
killmymatrix
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Ich glaube nicht, dass sich ein absolutes Gehör mit der Zeit entwickelt, wie du beschreibst. Ich kann seit jeher auf jedem Instrument (sogar der Bohrer in der Schule) Töne erkennen und muss mich da nicht irgendwie auf Farben konzentrieren.
Das hängt wohl mit der frühen Entwicklung zusammen. Wer als Baby laufen oder essen und trinken lernt, konzentriert sich als Kind nicht mehr auf seine Beine oder darauf, die Gabel zu halten. Mit der Zeit geht es automatisch. ;)
Die Tonfarbenorientierung dient mehr als Beschreibung dafür, dass jeder Ton seinen individuellen Klang hat. Mit der Zeit wird man sich auch nicht mehr bewusst auf das Raushören einer Farbe im Ton konzentrieren, sondern das ganze automatisiert sich wohl immer weiter.
Das relative Gehör betreffend, ein absolutes Gehör beinhaltet im Prinzip bereits ein relatives! Wenn ich bei zwei Tönen höre, welche es sind (sagen wir Gis und E), brauche ich doch keine Relation mehr zu hören, sondern weiß anhand der Töne, dass es eine große Terz ist. Man braucht mit absolutem Gehör nicht mehr auf Relationen zu achten und somit wird ein relatives Gehör hinfällig, weil das absolute immer dem relativen voraus ist (um die Relation zu bestimmen, muss man erst einen (wenn auch als guter Hörer sehr kurzen) Moment überlegen, der absolute sagt dir die Töne direkt, wenn sie erklingen. Wenn ich bereits weiß, dass es sich um ein Gis und ein E handelt, wozu soll ich dann noch auf die Relation achten, um das Intervall zu bestimmen?).
Zum einen wäre der Weg über das absolute Gehör hier eher ein Umweg, da man die Töne hört und im Gedächtnis das Intervall bestimmen muss. Mit dem relativen sollte man im Idealfall das Intervall selber am Gehör erkennen können. Wobei es eben auch mit dem absoluten Gehör funktioniert, wenn man sich rein auf das Bestimmen von Intervallen beschränkt.
Zum anderen ist für das eigentliche Hören der Musik, für den Verlauf, für die Relation der Töne zueinander das relative Gehör verantwortlich. Es mag ja schön sein, jeden Ton intensiver wahrzunehmen, aber erst in Relation (und das sagt es ja: relativ) macht es Sinn. Erst durch das relative Gehör nimmt man ja Intervalle und nicht einzelne Töne wahr.