Eure "Traumstücke"?

anfri

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Hi, ich bin Anne und würde gerne wissen, welche Stücke ihr schon immer mal spielen wolltet und warum.

Ich (Professorin für Instrumentalpädagogik) forsche gerade zu „Traumstücken“ aus Perspektive von Klavierschülerinnen und -schülern, um Klavierlehrenden Unterstützung für den Umgang damit im Unterricht anbieten zu können.

Dafür bin ich auf der Suche nach Menschen jeden Alters und Könnens, die Klavierunterricht haben und mit mir in den nächsten zwei Wochen ein kurzes online-Interview (5-15 min) zu ihrem/ihren „Traumstücken“ führen würden. Falls du Interesse hast, schreib mir gern eine kurze Nachricht an anne.fritzen@hfm-weimar.de, ich sende dir weitere Infos, wenn du magst, und wir machen einen Termin aus.

Falls du lieber kein Interview führen magst, kannst du mich auch hier unterstützen, indem du mir hier im Forum etwas erzählst und folgende 5 Fragen beantwortest:
  • Gibt es ein oder mehrere Stücke, von denen du träumst, sie eines Tages spielen zu können? Wenn ja, welche?
  • Was macht das Stück für dich zu deinem „Traumstück“? Was gefällt dir daran besonders? Und wann/wie hast du es für dich entdeckt?
  • Hast du dich schon einmal näher mit dem Stück auseinandergesetzt (dir z.B. die Noten angeschaut, das Stück versucht zu spielen, dir weiterführende Informationen besorgt, es dir in verschiedenen Versionen/Interpretationen angehört)? Wie war das für dich?
  • Was denkst du, wie realistisch ist es, dass du dieses Stück einmal spielen kannst? Was müsste passieren bzw. was müsstest du aus deiner Sicht noch lernen, damit du das Stück spielen kannst?
  • Wenn dein Lehrer oder deine Lehrerin dich vor die Wahl stellen würde: Entweder du musst noch eine ganze Weile warten, bis du das Stück spielen kannst oder ihr fangt mit einem einfachen Teil oder einer leichten Version des Stückes schon ganz bald an: Was würdest du wählen? Warum?
Falls du noch mehr schreiben magst: Was für Musik hörst du grundsätzlich gerne? Wie lange spielst du schon Klavier? Und: wie alt bist du (ungefähre Angabe reicht :): Kind, jugendlich, erwachsen)?

Ich freue mich sehr über eure Unterstützung!!
 

  • Gibt es ein oder mehrere Stücke, von denen du träumst, sie eines Tages spielen zu können? Wenn ja, welche?
  • Was macht das Stück für dich zu deinem „Traumstück“? Was gefällt dir daran besonders? Und wann/wie hast du es für dich entdeckt?
Interessante Fragestellung! Ich nenne sie nicht „Traumstücke“ sondern eher „Herzensstücke“. Das sind die Stücke, die mich wirklich seit Jahren berühren und die ich gerne mal selbst spielen möchte. Habe dazu eine Playlist erstellt mit momentan 31 Stücken. Dabei bin ich realistisch, vom Schwierigkeitsgrad her sollte es mir in diesem Leben noch möglich sein (max. Henle 6, eins ist 7). Von der Menge her wird es wahrscheinlich schwierig. Eins pro Jahr von dieser Liste wären schon 31 Jahre… Es ist gut möglich, dass ich viele davon dann doch nicht spiele, andere dringender sind, neue dazukommen etc.

Hast du dich schon einmal näher mit dem Stück auseinandergesetzt (dir z.B. die Noten angeschaut, das Stück versucht zu spielen, dir weiterführende Informationen besorgt, es dir in verschiedenen Versionen/Interpretationen angehört)? Wie war das für dich?
Ja, ich habe alle „geprüft“. YouTube-Videos mit Noten geschaut, in meine gedruckten Noten geschaut, für die Playlist verschiedene Versionen gehört. Es sind bekannte Stücke, die auch in Konzerten gespielt werden (oft beliebte Zugaben/Encores) oder im Radio kommen. Angespielt hab ich manche, aber nicht alle. Möchte nicht „rumdaddeln“, solange es nicht ernst ist.

Was denkst du, wie realistisch ist es, dass du dieses Stück einmal spielen kannst? Was müsste passieren bzw. was müsstest du aus deiner Sicht noch lernen, damit du das Stück spielen kannst?
Der Moment muss kommen, in dem ich sage, genau jetzt möchte ich genau dieses Stück von der Liste spielen und genau jetzt fühle ich mich bereit dafür. Die sind alle nicht einfach und benötigen Zeit und vollen mentalen Einsatz.

Wenn dein Lehrer oder deine Lehrerin dich vor die Wahl stellen würde: Entweder du musst noch eine ganze Weile warten, bis du das Stück spielen kannst oder ihr fangt mit einem einfachen Teil oder einer leichten Version des Stückes schon ganz bald an: Was würdest du wählen? Warum?
Warten. Es gibt noch so viel andere Literatur, bei der die Ansprüche nicht so hoch sind.

Was für Musik hörst du grundsätzlich gerne? Wie lange spielst du schon Klavier? Und: wie alt bist du (ungefähre Angabe reicht :): Kind, jugendlich, erwachsen)?
Klassik, vor allem mit Klavierbeteiligung 😉
10 Jahre als Kind/Jugendliche, 20 Jahre Pause, mittlerweile wieder seit 7 Jahren.

