Akkorde

  • Ersteller des Themas feingeist1
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Warum

a) werden diese dennoch nach wie vor so selten auf logische, verständliche und musikangemessene (wichtig - eine Erklärung darf nicht so sein, daß der Schüler durch unzulässige Tricks ein falsches oder zu unvollständiges Bild der musikalischen Vorgänge bekommt) Weise erklärt?

b) jammern nach wie vor so viele rum, es sei ja so kompliziert und geheimnisvoll - selbst intelligente Erwachsene, die in ihrem Beruf täglich mit weit komplexeren Sachverhalten zu tun haben?

Lieber hasenbein,

mir geht's genauso und ich stelle mir auch diese Fragen. Manche erwachsene Schüler sträuben sich sogar vehement gegen jede analytische Betrachtungsweise, weil sie nach eigenen Aussagen früher damit "traktiert" wurden. Sie sehen den Sinn nicht. Ich glaube, dass es vor allem daran liegt, dass die sog. "Theorie" nicht mit der Praxis verknüpft wurde. Die Theorie wurde oft gesondert "abgefragt" und so blieb sie ein theoretisches Relikt, das überhaupt nichts mit der Praxis zu tun hatte. Tatsächlich fragte sich der Schüler, wozu er das alles überhaupt lernen sollte. Es blieb ein nerviges Auswendiglernen, bei dem man die wirklichen, der Musik zugrundeliegenden Inhalte oft nicht begriff.

Reflektieren und Vertiefen der musikalischen Inhalte verstärkt deren Wahrnehmung und führt so zu einem intensiveren und lebendigeren Spiel. Die sog. Theorie, die keine Theorie, sondern eher eine Grammatik ist, ist eines der Mittel dazu. Sie sollte so angewendet werden, dass sie mit der Praxis, also mit den gespielten Stücken und Improvisationen ...., ein enges Geflecht bildet.

Liebe Grüße

chiarina
 
Das, was Hasenbein und Rolf hier beschrieben haben, finde ich auch einfach. Aber schon wenn es dann um die verschiedenen Molltonleitern geht (kennen tu ich die - aber warum wann wieso welche?) oder um Akkorde mit noch ein paar mehr Tönen als drei, find ichs kompliziert.

also Moll ist nicht schwieriger oder komplizierter als Dur :)

du könntest die Entchen bzw. das Tonleitermuster in jeder Molltonleiter spielen:
Dur: 7-1-2-3-4-5-6
moll: 7-1-2-b3-4-5-b6 = harmonische Mollskale
ansonsten: b7, b3, b6 (1,2,4,5 wie Dur) ist reines Moll => wichtig fürs notieren (siehe unten)
nur b3 ist melodisches Moll aufwärts, abwärts ist melodisches Moll wie reines

das notieren:
wir haben von Dur gelernt, das halt mal vom Leitton aus zu machen (weil Entchen), also:
7-1-2-3-4-5-6 Dur
- dann dieselben Töne anders anfangend:
6-7-1-2-3-4-5 juhu so einfach findet man die parallele Molltonart :):) sie ist jetzt als reine Mollskale sichtbar
das nummerieren wir neu (normal = Dur, dieselben Töne neu nummeriert kursiv sind dann moll)
von Dur aus:
6-7-1-2-3-4-5
a-h-c-d-e-f-g
1-2-3-4-5-6-7
und mein kursiven jetzt ein # vor die 7 und wir haben harmonisches Moll

die Kadenzen werden am besten mit harmonischem Moll gemacht, das Muster ist dasselbe wie in Dur!

und erst wenn man die Kadenzen in Dur und Moll geschnallt hat, sich die Funktionen (T, S, D in Dur, t, s, D in moll) merken kann, DANN ERST kann man sinnvoll Akkorde erweitern
d.h. jetzt kann die Dominante innerhalb der Skale eine Septime und eine None bekommen, man kann mal in einem Akkord als Vorhalt die Quarte statt Terz spielen -- kann man die Kadenzen, sind die Erweiterungen eine einfach, aber schön klingende Angelegenheit.
 
