Atmung beim Klavierspielen

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Rodrigo

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Hallo Clavioaner,

ich habe in letzter Zeit oft beobachtet und gelesen, dass die Atmung beim Klavierspielen sehr wichtig ist. Ich habe auch verschiedenes ausprobiert, wie z.B. die Luft anzuhalten, oder an bestimmten Stellen eines Stückes ein bzw. aus zu atmen.

Das Problem was sich dabei ergeben hat ist, dass ich nirgendwo finden konnte, wie die bewusst gesteuerte Atmung unterstützend wirkt. Ist es z.B. hilfreich vor einem Triller einzuatmen um ihn dann souverän zu spielen oder vor einem langen großen Lauf? Wie kann man zu einem Stück eine optimale Atmung kreieren :confused:

Danke für euere Anregungen und Ideen

MFG
Rodrigo
 
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Hallo Clavioaner,

ich habe in letzter Zeit oft beobachtet und gelesen, dass die Atmung beim Klavierspielen sehr wichtig ist.

Stimmt. Wenn man nicht atmet, stirbt man ^_^

Was du meinst ist wahrscheinlich das quasi-gesangliche Atmen. Daß man also Melodiebögen spannt und zwischen den Bögen "atmet", wie es ein Sänger tun würde.
 
So'n Schmarrn, dachte ich, bevor Haydnspaß antwortete, ich denke aber, dass es am Wichtigsten ist, nicht die Luft anzuhalten, wenns brenzlich wird, sondern schon ab und zu mal bewusst an die Atmung denken, damit man ruhig wird. Alles andere kommt von allein- vom Gefühl her...
Die Sängerlinie mitzuatmen wird einem als Nichtsänger doch schwer fallen und macht es nur kompliziert.

Klavirus
 
Betrachte es von der anderen Seite:
Warum denkst du, ist das Atmen wichtig?
Eine mögliche Antwort: Um sich selbst dabei zu helfen, das Stück logisch zu strukturieren und zu gestalten.
Und warum atmen wir da gerade?
=> Weil (fast) alle Instrumente sich grundsätzlich am menschlichen Gesang orientieren!! Es heißt nicht umsonst "cantilene" oder gesangliches Spiel. Instrumente sind wie Stimmen, die nicht zwangsläufig atmen müssen, sondern es dann tun können, wann sie es für richtig halten (außer Blech + Holz). Viel leichter hat es da natürlich ein Streichinstrument, die sind meiner Meinung nach vom Charakter her der Stimme am ähnlichsten.

Jede Melodielinie, Akkordfolge, jeder Lauf und überhaupt alles muss irgendwie strukturiert und gestaltet werden. Wo ist der Anfang, wo ist das Ende, wie laut und intensiv beginne ich? Um sich diese Fragen zu beantworten, ist es hilfreich, die Stellen zu singen und sich genau dabei zuzuhören.
Wenn man nur eine klitzekleine Ahnung hat, wie die Stimme gebraucht wird, wird man alles automatisch auf eine richtige Art und Weise gestalten, weil die Stimme selten etwas unlogisches singt. Vorhalte sind lauter, Linien enden nicht auf einem unpassenden Akzent usw.
Man muss nur wirklich genauestens zuhören. Und die nächste, wirklich große Schwierigkeit ist, die Mittel zu finden, das aufs Klavier zu übertragen.
Zum Atmen ist zu sagen: Wenn man sich dadurch bewusst unterstützen möchte, sollte man beim Klavierspielen also genau so atmen, wie man es tun würde, wenn man sänge (also vorher ausprobieren).

Ich kann also jedem Klavierspieler nur allerwärmstens empfehlen, von seiner Stimme gebrauch zu machen; meiner Meinung nach ist es ein widerspruch, wenn ein Musiker sagt "ich kann nicht singen", denn singen kann jeder. Man muss nicht zum Starsänger werden, aber jede Stimme ist trainierbar, so dass man Töne trifft und im Chor singen kann. Jeder Mensch kann schließlich auch sprechen :cool: Das ist auch nichts anderes.