Erfahrungsberichte mit bereits gespielten Traumstücken
Da es mein Hobby ist, spiele ich eh nur, was ich unbedingt spielen will. Vermutlich kommt man dann ein wenig auf den Boden der Tatsachen. Das Traumstück ist wunderbar, hat aber sicher mühsame Stellen, macht viel Arbeit und klingt lange nicht so, wie man sich das vorgestellt hat. Dann folgt vermutlich liegenlassen, irgendwann wieder aufnehmen, wiederholen, und wenn es gut läuft, dann kann man es nach ein paar Jahren annehmbar spielen 😅
 

Schon gespielt:
  • Mozart, Andante des Klavierkonzerts KV 467 „Elvira Madigan“, sowohl in der Klavierkonzert-Originalversion als auch in der Transkription von Ian Flint – vorsicht, wenn ich das spiele, gehen die Post ab und die Pferde durchi ... Hintergrund: Herbst 1975, nass, kalt, draußen. Einbau des ersten Radios in Papas zehn Jahre lang radiofrei gewesenen VW-Sparkäfer 1200 für zur Uni nun. Ich hatte die Boxen verkabelt, und irgendwas ist ja immer, dass es der erste Ansatz nicht tut – und du musst dann nachgucken. Also aufgedreht – doch völlig überraschend, einfach nur herrlich, herzergreifend erklang stante pede Mozarts Andante mit dem Plum-Plum-Plum der Streichertriolen. ... Ich hatte Herzrasen, das - gebadet in dieser Musik - nie mehr aufhörte.
  • Francisco Tarrega, Recuerdos de la Alhambra, ursprünglich eine Repetitions-Etüde an der klassischen Gitarre, ein Benchmark für GuitarrHeroes, die „klassisch“ wollen, denen gilt eine Zeit „vor“ Recuerdos, und eine „Danach“. Erstgespielt für meine Ohren beim Gitarrensymposium in Lüdenscheid 2009, Pedro Romero, Solist der kalifornischen Spanier "Los Romeros". Entführte eien auf einem Klangteppich von Lüdenscheid über Andalusien in das Bagdad von Harum al-Rasschid. Weinkrampf. Musste ich haben, CD, musste ich machen. Noten heranschaffen. Eine gute Klaviertransi gefunden. Das Stück, das mich der alte schlaue Drache von Flügel dann in einer Hannoveraner Werkstatt motivieren machte, mein Portemonnaie fünfstellig zu öffnen, um auf einige Jahrzehnte dann sein Futtersklave (Stimmen, reparieren, Klang verändern) sein zu sollen. Solche Biester haben eine Seele, sie steckt in dem uralten Resonanzboden, hier aus ganz besonderem Holze. Ich hielt den A-Dur-Endakkord, und der Flügel sang für mich, sang, und sang, und auch nach fast fünf Minuten klang immer noch das tiefe A nach. Irre.
  • Scott Joplin, Maple Leaf Rag. Die erste Musik, die sich als Druck über eine Million mal verkaufte, Initialzündung meiner Jugend an den 88 Tasten abseits ... des KU, da der KL die „Negermusik“ krass ablehnte – na das war’s dann mit dem KU. Seither der Ragtime die Musik meines Lebens ... - bis Chopin kam, extrem spät, und das ungeheuer tiefe Interesse an seinen Nocturnes
  • "Dreihändig" die „Schwäb’sche Eisebahne“, trulla trulla trullala. Links zweihändig mein Bass, rechts mit der rechten Hand, Einfinger, Faust, der Proband, Neuling - anzufixen aufs Klavier. Probierstück für all die Schwätzer, die begeistert dem Klavier zuhören, aber dann expertig verlautbaren, dass sie ... das ja NIEMALS SO ... könnten- die bekommen meine Einladung an die schwarzen Tasten rechtshändig rauf-runter, dann die Faust zu rollen rauf fis-gis-ais ... cis cis, runter ais-gis-fis ... dis dis ... Da dieser lustige Kinderkram von einer bekannten Hamburger Klavierlehrerin und Konzertpianistin als Gast in meiner Hütte aufgegriffen wurde, möchte ich nicht wissen, wieviele Neuklavieristen die Eisebahne schon heranschaffte ...