Warum

...
b) jammern nach wie vor so viele rum, es sei ja so kompliziert und geheimnisvoll - selbst intelligente Erwachsene, die in ihrem Beruf täglich mit weit komplexeren Sachverhalten zu tun haben?

Weil die, bevor sie mit Musik machen anfingen, dachten, das sei ein rein kreativer, intuitiver und emotionaler Vorgang, der mit Ratio und Logik nichts zu tun hat?
 
Rolf, aber Du hast ja nur den Aufbau der Tonleitern beschrieben
das ist nicht wahr!
ich habe die Skalen erklärt und ausgehend von diesen die Kadenzen, und das so einfach wie möglich

Aber warum taucht dann irgendwo zwischendrin plötzlich melodisches Moll auf? Was ist der Sinn dahinter? Nur ein ästhetischer?
wieso "nur"????

Musik ist kein Bastelanleitung ;)

wenn du alle Kadenzen kannst, dann gibt es keinen sinnvollen Grund, das angewandte und gekonnte NICHT mit paar weiteren Tönen zu erweitern - und dafür gibt es auch einfache Regeln:
man nimmt erstmal Terzenschichten, z.B. g-h-d-f-a (G79) - da isses doch sichtbar
man ersetzt mal ne Terz mit nem Vorhalt (g-c-d dann g-h-d)
man macht sowas erstmal mit Dominante und Subdominante
man erkennt, dass Septimakkorde verschiedene Funktionen haben können
man erweitert die Kadenzen um den parallelen Mollbereich
man guckt mal nach, wie die Profis so ne erweiterte Kadenz in Moll handhaben: z.B. Schumann "armes Waisenkind" (und da lernt man dann, wie sowas klanglich besser als das schlichte Kadenzgerüst gemacht werden kann UND man findet dann bestätigt, dass Skalen, Intervalle und Akkorde zusammengehören)

...allerdings sind das Fragestellungen, die für den Threadersteller (dessen Frage sollte ja primär beantwortet werden) vorerst noch nicht aktuell sind ;)
 
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An alle freundlichen Antworter!

Danke, Danke, Danke!

ICH HÄTTE NICHT GEDACHT, dass mein bescheidener Beitrag eine solche Fülle von tiefenpsychologischen Grundsatzoffenbarungen (heute vielleicht = outen)
auslösen würde.

Wenn ich mich also hinsetze und die Akkorde ableite, kriege ich die Sache ja noch einigermaßen hin; würde ich sie aufschreiben!

Aber ich könnte nicht bewusst am Klavier improvisieren. Kann da jemand Tipps geben. Klar Üben, aber gibt es weitere Hilfestellungen.

Übrigens Rolf, Du hast Dir wirklich Mühe gemacht.


Lieber Gruß , feingeist1
 
Auch das mit den Molltonleitern ist total einfach und kompakt zu beantworten.

Es gibt nur Moll. (Also die Tonleiter, die beispielsweise von A aus geht: a-h-c-d-e-f-g(-a).
Es gibt also keine unterschiedlichen Molltonarten oder so was.

Wird nun die in europäischer Musik typische Leittonwirkung gewünscht, so erhöht man den 7. Ton, wenn der nächste Melodieton der Grundton 1 Schritt höher ist. (In obiger Tonart wird also g zu gis.)

Genauso verfährt man in so einem Fall (wenn man also die Leittonwirkung haben will) mit dem Akkord der 5. Stufe, der Dominante. Auch hier wird in unserer Beispieltonart g zu gis, also aus e-moll wird E-Dur.

Baut man die zum Leitton erhöhte 7.Stufe sozusagen fest in die Tonleiter ein, ergibt sich die harmonisch moll-Tonleiter; die heißt also so, weil sie aus harmonischen Gründen (durch den Leitton erst erhält die 5.Stufe den Dominantcharakter) zustandekommt. Ganz logische Benennung.

