Ich spiele seit ich 25 bin und damit jetzt seit etwa 3 Jahren "richtig" Klavier (seit 3 Jahren habe ich auch Unterricht, in dem Jahr davor habe ich ein bißchen für mich selbst herumgeklimpert). Seit dieser Zeit übe und spiele ich im Schnitt etwa 2 Stunden am Tag. Von Anfang an habe ich mir darüber Gedanken gemacht, wie man effizient übt, und als ich kurz darauf das Buch von Herrn Chang im Internet entdeckt habe, fand ich darin etliche meiner eigenen Ideen (abgeleitet aus den Theorien, die ich aus meinen Lern- und Gedächtnispsychologie-Vorlesungen kannte) wieder. Ich übe seitdem ziemlich konsequent nach diesen Methoden, vor allem mit getrennten Händen und in kleinen Portionen (parallele Sets dagegen nicht so viel - ich frage mich übrigens, was "parallel" genau bedeutet).
Insegsamt habe ich, durch die Unterstützung meines sehr guten Klavierlehrers und auch durch das Üben mit getrennten Händen, sehr schnell gelernt. Mittlerweile habe ich einen
flügel (seit einem Jahr), und dadurch habe ich mich technisch noch einmal sehr verbessert. Die meisten Leute, die mich spielen hören, denken, ich würde jetzt seit etwa 10 Jahren Klavier spielen.
Das habe ich bisher gespielt (so ziemlich in chronologischer Reihenfolge)
- einige leichte Preludien von Bach
- einige Amélie-Stücke
- Goldberg-Aria, Invention 1 und die Courante aus der Französischen Suite in es-moll von Bach
- "The Heart Asks Pleasure First" von Michael Nyman
- Chopins Fantaisie Impromptu (das konnte ich nach etwa einem Jahr spielen, allerdings nicht ganz so schnell, mittlerweile geht es mit Tempo 160, und ich habe es gerade beim letzten Vorspiel im November gespielt)
- Walzer in cis-moll von Chopin
- Nocturnes in e-moll, cis-moll (posthum) und Des-Dur von Chopin
- 1. Satz (zur Hälfte) von Schumanns Klavierkonzert in a-moll
- 3. Satz (Rondo Allegro) aus Beethovens Pathétique
Aktuell:
- Nocturne in c-moll (Op. 48/1) von Chopin (fast fertig :D)
- 1. Satz aus Chopins Klavierkonzert Nr. 2 in f-moll (halb durch bis jetzt)
Seit einem halben Jahr gebe ich selber Unterricht, und meinen (mittlerweile 4) Schülern macht das Spielen Spaß und sie lernen gut. Ich unterrichte neben den musikalischen Techniken, die ich selber lerne und gelernt habe, auch einige der Übetechniken aus dem Buch von Herrn Chang, und es funktioniert prima.
Insgesamt also finde ich das Buch sehr empfehlenswert, und ich denke, daß viele Klavierspieler davon profitieren können wenn sie es (zumindest in Auszügen) lesen. Man muß ja nicht alles anwenden, aber zumindest die Passagen über das Üben mit getrennten Händen und in kleinen, sich überlappenden Abschnitten, das Spielen mit relativ flacher Fingerhaltung, die Abschnitte über Entspannung beim Spielen und über automatische Verbesserung nach dem Üben "über Nacht" finde ich sehr wertvoll. Das Besondere an diesem Buch ist wirklich, daß man dort vieles darüber finden kann, wie man gut
übt, und nicht nur, was man alles können sollte (ohne daß gesagt wird, wie man es schafft, das zu können).