Noch nicht gespielt, vermutlich unerreichbar:
  • Albert Ammons, Honky Tonk Train Blues
  • Frederic Chopin op 62 #1
  • Maurice Ravel, Bolero. Derweilen im Bett mit der ersten Freundin. Synchronisation des Herzschlages mit dem Musiktakt
  • Eine gute Transkription für „Ombra Mai Fu“ zum Mitsingen – top Stück hier von einer unglaublichen CD mit Stücken für Countertenöre
  • Sodann eine noch anzufertigende Transkription des “Shine On Me“, uralter Gospel, der mich, vierstimming im Barbershop intoniert am 7.12.1999 um 20.15 Uhr in der Grundschule der Dortmunder Gartenstadt, auf immer an den guten Sangesklang band. Der Klang, Hammer. Da spielt man die Fiedloline und das Klavier ü30 Jahre lang, und WEISS NICHT, was Gesang vermag ... Irre. Einer derer unvergesslichen Momente des unendlichen Sinneseindruckes, Perfektion, Überraschung, hier beim Hören, der einem dann lebenslang in Erinnerung verbleibt. Der einem die Tränen in die Augen treibt allein bei der Erinnerung, für eine Minute den Himmel erfahren zu haben, ohne sterben zu müssen. Am Klavier wahrscheinlich nicht machbar, in den Himmel zu gelangen... Weil - und das ist nun bissel Demoti ... - Klaviersound immer irgendwie auch ein fauler Kompromiss ist, U know, das "pythagoreische Komma".
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gibt es ein oder mehrere Stücke, von denen du träumst, sie eines Tages spielen zu können? Wenn ja, welche?
=> Als ich ca. 16 Jahre alt war, war es die "Toccata" aus "Le tombeau de Couperin", bzw. folgend der ganze Zyklus.
  • Was macht das Stück für dich zu deinem „Traumstück“? Was gefällt dir daran besonders? Und wann/wie hast du es für dich entdeckt?
=> Ich habe es auf einer CD entdeckt, die eine Sammlung verschiedener Stücke enthielt. Mir gefiel daran vor allem das Percussive, die wirklich ekstatische Steigerung bis zum Ende, sowie die besonderen Harmonien. (Auch andere Toccaten, toccatenhafte Stücke oder scherzohafte Stücke habe ich später sehr gerne gemocht und gespielt, z.B. die Toccata von Debussy aus Pour le Piano, die Toccata von Chaminade oder das Scherzo von Borodin)
  • Hast du dich schon einmal näher mit dem Stück auseinandergesetzt (dir z.B. die Noten angeschaut, das Stück versucht zu spielen, dir weiterführende Informationen besorgt, es dir in verschiedenen Versionen/Interpretationen angehört)? Wie war das für dich?
=> Ich hatte mir die Noten zu Weihnachten gewünscht und dann versucht, den Anfang zu spielen. Ich scheiterte allerdings dann zunächst an einer technischen Herausforderung nach wenigen Seiten.
  • Was denkst du, wie realistisch ist es, dass du dieses Stück einmal spielen kannst? Was müsste passieren bzw. was müsstest du aus deiner Sicht noch lernen, damit du das Stück spielen kannst?
=> Einige Jahre vor dem Klavierstudium bekam ich professionellen Unterricht und wollte das Stück spielen, was mir allerdings nicht sofort erlaubt wurde. Etwas später habe ich mit verschiedenen Überredungskünsten doch erreicht, dass ich es "versuchen" durfte. Tatsächlich habe ich es dann geschafft, mit erwartungsgemäß sehr viel Arbeit. Ein paar Jahre später habe ich den Zyklus zur Abschlussprüfung gespielt und etwas später auch den ganzen Zyklus auf CD aufgenommen. Dass das möglich sein würde, hätte ich mit 16 Jahren niemals gedacht oder erwartet. Was musste passieren: Ich musste richtig guten Unterricht bekommen. Lernen musste ich noch, die wirklich sehr kurzen Momente zu nutzen, um meinen Spielapparat immer wieder etwas zu lösen und zu entspannen, und mit verschiedenen technischen Herausforderungen umzugehen, die relativ selten vorkommen. Natürlich auch, die Musik adäquat zu verstehen und zu realisieren.
  • Wenn dein Lehrer oder deine Lehrerin dich vor die Wahl stellen würde: Entweder du musst noch eine ganze Weile warten, bis du das Stück spielen kannst oder ihr fangt mit einem einfachen Teil oder einer leichten Version des Stückes schon ganz bald an: Was würdest du wählen? Warum?
=> Eine leichtere Version ist hier in der Form möglich, dass man die Aufteilung der Hände am Anfang des Stückes vereinfacht. Das habe ich auch kurz getan, allerdings demonstrierte mir meine Lehrerin, dass es so nicht genauso gut klang wie in der schwierigeren Aufteilung. Eine echte Vereinfachung bei diesem Stück gibt es nicht und würde auch nicht gut wirken. Ich habe also zwangsläufig gewartet.

Falls du noch mehr schreiben magst:
Was für Musik hörst du grundsätzlich gerne?
=> Eigentlich gar keine Musik. Ich mache selbst so viel, dass ich selten Musik höre. Wenn ich in Konzerte gehe, freue ich mich am meisten über Kammermusik, Orchestermusik, Neue Musik, Chor- und Orgelkonzerte.
Wie lange spielst du schon Klavier?
=> 30 Jahre.
Und: wie alt bist du (ungefähre Angabe reicht :): Kind, jugendlich, erwachsen)
=> 35 Jahre.
 
Ich hatte bis auf wenige Probestunden nie Klavierunterricht ... ich bin Autodidakt aber "Traumstücke" gabs natürlich trotzdem.

Interessiert dich das auch, oder geht es dir speziell um Unterrichtete?
 
Hi Anne, ich schreibe lieber was.

Wie lange spielst du schon Klavier?
62 Jahre. Mein Alter ergibt sich aus einer simplen Addition mit der Angabe in der nächsten Antwort :-D.

Zum Klavierunterricht: Von 6 bis 15 Jahren. Von 22-30 kein Klavier zur Verfügung. Von 30-40 intensive Phase ohne Klavierlehrer. Danach mehr auf dem Trip mit Keyboards, Synths und Orgeln. Habe Januar 2024 einen Flügel gekauft und mit Unterricht wieder begonnen, an altes Können anzuknüpfen.