Im 17. Jahrhundert (so circa) haben die Musiker festgestellt, daß sich der übermäßige Sekundschritt (äquivalent zu kleinen Terz), der in harmonisch moll von der 6. zu 7. Stufe auftritt, schlecht sauber singen läßt und im üblichen europäischen Stil irgendwie "speziell" klingt. Daher wurde es in Melodieverläufen, die von der 6. über die 7. Stufe zur Oktave gingen (nur dann!), üblich, auch die 6. Stufe zu erhöhen (f zu fis), so daß sich der auch von der Durtonleiter gewohnte Verlauf ergab. Da bei Abwärtsmelodien der Leitton ja nicht benötigt wird, ist auch die Erhöhung der 6. Stufe dort nicht erforderlich. Daher die übliche Lehre, daß melodisch moll aufwärts anders geht als abwärts.

Man braucht aber nur mal kurz bei Bach zu gucken, um festzustellen, daß auch Abwärtsmelodien mit erhöhter 6. & 7. Stufe absolut üblich waren.

Die Moral von der Geschicht? Wie gesagt, es gibt eigentlich nur eine Molltonleiter, aber die 6. und 7. Stufe können einfach je nach Bedarf erhöht werden.

Das war's.

LG,
Hasenbein
 
Stimmt, mir ist auch aufgefallen, dass das Zählen in Ganztonschritten, die Sache einfacher macht.
 
Aber ich könnte nicht bewusst am Klavier improvisieren. Kann da jemand Tipps geben. Klar Üben, aber gibt es weitere Hilfestellungen.

aber klar:

erster Tipp:
kümmer dich nicht um Tiefenpsychologie ;);) die brauchste erstmal nicht für Akkrode & Co.

zweiter Tipp:
mach die von Hasenbein und meiner Wenigkeit mitgeteilten Übungen KOMPLETT und sooooo lange, bis du nicht mehr drüber nachdenken musst, wie fis-Moll oder sonstwas geht

dann haste ne Grundlage, von der aus du alleine und ohne Mühe weitere Sachen (Akkorderweiterungen, Modulationen usw.) kommen kannst bzw. dir das lernen von sowas nicht mehr schwerfällt
 
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So weit ist es mit Logik und Ratio dann eben doch nicht her.
natürlich kann man von dieser Prämisse ausgehen ;) aber lästigerweise lernt man dann nicht, was man gerne lernen möchte --- erstmal gilt es, im übertragenen Sinn die Zeichen und ihre Verknüpfungen überhaupt zu kennen und anwenden zu können und dann die Verknüpfungsregeln (ist so gesehen nicht großartig anders als das erlernen z.B. der Praedikatenlogik)

der ganze Kram (Skalen, Intervalle, Kadenzen, Modulationen, Trugschlüsse, Akkordprogressionen, Dissonanzen usw.) ist erstmal Grundlagenzeugs, ebenso wie das spielen von dem ganzen Kram: das ist quasi das Alphabet --- danach erst (!!) kann man in die "Logik" von Musik einsteigen; methodisch gesehen: wenn man lernen will, sinnvolle Sätze zu bliden, dann wird es nicht helfen, wenn man sich über Buchstaben ärgert :D die Buchstaben muss man sich halt aneignen und beherrschen, und dann gehts los mit den sinnvollen Sätzen!
 
Tja, und statt rumzuheulen, gibt man dann im Jahre 2012 einfach mal "moll mit erhöhter 6. stufe" bei google ein und kriegt dann schon im 2. Suchergebnis erklärt, was das dann für eine Tonleiter ist. Peng, aus.

Außerdem (und das erstaunt mich gerade bei Dir, Nica, daß Du das nicht wahrgenommen hast) ist der Fall "nur 6. Stufe erhöht" bereits von meinem Posting mit abgedeckt, denn ich schrieb ja zum Schluß, daß es eigentlich nur 1 Moll gibt und 6. / 7. Stufe je nach Bedarf erhöht werden können.

LG,
Hasenbein
 
Aber ich könnte nicht bewusst am Klavier improvisieren. Kann da jemand Tipps geben. Klar Üben, aber gibt es weitere Hilfestellungen.


