat, du hast dein aktuelles Umfeld, deine Geschichte/Gegenwart und letztenendes dich, als Menschen, mit deiner ganz eigenen Vergangenheit und Lebenserfahrung. Ich sehe es zB. als „meine Aufgabe“ an, ein Stück so zu interpretieren, dass ich alle diese Aspekte in Harmonie zueinander bringe, bzw. einen Kompromiss eingehe, zwischen dem, was in den Noten steht, und dem, was mein Herz, mein Gefühl mir sagt.
Gleichzeitig mache ich aber auch die Erfahrung, dass so eine Art von Erleben in der kirchenmusikalischen Welt nicht gerne gesehen wird. Da wird nur „eine Art von Bach“ als richtig und gut definiert und wenns der eine mal anders haben will, dann hat man fast schon das Gefühl, sofort auf den Scheiterhaufen zu kommen. Ich drücke es jetzt extra überspitzt formuliert aus, aber letztenendes trifft es den Nagel auf den Kopf, wie ich finde.
Wie geht ihr mit solchen Situationen um? Was ist euch zB. wichtig? Hält ihr euch an alle „Regeln des Barock“, selbst dann, wenn ihr selbst zB. einen anderen Weg (in der Registratur oder im Tempo zB.) gehen wollen würdet? Ist euch dann „die Theorie“ wichtiger oder euer „Gefühl“?
Das Thema beschäftigt mich schon sehr lange und ich würde wirklich gerne verstehen wollen, warum es manchen Menschen so schwer fällt, aus diesen (für mich) starren Regeln auszutreten und Bach vielfältig und farbenfroh werden zu lassen.
Liebe Grüße & habt einen schönen Abend,
Deva
…zu Bach und seiner Aufführungspraxis wurde ja schon einiges geschrieben. Mir geht es hier in diesem Thread auch nicht so sehr darum, über die verschiedenen Arten der Interpretation zu sprechen, als vielmehr um die Frage, in wieweit man diese (also die verschiedenen Möglichkeiten Bach oder auch andere Komponisten zu interpretieren) in den Orgelunterricht miteinfließen lassen bzw. wieviel Freiheit man einem Schüler generell in Sachen „Interpretation“ lassen sollte.
Mein Orgellehrer weiß von meiner Liebe zu Karl Richter und seinem, ich würd mal sagen „romantischen und intensiven“ Bach. Ich hab auch gar keine Probleme damit, dass er die Art und Weise, wie Richter Musik für sich interpretiert hat, nicht mag. Er ist in meinen Augen (und das meine ich nicht abwertend) der klassische Befürworter der historischen Aufführungspraxis.
Heute haben wir im Unterricht ein wenig darüber gesprochen und ich habe ihm dabei zu erklären versucht, dass ich eine vielleicht etwas eigene Sicht zu Bach habe und dass es mir persönlich wichtig ist, kreativ sein und mich ausprobieren zu dürfen. Er meinte daraufhin, dass man zwar schon kreativ sein darf, aber dass es primär darum geht, „dem Komponisten zu dienen“ und das, was dieser wollte, bestmöglich umzusetzen.
Ich sehe das ja ein wenig anders, bzw. würde diese Entscheidung jedem Musiker selbst überlassen. Der eine wills authentisch haben, der andere nicht.
Daraufhin meinte ich, dass es doch auch eine schöne Aufgabe für einen Musiker sein kann, die Werke Bachs in die heutige Zeit zu übertragen. Du hast auf der einen Seite die wunderbaren Noten, die Bach auskomponiert hat, du hast dein aktuelles Umfeld, deine Geschichte/Gegenwart und letztenendes dich, als Menschen, mit deiner ganz eigenen Vergangenheit und Lebenserfahrung. Ich sehe es zB. als „meine Aufgabe“ an, ein Stück so zu interpretieren, dass ich alle diese Aspekte in Harmonie zueinander bringe, bzw. einen Kompromiss eingehe, zwischen dem, was in den Noten steht, und dem, was mein Herz, mein Gefühl mir sagt.
Gleichzeitig mache ich aber auch die Erfahrung, dass so eine Art von Erleben in der kirchenmusikalischen Welt nicht gerne gesehen wird. Da wird nur „eine Art von Bach“ als richtig und gut definiert und wenns der eine mal anders haben will, dann hat man fast schon das Gefühl, sofort auf den Scheiterhaufen zu kommen. Ich drücke es jetzt extra überspitzt formuliert aus, aber letztenendes trifft es den Nagel auf den Kopf, wie ich finde.
Wie geht ihr mit solchen Situationen um? Was ist euch zB. wichtig? Hält ihr euch an alle „Regeln des Barock“, selbst dann, wenn ihr selbst zB. einen anderen Weg (in der Registratur oder im Tempo zB.) gehen wollen würdet? Ist euch dann „die Theorie“ wichtiger oder euer „Gefühl“?
Das Thema beschäftigt mich schon sehr lange und ich würde wirklich gerne verstehen wollen, warum es manchen Menschen so schwer fällt, aus diesen (für mich) starren Regeln auszutreten und Bach vielfältig und farbenfroh werden zu lassen.
Liebe Grüße & habt einen schönen Abend,
Deva