András Schiff

Mir erschien es plausibel, an dieser Stelle die Dinge beim Namen zu nennen, da ich in dem zitierten Beitrag von Dreiklang etwas ganz anderes herausgelesen hatte - und zwar etwas, das unseren Berufsstand in ein so unvorteilhaftes wie falsches Licht setzt.

Es ist gut, Dinge beim Namen zu nennen und miteinander zu reden, denn so können Missverständnisse aus der Welt geschafft werden.

Chris (Dreiklang) hat im Forum schon oft Beiträge geschrieben die (so empfinde ich es) deutlich machen, dass er Musik und Klaviermusik über alles liebt und sich intensiv mit dieser beschäftigt. Aus Chris’ Beitrag (und auch aus anderen, die er geschrieben hat) habe ich auch etwas herausgelesen und bin auch darauf eingegangen. Aber ich bin sicher, dass er es nicht abwertend meint, wenn es sich auch so „anhört“. Denn ich denke, dass uns allen - auch Chris - bewusst ist, welche physischen und mentalen Leistungen für die Erschaffung von Musik erforderlich sind, inklusive der unzähligen Stunden, die es erfordert sie uns zu Gehör zu bringen. Und egal wer da auf der Bühne steht oder sitzt: Er oder sie ist mit Herzblut bei der Sache.
 
Aber ich bin sicher, dass er es nicht abwertend meint, wenn es sich auch so „anhört“.

Ja stimmt, es war ursprünglich von mir auch ganz anders gemeint: ich meinte nicht, den Leuten Glasperlen zu verkaufen, sondern viel eher, daß man zu einem geschliffenen Brillant noch eine wunderschöne Geschenkschatulle herstellt. Dieses Missverständnis hat dann dazu geführt, daß die Leser wieder neue Dinge erfahren haben (sofern sie diese Dinge nicht schon wußten).

Ich bin von Deinem Beitrag sehr beeindruckt. Vielleicht zum erstenmal seit längerem habe ich den Eindruck, ich wäre mehr als ein lästiges Insekt, nach dem es einen jeden verlangt, mit der Fliegenklatsche zu schlagen. Und das, nachdem ich in Deinen Faden auf diese Art und Weise eingebrochen bin. Es gibt ein Wort für solch ein Verhalten: menschliche Größe. Danke dafür.

Es war übrigens ein Fehler, mich hier im Faden in dieser Form zu Wort zu melden. Man kann doch den Menschen die Freude an den Pianisten lassen, die sie lieben, oder nicht? Muß man diesen dann die eigene Meinung, und andere Pianisten reindrücken? Antwort: nein, man muß es nicht. Man muß so vieles nicht.

Was Du über Horowitz zuletzt geschrieben hast, gehört zu dem schönsten, das ich über den Pianisten bisher hier las.

Musik und Klavier gehören zu den großen Lieben meines Lebens, das stimmt. Aber der einzige, dem es so geht, bin ich auch sicher nicht. chiarina sagte ein paar Posts weiter vorne, die Leidenschaft für den Beruf ist das, was einen Musiker dazu veranlaßt, stets nach Höchstleistung zu streben – und ich danke für diese entscheidende Ergänzung.

Und egal wer da auf der Bühne steht oder sitzt: Er oder sie ist mit Herzblut bei der Sache.

Nicht nur auf der Bühne. Auch bei einem Hobbyspieler kann man es wohl hören, wenn echtes Herzblut im Spiel und in der Sorgfalt seiner Fingerbewegungen steckt.

Der Gebrauch der Ausdrücke Kulturbetrieb und Künstler erscheint mir jedoch leichtfertig wie wenn Kunst, Kultur und professioneller Kulturbetrieb in einen Topf zu werfen wäre oder bin ich da besonders empfindlich.

ich würde sagen, Kunst beginnt schon dann, wenn jemand (auch im kleinen Rahmen) auftritt, und etwas macht, das die allermeisten Hobbytreibenden nicht schaffen. In den allermeisten Fällen sind das dann sicher Berufsmusiker. Was nicht ausschließt, daß ein Hobbyspieler diesen Anspruch teilweise erreichen kann, durch viel Arbeit. Aber es dürfte eben selten sein.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Vielleicht zum erstenmal seit längerem habe ich den Eindruck, ich wäre mehr als ein lästiges Insekt, nach dem es einen jeden verlangt, mit der Fliegenklatsche zu schlagen.

