Wieviel Zeit am Klavier?

  • Ersteller des Themas Romantikfreak98
  • Erstellungsdatum

Romantikfreak98

Romantikfreak98

Dabei seit
8. Okt. 2013
Beiträge
202
Reaktionen
24
Liebe Clavioaner,

wieviel Zeit verbringt Ihr am Klavier? Ist es für Euch nur ein Hobby von mehreren oder ist es eine Leidenschaft, der Ihr viel (Freizeit) opfert? (vielleicht gab es schon mal früher eine derartige Umfrage, habe aber gerade keine vergleichbare gefunden.)

In diesem Zusammenhang noch eine Frage: Eure Einstellung zu dem Statement:
gute Pianisten haben ihre Kindheit geopfert, da sie ständig üben mussten, um so gut zu werden.
Ich weiß nicht mehr, wo ich dieses Statement gelesen habe. Vielleicht sogar einem Thread in diesem Forum. Soll dass wirklich heißen, dass Menschen wie Yevgenij Kissin und LangLang keine Kindheit hatten, da sie ständig täglich stundenlang üben mussten, um das zu erreichen, was sie sind ? (von persönlichen Einstellungen zu LangLang mal abgesehen) Kann man nur ein (guter) Pianist/eine (gute) Pianistin werden, wenn man seine Kindheit dem Klavierüben opfert? (ist keine rhetorische Frage, ich weiß es wirklich nicht.)

Danke für eine rege Beteiligung !
Gruß Romantikfreak
 
Wer "opfert" seine Kindheit?

Derjenige, der die ganze Zeit schöne Musik macht und sich immer mehr als kompetent und sensibel erlebt, weil er seine Fähigkeit immer mehr verbessert?

Oder derjenige, der die ganze Zeit vor Smartphone, Computer, Fernseher, Videospielkonsole rumlümmelt oder anderweitig seine Freizeit mit nicht nur überflüssigem, sondern oft auch schädlichem Blödsinn verballert?

Und die ganze Zeit Klavier üben / spielen ist übrigens auch was anderes als z.B. die ganze Zeit Sport trainieren. Weil Letzteres völlig sinnentleert und repetitiv ist und auf sehr triviale Ziele hinarbeitet (z.B. in irgendetwas der Schnellste zu sein). Überdies ist es oftmals körperlich auf Dauer schädlich.
"Sportwunderkinder", die opfern in der Tat ihre Kindheit, ja.
 
Gute Umfrage !

Wenn es um Pianisten oder professionelle Musik geht, bin ich weit außen vor. Ich habe täglich ca. 1h für das Klavierhobby übrig, die Clavio-Zeit kommt on top dazu. Das ist wenig, läßt sich aber mit Arbeit und Familie nicht steigern. Den größten Teil dieser Zeit verbringe ich frühmorgens, also vor der Arbeit, am Instrument. Am späten Abend hätte ich durchaus noch zeitliche Reserven, ich muß aber sagen, dass ich dann die notwendige Konzentration und Motivation nicht aufbringe. Das nutze ich dann für Clavio ...

Das mit der geopferten Kindheit weiß ich nicht. Viele Leute, die beruflich erfolgreich sind, haben bereits in der Kindheit viele Zeit mit entsprechenden Themen verbracht, z.B. der Informatiker, der stundenlang als Nerd vor dem Rechner saß, der Bürgermeister, der schon als Schülersprecher agierte, der Sportlehrer, der als Sportler und Hobbytrainer ganze Tage im Sportheim verbrachte, der Arzt, der sich freiwillig beim Roten Kreuz im Ortsverein engagierte. Der junge Pianist fühlt sich halt statt zum Computer oder Sportplatz mehr zum Instrument hingezogen, ist doch ok und kein Schaden. Wenn es natürlich mit hohem Druck und Drill von Elternseite geschieht, ist es schwierig. Aber kann man unter solchen Voraussetzungen Spitzenleistungen "erzwingen" ?

Gruß
Rubato
 
Und die ganze Zeit Klavier üben / spielen ist übrigens auch was anderes als z.B. die ganze Zeit Sport trainieren. Weil Letzteres völlig sinnentleert und repetitiv ist und auf sehr triviale Ziele hinarbeitet (z.B. in irgendetwas der Schnellste zu sein).

Völliger Quatsch, sowas können ja nur Hasenteile schreiben. Klavier/Musik per se nicht wertvoller als viele / die meisten anderen Beschäftigungen.

Gruß
Rubato
 
Nein, das stimmt.