Was für Musik hörst du grundsätzlich gerne?
Bach, Mozart, Chopin, Russische Moderne (Schostakowitsch, Prokofjew, Strawinsky)
Frank Zappa, Progressive Rock/Metal, 70er Hard-Rock, Jazz-Rock, Fusion (R&B/Jazz)

Gibt es ein oder mehrere Stücke, von denen du träumst, sie eines Tages spielen zu können? Wenn ja, welche?
Diverse Chopin Balladen, Scherzi, Polonaisen. DAS Traumstück überhaupt ist aber Mussorgskis Zyklus "Bilder einer Ausstellung".

Was macht das Stück für dich zu deinem „Traumstück“? Was gefällt dir daran besonders?
Mir gefällt die Tonsprache, der Wechsel von harmonischen Teilen zu harten Dissonanzen, diese Vielfalt von ruhigen Passagen bis zu energiegeladenen Knallern, die Kühnheit des Zyklus, die heute noch greifbar ist. Nicht zuletzt faszinieren auch die virtuosen Passagen.

Und wann/wie hast du es für dich entdeckt?
Entdeckt habe ich es in der Version von Emerson, Lake & Palmer, die ich damals auch im Live-Konzert (1973) gehört habe, und die mich schwer beeindruckt hat.

Hast du dich schon einmal näher mit dem Stück auseinandergesetzt (dir z.B. die Noten angeschaut, das Stück versucht zu spielen, dir weiterführende Informationen besorgt, es dir in verschiedenen Versionen/Interpretationen angehört)?
Damals: Nach dem Live-Konzert habe ich mir die Noten besorgt und begonnen zu üben, auf mich alleine gestellt ohne Lehrer. Einspielungen der Bilder habe ich mir nicht angehört, das hätte Geld für Vinyl gekostet. Geld war eine sehr begrenzte Ressource, und andere Scheiben hatten höhere Priorität. Gespielt (besser: geübt) habe ich alle Stücke aus dem Zyklus, die leichteren Sachen gingen schon recht gut, die schwierigen Passagen zeigten schonungslos meine Grenzen.

Heute: Mit dem Flügel, der Rente und meiner Klavierlehrerin ist nun auch die Motivation zurück, die Bilder zu üben. Ich habe die Aufnahmen von Richter und Kissin, die ich immer mal wieder zu Rate ziehe, und habe die Werkeinführung von Christoph Flamm studiert. Gelegentlich höre ich auch in andere Einspielungen auf YouTube rein.

Wie war das für dich?
Die Einspielungen wahrer Könner anzuhören, ist stets inspirierend, aber ich sehe das nicht als Vorbild, weil ich das in meinem Leben so nicht erreichen kann. Wichtig ist mir, meine Motivation aufrecht zu erhalten, meine Fähigkeiten weiterzuentwickeln, soweit mir das möglich ist. Aberwitzige Tempi können nicht mein Ziel sein.

Was denkst du, wie realistisch ist es, dass du dieses Stück einmal spielen kannst? Was müsste passieren bzw. was müsstest du aus deiner Sicht noch lernen, damit du das Stück spielen kannst?
Ich denke es ist für mich durchaus realistisch, den gesamten Zyklus auf einem gewissen Niveau zu spielen, Abstriche werde ich bei den virtuosen Passagen im Tempo machen müssen. Die Unterstützung von meiner Klavierlehrerin ist unverzichtbar. Wichtig ist, dass es mir gelingt, meine Motivation über den langen Zeitraum, den ich für den gesamten Zyklus benötige, aufrecht zu erhalten. Üben, üben, üben...

Wenn dein Lehrer oder deine Lehrerin dich vor die Wahl stellen würde: Entweder du musst noch eine ganze Weile warten, bis du das Stück spielen kannst oder ihr fangt mit einem einfachen Teil oder einer leichten Version des Stückes schon ganz bald an: Was würdest du wählen? Warum?
Vor einiger Zeit erwähnte ich bei meiner Lehrerin: "An die Etüden von Chopin habe ich mich nie rangetraut." Antwort: "Die könntest du auch spielen." Peng! Sie setzt mir da keine Grenzen. Angesprochen auf gewisse Stücke, wo ich schon früher an virtuosen Passagen grandios gescheitert bin, sagt sie aber auch: "Du musst nicht immer das gesamte Stück spielen. Spiele, was dir daraus gefällt." Ich denke, das ist ein guter Rat. Eine leichte, also vereinfachte Version, kommt aber für mich nicht in Frage.
 
Ich hatte bis auf wenige Probestunden nie Klavierunterricht ... ich bin Autodidakt aber "Traumstücke" gabs natürlich trotzdem.

Interessiert dich das auch, oder geht es dir speziell um Unterrichtete?
Das interessiert mich trotzdem auch! Vielleicht hast du aber trotzdem konkrete Vorstellungen, was dir wichtig im Umgang mit deinen "Traumstücken" wäre, wenn du sie mit jemand anderem in einer Unterrichtssituation daran arbeiten würdest?
 
Darf man auch antworten, wenn man das Traumstück schon gespielt hat? :005:
Na klar, sehr gerne! Ich freue mich über Erfahrungsberichte mit bereits gespielten Traumstücken und vielleicht trotzdem einem kleinen Einblick, warum du das Stück so reizvoll findest bzw. fandest! :001:
 
Mein Traumstück wäre, meine Improvisationsideen technisch, rhythmisch, dynamisch und phrasierungsmäßig so umsetzen zu können, wie ich sie innerlich höre.

