Sirius 6.0 - Der Flügel mit schmaleren Tasten

Stilblüte

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Hallo liebe Clavios,

Ich möchte euch auf ein Projekt einer Kollegin von mir aufmerksam machen. Es geht um ein Projekt der Musikhochschule Stuttgart, Sirius 6.0: eine Klaviatur mit schmaleren Tasten, die in normalgroßen Instrumenten zur Anwendung kommt. Ich hatte schon das Vergnügen, auf einem solchen Instrument eine Weile zu spielen. Auf Fotos sieht man den Unterschied kaum, bzw. nur im direkten Vergleich mit einer Hand oder einer anderen Klaviatur. Aber beim Spielen ist er tatsächlich enorm! Vermeintlich schwierige Stellen fühlten sich plötzlich einfacher für mich an, die Handspannung bei großen Griffen und Akkorden ließ nach... dafür sind aber natürlich auch die schwarzen Tasten schmaler, was das Spielgefühl zusätzlich etwas verändert. Man kann sich aber gut daran gewöhnen.

Hier gibt es nun ein Crowdfunding zur Finanzierung einer Klaviatur für einen Steinway-D. Es wäre toll, wenn der eine oder andere sich daran beteiligen würde:


Es gibt auch regelmäßig Konzerte oder Infoveranstaltungen auf einem bereits vorhandenen kleinen Flügel. Die Instrumente stehen in der Musikhochschule Stuttgart (und vielleicht auch bald noch woanders?...).

Anmerkung von mir: Um die Relevanz der "Mensur" (ich weiß, missverständliches Wort) zu begreifen, wenn man eher größe Hände hat, müssten entsprechende Herren (ja, meist Herren) mal auf einer hochskalierten Tastatur spielen und fühlen, wie das ist, wenn man als kleinhändiger Spieler zum Beispiel nur gerade so eine Oktave greifen kann...

Viele Grüße!
Anne
 
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Ein wichtiges Thema für Pianisten.

In letzter Zeit habe ich öfters Videos von Chopin-Wettbewerben angeschaut und mir fiel auf, dass bei Männern (also bei Menschen mit größeren Händen) bei Oktaven-Akkord-Griffen die Melodiestimmen meistens viel voluminöser klingen als bei Frauen. Kein Wunder, denn wenn die rechte Hand bereits in Spannung ist, dann wird es schwierig, zusätzlich noch genug Lockerheit und Gewicht für die Melodiestimme übrig zu haben.

Oder schnelle Oktavläufe - die spielen die meisten Männer ganz entspannt legato mit 1-3, 1-4, 1-5, während die Frauen oft 1-5, 1-5, 1-5 mit Spannung in der Hand spielen und das Legato irgendwie faken müssen.

Ich habe selbst den direkten Vergleich: Die Spannweite der rechten Hand ist um ca. 1 cm kleiner als die der linken Hand. Oktavläufe und Oktavsprünge sind links viel entspannter möglich, fehlerfreier, mit schönerem Ton, während es rechts immer schwierig ist, überhaupt eine Oktave zu greifen. Vom Herausarbeiten einer Melodiestimme bei Oktavakkorden in der rechten Hand rede ich lieber nicht (den Spaß habe ich gerade bei Chopin Op. 48 No1. im doppio-movimento-Teil).

Ich hoffe sehr, dass die schmalere Tastatur bald zum (Wahl-)Standard wird, auch bei ganz normalen handelsüblichen Klavieren und Flügeln.
 
Ist es nicht so, dass die Klaviere in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch schon schmalere Tasten hatten, sodass die Spannung in der Hand z.B. für eine Oktave geringer war? Warum wurde das überhaupt verändert? Am Klang kann es doch nicht liegen, oder? Denn die Länge und Stärke der Saiten ist davon ja unabhängig,
 
Kann man nicht schon die ganze Zeit bei Steingräber schmalere Tasten ordern?
 
Josef Hofmann - bota bene ein Mann - hatte wohl einen Flügel mit etwas schmalerer Mensur!
 
Er konnte wohl sowohl auf der engeren, wie auf der normalen Tastatur spielen!
 
Ist es nicht so, dass die Klaviere in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch schon schmalere Tasten hatten, sodass die Spannung in der Hand z.B. für eine Oktave geringer war?
Mir ist kein spielbares historisches Instrument der Romantik begegnet, welches bequemere (also bissel schmalere) Dezimen gehabt hätte (sicher habe ich nur eine kleine, aber exemplarische Auswahl im Lauf der Jahre traktieren dürfen) - übrigens sollte man für diese Zeit in der Klavierliteratur massenweise Dezimenakkorde finden, wenn sie "bequemer" gewesen wären, aber man findet sie bei Beethoven, Schubert kaum, ebenso eher selten in der Frühromantik (Ausnahme Weber, der für seine Weitgriffigkeit berüchtigt war)

Eher variabel ist der Tastentiefgang gewesen, was sich gelegentlich recht ungewohnt anfühlt.
 