Lieber feingeist1,

du kannst sofort improvisieren. Schon mit der Kadenz, die Rolf oben erläutert hat, kannst du Lieder und selbst erfundene Melodien begleiten. Dabei kannst du die verschiedensten Begleitmuster ausprobieren: Ostinati, Alberti-Bässe, Arpeggien, Walzerbegleitungen u.v.a.m.. Du kannst dazu auch die der Kadenz zugrunde liegenden Grundakkorde nehmen (im Fall von C-Dur also C-, F-, G-Dur), denn z.B. bei Arpeggien (Pedal!) klingt es besser, wenn der Grundton im Bass ist. Du kannst im Gegensatz dazu auch zuerst ein harmonisches Grundgerüst festlegen, es spielen und dann eine Melodie hinzufügen - erst mit sehr wenig Tönen (anfangs genügt eine Note pro Takt), dann immer mehr. Man kann zur Melodiebildung auch den Tonraum festlegen (erst mal nur 5 Töne oder sogar nur drei), man kann auch einen (erst sehr einfachen) Rhythmus vorab bestimmen. Man kann sich bei den eigenen Stücken anschauen, wie Melodien komponiert sind: sie bestehen oft aus Tonschritten (Sekunden) mit einigen wenigen Tonsprüngen, sie haben eine bestimmte Länge (4 oder 8 Takte.....), dann kann man feststellen, dass es Vordersatz und Nachsatz gibt etc. und diese Erkenntnisse auf die improvisierten Melodien anwenden. Immer vom Supereinfachen zum Komplizierteren. Spielt man die Melodie klanglich schön, also leuchtend und die Begleitfiguren wirklich leise, klingt auch schon eine kleine Melodie aus drei Tönen schön.

Bei den Kadenzen bin ich auch flugs dabei, die zur Tonart zugehörigen Harmonien in Grundakkorden aufzuschreiben und zu benennen. Also die Tonleiter aufzuschreiben und auf jede Tonleiterstufe einen Dreiklang zu schichten, der dem tonleitereigenen Material entnommen ist. In C-Dur wäre das

g - a - h - c - d - e - f - g
e - f - g - a - h - c - d - e
c - d - e - f - g - a - h - c

Es entstehen so auf jeder Stufe bestimmte Harmonien (hier C-Dur, d-moll, e-moll, F-Dur.......), die Teil einer Familie sind (so erkläre ich es immer :p ) und in bestimmten Spannungsverhältnissen stehen. Wie bei Familienmitgliedern, die auch untereinander in bestimmten Beziehungen zueinander stehen (bei den einen gibt es größere Spannungen als bei den anderen). Hier sind es 7 Familienmitglieder. C-Dur und F-Dur stehen in einem anderen Spannungsverhältnis als z.B. C-Dur und G-Dur oder C-Dur und a-moll (6. Stufe).

Hier befindet sich auf der 1. Stufe C-Dur. Sie ist die Grundtonart, auf die sich obige Harmonien beziehen und wird Tonika genannt. Auf der vierten Stufe steht F-Dur als Subdominante. Sub=unter, deshalb heißt sie auch Unterdominante, und das tut sie, weil sie eins unter der Dominante liegt, die sich nämlich als G-Dur auf der 5. Stufe befindet und den Leitton besitzt. Durch diesen Leitton, der zum "c" (Grundton der Tonika) strebt und sich dahin auflösen will, hat sie eine Spannung. Die Beziehung, um zur Familie zurückzukommen, zwischen Dominante und Tonika ist also die von Spannung-Entspannung und das ist sehr wichtig! Es reicht eben nicht, theoretisch zu wissen, 'ach so, das ist die Dominante, das ist die Tonika' - nein, man sollte diese Verbindung (und auch alle anderen) unbedingt intensiv hören und wahrnehmen!!! Die Entspannung kann wie eine Erlösung wirken, besonders wenn dann später die Septime (und noch später die None etc.) hinzu kommt, um die ohnehin vorhandene Spannung der Dominante noch zu verstärken (man kann es auch vergleichen mit einem scharfen Essen beim Inder................eine Erlösung, wenn man dieses yoghurtähnliche Lassi herunterkippen kann :D ). Und so ist es auch mit den anderen Harmonien, die bezogen auf C-Dur in einem jeweils eigenen, besonderen Verhältnis zueinander stehen.