Aber Leistungssport ist weniger wertvoll als viele andere Tätigkeiten, das will ich damit sagen.
 
Das ist doch völlig individuell und der Wert einer Tätigkeit kann, wenn überhaupt, doch nur an dem Kind festgemacht werden. Musik kann genau so wertlos sein wie Leistungssport, wenn sie/er das Kind in der Entwicklung nicht weiter bringt oder gar behindert.
 
Das stimmt natürlich.

Ich meine ja auch, wie man sich denken kann, nicht stumpfsinniges "Bimsen" am Klavier (welches einen ohnehin nicht dazu bringt, sehr gut oder sogar ein Jungstar zu werden - dafür muss man schon mit Leib und Seele bei der Sache sein).
 
Zwischen einer halben und zweieinhalb Stunden. Kann mir das nach Lust & Laune sehr frei einteilen.

Das, was ich da zeitlich tue, ist "eigentlich" zu wenig, da ich im vorrangig Neuen, das ich eintrainiere, dann das Alte vernachlässige bis teils auch verliere, d.h. kaum mla etwas am alten Repertoire tue, und mich dann regelmäßig erschrecke, wenn ich doch mal noch wieder an die alten Noten ran will....

Das liegt aber in dem seit ca. 40 Jahren stetig gewachsenen Repertoire, was zum einen schon teils recht anspruchsvoll ist (Ragtime), zum anderen auch athletische Anforderungen hat, bei denen sich mit den späteren Jahren die ersten Macken der Konstruktion Mutter Natur zeigen: vollgriffige Akkorde, Ermüdungs-, Überlastungserscheinungen. Erstens mangels ordentlichem Training, zweitens aufgrund altershalber eintretender Unpässlichkeiten. Mit >>50 Jahren rennst auch nicht mehr um olympisches Gold, es sei denn, du wärest Segler.

Seit ca. vier Jahren mache ich ganz verstärkt Chopin, und musste hierzu "eigentlich" das Klavierspiel komplett neu erlernen. Angefangen von einer viel differenzierteren Anschlagstechnik, bis hin zum erstmalig scharfen Erkennen, dass es für gutes Chopinspiel sehr oft den Fingersatz braucht, etwas, das ein Ragtime-Pianist ein Vierteljahrhundert lang nicht einmal merken muss, weil der Fingersatz im Ragtime quasi stets sonnenklar ist.

Um richtig vollfit zu sein oder wieder zu werden, müsste ich mir wohl regelmäßig zwei, drei Stunden Übezeit verordnen. Dazu wiederum bin ich zu faul, und oder habe zuviele noch anderwärtige Interessen.
 
Über die Wertigkeit von Hobbys zu urteilen, finde ich sehr problematisch. Ich glaube, es ist eine Form von Charakterstärke, wenn Menschen überhaupt ein Hobby haben, eine freiwillige Herausforderung annehmen um in ihrer Freizeit eine bestimmte Fähigkeit/Fertigkeit zu erlangen. Ob Sport, Klavier oder sonstwas - ist ja egal. Ich kenne genug in meinem Bekanntenkreis, die überhaupt kein Hobby haben. Bei denen besteht der Feierabend aus Fernsehen, Rasenmähen, Bundesliga und "nix tun". Das ist sinnentleert - aber leider keine Seltenheit.

Gruß
Charmin
 
Ach so, ich vergaß die Ursprungsfrage :D. Ich versuche 1 Stunde am Tag zu schaffen. Aber die Brutto-Zeit alleine ist es ja nicht, - wurde ja hier auch schon mehrfach diskutiert. Letztlich zählt ja die Qualität dieser Übungseinheit, also hat man nur rumgeklimpert und wirklich geübt. Zu letzterem muss ich mich hin und wieder zwingen, damit keine "leere Trainingseinheit" daraus wird....

Gruß
Charmin
 

Ich glaube, es ist eine Form von Charakterstärke, wenn Menschen überhaupt ein Hobby haben, eine freiwillige Herausforderung annehmen um in ihrer Freizeit eine bestimmte Fähigkeit/Fertigkeit zu erlangen.

Zunächst mal ist es lediglich ein Zeichen dafür, dass diese Menschen noch genug Zeit und Energie übrig haben, was alles andere als selbstverständlich ist.

Ich kenne genug in meinem Bekanntenkreis, die überhaupt kein Hobby haben. Bei denen besteht der Feierabend aus Fernsehen, Rasenmähen, Bundesliga und "nix tun". Das ist sinnentleert - aber leider keine Seltenheit.