Oder wenigstens "Lulu's Back in Town" in der Solo-Version von Oscar Peterson auf Exclusively For My Friends - Vol. IV. Davon träume ich, seit ich 1990 die CD gekauft habe.
 
Das ist mal eine nette Frage für ein Forschungsprojekt, ich würde gerne hier antworten, weil ich auch selbst gerne lese, was andere zu solchen Fragen zu sagen haben.

Zu meinem Hintergrund, ich bin 51- jährige Späteinsteigerin am Klavier. Nach einem aus gesundheitlichen Gründen abgebrochenen Versuch in der Kindheit, habe ich mich an anderen Instrumenten versucht, jetzt ist seit 3 Jahren wegen der Kinder ein Klavier im Haus, und da habe ich nochmal einen Versuch gestartet.
  • Gibt es ein oder mehrere Stücke, von denen du träumst, sie eines Tages spielen zu können? Wenn ja, welche?
  • Was macht das Stück für dich zu deinem „Traumstück“? Was gefällt dir daran besonders? Und wann/wie hast du es für dich entdeckt?

Ich muß zugeben, dass meine Kenntnisse der Klavierliteratur sehr überschaubar sind, ich habe mich einfach nie wirklich damit befasst.
Erst seit ich selber spiele, habe ich angefangen, mich damit zu beschäftigen, das allerdings ziemlich intuitiv.
Ich sehe mir zum Beispiel hier im Forum an, was andere Späteinsteiger so spielen, höre mich auf Youtube durch, suche entweder weiter, was der Komponist sonst noch an vergleichbaren Werken geschrieben hat, oder ich suche nach Einspielungen eines Interpreten, der mir aus irgendwelchen Gründen aufgefallen ist.

Bisher habe ich eine relativ kurze Liste mit wenige Stücke, die ich mir gerne erarbeiten würde, auf meiner Wunschliste stehen, Stücke wie das Impromptu Nr 3 op. 90 von Franz Schubert, das ein oder andere Nocturne von Chopin, Stücke aus der Children´s Corner-Suite von Debussy, die Kleinen Präludien und Fugen BWV 553 ff und ein paar Sachen aus dem Wohltemperierten Klavier.


Hast du dich schon einmal näher mit dem Stück auseinandergesetzt (dir z.B. die Noten angeschaut, das Stück versucht zu spielen, dir weiterführende Informationen besorgt, es dir in verschiedenen Versionen/Interpretationen angehört)? Wie war das für dich?
Ja, wenn es möglich ist besorge ich mir das Notenmaterial und lese mit, vergleiche verschiedene Interpretationen soweit ich es nachvollziehen kann, vieles rauscht leider noch an mir vorbei.
Deshalb mache ich das für das Klavier nicht besonders intensiv, ist einfach im Moment sinnlos, da höre ich dann lieber nur.


Was denkst du, wie realistisch ist es, dass du dieses Stück einmal spielen kannst? Was müsste passieren bzw. was müsstest du aus deiner Sicht noch lernen, damit du das Stück spielen kannst?

Für mich wäre es sehr wichtig, die Stücke, die bisher auf meiner Wunschliste stehen nicht nur "spielen" zu können, ich möchte sie so verinnerlichen, dass ich sie nach meiner eigenen musikalischen Vorstellung wirklich "musizieren" und mit Leben füllen kann.
Da macht es mir auch nichts aus, ganz kleine Brötchen zu backen.
Ich tausche mich regelmäßig mit meiner Lehrerin aus, sie hat mich auch ausdrücklich gebeten, ihr zu erzählen, was ich gerade höre und ihr auch meine etwaigen Literaturwünsche mitzuteilen, damit sie den Unterricht ein bißchen darauf zuschneiden und vorbereitendes Unterrichtsmaterial raussuchen kann.
Meine Lehrerin meint, dass ich vielleicht noch zwei Jahre gute Grundlagenarbeit brauche, bis ich soweit bin, dass ich an meinen Wunschstücken musikalisch sinnvoll arbeiten kann, um sie dann im Laufe der Zeit auf ein akzeptables Niveau zu bringen. Ich vertraue hier ihrer Einschätzung, die sich bisher auch immer als korrekt erwiesen hat.
Zumindest ein gewisser Teil meiner Wünsche ist also durchaus realisierbar.

Wenn dein Lehrer oder deine Lehrerin dich vor die Wahl stellen würde: Entweder du musst noch eine ganze Weile warten, bis du das Stück spielen kannst oder ihr fangt mit einem einfachen Teil oder einer leichten Version des Stückes schon ganz bald an: Was würdest du wählen? Warum?

Wenn "mit einem einfachen Teil anfangen" bedeutet, einzelne Sätze aus einer Sonate vorziehen, das haben wir schon gemacht.

Ich würde aber keine stark vereinfachte Version eines klassischen Stückes spielen wollen, das wäre mir irgendwie peinlich.

Letztes Jahr bin ich allerdings auf den Filmmusikklassiker "Drei Nüsse für Aschenbrödel" in der Klavierfassung von A. Gilomen gestossen, meine Lehrerin hat es sich angesehen und gemeint, dass der Aufwand für die Erarbeitung so hoch wäre, dass sie mir dafür eher eine vereinfachte Version empfehlen würde. Das würde ich mir zumindest mal ansehen, und wenn es mich überzeugt spielen, wenn nicht, dann lasse ich es lieber ganz.
 