Eigentlich geht es hier ja um Schiff, deshalb wollte ich mich an der ganzen Diskussion hier auch nicht beteiligen. Wer nicht bemerkt hat, wie sich der Stil von Dir, Chris, nach Deiner wochenlangen Abwesenheit geändert hat, hat nach meiner Ansicht Tomaten auf den Augen. Natürlich schreibst Du ab und zu nochmal Blödsinn:-) aber da bist Du bei weitem nicht der Einzige, ich schließe mich da auch nicht aus. Wenn einige Deiner heftigsten Kritiker den gleichen Maßstab an sich selbst legen würden wäre deren Beitragsanzahl wohl zwischen 50 und 90 % geringer als angezeigt. Man sollte Kritik nie so an sich heranlassen, dass solche Gefühle wie im Zitat von Dir geschildert hervorgerufen werden, das ist verschenkte Lebensqualität. Deshalb fand ich schön, dass Marlene sich versöhnlich geäußert hat und Deine Antwort darauf sollte einige Clavioten hier zum Nachdenken anregen.

LG
Christian
 
„András Schiff wäre gegangen!“

Dies waren die Worte eines Konzertbesuchers im gestrigen Konzert der Kölner Philharmonie nachdem sich während dieses Konzerts einige Zwischenfälle ereignet haben.

Angeregt durch diese Aussage und den Vorwurf eines „Clavionisten“ in diesem Thema, es sei intoleranter Egoismus anderen seine Ansichten in Bezug auf ein einigermaßen ruhiges Konzerterlebnis aufdrängen zu wollen, lasse ich Euch teilhaben an den gestrigen Ereignissen während eines Konzerts des WDR-Sinfonieorchesters.

Um 19:00 h begann das einstündige Konzert der Reihe „Happy hour“ mit Wagners Liebestod und der Eroica. Ein Moderator des WDR2 hat einige Worte an das Publikum gerichtet, kurz über die drei Meinungen über den Namen Wagner referiert und die psychologische Wirkung seiner Musik angesprochen. Zum Abschluss hat er noch erwähnt, dass die Symphonie aus vier Sätzen besteht. Leider hat er nicht gesagt, dass heutzutage zwischen den Sätzen nicht applaudiert wird.

Ein Konzerterlebnis der besonderen Art nahm seinen Lauf. Während „Isoldes Liebestod“ gab es – bis auf einige hemmungslos laute Huster – keine nennenswerten Zwischenfälle. Während der letzten Minuten des Vorspiels schienen sich die Besucher der Worte des Moderators in Bezug auf die Wirkung der Musik zu besinnen. Denn anscheinend waren sie geistig damit beschäftigt, was sie denn von diesem Vorspiel halten sollen, das die auskomponierte Steigerung und Entfesselung eines der größen Gefühle ist zu denen Menschen fähig sind. Für mich war es schön erstmals live den Liebestod zu hören und mit geschlossenen Augen habe ich meinen Fantasien freien Lauf gelassen. Denn auf mich hat Wagners Musik eine überaus intensive emotionale Wirkung. Anscheinen auch auf die anderen, denn die eigentlich störenden Ereignisse kamen erst danach, bei der "Eroica".

Bei Beethovens 3. Symphonie kam es zu dem ersten Zwischenfall: Der Klang eines Handys war zu vernehmen. Hier und da wurde leiser oder vereinzelt ungeniert laut gehustet. Der erste Satz war verklungen und...tosender Applaus. Jukka-Pekka Saraste hat dem Publikum weiterhin den Rücken zugewandt.

Während des zweiten Satzes war ein Geräusch aus Block E zu vernehmen: Ein klingelndes Handy. Und am Ende des zweiten Satzes: Applaus. Die Körpersprache von Herrn Saraste ließ nicht eindeutig erkennen ob er genervt war, aber auf mich hat er so gewirkt. Die Musiker haben die Ovationen zur falschen Zeit hier und da mit einem Lächeln quittiert.