Instrumente mit schmaleren Tasten sind mir ein Gräul - da muß man beständig auf die Tastatur starren, damit man sich ned verhaut.
 

dafür sind aber natürlich auch die schwarzen Tasten schmaler
Proportional, oder heißt das, die Zwischenräume zwischen den schwarzen Tasten sind so groß wie bei herkömmlichen Tastaturen?

Ich habe einmal auf einem Flügel gespielt, der nur geringfügig schmäler war. Aufgefallen ist es mir nur, weil ich mit den Fingern immer wieder zwischen zwei schwarzen Tasten steckengeblieben bin.
Mit dünneren schwarzen Tasten könnte ich viel besser leben als mit kleineren Zwischenräumen zwischen zB fis und gis.
 
Mir ist kein spielbares historisches Instrument der Romantik begegnet, welches bequemere (also bissel schmalere) Dezimen gehabt hätte
Chopin hatte einen Flügel mit schmaleren Tasten. Finde nur leider gerade die Quelle nicht.
Nachtrag: ab Minute 17:50 geht es um Chopins Flügel:

Ich habe einmal auf einem Flügel gespielt, der nur geringfügig schmäler war. Aufgefallen ist es mir nur, weil ich mit den Fingern immer wieder zwischen zwei schwarzen Tasten steckengeblieben bin.
Willkommen in der Welt des Sich-Anpassens. Wenn ich zurückblicke, wie viele Klavierstunden auf Themen wie "wie bleibe ich trotz völlig überstreckter Hand locker", "wie fake ich Legato bei Oktavläufen", "wie gehe ich mit Nonen/Dezimen um, die ich nicht greifen kann" usw. usf. entfallen sind, dann kommt da eine Menge zusammen.

So, wie ich es verstehe, geht es auch gar nicht darum, eine schmälere Tastatur zur neuen Norm zu machen, sondern Menschen mit kleineren Händen schlicht eine angepasstere Klaviatur zur Verfügung zu stellen. Die mit größeren Händen könnten dann weiterhin die größere Tastatur bespielen.
 
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Über den Link, den Anne oben geteilt hat, kann man auch Spielzeit an der Sirius-6.0-Klaviatur bekommen. Schön, dass das jeder ausprobieren darf, der das Projekt unterstützt!
 
Fingern immer wieder zwischen zwei schwarzen Tasten steckengeblieben bin.
Jaaaa, die Probleme der großen Hände sieht irgendwie immer kaum einer. Große Bratzen haben mitnichten nur Vorteile. (Hat auch keiner behauptet, aber ich wollte es mal bemerken).

Versteht mich nicht miss, ich finde die Entwicklung sehr gut, aber eher für Didaktik, Kinder und Spieler mit kleinen Händen, denn...
als ehemaliges Mitglied in einem (technischen) Normungs-Gremium ist ein existierender "Standard" natürlich das Beste was passieren kann.
 
Zuletzt bearbeitet:
Willkommen in der Welt des Sich-Anpassens. Wenn ich zurückblicke, wie viele Klavierstunden auf Themen wie "wie bleibe ich trotz völlig überstreckter Hand locker", "wie fake ich Legato bei Oktavläufen", "wie gehe ich mit Nonen/Dezimen um, die ich nicht greifen kann" usw. usf. entfallen sind, dann kommt da eine Menge zusammen.

So, wie ich es verstehe, geht es auch gar nicht darum, eine schmälere Tastatur zur neuen Norm zu machen, sondern Menschen mit kleineren Händen schlicht eine angepasstere Klaviatur zur Verfügung zu stellen. Die mit größeren Händen könnten dann weiterhin die größere Tastatur bespielen.
Das klingt jetzt unnötig aggressiv.

Ich würde auch gerne eine Dezim ordentlich greifen können und schmälere Tasten sind für mich interessant (wenngleich ich mir keinen Steinway D kaufen werde und die Sirius 6 alleine schon mehr kostet als mein aktueller Flügel - und ich daher nicht damit rechne, irgendwann eine schmälere Tastatur zu besitzen). Vielleicht sind meine Finger eher kurz für ihre Breite. Ich würde meine Hände jedenfalls nicht als "groß" bezeichnen (auch @ChristianN ). Aber wenn ich den Mittelfinger gerade zwischen fis und gis auf das g lege, berührt er beide schwarzen Tasten. Das erste Gelenk würde sogar klemmen, aber zum Glück ist die Fingerspitze lang genug, sodass das Gelenk über den schwarzen Tasten bleibt.

Ich habe einfach nur gefragt, wie die Breitenreduktion umgesetzt wurde und meine Motivation für die Frage mitgeliefert.

PS: Im Video wird mehrfach auf die Vorteile der Tastatur auch für Menschen mit 'normal' großen Händen hingewiesen.
 

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