Es gibt auch Motoren, die einen zerrissenen Zahnriemen oder eine gekrachte Steuerkette ansonsten schadfrei überleben - sie sind sogenannte "Freiläufer". Bedeutet, dass in jedweder denkbaren Position von Kurbelwelle zu jedweder denkbaren Position von Nockenwelle und Ventilen letztere niemals an die Kolben titschen können – weil konstruktiv immer weit genug weg von denen. Durch entsprechende Gestaltung von Ventilen, Kolben mit Taschen und der Brennräume können Kollisionen von Ventilen mit Kolben nur dann eintreten, wenn ein Ventil abreißt und "in den Keller" fällt.
Höchst verdichtet sind die dann auch nicht...
Es sind aber - kleine Warnung - in der Regel etwas ältere Motoren..., und teils ist dann ihre Verbrennerei auch etwas minder effizient. Letzte "Freiläufer", die ich fuhr, waren ein 230.6 /8 Mercedes, Baujahr 1970, gebaut dann bis 1976, der 12 ltr/100 feines Super nahm, ein 90-PS-Passat der 80er Jahre, und ein 300er Diesel von 1986, der geruhsame 8.5 ltr nahm, allerdings in einer feisten, stylishen, ungemein bequemen S-Klasse.
... aber sage man mal "Freiläufer" in Anwesenheit eines noch nicht uralten Meisters in einer Autowerkstatt - die Youngster von heute werden einen ungläubig, unkundig angucken, watt'n dattenn!??! Die wissen das nicht. Haben damit noch niemals zu tun gehabt. Können sich das gar nicht vorstellen. Ein Zahnriemen reißt, und du musst nix anners dunn als den neuen Riemen auf die Orgel werfen!?
... und guuut, dass wir drüber redeten, nun habe ich ein kleines Forschungsgebiet neu, welchen neuesten, effizientesten Motor ich auftreiben kann, der dennoch immer noch ein guter alter schadensarmer Freiläufer ist.
Mein Verdacht: hoch wahrscheinlich könnte das immer noch ein alter Benz-Diesel sein, der als OM 616 ein Nach-Nachfolger des 240 Diesel /8 ist, aber mit Turbolader aufgepäppelt und immer noch als Neufahrzeug vertrieben wird - der sog. Gurkha, ein Lookalike des Mercedes-G-Geländemodells im aller-einfachsten Plastik-Lokusrollen-Design, allerdings zu einem Sechstel des europäischen Preisniveaus.
Gefertigt in Indien.
86 PS.
Reicht aus.
Vielleicht - nicht ausgeschlossen - ist das aber auch einer der Franzosenkonzepte, die so pfiffig konzipiert sind teils, dass die Basisdinger 30-40 Jahre überlebt haben. So was weiß ich, Peugeot 308 oder so ...
= = =
Und noch ein konkreter Rat für Geschädigte – erst, wenn man IN die Brennräume reingekiekt hatte (z.B. mit Endoskop), in alle…, und feststellte, dass einer der Kolben gecrasht ist, dann ist ein Motor ziemlich fratze.
Solange es aber nur den „Kopf“, den Zylinderkopf betrifft, und die Kolben nix böses abbekommen haben, daher alle begucken..., das ist öfter mal der Fall, dann kann man mit einer Zylinderkopfreparatur auch einen Ventilcrash wieder fitten, um 1500 bis 2000.
Der Guck mit dem Endoskop ist nämlich das allererste, was die Werkstatt macht, wenn der verschreckte Kunde raus aus der Werkstatt komplimentiert und dem Verkäuferkollegen der Neuwagenabteilung übergeben ward, mit der zwinkernden Aufforderung, mach es ihnen nicht so teuer, die haben gerade Pech gehabt… Dann kieken die rein, stellen fest, hey, ist gar nicht so schlimm, fitten sich das, und stellen das Auto zwei Wochen später wieder aus zum lukrativen Verkauf „aus pflegender Erster Hand“, kann sein nicht im Dorf und nicht sichtbar, aber bei AUTOSCOUT24 und MOBILE.
Nicht, dass du dächtest, die machen gerade dicke Geschäfte auf deine Kosten ...
Schon die ollen Römer aber wussten:
pecunia non olet.
Erste Ethik ist nicht nur bei Anwälten immer die Monetik.