Ohne diese Verhältnisse zu hören, bleibt die Theorie theoretisch und hat nicht den riesengroßen Nutzen, den man aus der Beschäftigung mit ihr ziehen kann. Man sollte also die Theorie direkt mit der Praxis verknüpfen und diese Verbindungen in den eigenen Stücken suchen und spielen, Gehörbildung miteinbeziehen (z.B. hören, ob es nun eine T-S-T- oder T-D-T- Verbindung ist......) etc. und damit improvisieren.

Liebe Grüße

chiarina
 

So weit ist es mit Logik und Ratio dann eben doch nicht her.

Liebe Nica,

ich finde es schon total logisch! Worum es hier geht, ist die Grammatik der musikalischen Sprache unserer Dur/moll-Tonalität. Es geht hier erst einmal um die Grundbegriffe. Wenn man sich dann aber die Kompositionen berühmter Komponisten anschaut, merkt man, dass sie mit diesem Material auf ihre Weise umgehen und so ihren ganz eigenen Stil geschaffen haben.

Genau wie in Deutsch. Als Schüler lernt man die Grammatik in ihren Grundzügen. Schaut man sich die Literatur berühmter Dichter und Schriftsteller an, merkt man aber, wie kreativ und auch von der Norm abweichend sie damit umgegangen sind/umgehen und das ist eben Kunst.

Liebe Grüße

chiarina
 
Es ist doch ganz simpel.

Wenn an 1-2 Stellen mal die erhöhte 6. Stufe vorkommt, gilt das von mir oben am Schluss Gesagte. Da hat halt mal einer die 6. Stufe erhöht, weil es halt mal passte. So wie ja auch andere Töne mal chromatisch verändert werden - das Normalste der Welt.

Ist es aber ständig so, daß 6. Stufe erhöht ist und 7. Stufe nicht, es also typisch für das Stück und seine Klanglichkeit, dann sagt man, daß dem Stück die dorische Tonleiter zugrundeliegt.

LG,
Hasenbein
 
Eben. Und das ist eben nicht logisch. Und daher ist es auch überhaupt nicht überraschend, dass man das als Anfänger kompliziert findet. Ich ärgere mich, wenn hier so getan wird, als würden die faulen Anfänger nur rummaulen, dabei wäre das doch alles so einfach.

Die Grundbegriffe, ja, die sind einfach - das schaut man sich einmal an, versteht es, geht dann ggf. hin und übt die Ausführung (z.B. Kadenzen), da dauert das Üben x-mal so lange wie das Verstehen.

Aber was das Ganze dann soll - tja, das ist halt "Kunst" :roll: Aber nee, ist ganz einfach, klar...

Liebe Nica,

einfach ist es sicher nicht, mit den Grundbegriffen dann umzugehen und z.B. zu schauen, wie es Komponisten gemacht haben. Aber spannend!!! Die Grundbegriffe bleiben aber trotzdem selbstverständlich gültig, es reicht doch erst einmal aus, die Verbindung Dominante-Tonika in den Werken zu suchen, hören und zu spielen.

Wo da die Logik bleibt? Ich bin mir sicher, dass sie vorhanden ist! Aus Sicht des Komponisten, der seine Werke geschrieben hat, ist die Logik seiner Tonsprache vollkommen, denn er hat ja einen Grund gehabt, so und nicht anders zu komponieren. Ob wir die dem Stück innewohnende Logik verstehen, ist eine ganz andere Sache! Das kann ganz schön schwierig sein, je nachdem, wen man da vor sich hat. Es ist überhaupt nicht überraschend, dass man das kompliziert findet.

In hasenbeins Fragen ging es aber doch um die Grundbegriffe, um Intervalle, Skalen, Akkorde. Falls damit rübergekommen sein sollte, dass faule Anfänger zu blöd sind, um das zu kapieren, möchte ich dem absolut widersprechen. Das war damit gar nicht gemeint!!!