Natürlich gibt es träge Menschen. Aber ich gehe mal davon aus, dass Du entweder a) keinen sonderlich stressigen und zeitintensiven Beruf (bzw. keine anstrengend zu betreuenden Kinder hast) oder b) einer von diesen Aktionismus-Menschen bist, die neben dem Beruf jede freie Minute zwanghaft mit Terminen und Tätigkeiten füllen müssen und darauf auch noch stolz sind.

Sonst würdest Du es zumindest bei vielen Leuten nachvollziehen können, dass die abends einfach zu platt sind, um noch irgendwas Tolles zu machen.
Und Du würdest überdies sehen, dass der Mensch das auch braucht - mal einfach rumlümmeln, sich mal einfach langweilen. Eine einfache, repetitive Tätigkeit wie Rasenmähen, Abwaschen etc. kann sehr regenerativ sein.

LG,
Hasenbein
 
Also ,ich übe täglich 2-3 Stunden , wobei ich aber spätestens so nach `ner 1/2 Std.ein Päuschen einlegen muss ,sonst kann ich mich nicht mehr konzentrieren . Nach ca.15 Min .kann ich weitermachen . Ob das am Alter liegt? Ich weiss nicht !
Aber wenn ich dann alles zusammen rechne , komme ich meistens auf 2-3 Std.Es sei denn , anderes steht im Vordergrund . Dann schlampe ich auch mal .
Ich hab mir jetzt mal einen Stundenplan gemacht und schreib mir immer auf ,wie lang ich am Klavier gesessen habe und was ich geübt habe .
So ,dass jetzt mal zur Beantwortung der Frage " Wieviel Zeit am Klavier !"
Liebe Grüsse . Monique
PS .Allerdings bin ich in der glücklichen Lage ,meine Zeit nach meinem Gusti einzuteilen .. Dass man nach einem stressigen Arbeitstag , am liebsten nix tun möchte ,ist durchaus nachzuvollziehen .Das Verständnis dafür ist bei mir sehr gross,weil ich mich noch sehr gut an mein Berufsleben erinnern kann .Da hätte ich für Hobbys gar keine Zeit gehabt
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Natürlich gibt es träge Menschen. Aber ich gehe mal davon aus, dass Du entweder a) keinen sonderlich stressigen und zeitintensiven Beruf (bzw. keine anstrengend zu betreuenden Kinder hast) oder b) einer von diesen Aktionismus-Menschen bist, die neben dem Beruf jede freie Minute zwanghaft mit Terminen und Tätigkeiten füllen müssen und darauf auch noch stolz sind.

Ich finde, Du polarisierst etwas stark. Nur weil sich jemand am Tag 1 Stunde Zeit nimmt, für das, was ihm Spaß macht, heißt das noch lange nicht, dass der keinen stressigen Job hat oder hyperaktiv ist.
Ich brauche die Stunde zum Kompensieren und Abschalten. Der Tag hat bekanntlich 24 Stunden. Und ganz ehrlich - wenn es dauerhaft nicht mehr in die Lebens- oder Zeitplanung passt, 1 Stunde am Tag Tätigkeiten zu widmen, die einem Spaß machen und Entspannung bringen, dann macht man grundlegend was falsch.

Gruß
Charmin
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Sonst würdest Du es zumindest bei vielen Leuten nachvollziehen können, dass die abends einfach zu platt sind, um noch irgendwas Tolles zu machen.
Und Du würdest überdies sehen, dass der Mensch das auch braucht - mal einfach rumlümmeln, sich mal einfach langweilen. Eine einfache, repetitive Tätigkeit wie Rasenmähen, Abwaschen etc. kann sehr regenerativ sein.
100 Likes an Hasi!
 
Und ganz ehrlich - wenn es dauerhaft nicht mehr in die Lebens- oder Zeitplanung passt, 1 Stunde am Tag Tätigkeiten zu widmen, die einem Spaß machen und Entspannung bringen, dann macht man grundlegend was falsch.

Ja, richtig - und für Dich ist diese Tätigkeit Klavierspielen, für jemand anderen Rasenmähen oder Auf-dem-Sofa-Rumliegen oder bei Schalke 04 mitfiebern!

Du aber hast für die anderen Spaß- und Entspannungstätigkeiten kein Verständnis, und das habe ich moniert.
 