Ich fange mal mit den letzten Fragen an
Was für Musik hörst du grundsätzlich gerne?
Kompliziert ... ich höre Country UND Western (eine kleine Anspielung auf "Blues Brothers") :lol:

Am ehesten trifft es "ich höre gerne interessante Musik" ... da du aber nicht genau weißt, was ich interessant finde, bringt das ja nichts.
Ich höre mir eigentlich alles erstmal an. Aber es gibt viele Stücke, die ich nicht gerne nochmal höre.
Wirklich interessant finde ich Stücke, die sich mir nicht schon bei der Höranalyse harmonisch erschließen ... ich freue mich über jede Stelle, bei der ich nicht sofort weiß, wie dieser Effekt zustande kommt.
Ich mag Musik, die mich zum Nachdenken anregt.
Wie lange spielst du schon Klavier? Und: Wie alt bist du?
Das erste Opfer meiner Fingerfertigkeiten war eine Bontempi-Gebläse-Orgel mit 48 Tasten (grausiger Klang). Da muss ich zwischen 10 und 12 gewesen sein.
Mit 14 begann ich, Gitarre zu spielen .. ertmal mit Peter Bursch ... ab 16 dann 5 Jahre lang mit Unterricht.
Mit 16 habe ich mich dann regelmäßig an Klaviere gesetzt ... primär, um die Notenbeispiele aus dem Musik-LK besser verstehen zu können.
Mit 17 kam dann das eigene Klavier.
Da ich bald 52 bin, spiele ich also seit knapp 35 Jahren Klavier. Allerdings ohne Lehrer, sondern lediglich mit gelegentlichen Tipps von Anwesenden sowie regelmäßigem Hören, Mitlesen ... und halt Ausprobieren. Im Grunde betreibe ich trial&error mit wachsender Treffsicherheit durch Erfahrung.
Gibt es ein oder mehrere Stücke, von denen du träumst, sie eines Tages spielen zu können? Wenn ja, welche?
Momentan habe ich mit "ehemaligen Traumstücken" zu tun.
Zum Glück konnte ich mit drei meiner ehemaligen "das schaffe ich doch niee"-Stücke erarbeiten. Besonders stolz bin ich dabei auf die Sonatensätze von Beethoven (Appassionata 1, Mondschein 3 ... nr. 3 ist clair de lune von Debussy).
Aktuell gibt es kein Stück,welches ich spielen können möchte ... ich möchte die Stücke, die ich bereits spiele, verfeinern und weiter ausarbeiten ... erst wenn ich damit zufrieden bin, kommen neue an die Reihe.
Was es dann werden wird, weiß ich aber noch nicht. Meine letzten Etappenziele habe ich ja soweit erreicht (bis auf das feintuning).
Was macht das Stück für dich zu deinem „Traumstück“? Was gefällt dir daran besonders? Und wann/wie hast du es für dich entdeckt?
Aktuell habe ich ja kein Traumstück, aber für eines der ehemaligen kann ich das gerne beschreiben.
Beim ersten Satz der Appassionata ist es das hin und her der Gefühle gewesen ... das ist (für mich) in Noten gegossene Romantik.
Entdeckt habe ich das auf Umwegen während ich am ersten und zweiten Satz der Mondscheinsonate gearbeitet habe ... in der Ausgabe waren auch Notern für zwei andere Sonaten von Beethoven (Pathetique, Mondschein, Appassionata) und es war eine CD dabei ... irgendwann habe ich die CD einfach nach dem 3. Satz der Mondscheinsonate weiterlaufen lassen ... und dachte "Oh, was ist das denn feines?".
Ich suchte mir die Noten raus ... und hatte erstmal Probleme, das zu entziffern (erster Anlauf).
Dann Probleme mit den Tonwiederholungen und der Geschwindigkeit (2. Anlauf).
Im dritten Anlauf (gestartet vor 4 Jahren) hatte ich für diese Probleme dann eine Lösung gefunden ... und nun ist das Teil meines ständig gepflegten Repertoires (natürlich muss daran auch noch viel geübt werden).
Was denkst du, wie realistisch ist es, dass du dieses Stück einmal spielen kannst? Was müsste passieren bzw. was müsstest du aus deiner Sicht noch lernen, damit du das Stück spielen kannst?
Da ich meine ehemaligen Traumstücke mittlerweile spielen kann, ist es nicht so unrealistisch gewesen, wie ich anfangs dachte.
Ich weiß aber, dass mich Tipps (auch hier im Forum) sehr weiter gebracht haben. Manchmal waren das ganz kleine Zaunpfähle ... eine kleine Randbemerkung ... mit einer Kaskade an Gedanken, die das in mir ausgelöst hat.
Dafür bin ich extrem dankbar und ich hoffe, dass das wieder passieren wird, wenn ich ein neues Traumstück gefunden habe.
Wenn dein Lehrer oder deine Lehrerin dich vor die Wahl stellen würde: Entweder du musst noch eine ganze Weile warten, bis du das Stück spielen kannst oder ihr fangt mit einem einfachen Teil oder einer leichten Version des Stückes schon ganz bald an: Was würdest du wählen? Warum?
Vereinfacht würde ich wohl ablehnen ... entweder ganz oder garnicht.
Ich habe schlechte Erfahrungen mit Vereinfachungen an einem Stück gemacht, welches eine Bekannte gerne spielen können wollte. Es war was von Jann Thiersen (Die fabelhafte Welt der Amelie ... Comptine d'un autre été), und in der Vereinfachung wurde eine komplette Stimme fortgelassen. Dadurch spielt die l.H. ganz entspannte Albertibegleitung was die Sache sehr vereinfacht.
Aber es klingt halt komplett anders und dann kann man am Ende ja doch nicht das spielen, was man eigentlich spielen wollte.
Die fortgelassene Stimme nachträglich einzupflegen, hat mich wahrscheinlich mehr Zeit gekostet, als es gleich richtig zu lernen.
Daher: Vereinfachung? Nope! Wenn etwas zu schwer ist, dann lege ich es lieber wieder beiseite.
 