Dann war der dritte Satz verklungen und man sollte es kaum glauben: Schon wieder Applaus! Vielen ist nicht aufgefallen, dass Saraste sich zum dritten Mal nicht zum Publikum umgedreht hat. Und dann: Ein Bravo-Ruf war deutlich zu hören und Herr Saraste hat mit einer sehr energisch ausholenden Armbewegungen dafür gesorgt, dass der vierte Satz nahtlos in den dritten übergegangen ist. Den 4. Satz in das ausklingende „o“ des Rufes und den Applaus hineindirigierend hat Herr Saraste umgehend für Ruhe im Auditorium gesorgt. Aber die währte nicht lange... Als wäre das noch nicht genug gewesen kreischte plötzlich ein Kleinkind in Block B. Das forte war ihm offenbar zu geräuschvoll. Ob es beim Rest des Satzes gefesselt und geknebelt im Sitz verharren musste ist nicht überliefert, aber das Kind war so schnell wieder ruhig, dass sich mir der vorgenannte Verdacht aufgedrängt hat. Als dann jemand rechts von mir in Block B in Nebelhornlautstärke hemmungslos in ein Taschentuch geschnäuzt hat, brachen meine Sitznachbarinnen und ich in stilles Gelächter aus (was uns im Übrigen auch beim nahtlosen Übergang in den 4. Satz passiert ist weil Herr Saraste da völlig aus sich herausgegangen ist und die auf der Bühne stattfindende Energiefreisetzung deutlich zu spüren war).

Diese Vorfälle habe ich mit einem verwunderten Schmunzeln zur Kenntnis genommen. Denn ich konnte sicher sein, dass das WSO mir ihrem Dirigenten nicht die Bühne verlassen hätte. Es war meinerseits ein Test, was es mit diesen Konzerten der „Happy hour“ auf sich hat. Und beim Preis von EUR 11,00 plus Vorverkaufsgebühren und der schönen Musik war es zu verschmerzen. Der Preis hat wohl einige gelockt nach der Devise: „Ich hann mir jedaach: Loss mer ens lure, wat die Köpp do op der Bühn maache!“.

Der Moderator hat nach dem Konzert erklärt warum die Konzertreihe „Happy hour“ ins Leben gerufen wurde. Es sollen Zuhörer gewonnen werden, die noch Berührungsängste haben in ein klassischen Konzert zu gehen. Und daher z.B., nicht wissen, ob man in Straßenkleidung oder Abendgarderobe erscheint. Leider hat er nicht darauf hingewiesen, dass heutzutage zwischen den Sätzen einer Symphonie nicht applaudiert wird. Wenn er schon auf die Garderobe eingeht wäre – in Anbetracht der vorherigen Ereignisse – diese Anmerkung mehr als angebracht gewesen.

Die Idee dieser Konzerte finde ich schön, aber ich verstehe nicht, dass sich ein Neuling in Sachen klassischer Musik nicht mal im Internet schlau macht, wie es denn so zugeht in einem derartigen Konzert. Aber möglicherweise ist diese Denkweise ja ein Zeichen meiner Intoleranz und meines Egoismus’.
 
ich verstehe nicht, dass sich ein Neuling in Sachen klassischer Musik nicht mal im Internet schlau macht, wie es denn so zugeht in einem derartigen Konzert.

Ich verstehe schon nicht, daß man nicht so etwas wie ein "instinktives Gefühl" in sich trägt, klingende Musik nicht zu stören? (also nach Möglichkeit nicht zu husten, und so weiter). Vielleicht müssen wir uns damit abfinden, daß Menschen eben verschieden sind? Aber wenn eine solche öffentlich formulierte Kritik dazu beiträgt, daß sich beim nächstenmal ein paar weniger Leute "danebenbenehmen", dann wäre schon etwas gewonnen.

Viele Grüße.
 
Aber möglicherweise ist diese Denkweise ja ein Zeichen meiner Intoleranz und meines Egoismus’.

Liebe Marlene,

ein herzliches Dankeschön für deine interessanten und immer unterhaltsam geschriebenen Erfahrungsberichte! :)

Du bist natürlich kein bisschen intolerant und egoistisch, nur weil es dich stört, wenn deine willigen Ohren nicht nur mit Klaviermusik, sondern auch mit allerhand unerwünschtem Geräusch überflutet werden.