Man kann sich die Atem-Frage sogar übers sprechen beantworten, wenn das Stück wie eine kleine Rede aufgebaut ist. Bevor ich jemanden anschreie oder einen langen Redefluss loslasse, hole ich selbstverständnlich Luft. Je nachdrücklicher, desto mehr atme ich ein. Wenn ich drei Worte einzeln hervorstoße, atme ich dazwischen, wenn etwas zusammengehört, atme ich nur so viel, dass ich nicht vom Stuhl falle :D
Hilfreich ist also auf jedenfall, vor dem Stück bewusst einzuatmen, dadurch kann man sich auch des gewählten Tempos besser bewusst werden.

Irgendwie ist das mit Worten und auch noch ohne zeigen nicht so leicht beschreibbar...
 
Alle Bögen mitzuatmen kann möglicherweise zu Sauerstoffmangel oder Hyperventilation führen, wenn man kein ausgebildeter Sänger ist. Aber gelegenlich hilft gezieltes Atmen als "Gefühlsstütze". Man muß das einfach ausprobieren.
 
Hallo Clavioaner,

ich habe in letzter Zeit oft beobachtet und gelesen, dass die Atmung beim Klavierspielen sehr wichtig ist. Ich habe auch verschiedenes ausprobiert, wie z.B. die Luft anzuhalten, oder an bestimmten Stellen eines Stückes ein bzw. aus zu atmen.

Das Problem was sich dabei ergeben hat ist, dass ich nirgendwo finden konnte, wie die bewusst gesteuerte Atmung unterstützend wirkt. Ist es z.B. hilfreich vor einem Triller einzuatmen um ihn dann souverän zu spielen oder vor einem langen großen Lauf? Wie kann man zu einem Stück eine optimale Atmung kreieren :confused:



Hallo Rodrigo,

Danke ,dass Du dieses Thema ansprichst. Musik und Atem als Einheit oder mehr noch Singen oder rhythmisches Sprechen als "Taktgeber".
Um das "richtige" Taktgefühl zu entwickeln ,spreche ich artig meine Da-dam`s, mal betone ich das "da" mal das "dam" , aber so richtig will es mir nicht gelingen(die Sache mit dem Tempo). Nun gut, die Kraft des Atem und der Stimme....ist ein weites Feld, dass ich hier auch nicht beackern möchte.
Dennoch ist es ein physischer Vorgang ,den es in Einklang zu bringen gilt um ein Rhythmusgefühl zu entwickeln. Verbessert die eigene Stimmbildung, die Empfindung für den richtigen Takt ?

L.G
Rib
 
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ich nehme an, dass man durch das gesangliche Atmen auch kontrollieren kann, ob man verkrampft ist oder mit Stress spielt, oder?.
Gar keine Atmung ist sicher nicht gut :D, zumal das ja auch die ganze Durchblutung ändert und die Leistungsfähigkeit herabsetzen dürfte.
 
Nun, vielleicht ist das der Grund, weshalb nicht wenige große Pianisten "mitgrunzen"?
 
Zum Atmen ist zu sagen: Wenn man sich dadurch bewusst unterstützen möchte, sollte man beim Klavierspielen also genau so atmen, wie man es tun würde, wenn man sänge (also vorher ausprobieren).

Machst du das so, Stilblüte?

Also für mich sind das schon getrennte Dinge, dass spielmäßige Atmen der Melodielinien in der Musik, und mein wirkliches Atmen. Zumindest habe ich mich nicht daraufhin beobachtet, dass ich synchron zu der auf dem Klavier "gesungenen" Melodie auch selber genauso mitatme. Werde mich mal daraufhin kontrollieren und ausprobieren.

Was mir allerdings in Streßsituation hilft, ist die Konzentration auf ruhige Atmung in Vorspielsituationen.
 
