Wofür braucht man das Sostenuto-Pedal?

mittleres Pedal bei Flügeln, Patent 1875

hallo,

Steinway New York hatte 1875 das Patent für das "sustain" bzw. "sostenuto" Pedal angemeldet, es ist das mittlere zwischen rechts Dämpfung (Tonhaltepedal) und links Verschiedung (una corda).

Einer der ersten Konzertflügel mit dem neuen mittleren Pedal wurde 1876 Richard Wagner zur Eröffnung der ersten Bayreuther Festspiele und Uraufführung des "Ring des Nibelungen" geschenkt. Der Flügel steht heute im Wagner-Museum "Villa Wahnfried" und wird für Aufnahmen und Konzerte verwendet.

Liszt kannte dieses Pedal NICHT, als er seine Consolation III viele Jahre früher komponierte (und man kann sie wie notiert MIT den durchklingen Orgelpunkten spielen), auch Schumann (in Papillons) will einen ewigen Orgelpunkt ohne dieses Pedal gekannt zu haben.

LEIDER funktioniert es bei den meisten, auch fabrikneuen Flügeln, nicht so, wie es soll - ich verlasse mich nicht auf das mittlere Pedal und spiele z.B. Debussys versunkene Kathedrale ohne es. Wenn man es wirklich in einem Programm einsetzen will, hat meist der Klavierstimmer viel herum zu schrauben...

ALLERDINGS kann man es dort, wo man kein Legato hinbekommt, aber ohne rechtes Pedal spielen will, als "legato-Hilfe" verwenden (muss man bissle herumprobieren, aber das geht!)

mehr kann ich nicht darüber berichten - wer Gaspard, Petrouchka, Lisztparaphrasen spielt, wird es nicht benutzen müssen.

Gruß,
Rolf
 
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In Neuer Musik wird das 3.Pedal schon hin und wieder eingesetzt.
Besonders raffiniert (in Kombination mit den anderen beiden Pedalen) zum Beispiel in Berios Sequenza IV. Die spezielle Verwendung des 3.Pedals ist aber sehr schwer raiuszuhören, wenn man die Noten nicht vor sich hat.

http://www.youtube.com/watch?v=uJqRvP6SU9c
 
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Hi,

das wort sostenuto bedeutet gehalten, bezieht sich also nur auf das (mittlere) pedal eines Klaviers oder Flügels mit Sostenuto Mechanik, welche nicht dämpft (dann wäre es der Moderator) sondern den/die bereits angeschlagenen Ton/Töne aushalt, die darauf folgenden aber nicht beeinflusst.

Ich persönlich habe leider bei meinem Klavier kein solches, wenn ich aber auf Konzertflügeln spiele und ich das vorher weis das die ein solches Pedal haben, ist es sehr sinnvoll bei manchen stücken das zu verwenden, um sich das stück zu erleichtern.
Bei den Preludien von Rachmaninoff ist das nicht schlecht,
und heute hätte ich es auch bei Schumann gebrauchen können beim Ritter vom stekcenpferd.
Allerdings erfordert das etwas übung und ist nicht jedermanns sache, aber sehr praktisch um sich stücke zu vereinfachen.

Absolutus
 
mittleres Pedal im "Ritter vom Steckenpferd"???

hallo absolutus,

bitte vergiss das mittlere Pedal für den Steckenpferdritter!!! Das ist quasi der "Vorgänger" zu Mussorgskis Kükenballett - sehr schnell und locker, witzig und wie tobende Kinder eben sind "fast ein bissle übereilt".

da genügt das rechte Pedal (vorsichtig tupfend) völlig, auch am Ende mit den Sexten in der linken Hand. Die starken Bässe wird man trotz flinker/tupfender Pedalanwendung klingen hören!

wenn da ein "Pedal-Überbinguns-Brei" entsteht, dann ist der Charme dieses lustigen Ringelreins dahin

Gruß, Rolf

(Kinderszenen: der Zyklus ist eine große, selbst für viele "Profis" unangenehme Aufgabe - Michel Beroff hat das mal in Badenweiler arg verpamt und verpatzt...sonderbar: Liszts schwierige "benediction" spielte er brillant, aber die Kinderszenen gingen nicht.)
 
Eben nicht!