Liebe Grüße

chiarina
 
Ohne diese Verhältnisse zu hören, bleibt die Theorie theoretisch und hat nicht den riesengroßen Nutzen, den man aus der Beschäftigung mit ihr ziehen kann.
Danke, chiarina, super erklärt. Leider ist in der Tat auch mir erst vor kurzem klargeworden, dass die Dominante erst im Zusammenhang zur Dominante wird. Da musste ich bei lehrklänge, Gedan und Mark Levine nachlesen. Weder der Schulmusikunterricht, noch die Musiklehre an der Musikschule, noch der Klavierunterricht haben es geschafft, mir diesen Zusammenhang zu vermitteln. Insofern verstehe ich schon die Meinung einiger hier, die Dinge seien zu kompliziert.

Dabei ist es doch ganz einfach!? Jedenfalls, wenn man sich dafür interessiert, was vielleicht vor 30 Jahren bei mir noch nicht sooo ausgeprägt war ...

Ciao
- Karsten
 
Liebe Nica,

ich finde es schon total logisch! Worum es hier geht, ist die Grammatik der musikalischen Sprache unserer Dur/moll-Tonalität. Es geht hier erst einmal um die Grundbegriffe. Wenn man sich dann aber die Kompositionen berühmter Komponisten anschaut, merkt man, dass sie mit diesem Material auf ihre Weise umgehen und so ihren ganz eigenen Stil geschaffen haben.

Genau wie in Deutsch. Als Schüler lernt man die Grammatik in ihren Grundzügen. Schaut man sich die Literatur berühmter Dichter und Schriftsteller an, merkt man aber, wie kreativ und auch von der Norm abweichend sie damit umgegangen sind/umgehen und das ist eben Kunst.

Liebe Grüße

chiarina

Liebe chiarina,

das große Problem, welches musikalisch untrainierte Menschen haben ist, dass sie zwar einerseits die musikalische Grammatik logisch erfassen können, es dann aber hörend bei unbekannten Stücken nur mit sehr viel Übung nachvollziehen können.

Hier hinkt der Vergleich mit des Sprache. Jeder, der sich die Mühe macht, Grammatik einer Sprache zu lernen, kann auch sofort und eindeutig fremde Texte hören/lesen. (Von logischen Widersprüchen einer Grammatik einmal abgesehen.)

Dies ist, glaube ich, der Punkt, mit dem viele erwachsene Menschen hadern; und den von Kind auf hörende Musiker kaum nachvollziehen können.

Ein einfaches Beispiel: ich war lange Zeit nicht in der Lage, bei zwei unterschiedlichen Tönen mit Sicherheit zu sagen, welcher von beiden der tiefere/höhere ist.
Bevor diese simple Fähigkeit nicht erlernt ist, nützt auch die Grammatik nix.

... und dieser Weg ist mit Ratio alleine nicht zu beschreiten.:p
So habe ich Nica verstanden.

Lieber Gruß, NewOldie
 
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Die Grundlagen sind alle pillepalle, aber weit kommt man damit halt nicht.
der erste Halbsatz ist ungefähr richtig (wenn an einfach und übersichtlich statt pillepalle einsetzt)
der zweite Halbsatz ist komplett falsch!

(1)
Anton Bruckner, ein Sinfoniker der Spätromantik, der sich in der komplexen und vieldeutigen Tristanharmonik bestens auskannte und bewegte, lehrte u.a. musikalische Grundlagen (vierstimmiger Satz, Kontrrapunkt) und empfahl, sich mit reinen Dreiklängen (ganz was elementares!) zu befassen