Ich mache das nicht unbedingt so, ich weiß nicht, wie genau ich das mache :D
Aber ich atme schon manchmal bewusst, vor allem bei Zäsuren.
Es wurde ja nach Atemmöglichkeit bzw. Techniken gefragt. Es schadet sicher nicht, das erstmal zu übertreiben bzw. sich so bewusst zu machen oder zu üben.
 
Die ersten vier Takte von Chopins Präludium, das zu seiner Beerdigung gespielt wurde (auf Englisch auch "Suffocation" betitelt), eignet sich gut für eine Testreihe:

Erster Durchgang:

Einfach nur darauf achten, wie man vor dem ersten Ton und dann weiter atmet.

Zweiter Durchgang:

Einatmen und dann losspielen

Dritter Durchgang:

Zur eins des ersten Taktes nach dem Auftakt einatmen (also mehr oder weniger im Auftakt).

Vierter Durchgang:

Wie ein Sänger vor dem ersten Ton mit dem Einatmen beginnen und mit der eins im ersten Takt mit dem Ausatmen beginnen.

Im zweiten, dritten und vierten Durchgang natürlich nach dem Einatmen bzw. Ausatmen weiter atmen.

Ich hatte bei diesem Stück immense Probleme mit dem ersten Ton, die durch diese Tests komplett verschwunden sind, obwohl ich nur noch bei meinem letzten Vorspiel auf die Atmung geachtet habe (der Einstieg wurde dadurch automatisch gut).

Ich glaube, daß man durch solche Versuche sehr gut sein Microtiming verbessern und lange Bögen wirksamer spannen kann.
 

...ich hab ja in einer Yogaschule ^^ gelernt, dass die Atmung sich automatisch sehr reduziert, wenn man entspannt und konzentriert ist. Also waere das ja sozusagen perfekt? Aber als Nebeneffekt...Ich glaube nicht, dass man die Atmung beim spielen regulieren sollte, wir haben genug anderes zu tun. Hoechstens Bauchatmung, wenn man nervoes ist ;-)
 
...ich hab ja in einer Yogaschule ^^ gelernt, dass die Atmung sich automatisch sehr reduziert, wenn man entspannt und konzentriert ist. Also waere das ja sozusagen perfekt? Aber als Nebeneffekt...Ich glaube nicht, dass man die Atmung beim spielen regulieren sollte, wir haben genug anderes zu tun. Hoechstens Bauchatmung, wenn man nervoes ist ;-)

Atmung als Wegweiser, nicht als Technik. Aber die körperliche Befindlichkeit des Pianisten macht sich auch musikalisch bemerkbar, also auch die Atmung.
 
hallo,

ich muss gestehen, dass ich mir während des Spielens absolut gar keine Gedanken über das Atmen mache (auch während des Übens nicht) - es funktioniert von allein, lediglich beim innerlichen "mit-Singen" ist es wohl ein wenig so, wie beim realen Singen.

ABER ich habe mal (von einer Professorin für Gesang/Oper) einen ziemlich guten Tipp erhalten, den ich seitdem automatisch anwende: vor einer schwierigen/heiklen Stelle tief einatmen und die fiese Stelle beim ausatmen anfangen - - das hilft geradezu verblüffend!!!

ansonsten glaube ich, dass man eher kaum auf das Atmen achten muss.

Gruß, Rolf
 
ansonsten glaube ich, dass man eher kaum auf das Atmen achten muss.


Ich schon. Wenn ich mich bei schwierigen Stellen total konzentriere, dann höre ich auf zu atmen :D. Bevor ich ein Stück spiele, denke ich u.a. auch daran, dass ich ruhig atmen muss. Bei einigen Stücken steht daher am Beginn ein großes "A" für Atmen, damit ich das ja nicht vergesse :D.
 
Danke fuer den Tipp, Rolf. Das habe ich auch schon mal von einer befreundeten Pianistin gehoert - aber nicht geglaubt ;-) (*selbst- tadel*)
 

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