Zuletzt bearbeitet:
Kleinen Präludien und Fugen BWV 553 ff
Kleiner Nachtrag, nachdem mich die @Dorforganistin freundlicherweise darauf aufmerksam gemacht hat, dass es sich bei den von mir genannten Stücken um Orgelwerke handelt: ich meinte tatsächlich die Präludien und Fughetten, die Bach zu Unterrichtszwecken für seine Söhne und andere Schüler geschrieben haben soll, bin aber durcheinandergekommen, weil der Titel im Englischen Little Preludes und Fugues heißt, und unter dem ist das bei mir gespeichert.
Bei der schnellen Google- Suche nach einer BWV_ Nummer ist es mir nicht aufgefallen, dass die deutsche Bezeichnung abweicht, und ich bin bei der Orgelliteratur gelandet.. :007:
 
Ich numeriere einfachheitshalber mal deine Item-Liste:

(1) Gibt es ein oder mehrere Stücke, von denen du träumst, sie eines Tages spielen zu können? Wenn ja, welche?

Ich beschränke mich mal auf eines: Sämtliche Stücke von Mussorgski's Bilder einer Ausstellung, namentlich Die Hütte auf Hühnerfüßen und Das große Tor von Kiew.

(2) (a) Was macht das Stück für dich zu deinem „Traumstück“? Was gefällt dir daran besonders? (b) Und wann/wie hast du es für dich entdeckt?

(a) Nun, natürlich zunächst einmal die schiere Unereichbarkeit. Außerdem, v.a. beim "Tor", die schiere Klanggewalt und die Verarbeitung von Material aus dem ganzen Zyklus zu einem gewaltigen Schlusstableau. (b) Als Schüler musste ich des öfteren meinem KMD ihm lästige Orgeldienste ("Kasualien") abnehmen. Und weil er das Honorar trotzdem lieber für sich behielt, hat er mich mit alten Notenheften entlohnt.

(3) Hast du dich schon einmal näher mit dem Stück auseinandergesetzt (dir z.B. die Noten angeschaut, das Stück versucht zu spielen, dir weiterführende Informationen besorgt, es dir in verschiedenen Versionen/Interpretationen angehört)? Wie war das für dich?

Klar. Nicht mit 16, aber später, als die Literatur an der Uni leicht zugänglich wurde. Nun, wie es war? Erhellend, würde ich meinen.

(4) Was denkst du, wie realistisch ist es, dass du dieses Stück einmal spielen kannst? Was müsste passieren bzw. was müsstest du aus deiner Sicht noch lernen, damit du das Stück spielen kannst?

Realistisch ist es nicht, aber das macht nichts. Ich habe mich irgendwann entschlossen, lieber spielen zu lassen: An guten Pianisten, Konzerten oder Aufnahmen ist ja kein Mangel. Und wenn ich vorher, dabei und nachher meine Noten lese, ist das insgesamt ein weitaus höherer ästhetischer und intellektueller Genuss als meine Bemühungen aus der pianistischen Unterwelt.

(5) Wenn dein Lehrer oder deine Lehrerin dich vor die Wahl stellen würde: Entweder du musst noch eine ganze Weile warten, bis du das Stück spielen kannst oder (a) ihr fangt mit einem einfachen Teil oder (b) einer leichten Version des Stückes schon ganz bald an: Was würdest du wählen? Warum?

(a) wäre meine Wahl. Käme Vorschlag (b), also eine heumannisierte Version (?), würde ich ihm unverzüglich an die Gurgel gehen (ihr natürlich auch, allerdings nur mit der ethisch gebotenen Selbstdistanzierung von meiner grobschlächtigen Handlungsweise).

(6) Falls du noch mehr schreiben magst: (a) Was für Musik hörst du grundsätzlich gerne? (b) Wie lange spielst du schon Klavier? (c) Und: wie alt bist du (ungefähre Angabe reicht :): Kind, jugendlich, erwachsen)?

(a) “Klassische” im landläufigen Sinne, also von J. Ockeghem bis Einar Traerup Sark (vielleicht ersetze ich den nächsten Woche durch Johanna Doderer, schaun und hörn mir mal). (b) Hm, 66 Jahre, glaube ich. (c) Schwierig. Meine Frau sagt immer "Du Kind" zu mir.
 
Vielleicht hast du aber trotzdem konkrete Vorstellungen, was dir wichtig im Umgang mit deinen "Traumstücken" wäre, wenn du sie mit jemand anderem in einer Unterrichtssituation daran arbeiten würdest?
Dazu vielleicht auch noch was.
Ich stelle es mir relativ anstrengend vor, mich zu unterrichten, weil ich zu vielem eigene Ideen habe und diese auch ungefragt einbringe. Ich hatte nie so einen Schüler (Gitarre), aber ich kann mir vorstellen, dass das anstengend würde.