Aber bitte verzeih mir, wenn ich mich hier einfach nur freue, dass so viele offensichtlich ungeübte und evtl. der klassischen Musik fremde Menschen das Konzert besucht haben. Und dann hat es ihnen auch noch total gefallen! Das finde ich so wunderbar, dass ich gerne über gewisse Unzulänglichkeiten hinwegsehe. Ich glaube, dass die Orchestermusiker das weitestgehend auch so sehen - kommt kein Publikum mehr, wird der Job schnell überflüssig, wie man an den vielen Streichungen und Kürzungen sehen kann.

Mein großer Wunsch ist es nämlich, dass so viele Menschen wie möglich die Schönheit klassischer Musik erfahren. Eine tolle Idee, solche Konzerte zu organisieren!

Liebe Grüße - und ich hoffe auf weitere schöne Geschichten! :)

chiarina
 
„Aber möglicherweise ist diese Denkweise ja ein Zeichen meiner Intoleranz und meines Egoismus’.
Genau das! Penitentiam agite! Tue Buße, du arge egoistische Sünderin!
...weißt du, ob auf den Handys nicht gerade höchstrelevant Koalitionaverhandlungsdetails übermittelt wurden, die wichtiger sind als als Feierabendbeschallungen? ...wie kannst du es wagen, dich ironisch über das Klingeln eines Mobiltelefons zu echauffieren...
Tue Buße!

:D:D:D:D
 
Ich verstehe schon nicht, daß man nicht so etwas wie ein "instinktives Gefühl" in sich trägt, klingende Musik nicht zu stören? (also nach Möglichkeit nicht zu husten, und so weiter). Vielleicht müssen wir uns damit abfinden, daß Menschen eben verschieden sind?

Ist eigentlich noch niemand auf die Idee gekommen, dass die Person nicht besonders stolz darauf gewesen sein könnte, das Konzert durch die Hustgeräusche zu stören, sondern dass sie einfach husten musste? Hier wird in manchen Fällen geradezu Boshaftigkeit unterstellt.

Zum Dresscode: Wenn ich abends auf ein Konzert gehe, dann fahre ich meist direkt aus dem Büro dort hin, d.h. ich trage die gleiche Kleidung wie im Büro. Wenn das Jeans, T-Shirt und Turnschuhe sind, dann ist das eben so, auch wenn manch ältere Herrschaften dort das als persönlichen Affront empfinden mögen. Wenn man nicht arbeiten muss und sich nicht um "Nebensächlichkeiten" wie Kinder kümmern muss, dann hat man bestimmt die Zeit den Anzug noch in der Vorwoche in die Reinigung zu bringen und die Farbe der Krawatte mit dem Dress der Gattin abzustimmen.

Andere Leute haben diese Zeit jedoch nicht und besuchen solche Konzerte der Musik wegen.
 
Hallo Rocky !
Zuerst einmal , bitte reg Dich nicht auf. Gegen legere Kleidung bei einem Konzert hab ich persönlich nix .Das ist heute und war schon vor Jahren üblich .
Gegen gelegentlichen Husten ,Niesen und Naseputzen sage ich auch nix. Ist Dir nicht auch schon mal aufgefallen , dass nach Ende eines 1. Satzes, wenn der Dirigent
ein kleine Pause macht , dass ,o wie ich immer sage ,das Hustenkonzert beginnt. Für mich ein Zeichen , dass viele Leute mit der Husterei während das Orchester spielt , doch schon sehr rücksichtsvoll auf diesen Moment gewartet haben ,um sich jetzt auszuhusten , um nachher wieder der Musik zu Lauschen .
Aber Handy und Babygeschrei geht ja gar nicht.Das man überall Handys ausschalten sollte ,weiss doch heute jedes Kind!!
Zum Babygeschrei 3 Dinge
1.Für ein Baby ist es purer Stress , wenn es schläft von lautem Geklatsche aus den, ach so schönen Träumen ,gerissen zu werden.Es mag bestimmt lieber in seinem kuschligen Bettchen liegen .
2.Die Eltern stehen doch auch unter Stress in der Sorge das Kind könnte unruhig werden.Musikgenuss und Entspannung wird kaum zu geniessen sein.
3 .Ich konnte auch nicht überall hingehen , als meine Kinder klein waren . Verzicht wurde grossgeschrieben. Und wenn ich nicht verzichten wollte kamen ein Babysitter oder Grosseltern oder liebe Nachbarn zum Einsatz. Es findet sich immer jemand ,wenn man will!!!
So ,dass war jetzt mal mein Beitrag zu diesem unerschöpflichen " Husten " Thema
Ein schönes Wochenende Monique

Fazit, man muss nicht unbedingt ein Kleinkind in eine solche Veranstaltung mitnehmen .
 