(2)
Skalen, Intervalle, Kadenzen, Tonartenverwandtschaften (Quintenzirkel), Terzenschichten, Vorhalte - das sind Basics, Grundlagen, elementare Bauklötze gewissermaßen: also das Material. Niemand käme auf den Gedanken, dass Öl, Mehl, Eier, Milch, Feuerstelle und Pfanne schon der Pfannkuchen ist - das sind nur seine Bestandteile, und die richtige Mischung (Rezeptur) wird dann erst, wenn man ihn brät, zum Pfannkuchen. Was du gerade machs,t ist in diesem Beispiel "buhu, das ist unlogisch, dass Öl, Mehl, Eier und Milch irgendwann schmecken" ;)
Aber: genauso wie in den Bestandteilen des Pfannkuchens schon Hinweise zur Zubereitung stecken (man kommt schnell darauf, dass mittels in die Pfanne beißen, Öl ins Feuer schütten, trockenes Mehl trinken und Eier an die Wand schmeißen nichts zufriedenstellendes entsteht) so stecken in den musikalischen Basics schon ihre immanenten Grundregeln drin (man kommt schnell darauf, dass die Subdominante von C-Dur irgendwie Kacke klingt, wenn ihr die Dominante von H-Dur direkt folgt und man obendrein wahllos irgendwelche Basstöne dazu paukt) Denn in den einfachen Kadenzen findet sich schon der Zusammenhang dieser elementaren Harmoniefolge: die Leittönigket (in C-Dur: beim Schritt T-S findet sich leittönig e-f, beim Schritt D-T findet sich leittönig h-c -- hinzu kommt in diesem Fall, dass C als T wahrgenommen werden muss, weil dieser Akkord Anfang und Ende der zufriedenstellend und nicht kakophonisch klingenden Akkordfolge ist. Die Kadenzen zeigen also die Verbindungen und Spannungsverhältnisse der elementaren Grundakkorde.

(3)
kein Koch verzichtet auf Gewürze :) d.h. der Pfannkuchenteig braucht u.a. Salz, Pfeffer, Muskat um feiner zu schmecken; mit anderen Worten: nur die Grundbausteine des Pfannkuchens ergeben selbst bei richtiger Rezeptur/Mischung und Zubereitung eine doch arg schlichte Mahlzeit, die obendrein leicht vermurkst werden kann. Bzgl. des sich aneignens der musikal. Grundlagen muss also darauf bestanden werden, dass das elementare Zeugs nicht nur oft gespielt wird, sondern auch mit anständigem Klang und sinnvollem Tempo! Musik bewegt sich nicht nur auf unterschiedlichen Tonhöhen, sondern eben auch in der Zeit! ...der Anfängerkoch wird lange nur verbrannten Krempel produzieren, wenn er den Teig viel zu langsam in die heisse Pfanne tropfen lässt ;) aber er lernt den Umgang peu a peu - durchs tun. Nun ist es ja nicht so, dass jeder Anfängerkoch das Pfannkuchenrezept ganz alleine neu erfinden muss: er kann bei Mutti zuschauen, er kann Kochsendungen und -bücher konsultieren. Wenn du, wovon ich ausgehe, die elementare Kadenz von Des-Dur spielen kannst, dann mach das und vergleich das mit dem Thema des Variationensatzes der Appassionata! UI wow so n Hammerstück :D (oder ähnlich "buhu, der Lafer wirft den Pfannkuchen cool in die Höhe, statt ihn mit dem Pfannwender zu wenden") Das Thema ist nichts anderes als eine Kadenz - aber wir können da die Gewürze des verfeinerten Rezepts entdecken: die Subdominante erscheint mal als reiner Dreiklang, mal hat sie eine hinzugefügte (gleichsam ne Prise Salz) große Sexte; die Dominante kriegt einen Quartvorhalt und eine Septime (ne Prise Pfeffer) und boah der Gag da taucht mal sowas wie A-Dur mit Septime auf (der Profi-Trick mit Muskat) und da sieht man: es gibt nicht nur die einfache Terzverwandschaft wie Des-Dur / b-Moll, sondern eben auch die Großterzverwandschaft (deshalb klingen Des-Dur und A-Dur nicht falsch nacheinander! Also lernt man an diesem Rezept, dass und welche Gewürze man einsetzen kann. Und hinzu kommt: es klingt super, denn es ist fantastisch gesetzt, melodiös und expressiv - das kann jeder hören, der die Basiskadenz und eben Beethovens verfeinert gewürzte Variante oder Ausarbeitung vergleicht

