Wie ziehe ich die Tastatur aus meinem Flügel?

C

crashcut

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21. Sep. 2008
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Andere Leute schütteln Trümpfe aus dem Ärmel...

Guten Tag!

Mir ist ein Bleistift in die Lücke zwischen (hochgeklappter) Tastatur und Flügelfront gefallen und liegt nun offenbar auf den Verlängerungen der Tasten. Man kann dort nicht hingreifen. Der Bleistift muß da unbedingt raus, weil man ihn hören kann.
Weiß jemand, wie man bei einem Flügel (Steinway O) die Tastatur herauszieht und ist das einem technisch unbelasteten Menschen zumutbar? Von oben kommt man leider nicht ran, weil der ganze Saitenapparat dazwischen ist.

Nicht lachen. Danke,
crashcut
 
Hallo Crashcut,
Links und rechts unter der Klaviatur befinden sich relativ große Schlitzschrauben, die die Seitenbacken befestigen. Die musst Du herausschrauben. Dann ziehst Du den Tastendeckel 3/4 geöffnet samt Seitenbacken nach oben (Der Tastendeckel ist mit den Seitenbacken verbunden). Achte darauf, daß die Seitenbacken nicht setlich abhauen. Die Vorsatzleiste (Vordere Begrenzung der Tasten) geht auch gleich mit raus. Du kannst sie aber auch vorher schon etwas mit der Hand aushebeln - sie stecken mit Stiften in der Spiellade und mit Schraubenschlitz im Seitenbacken. Die Klaviatur musst Du nicht herausziehen! Falls Du dies tust, (was ich nicht empfehle) dann achte sehr darauf, daß die Hämmer nicht abbrechen. Keine Taste darf während des hinausziehens gedrückt d.h. berührt werden.

LG
Klaviermacher
 
Warum beim Steinway der Klaviatur-Deckel nicht einfach herauszuheben ist, wie bei den meisten anderen Instrumenten, sondern losgeschraubt werden muß, weiß Steinway allein. Es ist ziemlich lästig, denn so selten passiert es nicht, daß hinter den aufgeklappten Deckel ein Bleistift fällt und auf den Tasten landet. Steinway's Konstruktion ist zudem recht fummelig, denn muß Backenklötze, Vorsatzleiste und Deckel als eine Einheit wieder einsetzen, was genauso lästig ist, da man sie bei mangelnder Übung leicht verdreht und verkantet, wenn man sie nicht richtig anfaßt.

Wer respektlos genug ist, Basteleien an einem Steinway nicht zu scheuen, und im Besitz einer Eisensäge und einer Feile ist, der kann die seitlichen Deckelaufhängungen (Messingteile) abändern, in dem er die Bohrungen, die die Deckelstifte aufnehmen, zu nach oben offenen Langlöchern erweitert, so daß sich der Deckel ohne Schrauberei nach oben herausnehmen läßt. Die Blattfedern, die den Deckel in aufgeklappter Lage etwas besser fixieren, muß man dann allerdings entfernen. Aber man muß dann nicht mehr alle Naslang den Flügel auseinanderschrauben.

Ich kenne jemanden, der die Messingteile unangetastet gelassen hat und sie durch Ersatzteile aus Flachaluminium ersetzt, die er zurechtgesägt, gebohrt und gefeilt hat. Den Originalzustand kann er dadurch jederzeit wieder herstellen.

Ich habe einmal eine Veranstaltung erlebt, bei der ein Fremdkörper auf den Tasten lag und bei bestimmten Tönen immer lustig mitklapperte. Ich hätte ja gerne geholfen, den Fremkörper zu entfernen, aber niemand hatte einen passenden Schraubendreher. Denn den braucht man auch noch, während bei vielen anderen Instrumenten die Schrauben für die Backenklötze Flügelschrauben sind und sich ohne Werkzeug losdrehen lassen.

Ob Steinway irgendwann einmal ein Einsehen haben wird oder auf dem Standpunkt beharrt: "Das haben wir schon immer so gebaut"?
 
Klaviermacher und J. Gedan: Danke für Eure Antworten, jedenfalls bin nun schlauer.

Tatsächlich ist es mir nicht gelungen, die großen Schrauben mit einem normal großen Schraubenzieher zu lösen (immerhin 5 mm Blattbreite), ich werde mir also erst einen größeren anschaffen müssen.

Die Bleistiftsituation ist wirklich ärgerlich, weil man ja beim Notieren grundsätzlich genau über besagter Klavierdeckellücke hantiert und zwangsläufig regelmäßig den Stift in den Flügel wie die Kugel in den Flipper versenkt.

Zwischenzeitlich macht der Bleistift kein Geräusch mehr, vermutlich ist er eine Etage tiefer gefallen..
 
Die Bleistiftsituation ist wirklich ärgerlich, weil man ja beim Notieren grundsätzlich genau über besagter Klavierdeckellücke hantiert und zwangsläufig regelmäßig den Stift in den Flügel wie die Kugel in den Flipper versenkt.

Man darf halt nur nicht den Klavierdeckel zumachen, solange ein Bleistift oben dazwischenklemmt. Man gewöhnt sich mit der Zeit daran :)
 
Klaviermacher und J. Gedan: Danke für Eure Antworten, jedenfalls bin nun schlauer.

Tatsächlich ist es mir nicht gelungen, die großen Schrauben mit einem normal großen Schraubenzieher zu lösen (immerhin 5 mm Blattbreite), ich werde mir also erst einen größeren anschaffen müssen.