Hi Monique,

keine Sorge, ich rege mich nicht auf, ich beobachte nur. :) Würde ich mich aufregen, dann würde ich keine klassischen Konzerte mehr besuchen.

Zum Thema Handy oder Baby: Beides geht gar nicht. Bei einem Handy kann man noch Unachtsamkeit unterstellen, das kann jedem mal passieren, auch wenn es das nicht sollte. Dem Kind tue ich mit einem Konzert jedoch genauso wenig einen Gefallen wie mir selbst und dem Rest des Publikums. Wenn ich niemanden zum Aufpassen finde, dann kann eben nur ein Elternteil das Konzert besuchen, oder man lässt es eben ausfallen. Genauso wenig Verständnis habe ich für Eltern, die unbedingt mit ihrem Quasi-Neugeborenen in den Urlaub fliegen, das würde ich einem Kind nicht antun.
 
Hallo Rocky!
Dem ist nichts hinzuzufügen ! Dann sind wir uns einig ! Liebe Grüsse Monique ;)
 
Dass man sein Handy ausschaltet, ist selbstredend.
Aber rein statistisch.... wenn ich 1000 Konzerte besuche, ist es gut möglich, nahezu wahrscheinlich, dass ich das Ausschalten des Handys einmal vergesse und mich jemand anruft. Bei 1.000 Gästen hat man also von meiner eigenen Schusseligkeit ausgehend immer einen, dessen Handy klingelt. Das ist scheisse, aber irgend wie muss man sich damit abfinden können. Ich glaube, Niemand wird gerne angerufen und erntet kollektives Augenrollen. Wem das passiert, der ist von Hause aus gestraft genug.

Kleinkinder...ja, das ist echt doof. Ich glaube auch nicht, dass ein Konzertbesuch das Richtige für ein Kleinkind ist.

Husten-, Applaus- und sonstige Verhaltensregeln....albern. Da bleibe ich dabei. ;)
 
Husten-, Applaus- und sonstige Verhaltensregeln....albern. Da bleibe ich dabei. ;)
Nicht nur albern, sondern dazu geschaffen das gemeine und unwissende Volk von diesen geheiligten Veranstaltungen fernzuhalten. Man will letztlich unter sich bleiben, wer Kodex und Codes nicht beherrscht, soll sich fernhalten. Meines Erachtens teilweise auch nichts nichts anderes als Frömmelei.
Würde jemand, der zum ersten Mal ein Formel-1-Rennen besucht, zuerst im Internet nachforschen, welche Verhaltensregeln dort gelten? Lächerlich. Aber zugegeben, bei manchen Fußballspielen könnte das durchaus helfen, die körperliche Unversehrtheit nach dem Spiel zu sichern :D

Wer sich von vereinzelten Hustern gestört fühlt, konzentriert sich nicht genug auf die Darbietung oder will gestört werden. Basta.

Nicht klatschen zwischen den Sätzen? Puristen würden es begrüßen, dass geklatscht wird. Denn meines Wissens war das zu Zeiten der Originalaufführungen durchaus üblich. Der Kodex hat sich nur geändert. Und gibt jenen, die das Werk kennen, das schöne und heimelige Gefühl, es besser als die anderen zu wissen ;)

Solange die Besucher während der Musik die Klappe halten, ist doch alles paletti. Eine einfache Verhaltensregel, die auch für Kino, Lesungen, Vorträge und vieles mehr gilt.
Wobei, andere Länder, andere Sitten. Erinnere mich gerne an einen Opernbesuch in Italien, als ein älterer, sehr distinguierter Herr neben mir Teile des Werkes mit feuchten Augen mitgesungen hat. Fand das nicht störend, sondern berührend.