(4)
ist klar geworden, dass Skalen, Intervalle, Kadenzen (auch erweiterte), Terzverwandschaften (Quintenzirkel d-F-a-C-e-G UND f-As-c-Es-g-B), Terzschichtung und Vorhalte ein Basismaterial sind, mit welchem sich JEDE Melodie begleiten lässt und mit denen sich endlos improvisieren lässt?
Ich geh mal davon aus.
Zurück zum Koch: es wäre ja langweilig, wenn es immer nur Pfannkuchen gäbe (selbst wenn sie lecker sind) - ein guter Koch variiert die Pfannkuchen (mal gefüllte, mal überbackene usw usw) d.h. er kann noch was dazu tun. Genauso ist es mit der Tonika-Skale und ihrer Kadenz: sie hat ja nur sieben Töne, und mit denen lässt sich nicht endlos viel anstellen (ich kenne kein längeres Klavierwerk, das nur und ausschließlich auf weissen Tasten, also in C-Dur bleibt. Also muss man gelegentlich zur Abwechslung ANDERE Töne als nur die leitereigenen einsetzen Die erweiterte Kadenz mit ihrer zwischendominantischen Wendung in die Tonikaparallele ist eine solche Möglichkeit: sie verwendet den Leitton gis als Terz der Zwischendominante, die eben nach a-Moll führt. Schaut man sich "kling Glöckchen klingelingeling" im Weihnachtsliederbuch an, dann sieht man, dass die Durmelodie mal auf der vierten Stufe ein # kriegt - da entdeckt man dann die Doppeldominante (hier D-Dur, was nach G-Dur führt) und man erkennt, dass die Doppeldominante nichts anderes als Sp bzw. der Dreiklang der II Stufe mit erhöhter Terz ist.
...das mag genügen (doppelter Quintenzirkel, Mollparallelen, Modulation (Tonartwechsel) duch Zwischendominanten - es entspricht quasi verschiedenen Pfannkuchenvarianten plus nem leckeren Salat als Beilage

(5)
jetzt hieraus zu deinem Moll Problem:
a) geht es nicht darum, trocken ohne Klang (und damit ohne Wirkung, ohne erleben und wahrnehmen) Intervalle abzuzählen und ihnen eine mathematische Logik aufzupfropfen
b) melodisches und harmonisches Moll findest du im "armen Waisenkind" von Schumann - dort kannst du erkennen, dass die erhöhte 6. Stufe genau da auftaucht, wo sich die Melodie mehr in der Dominante (E-Dur) bewegt, und das aufwärts (es klingt dann kurzzeitig wie E-Dur (e-gis - e-fis-a - e-gis-h) und umso trauriger ist, wenn gleich danach das c und das f (6. stufe) klarmachen, dass wir doch in a-Moll sind und da nicht rauskommen --- das z.B. ist eine kompositorische Möglichkeit, beide Moll Skalen zu verwenden, ohne dass es wahllos erscheint
c) Moll Skalen bieten also per se mehr Möglichkeiten - und das ist nicht unlogisch
 
das große Problem, welches musikalisch untrainierte Menschen haben ist, dass sie zwar einerseits die musikalische Grammatik logisch erfassen können, es dann aber hörend nur mit sehr viel Übung nachvollziehen können.
...gütiger Himmel.... natürlich muss man das am Instrument machen, VIEL VIEL VIEL SPIELEN (hab ich doch anfangs schon gesagt) -- man wird ohne Sprechübungen (Aussprache, Sprachmelodie etc) ganz gewiß nicht französisch ANWENDEN lernen, wenn man nur stumm ins Vokabelheft und Grammatikbuch glotzt

übrigens tun sich eher homophone Instrumente (Bläser, Sänger) deutlich schwerer mit dem ganzen Harmoniezeugs als wir am Klavier!!! Gerade mit dem Klavier haben wir die allerbesten Voraussetzungen, das alles spielend (!!!) zu lernen und zu begreifen
 

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