Die Bleistiftsituation ist wirklich ärgerlich, weil man ja beim Notieren grundsätzlich genau über besagter Klavierdeckellücke hantiert und zwangsläufig regelmäßig den Stift in den Flügel wie die Kugel in den Flipper versenkt.

Zwischenzeitlich macht der Bleistift kein Geräusch mehr, vermutlich ist er eine Etage tiefer gefallen..

Nimm doch einem mit Strick und Ständer, der kann dann nicht mehr reinfallen. ;)
 
Alternativ: Ich habe zwei Holzstäbchen (Essstäbchen) genommen und daran jeweils eine Schlaufe aus Verpackungsband geklebt (dieses sehr robuste Plastikband; grundsätzlich geht aber alles, was formstabile Schlaufen bildet). Wenn der Stift nicht zu weit hinten liegt, kann man ihn auch damit rausholen (mit jeder Schlaufe eins der Enden des Stifts aufnehmen). Protipp: Die beiden Stäbchen miteinander verbinden, damit man das ursprüngliche Problem nicht verdoppelt ;)
 
Alternativ: Ich habe zwei Holzstäbchen (Essstäbchen) genommen und daran jeweils eine Schlaufe aus Verpackungsband geklebt (dieses sehr robuste Plastikband; grundsätzlich geht aber alles, was formstabile Schlaufen bildet). Wenn der Stift nicht zu weit hinten liegt, kann man ihn auch damit rausholen (mit jeder Schlaufe eins der Enden des Stifts aufnehmen). Protipp: Die beiden Stäbchen miteinander verbinden, damit man das ursprüngliche Problem nicht verdoppelt ;)

Wie schon bereits hier vor 16 Jahren beschrieben, läßt sich durch lösen der Backen, bei S&S Flügeln der Tastendeckel herausnehmen und mit einem kurzen Handgriff hat man das entschwundene wieder.

Nur sollte man beim S&S darauf achten, daß beim herausnehmen der Tastenklappe die Backen nicht runterfallen - also einfach links und rechts die Backen bei der Herausnahme festhalten.

Bei anderen Flügeln läßt sich Klappe einfacher herausnehmen - einfach nach oben rausziehen.

Einige Flügel haben kleine Madenschrauben zur Fixierung der Klappe - die müßt man dann einfach rausdrehen.

Diese ganzen Methoden mit Stäbchen rausfummeln und sonst was, mag sicherlich ein netter Freizeitspaß sein, führt aber nicht immer zum gewünschten Ergebnis und kann die Situation noch verschlimmbessern.
 
Danke für den Hinweis – wie es "korrekt" geht, hatte ich gelesen (und auch schon durchgeführt).

Es ging mir bei meiner Antwort schlicht darum, dass der Auseinanderbau nicht in allen Fällen nötig ist, sondern dass es auch weniger aufwändige Ansätze gibt. In den meisten Fällen habe ich das Problem so schneller gelöst, als ich einen Schraubenzieher geholt habe. Nichts für ungut :)
 
Ich habe diese Woche einen Koch & Korselt Flügel bearbeitet, wo nicht klar war, wie die Mechanik heraus kommt, da die Hammerlinie im Bass höher war als die Einschubhöhe. Möglicherweise muss man die Mechanik nur ein klein wenig zu sich heran ziehen und dann schräg kippen? Alternativ könnte man natürlich auch die Steighöhe im Bass radikal herunter drehen. Nur muss man dann vorher den Abstand zwischen Hämmer und Saiten exakt messen und nachher wieder korrekt herstellen. Beide Methoden haben mir nicht behagt, allerdings musste ich die Mechanik auch gar nicht heraus nehmen. Aber da hab ich mich schon gefragt, wie das gehen soll.

Als zusätzliches Schmankerl hat die Stuhlbodenleiste nur eine einzige Flügelschraube von unten (rechts der Mitte) und die Backen haben keine Schrauben von unten. Des Rätsels Lösung: man muss die Flügelschraube lösen, die rechte Seite der Leiste anheben und nach rechts herausziehen. Denn links hat die Leiste eine Nut, die in eine Fräsung der linken Gehäusewand passt. Die Backen sind fest mit dem Klaviaturrahmen verbunden, so dass sie keine Schrauben von unten benötigen und auch nicht ausgebaut werden können (bzw. müssen). Bei so einer unkonventionellen Bauweise kann ich mir schon vorstellen, dass es einen speziellen Trick gibt, die Mechanik herauszuziehen. Die Mechanik schräg kippen könnte so ein Trick sein, aber auch das erschien mir nicht so richtig ausreichend. Deswegen hab ich es erst gar nicht versucht.
 

Nein, hier war tatsächlich die Unterkante des Stimmstocks das Problem. Die Hämmer waren höher als die Unterkante.
 
einen Keil zum herausziehen wie bei Wiener-Mechaniken gab es auch nicht?
weiß ich nicht. Ich habe mich dann nicht mehr damit beschäftigt. Und ich habe diese Keil-Lösung nicht mehr vor Augen, da ich schon länger keine Wiener Mechanik bearbeitet habe. Aber soweit ich mich erinnere, war das Problem bei denen eher, die Mechanik wieder herein zu bekommen, heraus war einfach, oder?
 
Ich habe ein Video gefunden. Ab ca. Minute 1 geht es um ausbauen, ab ca. Minute 8 um einbauen. Leider wird kein Bild gezeigt von dem Keil. Vermutlich war das bei dem Koch & Korselt Flügel genau so. Aber ich war nicht scharf darauf, es auszuprobieren.

 

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