Bei gezielter und genauer und daher guter Anwendung ist das sostenuto Pedal sehr nützlich.
Man kann Teile der linken Hand nämlich mit dem mittleren so spielen, das es einfacher ist die restlichen Töne bequem zu spielen.
Es entsteht nämlich nur dann der Brei wenn man das rechte benutzt, das mittlere hält allerdings nur die Töne die man vorher in der Achtelpause der rechten hand gespielt hat.
Dadurch geht der Klangcharakter des Stückes in keinster Weise flöten, es wird nur vereinfacht!!! bei gleichem Klang!!!!!

Absolutus
 
Dadurch geht der Klangcharakter des Stückes in keinster Weise flöten, es wird nur vereinfacht!!! bei gleichem Klang!!!!!

Hier scheint es doch noch erheblichen Klärungsbedarf über den Unterschied von mittlerem und rechtem Pwedal zu geben.

Wenn man das rechte Pedal drückt, gehen alle Dämpfer von den Saiten weg. Das hat zur Folge, daß schon ein einzelner Ton eine völlig andere Klangcharakteristik bekommt: aufgrund der Resonanzen klingt der Ton voller, räumlicher, obertonreicher und er klingt auch viel länger!

Das mittlere Pedal hält nur den Dämpfer der gerade gespielten Töne oben, daher klingen die mit dem mittleren Pedal gehaltenen Töne wie unpedalisierte Töne. Das ist ein Riesenunterschied!

Wer aus klanglichen Gründen kein Pedal mag, der kann das mittlere Pedal zu reinen Tonhaltezwecken in ausweglosen Situationen benutzen. Für romantische Musik ist das mittlere Pedal aber für mein Gefühl weder notwendig noch hat es klangliche Vorteile.
 
Genau, haydnspaß!

Das Beispiel mit Schumann und dem Ritter vom Steckenpferd hab ich auch nur genommen, weil mir das grad eingefallen ist, und wo man das halt unvertrauter mit dem Pedal anwenden und üben könnte.

Absolutus
 
hallo,

mal folgendes: je höher das Tempo, um so weniger Pedal (gilt auf jedenfall für beide die Dämpfung aufhebenden Pedale) !!!

Steckenpferd, Kükenballett, teuflische Einflüsterung: schnelle Sachen, bei denen zwar manche Pedaltupfer angebracht sind - aber ja kein Brei.

überhaupt: kann man mit den Füßen/Pedalen etwa trillern???

je schneller man spielt, umso verwaschener wird es, wenn man automatisch das Pedal dicht nimmt - ist ein beliebter "Anfänger-bis-sehr-Fortgeschrittene"-Fehler...

so jedenfalls meine unmaßgebliche Erfahrung, liebe Grüße,
Rolf
 
Bei der Ondine darfs aber schon ein bißchen verwaschen sein, oder...? :rolleyes:

Mit dem mittleren Pedal wird jedenfalls niemand verwaschen spielen können, selbst wenn er es wollte 8)

hallo,

jeder darf die Ondine gerne verwaschen spielen, dagegen ist nichts einzuwenden - so lange niemand zuhören muss... :)

was das mittlere Pedal betrifft: auch da kann gräßlicher Klangbrei entstehen, zumal dieses Pedal meist bzgl seiner Mechanik heikel ist; wenn man ein Instrument vorfindet, bei dem es 100% funktioniert, so ist das schön - aber leider nicht die Regel. ich benutze es ohnehin nahezu nie, sodass es mir relativ egal ist.

was freilich nicht hierher gehört (also Pardon vorweg): je differenzierter man gestalten kann, umso besser wirds auch bei sehr dichtem Pedal klingen... und die gute alte Regel "je schneller je weniger dicht der Pedaleinsatz" kann bei ihrer Beherzigung zur Klarheit des Klangs beitragen :) --- ok, betrifft nur das rechte Pedal (das mittlere gelegentlich)

"schauen Sie nicht auf seine Hände, schauen Sie auf seine Füße" (meint beide) hat man mal über Skrjabin gesagt.

liebe nachösterliche Grüße,
Rolf
 
Kann man ein Sostenutopedal eigentlich nachträglich einbauen?
Oder muss die gesammte Mechanik getauscht werden?

Oder ist es total sinnlos weil man es so selten braucht.

Nur mal so als Grundsatzfrage...
 

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