Über Kleinkinder braucht man nicht diskutieren. Die gehören nicht in Konzerte und nicht in Fußballstadien.

Telefonklingeln? Die Geister, die wir zwar nicht riefen, aber alle dankbar angenommen haben. Die Statistik ist halt gegen uns, irgendwer vergisst immer, mir auch schon passiert. Stört im Kino genauso, nur in Rockkonzerten eher wenig, weil man es aufgrund der Lautstärke nicht hört :D

Man verzeihe die vielleicht überspitzte Formulierung bezüglich Verhaltensregeln. Aber das ist ein Thema, bei dem mir gerne die Trotzader anschwillt.
 
Verhaltenskodex im Netz nachschauen: daraus wird man nicht wirklich schlau. (Ich habe dasselbe Problem mit z.B. Fussball - ich würde ja gern einmal im Leben Fussball-Bundesliga live sehen, aber weiß absolut nichts, wie man das macht, und daher habe ich Hemmung. Aus dem Netz wird man nicht schlau.).

Karte kaufen, hingehen. Und sich freuen wenn die Lieblingsmannschaft Tore schießt. Wer keine Berührungsängste hat (große Menschenmenge), der wird viel Spaß haben (es sei denn es passiert so etwas wie unten erwähnt und wird am Ende des Spiels auch noch leichtsinnigerweise auf der Videoleinwand gezeigt. Das hätte zu gefährlicher Randale führen können).

Gestern Abend hatte ich Gelegenheit mit zwei Musikern des WDR-Sinfonieorchesters über das Konzert am Donnerstag (mein Beitrag #145) zu sprechen, denn ich wollte deren Einschätzung dazu hören. Nach diesem Gespräch habe ich meine Meinung überdacht (ich bin durchaus lernfähig und hinterfrage auch meine Ansichten).

Die Musiker haben mir mitgeteilt, dass bei dem Konzert am Donnerstag außergewöhnlich viel Unruhe im Publikum geherrscht habe, was sonst bei den Konzerten dieser Reihe nicht der Fall sei. Aber es würde bei diesen Konzerten immer zwischen den Sätzen applaudiert, die Gäste wüssten es einfach nicht besser.

Während ich vor dem gestrigen Konzert (mit der unglaublich faszinierenden Hélène Grimaud und Schumanns op. 54) noch Zeit hatte, meine Blicke über die Bühne schweifen zu lassen und nachzudenken, habe ich eine Ansicht korrigiert in Bezug auf die Besucher dieser besonderen Konzertreihe.

Wer seinen Applaus nicht zurückhalten kann weiß es entweder nicht besser oder ist so voller Begeisterung, dass er seinen Gefühlen freien Lauf lassen will. Vielleicht wäre es sogar gut den Applaus zwischen den Sätzen wieder einzuführen, denn es gibt viel Musik, die uns so sehr bewegt und aufwühlt, dass der Applaus zur Erleichterung dieser Gefühle vielleicht sogar sinnvoll wäre. Vielleicht würden dann manche weniger im Gestühl herumzappeln.

Wenn diese Besucher noch nie in einem klassischen Konzert waren und wegen des verlockenden Preise den Mut haben, es zu erleben, dann ist ein Konzertsaal voll mit zum falschen Zeitpunkt applaudierenden Gästen allemal besser, als würden diese Besucher zu Hause bleiben und sich darüber echauffieren, dass ein Ball im Tor ein Phantomtor war (dieser Schlenker in den Sport in Anbetracht von hansss’ Erwähnung desselben). Wenn solche Konzerte einen „Kulturbanausen“ (das Wort stammt nicht von mir, wurde mir aber hier im Thema in den Mund gelegt) zum Klassikliebhaber machen, dann ist das Ziel erreicht. Und wenn diese Besucher dann öfter in die Philharmonie kommen erst recht.