Hasenbein, Charmin -

Menschen und ihre Energielevels sind eben grundverschieden.
Meine Energie ist jedenfalls begrenzt. Mit 2 Kleinkindern und Schlafentzug hab ich kaum am Abend die Konzentration fürs Klavierspielen aufbringen können. Da spielte ich - wenn schon - dann nur zur Entspannung. Oder (was wahrscheinlicher war) ich fiel auf die Couch und stand für 2 Stunden nicht mehr auf.
Rasenmähen ist einfach zu organisieren, das geht während man auf die Kinder im Garten aufpasst. Ausserdem muss es getan werden.

Ich kenn aber auch einen Vater von 2 Kindern, der neben 8h Job und 2.5h Fahrzeit noch die Energie hatte, nächtelang in seiner Garage herumzuwerken. Oder letztens beim Martinsfest der Kleinkindgruppe, wo sich die Mütter überschlagen haben mit immer noch tolleren Keksen und Brötchen. Keine Ahnung woher die die Energie dafür nehmen. Vollkommen unfassbar für mich. Übermenschlich.

Konzentriertes Üben wäre bei mir während der letzten 4 Jahre jedenfalls nicht drin gewesen - no way. Jetzt geht's aber wieder, und ich bin heilfroh darüber.
 
Wer "opfert" seine Kindheit?

Derjenige, der die ganze Zeit schöne Musik macht und sich immer mehr als kompetent und sensibel erlebt, weil er seine Fähigkeit immer mehr verbessert?
Und die ganze Zeit Klavier üben / spielen ist übrigens auch was anderes als z.B. die ganze Zeit Sport trainieren. Weil Letzteres völlig sinnentleert und repetitiv ist und auf sehr triviale Ziele hinarbeitet (z.B. in irgendetwas der Schnellste zu sein). Überdies ist es oftmals körperlich auf Dauer schädlich.
"Sportwunderkinder", die opfern in der Tat ihre Kindheit, ja.

Da möchte ich mit einem ganz persönlichem Erfahrungsbericht dagegen halten:

Ich habe unter der Woche 4x vier Stunden und am Wochenende zwischen 4 und 8 Stunden trainiert und hatte trotzdem noch Zeit, auf der Straße zu spielen. Meine Freunde waren lediglich andere, nämlich Sportkameraden, die sich auch gegenseitig zum Geburtstag einluden, zu gemeinsamen Zeiten, an denen kein Training stattfand. Verzichtet haben wir auf sinnloses Herumlungern, Disko- und Kinobesuche, stundenlanges Hocken vor dem Bildschirm. Verzichtet haben wir auch auf Alkohol, Zigaretten und Drogen. Es hat uns nicht geschadet

Negative Folgen: Gelenkverschleiß durch Überlastung, was Nichtsportlern durch Nichtstun (Unterversorgung der Gelenkknorpel) auch passiert. Ok, für die Schule wurde nur das Allernötigste getan, aber trotzdem haben zumindest die Sportler aus meinem persönlichen Umfeld fast alle einen akademischen Abschluss erreicht, denn:

Positive Nebeneffekte: Wichtige Dinge fürs Leben gelernt, wie z.B. Systematisches Hinarbeiten auf ein Ziel; effektive Zeiteinteilung; Umgang mit Druck und Lampenfieber; Präsentation vor Publikum, Umgang mit Presseleuten, Kennenlernen von Abläufen bei Rundfunk- und TV-Sendungen, viele kostenfreie Reisen in verschiedene Kontinente, Zusammentreffen mit Sportlern aus anderen Kulturen, regelmäßiges Anwenden von Fremdsprachen (zumindest Englisch); früher zusätzlicher Einsatz als Übungsleiter; Erwerb guter koordinativer Fähigkeiten, gesundes Herz-Kreislauf-System.....Ich möchte es nicht missen!

Viele dieser Effekte dürften mit denen junger Musiker übereinstimmen.

Nun aber zum eigentlichen Thema:

Ich übe täglich zwischen 30 Minuten und zwei Stunden, je nach Wochentag, was in den Augen meiner Mitmenschen viel zu viel und meiner persönlichen Ansicht nach oft zu wenig ist. Alles eine Frage der Perspektive und auch der persönlichen Prioritätensetzung.
 
Also ich würd mal jetzt sagen daß ich so durchschnittlich 2-8 Stunden am Klavier zugegen bin, aber die größte Zeit wo ich am Klavier verbringe, hört man mir nur äußerst ungern zu :D:D:D:D

Viele Grüße

Styx
 

Zurück
Top Bottom