Ich würde mir wohl wünschen, dass die Lehrperson mein aktuelles können prüft, Defizite aufspürt, die bei der Realisierung des Traumstückes stören könnten, und mir dann dabei hilft, diese Defizite auszugleichen.
Das ist natürlich sehr allgemein ... aktuell gibt es ja kein Traumstück bei mir.
Beim Finale der Mondschensonate hat mir ein kurzer Austausch hier im Forum ermöglicht, dieses Stück nochmal unter einem anderen Aspekt wahrzunehmen ... das hat letztendlich dann dazu geführt, dass es immer differenzierter wurde (auch in Parts, um die es in der Unterhaltung garnicht ging).
Manchmal hilft es also schon, mir einfach eine leicht andere Perspektive zu eröffnen.
 
Ich hatte nie - auch nicht als Kind/Jugendlicher - "Traumstücke".

Natürlich gab es Stücke, die mir mehr gefielen als andere. Aber diese Überhöhung einzelner Werke gab es nie. Ich habe auch nie im Unterricht rumgequakt, dass ich dieses oder jenes Stück doof finde und nicht spielen mag.

Ich wusste einfach immer nur: Wenn ich ein guter Spieler werden will, der anspruchsvolle Stücke hinkriegt, muss ich lange Zeit eine Menge üben. Aber ich sah mich nie als jemanden, der dann bestimmte Werke vorträgt und dadurch dann ein "Ziel erreicht"-Gefühl haben würde. Mich interessierte immer nur die Musik an sich - Melodien, Harmonien, Rhythmen -, nicht irgendein Drumherum in Form von entweder gegenständlichen Assoziationen zu Musik (deswegen fand ich Filmmusik uninteressant) oder Vorstellungen von mir als Performer und Bejubelter. Habe zum Beispiel als Jugendlicher sehr oft Bände mit klassischer Musik durchgeguckt - "ah, das sieht interessant aus" - dann daraus was vom Blatt gespielt - und mich dann beispielsweise an den interessanten Harmonien erfreut bzw. mich davon zu eigenen Erfindungen inspirieren lassen. Musik war für mich eine abstrakte eigene Welt.

Klavier habe ich auch nicht gelernt, weil mir "der Klang besonders gut gefiel". Wenn es darum geht, gefallen mir beispielsweise Englischhorn, Cannonball Adderleys Altsax oder Ron Carters Bass erheblich besser. Nein, es war einfach die Möglichkeit, "alles" (also den gesamten üblichen Tonumfang sowie die ganze Harmonik) spielen zu können. Und ich habe, als ich anfing, mit Klavier auch nicht irgendeine bestimmte Spielweise oder Stimmung verbunden, die mich gereizt hätte. Musik, die angeberisch zeigt "hey, guckt mal, wie toll ich spielen kann" (z.B. Boogie oder bestimmte virtuose Klassik-Nichtigkeiten) hat mich ebenfalls nie interessiert, im Gegenteil, ich habe das immer abgelehnt und für eine niedere Art des Musizierens gehalten.
 
diese Überhöhung einzelner Werke
Dann würdest Du auch sagen, dass alle Werke gleich gut sind? Ich würde schon sagen, dass einzelne Werke herausragen. Dazu zähle ich beispielsweise durchaus die "Bilder einer Ausstellung", die hier mehrfach genannt wurden.
Auch die Fantasie in f-moll von Schubert.
Aber ich sah mich nie als jemanden, der dann bestimmte Werke vorträgt und dadurch dann ein "Ziel erreicht"-Gefühl haben würde.
Ich habe anhand des Eingangsposts nicht den Eindruck, dass es um ein "Ziel erreicht" geht.
Mich interessierte immer nur die Musik an sich - Melodien, Harmonien, Rhythmen (...) und mich dann beispielsweise an den interessanten Harmonien erfreut
Gerade das zeigen ja einige der Beiträge hier.
Musik, die angeberisch zeigt "hey, guckt mal, wie toll ich spielen kann"
Auch diesbezüglich habe ich den Eindruck, dass es der Fadenerstellerin nicht darum geht.

@anfri : Vielleicht könntest Du noch einmal präzisieren, ob es Dir um das Beeindrucken der Zuhörer geht oder aber um darum, dass einem selbst ein Stück, aus welchen Gründen auch immer, besonders am Herzen liegt. Von daher fand ich auch den Begriff von @Wiedereinsteigerin38 ("Herzensstücke") treffender.
 
Zuletzt bearbeitet:
@anfri : Vielleicht könntest Du noch einmal präzisieren, ob es Dir um das Beeindrucken der Zuhörer geht oder aber um darum, dass einem selbst ein Stück, aus welchen Gründen auch immer, besonders am Herzen liegt. Von daher fand ich auch den Begriff von @Wiedereinsteigerin ("Herzensstücke") treffender.
Was hat denn der Begriff „Traumstück“ mit Beeindrucken zu tun?

„Herzensstücke“ klingt nach Stücken, die man besonders mag. „Traumstücke“ impliziert die (noch) aktuelle Unerreichbarkeit. Ich finde den Begriff durchaus gut gewählt.
 

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