Während Hélène Grimaud gestern eine ruhige Passage in Schumanns op. 54 gespielt hat wurde einige Sitze neben mir eine Frau von einer Hustenattacke heimgesucht. Diese war so hartnäckig, dass sich andere Besucher mit bösem Blick zu ihr umgedreht haben (nein, ich war es nicht, ich habe weiter gebannt auf Frau Grimaud geschaut und versucht es zu überhören denn die Besucherin hat sich alle Mühe gegeben leise zu husten was aber nicht erfolgreich war). Die hustende Besucherin hat wegen der Nähe zur Bühne (Grimaud saß nur etwa acht Meter von mir und ihr entfernt) den Konzertsaal verlassen, weil der Husten nicht weichen wollte. Das gleiche hätte ich auch gemacht (weil dafür nur zwei Personen hätten aufstehen müssen). Denn ich bin gestern mit einigem Bangen ob eines grippalen Infektes und vereinzelter Huster in die Philharmonie gefahren. Vor dem Konzert habe ich sicherheitshalber etwas gemacht, das man nicht tun sollte, aber ich wollte Grimaud sehen und hören und niemanden stören. Also habe ich einen Schluck dieses grünen Sirups einer Firma getrunken, die auch Waschmittel herstellt (das Zeug gehört rezeptpflichtig, aber dann würde ja eine gute Einnahmequelle versiegen). Wie erwartet hat das grüne Teufelszeug (und die von der Philharmonie angebotenen Kräuterzückerli) geholfen und ich habe ruhig und still ohne Husten das Konzert erlebt. Hätte ich mittendrin gesessen wäre ich zuhause geblieben weil ich bei einer Hustenattacke nicht hätte aufstehen können ohne andere und die Musiker zu stören.

Wie oben erwähnt revidiere ich meine Aussage in Bezug auf den Applaus. Aber nach wie vor gehören kleine Kinder nicht in ein solches Konzert, Handys abgeschaltet und Huster abgedämpft (z.B. mit Armbeuge, Taschentuch, Halstuch).
 
... Grüne Banane,...
komm schon, was war es für ein Zeug ??

Grüne Banane? Ne, schmeckt nicht! Ich mag sie lieber reif :D. Außerdem habe ich mit Alkohol nix am Hut - außer mit Wein, aber das ist ja kein Alkohol sondern Trinkkultur ;).

Der grüne Sirup mit dubiosen Inhaltsstoffen (die verschaffen aber Ruhe vor den Symptomen, besonders zur Nacht) ist von der Firma, die auch Waschmittel herstellt und das englische Wort für "Glückspiel" im Firmennamen trägt. Die verdienen genug Geld an dem Zeug, daher werde ich den Namen des Sirups hier nicht nennen. Die Firma rühmt sich mit dem aus vier Buchstaben bestehenden Produkt (Kamellen, Sirup, Saft) weltweit die Nr. 1 zu sein. Andererseits: Wenn das Schule macht den Saft vor einem Konzert zu trinken wird in Konzerten sicherlich deutlich weniger gehustet, geniest und geschnieft. Das wäre doch mal ein Werbeslogan für den Hersteller. :D

Hey, Olli, sag nicht Du weißt nicht welches klebrige grüne Zeug ich meine... :shock:
 
Was hier glaube ich noch gar nicht genannt wurde: Die sprechende Armbanduhr :D

Vor paar Jahren wurde meine Oma 90 Jahre alt. Enkel (ich) lässt sich nicht lumpen und lädt Oma zum Konzert vom Freiburger Barockorchester ein, 1. Reihe natürlich, vom SWR mitgeschnitten.

Weil die gute Dame nicht mehr besonders gut sieht, hat sie sich eine "sprechende Uhr" zugelegt, die jede Stunde automatisch die Zeit verkündet, und das nicht gerade leise. Ich weise sie noch darauf hin, den Ton auszuschalten, was sie durch drücken von paar Knöpfen anscheinend auch bewerkstelligt.
Konzert läuft, tief bewegende Moll-Arie der namhaften Solistin, Schlussakkord. Und in die spannungsvolle Pause zwischen dem Verklingen und dem Applaus quäkt es lautstark neben mir hinein: "Es ist 21 Uhr!" :eek: :?

Wenn die Blicke der Konzertmeisterin töten könnten säße ich jetzt nicht hier am PC.:D

Als das Konzert kurze Zeit später im Radio gesendet wurde, wollte ich mir noch mal den Adrenalin-Kick per Zeitansage geben. Leider wars aber wohl von der Technik rausgeschnitten worden.
 

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